Versagt die Evolutionstheorie? II

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
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closs
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#191 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 23. Sep 2018, 19:43

Anton B. hat geschrieben:Wo sagt der Naturwissenschaftler in seinem wissenschaftlichen Tuen denn: "Geist"?
Wo er dies innerhalb der Wissenschafts-Gemeinde tut, weiß ich nicht. - Ich weiß jedoch, dass es so mit dem Etikett der Wissenschaftlichkeit kommuniziert wird. - Intern sprechen Wissenschaftler vermutlich von neuronalen Vorgängen und nicht von "Geist" - aber so etwas dringt nicht nach außen.

Anton B. hat geschrieben:Beispiele?
"Geist" und "Bewusstsein" waren schon konkrete Beispiele. - "Bewusstsein" scheint so definiert zu sein, dass als Nachdenken erscheinende Handlungen dem Handelnden als Bewusstsein zuzuschreiben. - Vom "Spiegeltest" ganz zu schweigen: Tier schaut in Spiegel und reagiert ich-mäßig. - Oder wenn man in den Roboter-Bereich geht: Reaktionen eines programmierten Systems, die menschenähnlich sind, neigt man "bewusst" zu nennen.

Das kann man so machen, wenn die dazugehörigen Begriffe so definiert werden. Aber es muss klar sein, dass es nichts oder sehr wenig mit dem zu tun hat, was man spirituell unter "Bewusstsein" versteht. - Dito "Geist".

Oder nimm den Begriff "ontologischer Naturalismus". - "Ontologie" ist eigentlich ganz neutral die "Lehre vom Sein" - rein phänomenal gemeint. - Was ist "Sein"? - Wie steht "Sein" zur "Wahrnehmung"? Etc. --- Damit wird eine kategoriale Abgrenzung zur Wahrnehmung definiert, um zu sagen: "Hier haben wir alles, was IST, ob wir es kennen oder nicht" - "Dort ist die Wahrnehmung, die mal viel, mal wenig, mal nichts erkennt".

"Sein" ist somit alles vom Gartenbaum bis zu Gott und umfasst auch alles, wofür wir keine Worte haben, weil nicht die geringste Ahnung haben, das es "ist". --- Aus dieser philosophisch umfassenden Ontologie wird in unserem Fall hier eine Ontologie gemacht, die unterm Strich exakt das Gegenteil bedeutet: Ontologischer Naturalismus. Warum? Den Kern des ontologischen Naturalismus bildet die Keine-Übernatur-Hypothese: Die Welt ist kausal geschlossen und es gibt keine Wechselwirkung mit so etwas wie einer Übernatur.

Mit anderen Worten: Es stehen hier zwei Definitionen gegenüber:
1) "Sein" ist das, was für uns bekannt oder nicht-bekannt Entität ist.
2) "Sein" ist das, was für uns erkennbar kausal geschlossen ist, da es keine Wechselwirkung mit so etwas wie einer Übernatur gibt.

Dies ist ein eklatantes Beispiel für meine Behauptung: "Man hat die Worthülse semantisch besetzter Begriffe (siehe oben: "Geist/theologisch") übernommen und ganz bewusst ganz neu semantisch besetzt ("Geist" ist ab sofort was ganz anderes als bisher), um mit diesem Neusprech alte Werte zum Verschwinden zu bringen - das ist Orwell pur".

Denn das passiert ja nicht zufällig, sondern geplant. - Man WILL den anthropogen fassbaren Bereich zum Maßstab des Seins machen - also das pure Gegenteil zu Heidegger und (auf ganz andere Weise) Hiob.

Anton B. hat geschrieben:Und da, wo sich etwas an den Laien zur Vermittlung wendet, ja, da sollen (und müssen je nach Anspruch) die Termini und die Methodik auch vorgestellt und erläutert werden.
Das geschieht aber nicht und es ist in den Fällen, in denen es stört, auch nicht gewollt.

Anton B. hat geschrieben: Wer stellt denn Hans Muff die Wissenschaftsergebnisse medial vor?
Das geht anders: Medial heißt es, es sei inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen ("also wahr", denkt sich Hans Muff), dass es unendlich viele Geschlechter gäbe.

Anderes Beispiel (allerdings einige Zeit her): Man spricht in einem Wissenschafts-Magazin vom "Nahtod". - Es sei jetzt nachgewiesen, dass bei "Nahtod" Hirnaktivitäten nachweisbar seien (logisch - der Mensch ist ja noch nicht ganz weg). - Somit sei - Achtung! - wissenschaftlich erwiesen, dass "Nahtod" kein spirituelles Geschehen sei, sondern ein ganz normaler halluzinations-ähnlicher Vorgang.

Oder: Da in der Evolutions-Theorie Teleologie falsifiziert sei, könne es keinen planenden Gott geben.

Andere Beispiele sind eine Frage der Recherche oder einfach des Abwartens, bis das nächste kommt - mit anderen Worten: "Als sei es ein wissenschaftliches Ergebnis" wird zu weltanschaulichen Aussagen gemacht mit dem Anstrich der Faktizität.

Allen diesen Beispielen ist gemeinsam, dass man aus anthropozentrischer Beschränkung, die man "Aufklärung" nennt (so war Aufklärung nie gemeint), den Eindruck erweckt, dass der Materialismus die einzig verbleibende Art der Welterklärung wäre. - Entscheidend in unserem Kontext: Mit der Wissenschaft als Kronzeuge - denn diese sage dies ja (was sie nicht tut, was aber die Menschen glauben, weil es ihnen auf breiter Front so gesagt wird).

Anton B. hat geschrieben:Und inwieweit kann Hans Muff all das nachvollziehen und verstehen, was in Forschergemeinden mit vielen Akteuren, viel Liebe und nach mehr Arbeitseinsatz gefunden wurde?
Soweit kommt es doch gar nicht - dazu müsste Hans Muff erstmal wissen, dass Wissenschaft etwas anderes ist als das, was ihm als Wissenschaft vermittelt wird.

Anton B. hat geschrieben:Und weil spezifische Inhalte über Worte als benamende Chiffres weitergegeben werden, achten die Wissenschaftler äußerst penibel darauf, das Wort so zu referenzieren, dass dieser spezifische Inhalt ein-eindeutig erkennbar ist.
Das ist richtig analysiert und deshalb folgerichtig - allein: Diese Referenzialität wirkt nur nach innen, weil die Sprache "draußen" eine andere ist.

Anton B. hat geschrieben:Dass Du das nicht erklennen kannst, sondern die Nennung eines Wortes ein Wirrwarr an nicht auflösbaren Bedeutungsassoziationen bewirkt, zeigt einfach nur, wie weit Du außerhalb des wissenschaftlichen Procederes stehst.
Falscher Ansatz. - Ich trenne zwischen "betriebsintern" und "kommunikativ nach außen", gerade weil mir klar ist, dass Wissenschaft intern unmißverständlich (auch im Sinne von Konnotationen) sein muss. - Dadurch entsteht aber eine Kommunikationshürde, von der man wissen muss, wie man sie zu überwinden gedenkt, bevor man wissenschaftliche Ergebnisse medial kommuniziert.

Anton B. hat geschrieben:ist es aber für Dich doch wieder die -- wie kann es denn anders sein -- Wissenschaft, die dafür verantwortlich ist.
"Die Wissenschaft" ist NIE verantwortlich (meine ich ernst). - Die Kommunikation von Wissenschaft und die weltanschauliche Intention der Kommunikations-Bevollmächtigten sind verantwortlich. - Kennst Du die "Komödie" "Die Physiker" von Dürenmatt?
Zuletzt geändert von closs am So 23. Sep 2018, 19:49, insgesamt 1-mal geändert.

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#192 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 23. Sep 2018, 19:44

Anton B. hat geschrieben:In Anbetracht dessen, dass "Neusprech" vom closs zwar behauptet aber nicht dargelegt ist
Du hast es doch selber getan:
Anton B. hat geschrieben:Und weil spezifische Inhalte über Worte als benamende Chiffres weitergegeben werden, achten die Wissenschaftler äußerst penibel darauf, das Wort so zu referenzieren, dass dieser spezifische Inhalt ein-eindeutig erkennbar ist.
Solche Sprachveränderungen sind selbstverständlich verständlich und sogar nötig - und es muss ebenfalls klar sein, dass Wissenschaft Wörte nur so referenzieren kann, dass sie methodisch bearbeitbar sind - sie müssen also kritisch-rational kompatibel sein. - Vollstes Verständnis - nur: Solche Wörter müssen bei Kommunikation nach außen rückübersetzt werden in die Sprache der Adressaten, falls sie unvermeidbar für die Kommunikation sind.

Anton B. hat geschrieben:bleibt dann die Unverschämtheit der Wissenschaft, sich ein Recht auf eigenen "Sprech" heraus zu nehmen.
Ganz und gar nicht: Es ist unvermeidbar. - Die Unverschämtheit ist auf Seiten derer, die Wissenschaft ohne angemessene Anleitung öffentlich machen.

Anton B. hat geschrieben: Nur haben selbst der Steinschläger und Steinmetz ihre Fachtermini. Und das nicht zu knapp.
Eben - auch die Theologie hat das. - Du verstehst mich echt falsch. - Gerade WEIL es diese Fachsprachen gibt, muss es einen Link zur Allgemeinsprache geben. - Die Regel allerdings ist, dass man die eigene Sprache zur Allgemein-Sprache machen will - nein, nicht die Wissenschaft tut es (sie ist nach wie vor unschuldig), aber Weltanschauler, die Wissenschaft als Testimonial für Aussagen nutzen, die selbst nicht wissenschaftlich, sondern weltanschaulich sind.

Anton B. hat geschrieben:Und lässt es Dir nicht nehmen, gleichzeitig in den Computer der Unverschämtheit Ausdruck zu geben, dass z.B. in der Physik bezüglich Quantenladungen in Spezialsprech von "Farben" gesprochen wird.
Habe ich das? Darauf würde ich nicht bestehen. - Hier haben wir den umgekehrten Fall: Man versucht, die Kluft zwischen Allgemeinsprache und Wissenschafts-Sprache dadurch zu füllen, dass man Allgemeinsprache in die Wissenschaft einführt - was natürlich suboptimal bis falsch ist. - Aber was will man auf einem DISKUSSIONS-Forum machen, das kein innerwissenschaftliches Symposiums sein kann?

Anton B. hat geschrieben:Also bei allem Verständnis, da hört dasselbe für Dein Anliegen bei mir auf.
Da habe ich offenbar einen wunden Punkt getroffen - wollen wir es mal positiv sehen.

Anton B. hat geschrieben:Das Recht an der Teilhabe am wissenschaftlichen Wissen, wie auch am Wissens im "volkstümlichen" Verständnis, sind gegeben, ein Anrecht auf Wissen ohne eigene Quälerei zum Verstehen und "Einfuchsen" dagegen nicht.
Widerspruch: 90% der Bevölkerung hat überhaupt nicht die Zeit und/oder das Vermögen, sich in wissenschaftliche Sprache einzuquälen. - Die Lösung bestünde aus meiner Sicht darin, wissenschaftliche Ergebnisse mit Anleitung in das allgemeine Verständnis zu transponieren, OHNE damit weltanschauliche Süppchen zu kochen.

Im übrigen sollte auch folgendes klar sein: Der hier thematisierte Konflikt tritt in der Geologie sicherlich NICHT oder nur arg periphäre auf - ich kann mir nicht vorstellen, dass diesbezügliche wissenschaftliche Ergebnisse weltanschaulich missbraucht werden können. - Akut ist dieses Problem eher in den Wissenschaften, die unmittelbar mit dem Menschen zu tun haben, in dem materielle und geistige Dinge zusammenfließen - also bspw. Neurowissenschaften, Anthropologie - und selbstverständlich in allen Geisteswissenschaften.

Egal, worüber wir uns wechselseitig echauffieren: Wir reden nur darüber - der Effekt dessen, worüber ich spreche, findet woanders statt - nämlich in der Gesellschaft. - Es hat in den letzten 10 Jahren einen Bruch gegeben, nach dem man den Leuten nicht mehr onkelhaft sagen kann "Wir sind die Aufgeklärten - wir erzählen Euch jetzt mal, was die Wissenschaft herausgefunden hat" und die Leute "danke" sagen - dieser Zug ist abgefahren. - Jetzt ist Vertrauensbildung gefragt.

Vertrauensbildung geht dann, wenn man bspw. DEINE Definition und Darstellung von Wissenschaft vermittelt (NB: Du bist damit eine Ausnahme unter sich wissenschafts-philosophisch Äußernden!) - dann wissen die Leute schon mal, was Wissenschaft ist und was sie NICHT ist. - Wenn man dies NICHT tut (könnte echt unrealistisch sein), müsste man es als Vermittler von Wissenschaft wenigstens SELBER wissen (normalerweise Fehlanzeige!!) und dementsprechend steuern. - Ganz ehrlich: Da bin ich pessimistisch.

Ich vermute folgendes für die Zukunft: Es wird neben den echten Wissenschafts-Verstehern (lass dies 5 - 10% der Bevölkerung sein) nach wie vor eine großen prekären Anteil geben, der eh nichts versteht - Kanonenfutter für trumpische Politik. - Beim Mittelbau wird es mehr Menschen geben, die "postfaktisch" verstehen als "Das, was uns als Fakten erzählt wird, glauben wir nicht automatisch, weil da schon Unsinnigstes unter diesem Label verzapft wurde". - Nochmal: Die Wissenschaft selbst ist hier unschuldig, weil sie nur für sich verantwortlich ist - auf diese Spur will ich nicht. - DIe Frage lautet also: Wer kann für die Wissenschaft wieder Vertrauen bilden, nachdem einiges in der Vergangenheit kommunikativ schief gelaufen ist? - Wenn es keiner tut, geht alles seinen ungesteuerten Gang - da können wir hier diskutieren, was wir wollen.

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#193 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Andreas » So 23. Sep 2018, 20:36

Also ehrlich closs: das klingt immer so gebildet, was du da schreibst.
closs hat geschrieben:"Ontologie" ist eigentlich ganz neutral die "Lehre vom Sein" - rein phänomenal gemeint. - Was ist "Sein"? - Wie steht "Sein" zur "Wahrnehmung"? Etc. --- Damit wird eine kategoriale Abgrenzung zur Wahrnehmung definiert, um zu sagen: "Hier haben wir alles, was IST, ob wir es kennen oder nicht" - "Dort ist die Wahrnehmung, die mal viel, mal wenig, mal nichts erkennt".

"Sein" ist somit alles vom Gartenbaum bis zu Gott und umfasst auch alles, wofür wir keine Worte haben, weil nicht die geringste Ahnung haben, das es "ist".
Du hast in deiner Aufzählung allerdings vergessen zu erwähnen den Baumgott, auch den Feuergott, den Owdlkidjgott und all die anderen Götter die dem "Sein" der eigentlich ganz neutralen "Lehre vom Sein" - rein phänomenal gemeint - angehören. Besonders wenn man bedenkt, dass schon die alten Griechen wussten, die bekanntlich noch nicht durch das 21. Jahrhundert [d]verdorben[/d] formatiert waren, dass ein Phänomen ein sich der Wahrnehmung Zeigendes, Erscheinendes (φαινόμενον fainómenon) ist. Aus ontologischer Sicht ist ein monotheistischer Gott eine ganz, ganz schlechte Idee, denn dazu müsste man sicher wissen, dass das gesamte "Sein" frei von anderen Göttern ist, für die wir keine Worte haben, weil wir nicht die geringste Ahnung haben, das sie "sind".

Aber in einem Punkt muss man dir zweifellos Recht geben: der Gartenbaum gehört dem Sein an - rein phänomenal gemeint. Das ist immerhin etwas - und nicht nichts.
Zuletzt geändert von Andreas am So 23. Sep 2018, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.

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#194 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 23. Sep 2018, 20:48

Andreas hat geschrieben:Du hast in deiner Aufzählung allerdings vergessen zu erwähnen den Baumgott, auch den Feuergott, den Owdlkidjgott und all die anderen Götter die dem "Sein" der eigentlich ganz neutralen "Lehre vom Sein" - rein phänomenal gemeint - angehören.
Wer soll das entscheiden? - "Wirklichkeit" heißt nicht, dass das "ist", was man sich wünscht, sondern das, was unabhängig vom Menschen "ist". - Mit anderen Worten: Da wird es für manchen Überraschungen geben, weil Wahrnehmung und Sein NICHT übereinstimmen. - Ob das mehr die Religiösen oder die Atheisten betrifft, wissen wir nicht - wüssten wir es, hieße es "Wissen" und nicht "Glauben".

Im zitierten Kontext geht es um die Unart, "Wirklichkeit" davon abhängig zu machen, ob man sie kritisch-rational/wissenschaftlich nachweisen kann. Damit wäre die anthropogene Vernunft die entscheidende Instanz dafür, was "sein" kann. - Genau so ist Ontologie traditionell NICHT gemeint - die Ontologie des Naturalismus stellt dies aber auf den Kopf und macht das "ons" zum Spielball der Anthropogenität. - Und ich dachte, dieses Thema wäre seit "Hiob" abgehakt ...

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#195 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Andreas » So 23. Sep 2018, 20:59

Wie immer hast du auf alles eine Antwort - na ja fast alles. Denn jetzt sieht jeder, dass du NICHT auf meine Anmerkung, das Phänomen betreffend und auch nicht auf mein ontologisches Argument gegen den Monotheismus eingegangen bist. Glaubst du wirklich, dass du durch einfaches ignorieren aus jeder Nummer raus kommst, nur weil du irgend etwas antwortest?

Glaubst du wirklich, dass das keiner merken würde?

Anton B.
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#196 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von Anton B. » So 23. Sep 2018, 21:07

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:In Anbetracht dessen, dass "Neusprech" vom closs zwar behauptet aber nicht dargelegt ist
Du hast es doch selber getan:
Anton B. hat geschrieben:Und weil spezifische Inhalte über Worte als benamende Chiffres weitergegeben werden, achten die Wissenschaftler äußerst penibel darauf, das Wort so zu referenzieren, dass dieser spezifische Inhalt ein-eindeutig erkennbar ist.
Solche Sprachveränderungen sind selbstverständlich verständlich und sogar nötig - und es muss ebenfalls klar sein, dass Wissenschaft Wörte nur so referenzieren kann, dass sie methodisch bearbeitbar sind - sie müssen also kritisch-rational kompatibel sein. - Vollstes Verständnis - nur: Solche Wörter müssen bei Kommunikation nach außen rückübersetzt werden in die Sprache der Adressaten, falls sie unvermeidbar für die Kommunikation sind.
Ich hatte aber auch gesagt, dass "Terminus sensu Irgendwem" nur die zweitbeste Wahl ist. Viel schöner und besser ist es, aus Partikeln vorzugsweise der klassischen Sprachen neue Worthülsen zu generieren. Das hört sich dann nicht nur wissenschaftlich an, es ist wissenschaftlich, weil eindeutig.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Nur haben selbst der Steinschläger und Steinmetz ihre Fachtermini. Und das nicht zu knapp.
Eben - auch die Theologie hat das. - Du verstehst mich echt falsch. - Gerade WEIL es diese Fachsprachen gibt, muss es einen Link zur Allgemeinsprache geben. - Die Regel allerdings ist, dass man die eigene Sprache zur Allgemein-Sprache machen will - nein, nicht die Wissenschaft tut es (sie ist nach wie vor unschuldig), aber Weltanschauler, die Wissenschaft als Testimonial für Aussagen nutzen, die selbst nicht wissenschaftlich, sondern weltanschaulich sind.
Genau.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Und lässt es Dir nicht nehmen, gleichzeitig in den Computer der Unverschämtheit Ausdruck zu geben, dass z.B. in der Physik bezüglich Quantenladungen in Spezialsprech von "Farben" gesprochen wird.
Habe ich das? Darauf würde ich nicht bestehen. - Hier haben wir den umgekehrten Fall: Man versucht, die Kluft zwischen Allgemeinsprache und Wissenschafts-Sprache dadurch zu füllen, dass man Allgemeinsprache in die Wissenschaft einführt - was natürlich suboptimal bis falsch ist. - Aber was will man auf einem DISKUSSIONS-Forum machen, das kein innerwissenschaftliches Symposiums sein kann?
Das erste wäre die Erkenntnis, man kann als Einzelperson nicht überall sinnvoll seinen Senf dazugeben. Ein Omnipotenzanspruch bezüglich des Verstehens und Äußerns führt direkt zum Forenbruder "R." Der Anspruch an sich selber muss auch irgendwo Grenzen haben. Ich ärgere mich auch ab und an, dass ich nicht sinnvoll meinen Senf dazugeben kann. Trotzdem seinen Senf dazu zu geben, macht es aber auch nicht besser.

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Also bei allem Verständnis, da hört dasselbe für Dein Anliegen bei mir auf.
Da habe ich offenbar einen wunden Punkt getroffen - wollen wir es mal positiv sehen.
Natürlich ist das ein wunder Punkt. Nicht, weil es für mich Quälerei war, mir macht sowas Spaß. Ich 'freu mich daran.

Ich werde aber immer auch wieder von Amateuren, sog. Hobby-Geologen und -Paläontologen, angesprochen. Die haben manchmal verdammt was gut darauf. Die haben sich aber auch, die meisten wohl zugegebenermaßen auch mit Freude, mit der Thematik auseinander setzen müssen. Was meinst Du, was die alles angestellt haben, um z.B. nur an die ganze Literatur zu kommen?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das Recht an der Teilhabe am wissenschaftlichen Wissen, wie auch am Wissens im "volkstümlichen" Verständnis, sind gegeben, ein Anrecht auf Wissen ohne eigene Quälerei zum Verstehen und "Einfuchsen" dagegen nicht.
Widerspruch: 90% der Bevölkerung hat überhaupt nicht die Zeit und/oder das Vermögen, sich in wissenschaftliche Sprache einzuquälen. - Die Lösung bestünde aus meiner Sicht darin, wissenschaftliche Ergebnisse mit Anleitung in das allgemeine Verständnis zu transponieren, OHNE damit weltanschauliche Süppchen zu kochen.
Wenn es von den 90% aber 80% sowieso nicht interessiert? Und schau Dir "R."" an: Den interessieren auch 99% des Wissens der Naturwissenschaften nicht. Ihn interessiert das eine Prozent, an dem er sich reibt. Das er zum Verständnis des einen Prozents aber noch einige Prozente mehr braucht, sieht er nicht. Und ich glaube auch nicht, dass er über das eine Prozent hinaus (wo er ja zudem sehr überzeugt ist, "die Sache" verstanden zu haben) für die anderen Prozente bereit ist, Klimmzüge zu machen.

closs hat geschrieben:Im übrigen sollte auch folgendes klar sein: Der hier thematisierte Konflikt tritt in der Geologie sicherlich NICHT oder nur arg periphäre auf - ich kann mir nicht vorstellen, dass diesbezügliche wissenschaftliche Ergebnisse weltanschaulich missbraucht werden können.
Doch, werden sie. Du siehst es nur nicht, weil es nicht die Punkte sind, die Dir schmerzen.

closs hat geschrieben:Egal, worüber wir uns wechselseitig echauffieren: Wir reden nur darüber - der Effekt dessen, worüber ich spreche, findet woanders statt - nämlich in der Gesellschaft. - Es hat in den letzten 10 Jahren einen Bruch gegeben, nach dem man den Leuten nicht mehr onkelhaft sagen kann "Wir sind die Aufgeklärten - wir erzählen Euch jetzt mal, was die Wissenschaft herausgefunden hat" und die Leute "danke" sagen - dieser Zug ist abgefahren.
Der Zug ist schon lange vorher abgefahren. Aber mal anders gesehen: Was kann Hans Muff wirklich zu Wissenschaft sagen? Eine naive Wissenschaftsgläubigkeit von Hans Muff finde ich genauso daneben, wie eine unkritische Distanzierung, zumal in Verbindung mit Hans Muffs neuem I-Phone, auf dem er fleißig mit seinem Herzfleck Puttchen Brammel kommuniziert.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#197 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von SilverBullet » So 23. Sep 2018, 22:10

closs hat geschrieben:Man versucht auf naturalistischer Ebene am Nähesten an das heranzukommen, was den Transfer zur eigentlichen geistigen Botschaft erleichtert.
Transfer?
Sie haben über Luft/Wind/Atem geschrieben und sie haben auf Luft/Wind/Atem abgezielt.
Mit „Geist“ sprichst du auch nur über einen „Luftkörper“ – das gehört alles ins Reich der Ahnungslosigkeit und ist bereits widerlegt: Luft hat nicht die Magie von der du ausgehst – du bist nicht aus Luft und „der Atem“ verleiht dir nicht „das Leben“.
Warum kommst du nicht über den Luft-Kenntnisstand der Antike hinaus?
Dass Luft zur materiellen Welt gehört, müsste doch schon irgendwie angekommen sein.

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#198 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 23. Sep 2018, 22:13

Anton B. hat geschrieben: Viel schöner und besser ist es, aus Partikeln vorzugsweise der klassischen Sprachen neue Worthülsen zu generieren
Und hat den Vorteil, dass es auch nicht mit der Alltagssprache kollidiert, da es ein eigener Begriff ist.

Anton B. hat geschrieben:Trotzdem seinen Senf dazu zu geben, macht es aber auch nicht besser.
Das gilt für spezielle Themen ("Wie ist das Süderbergland geologisch aufgebaut?"). - Aber hier im Forum gibt es einige durchgehend gleiche Themen, die ständig in unterschiedlichen Threads auftauchen. - Sobald in einem Thread das Wort "wissenschaftlich" auftaucht, besteht die Gefahr der Verwechslung von Modell und Wirklichkeit - UND es hat sich bei allen Themen offenbar eingebürgert, dass eine Threadfrage nur beantwortet sei, wenn man sie kritisch-rational beantwortet. - Es ist ein Grundlagenproblem, das ums Verrecken nicht lösbar zu sein scheint.

Anton B. hat geschrieben:Doch, werden sie. Du siehst es nur nicht, weil es nicht die Punkte sind, die Dir schmerzen.
In der GEOLOGIE gibt es solche Probleme? Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen nun wirklich.

Anton B. hat geschrieben:Was kann Hans Muff wirklich zu Wissenschaft sagen?
Nichts oder so gut wie nichts. Aber das will er auch gar nicht. - Er merkt aber (wenn er halbwegs intelligent und interessiert ist), dass regelmäßig etwas, was unterm dem Etikett der Wissenschaft vermittelt wird, faul ist.

Wir sprechen hier NICHT von einer Kritik an der Wissenschaft, sondern über:
1) Was ist Wissenschaft und was ist sie nicht?
2) Was kann der kritische Rationalismus und was kann er nicht?
3) Was ist tatsächlich wissenschaftlich und was wird unter dem Etikett der Wissenschaftlichkeit öffentlich vermittelt?
4) Wie ist das Verhältnis von Wissenschaft und sprituellem Geist?
5) etc.

So analysiert das kaum einer - aber in diesem Feld kommt was diffus beim "Volk" an, was zu gesellschaftlichen Veränderungen führt. - Es wirkt also etwas, ob wir diskutieren oder nicht. - Die Quelle dieser Entwicklung ist nicht das "Volk" selbst, sondern eine Elite, die seinsvergessen nur noch das gelten lässt, was kritisch-rational darstellbar ist - weil man es nicht anders gelernt hat. - Ich schlage Alarm.

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#199 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von closs » So 23. Sep 2018, 22:24

SilverBullet hat geschrieben:Sie haben über Luft/Wind/Atem geschrieben und sie haben auf Luft/Wind/Atem abgezielt.
Eine prä-wissenschaftliche Ausführung zu Luft? - Meinst Du das ernst?
Andreas hat geschrieben:Glaubst du wirklich, dass du durch einfaches ignorieren aus jeder Nummer raus kommst, nur weil du irgend etwas antwortest?
Da müsste ich erst mal die Nummer kennen.

Ja, auch damals hat man geglaubt, dass sich "das, was der Fall ist" der Wahrnehmung zeigt bzw. zeigen kann (ich glaube nicht, dass man damals postuliert hat, dass sich ALLES, was der Fall ist, der Wahrnehmung zeigt). - Auch Descartes hat dies gemeint. - Aber worauf willst Du raus?

Andreas hat geschrieben: Aus ontologischer Sicht ist ein monotheistischer Gott eine ganz, ganz schlechte Idee, denn dazu müsste man sicher wissen, dass das gesamte "Sein" frei von anderen Göttern ist
Wieso "wissen"? - "Das, was ist" zeichnet sich doch gerade dadurch aus, dass es unabhängig von unserem Wissen "ist". - Wir können also nur glauben, dass der monotheistische Gott "ist".

Von dem, "was der Fall", haben wir für manches Worte, weil es wissenschaftlich thematisieren können - für anderen haben wir keine Worte, weil wir nicht die geringste Ahnung haben, dass es es gibt. - Auch hier: Worauf willst Du raus?

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#200 Re: Versagt die Evolutionstheorie? II

Beitrag von SilverBullet » So 23. Sep 2018, 22:35

closs hat geschrieben:Eine prä-wissenschaftliche Ausführung zu Luft? - Meinst Du das ernst?
Sie Sie haben Wörter für Luft/Wind/Atem genutzt, von „Wehen“, „Wirbeln“, „Schweben“ geschrieben und dass sie auf das abzielen, was über die Nase in den Körper kommt, was für sie die Grundlage von Leben, des Kosmos und einfach allem ansehen wollten.
Sagen wir einfach du hast drei Versuche herauszubekommen, auf welchem Holzweg sie waren.
Mach mal Vorschläge.
Anschliessend kannst du auch deine Faszination für „Luftkörper“ dort einordnen.
Das ist ein konstruktives Vorgehen, das dich bestimmt weiterbringen wird.

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