Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es war doch deine Frage, wie ich Gott falsifizieren wolle. Das geht natürlich nicht und ich habe nur gezeigt, dass auch die absichtlose Zufallsentstehung nicht falsifizierbar ist.
Natürliches Wirken ist in wissenschaftlichen Modellen erlaubt,
Wer entscheidet das denn, was erlaubt ist?
Zur Zeiten Galieis entschied die Kirche, dass übernatürliches Wirken erlaubt sei und eine Theorie der rein natürlichen Entstehung des Menschen, wäre damals Ketzerei gewesen.
Ich halte das für falsch! Und genauso falsch ist es, heute zu sagen, dass eine anfängliche intelligente Schöpfung "nicht erlaubt" sei. Zumal danach ja alles natürlich abläuft, und erforscht werden kann.
Vielleicht entsteht ja irgendwann die Einsicht, dass natürlich beides "erlaubt" ist und parallel existieren kann!
Solange muss der Schöpfungsansatz eben mit dem modernen Inquisitions-Stempel "nicht wissenschaftlich" leben und dabei zeigen, dass er selbstrverständlich wissenschaftlich vertreten werden kann.
Anton B. hat geschrieben: … weil "natürlich" hier natürlich-gesetzmäßig bedeutet. Und natürlich-gesetzmäßig widerstreitet nicht mit dem Anspruch der vernünftigen Begründung.
Behauptet Anton. Es wird einfach behauptet, dass eine anfängliche Schöpfung durch eine übernatürliche Intelligenz nicht venünftig sei und deshalb die Natur nicht unter dieser Grundannahme gedeutet werden darf. Dafür kann es nur weltanschauliche Gründe geben.
Hume hat diese Möglichkeit, wie wir gesehen haben, nicht widerlegt und er hat nichtmal Paley widerlegt, wie selbst Richard Dawkins in "Der blinde Uhrmacher" auf S. 20 zugibt. Er hat lediglich kritisiert, dass Paley die Zweckmäßigkeit in der Natur als "positiven Beweis" für die Existenz eines Gottes interpretiert hat. Aber er hatte keine alternative Erklärung sondern ließ diese Frage offen, so Dawkins. Heute hat man eine
alternative Erklärung und verfällt in den selben Fehler, wie weiland Paley und interpretiert die ET quasi als "postiven Beweis" gegen Schöpfung. Zumindest tun das manche Hardcore-Darwinisten, auch in diesem Forum.
Es ist leicht zu zeigen, dass die ET auf sehr viel Glauben beruht und gar nichts beweist.
Anton B. hat geschrieben: Deine Idee, war doch, in diesem System übernatürliches Wirken als spezifische Erklärung in ein spezifisches Modell einzubringen, welches dann den Falsifikationsversuchen ausgesetzt wird. Und dann darf ich doch fragen, wie diese spezielle Annahme falsifiziert werden kann?
Wie gesagt, Teilbereiche beider Modelle lassen sich prinzipiell falsifizieren, was die Plausibilität des einen oder des anderen Ursprungs-Modells schwächen würde. Die Grundannahmen selbst sind nicht falsifizierbar – und zwar auf beiden Seiten.
Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Beim "Theorie basteln" muss man aber schon bestimmte Hypothesen im Kopf haben, eine bestimmte Sicht der Dinge zugrunde legen. Und dann sammelt und gewinnt man Daten, schaut sich dieselben an und zwar bereits "theoriebeladen", versucht also die theoretischen Vorannahmen mit den Daten zu bestätigen. Und dabei kann, je nach theoretischem Rahmen, ganz unterschiedliches herauskommen.
Carrier zeigt, dass z.B. im heliozentrischen und geozentrischen Rahmen, dieselben Daten unterschiedliche Sachzusammenhänge darstellen und resümiert: "Was eine Beobachtung oder Messung besagt, hängt unter Umständen entscheidend von dem theoretischen Rahmen ab, der für die Gewinnung und Interpertation der Daten benutzt wird." (S.77 zweite Auflage 2008)
Selbstverständlich hängt der Erfolg eines Versuches zur Falsifikation ganz erheblich von den Theorien ab, die während des Experiments und zur Auswertung des Experiments verwendet werden. Und diese Beobachtungstheorien müssen ihrerseits wissenschaftlich gerechtfertigt werden. Deshalb sind die Duhemschen Prüfprobleme nicht ganz so garstig, wie Duhem meinte. Und Carrier sagt daher auch mitnichten, man könne sich doch mit Berufung aud den Duhem (also Dein übernommenes Argument) Geo- und Heliozentrismus gleichermaßen vertreten.
Carrier zeigt, dass Daten je nach zugrundegelegter Theorie ganz unterschiedlich gewertet werden können. Dass man Daten durch die Brille der zugrundeglegten Theroie betrachtet.
Anton B. hat geschrieben: ET interpretiert nicht
Jede Theorie interpretiert Daten gemäß ihres theoretischen Rahmens. Carrier hat als Beispiel gezeigt, dass
dieselben Daten (hier die beobachtete Bewegung der Venus am Himmel) mal zur Messung der relativen Größe eines angenommenen Epizyklus der Venus und mal zur Bestimmung des relativen Sonnenabstandes der Venus dienen, je nach theoretischem Rahmen.
Anton B. hat geschrieben: ET macht Beobachtungsvorhersagen.
Beide Ansätze gehen von den selben Daten aus: Lebewesen verändern sich.
Gemäß des theoretischen Rahmens der ET darf es keine Grenzen der Veränderlichkeit bei Lebewesen geben. Gemäß des theoretischen Rahmens des Design-Ansatzes, werden Grenzen der Veränderlichkeit angenommen. Beide machen also Beobachtungsvorhersagen.
Anton B. hat geschrieben: Du beharrst auf der Gleichwertigkeit Deiner beiden "Grundannahmen". Weil sie für Dein Erkenntnisprojekt gleichwertig erscheinen oder gar gleichwertig sind. Im Hinblick auf vernünftige Begründung sind sie es nicht. Solange nicht, wie Du nicht die Vereinbarkeit des Wirkens einer übernatürlichen Macht mit der Wissensdefinition nachweisen kannst.
Es gibt, wie wir sein vielen Jahren in unseren Diskussionen immer wieder gesehen haben, nicht die eine, in Stein gemeißelte "Wissensdefinition". Du lässt eine naturalistische Wissensdefinition, die Verbotsschilder aufstellt, einzäunt und ausgrenzt, darüber entscheiden, welche Grundannahme wertiger ist. Versuche es doch lieber mal mit deinem christlich geprägten Menschenverstand.
Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Damit ist aber die Behauptung, alles sei geistlos und absichtslos vonstattengegangen nicht falsifiziert. Diese Behauptung ist nicht falsifizierbar. Letztlich muss offen bleiben, wer recht hat. Wir stehen vor einer Entscheidung – und sind hierin völlig frei.
Blöde ist nur, diese Offenheit als gegebene Optionsmöglichkeiten in die Schachtel mit der Aufschrift "vernünftige Begründung" zu legen, wenn die Kompatibilität damit gar nicht nachgewiesen ist…
Nur die Kompatibilität mit einer Schachtel, auf der "Naturalismus" steht, ist nicht gegeben.
Sieh es als eine große Schachtel mit der Aufschrift "Ursprungsfrage". Und darin befinden sich zwei weitere mit den Aufschriften "geistlos und absichtslos von selbst entstanden" und "intelligent geplant".
Anton B. hat geschrieben: -- oder hübscher ausgedrückt -- nicht allgemein vermittelt werden kann.
Und welche der beiden Aufschriften "allgemein besser vermittelt werden kann", überlasse ich deinem oben erwähnten christlich geprägten Menschenverstand.
Anton B. hat geschrieben: Deshalb nimmt es der nächste Bearbeiter wieder raus, und legt es in die Schachtel mit der Aufschrift "Glaube: christlich-biblische Schöpfungsgeschichte".
Er sollte es in der Schachtel "Ursprungsfrage" liegen lassen. Neben der Schachtel mit der Aufschrift "Glaube: Naturalismus".
Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Aber holen wir nochmal unsere Kompromissformel hervor, die wir vor gut einem Jahr gefunden hatten: Der Design-Ansatz als "ein anderes Erkenntnisprojekt, geleitet durch eine andere Definition", welches parallel seine Berechtigung hat.
Du darfst für dich die "andere Definition" als "außerhalb der Wissenschaft befindlich" ansehen und ich verstehe darunter eine "andere Grundannahme", der man "innerhalb der Wissenschaft" parallel berechtigterweise nachgehen kann.
Und schon sind wir beide wieder zufrieden. OK?
Hier geht es doch nicht darum, sich entweder fertig zu machen, oder alternativ in die Arme zu fallen. Ich würde immer noch gerne hören, wie die "andere Grundannahme" formuliert ist und wie Du sie in das System der "vernünftigen Begründung" einbringst, ohne damit einen logischen Konflikt innerhalb Wissenschaft zu erzeugen.
Natürlich kann man die vernünftige Begründung "anfängliche Schöpfung" nicht in die Schachtel "Naturalismus" legen, ohne in dieser Schachtel einen logischen Konflikt zu erzeugen. Aber in die Schachtel "Ursprungsfrage" gehört diese vernünftige Begründung als erstes hinein. Und als Alternative (siehe Dawkins oben) legen wir dann die naturalistische ET daneben.
Und nun kann jeder frei wählen.
Anton B. hat geschrieben: Und völlig unverstanden ist trotz all Deiner Argumentation, warum nun die Schöpfungsgeschichte eine Option in der Wissenschaft sein muss. Für mich ist es ja erstmal nur eine Schachtel. Warum muss das Siegel "Wissen" unbedingt da drauf? Ist der christliche Glaube ohne dieses Siegel entwertet? Weil die säkulare Welt den Glauben ohne Wissen nicht zu würdigen weiß? Oder benötigst Du zum Glauben ganz persönlich die Überzeugung, Deine Anschauung sei vernünftig begründet?
Ich reklamiere kein Siegel "Wissen". Nur das Siegel "genauso möglich".
Denn ET und "Bibel insgesamt", vertragen sich nicht.
William Provine hat recht:
"Man kann nur dann eine religiöse Weltsicht haben, die mit der Evolution kompatibel ist, wenn diese religiöse Weltsicht vom Atheismus nicht mehr unterscheidbar ist."
Übrigens warst du auf den
ersten Teil meines Beitrags vom Freitag nicht eingegangen. War auf der Vorseite. Übersehen?