closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Selbstverständlich kann er dass. Ich kann von Korngrößen nach Wentworth 1922, DIN 4022 oder meiner eigenen Klassifikation sprechen.
Klingt vernünftig und wird niemandem Probleme bereiten. - Außerhalb der Naturwissenschaft ist das schnell anders - unser Beispiel:
Es ist ein extremer Unterschied ob man
1) "extremistisch sensu Strafrecht" oder
2) "extremistisch sensu religions-kritisch" oder
3) "extremistisch sensu staatsrechtlich" definiert:
ad 1) = Wer hat sich strafbar im Sinne von 3) gemacht? - Da lautet das Ergebnis: weniger als 1%.
ad 2) = Wer versteht Gott als höher als den Staat und steht zu Gott? - Da lautet das Ergebnis: 38% (was extrem WENIG ist - jeder Christ ist dann ebenfalls extremistisch)
ad 2) = Wer möchte die Staatsordnung zerstören? - Da gibt es kein Ergebnis, weil dazu keine Studie genannt wurde.
Kann man alles machen. - Das Problem: Diese Ergebnisse werden als "wissenschaftlich" dargestellt, ohne dass die Voraussetzungen/Begriffs-Definitionen diskutiert werden. - EINEN Vorwurf muss man auch den Wissenschaftlern machen: Wenn man "extremistisch" gegen jeden üblichen Sprachgebrauch so definiert wie 2), tut man das mit Täuschungs-Vorsatz. - Aber man kommt damit durch - und weint dann Krokodilstränen, wenn in der Bevölkerung immer mehr der (ungerechte!) Eindruck entsteht: "Wissenschaftler sind Arschlöcher".
Wollen wir doch nochmal ganz systematisch die Sache analysieren:
Wissenschaft heißt, vernünftig zu begründen. Und "begründen" heißt hier nicht einfach nur, etwas für sich auszudenken und zu vergessen, oder auf ein Blatt Papier zu schreiben und das dann gut zu vergraben.
"Begründen" richtet sich an "Andere". Nur, indem die Anderen sich in die vorgebrachten Begründungen vertiefen, sie kritisch durchleuchten, bricht die vernünftige Begründung aus einem einzelnen Kopf, in dem sie im eigenen Saft schmort, aus und wird im sozialen menschlichen Kontext wirksam.
Jetzt ist ja leicht einzusehen, dass die Diskussion dieser Begründungen und der gegen die Vorhersagen zu prüfenden Beobachtungen bestimmte Anforderungen an die Beobachtungen selber stellt. Anforderungen, die sich auch auf Weitergabe an "Andere" beziehen. Die Integrität der mit den Beobachtungen verknüpften Qualitäten und Quantitäten ist zu wahren.
Das macht Anton, wenn er die Korngrößeneigenschaften so, wie er es dargestellt hat, vermittelt. Anton kann infolge geistiger Umnachtung (ein Körnchen zu viel) unzutreffenden Murks erhoben haben, oder schlimmer noch, betreibt "Fraud". Aber wenn er es wissenschaftlich dargestellt hat, existiert auch hier immer die Möglichkeit einer kritischen Prüfung durch andere.
Lange Worte, kurzer Sinn: Wortbedeutungen so scharf wie irgend möglich zu fassen, den Inhalt des verwendeten Terminus klar darzustellen, das ist in Wissenschaft nicht optional, sondern ist zwingend und eine der Grundtechniken wissenschaftlichen Arbeitens.
Das, was Du an Arbeitsergebnis der Wissenschaft zuordnest, ist daher womöglich gar nicht wissenschaftlich. Unabhängig davon, dass Du glaubst, es wäre so oder man Dir versichert, das sei "Wissenschaft".
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.