Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Anton B. hat geschrieben: Während ET eine falsifizierbare Theorie ist …
Nein. Man postuliert, dass das Leben durch irgendeinen natürlichen Prozess entstanden ist.
Du hast den Carrier, Du hast den Popper, Du hast den Hume. Woraus ergibt sich da, dass innerhalb "Wissenschaft" "natürliche" Mechanismen in wissenschaftlichen Theorien einfach "postuliert" werden.
Wir reden von der ET und nicht von wissenschaftlichen Theorien im Allgemeinen.
Und hier wird explizit ein nicht-teleologischer, blinder Prozess vorausgesetzt.
Dawkins: "Die natürliche Auslese ist der blinde Uhrmacher; blind, weil sie nicht voraussieht, weil sie keine Konsequenzen plant, keinen Zweck im Sinn hat."
Das ist ein Postulat aus weltanschaulichen Gründen. Dawkins hält aus den selben Gründen auch am Gradualismus fest:
"Gradualness is of the essence. In the context of the fight against creationism, gradualism is more or less synonymous with evolution itself. If you throw out gradualness you throw out the very thing that makes evolution more plausible than creation. Creation is a special case of saltation - the saltus is the large jump from nothing to fully formed modern life. When You think of what Darwin was fighting against, is it any wonder, that he continually returned to the theme of slow, gradual, step-by-step change? (Dawkins, R. 1985 'What was all the fuss about' Nature 316: S.683-684)"
Also der Maßstab für Wissenschaft bei Dawkins: "The fight against creationism"! Und Sprünge scheiden aus, weil sie den göttlichen Fuß in der Tür belassen.
Das sind Postulate aus weltanschaulichen Gründen.
Ich werfe es ihm gar nicht vor, denn wir MÜSSEN zwangsläufig etwas glauben, wenn wir über unseren Ursprung nachsinnen.
Anton B. hat geschrieben: Sagt Feyerabend, übernatürliches Wirken sei zu berücksichtigen und natürliches Wirken alleine in naturwissenschaftlichen Theorien unwissenschaftlich? Habe ich andere seriöse Literatur übersehen?
Natürlich nicht, lieber Anton. Wie nun hundertmal erklärt und wie ich gerade vorgestern an dich schrieb spricht er sich für Theorienpluralismus aus und dafür "…die Theorien über den Menschen und den Kosmos beizubehalten, die sich in der Genesis oder im Pimander finden, und sie weiterentwickeln und an ihnen den Erfolg des Darwinismus und anderer »moderner« Auffassungen messen." ("Wider den Methodenzwang" S. 34)
Dieses
Nebeneinander verschiedener Ansätze fördert den Erkenntnisgewinn und nicht Zäune und Verbotsschilder. Niemand will die ET abschaffen, nur eine Alternative danebenstellen.
Und das geschieht längst und ist nicht weniger wissenschaftlich, als die ET selbst.
Anton B. hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Man müsste jeden denkbaren, und auch jeden noch gar nicht bekannten natürlichen Prozess ausschließen, das ist unmöglich.
Guter Punkt. Das müsstest Du machen, um aus unserer empirischen Welt zumindest in einem Punkt die "Natürlichkeit" auszuschließen.
"Ausschließen" würde bedeuten "Schöpfung beweisen". Am Ende sogar Gott beweisen, das ist unmöglich und das will auch keiner. Folglich ist aber die Annahme, dass es nur natürliche Prozesse gegeben hat, auch nicht falsifizierbar. Sondern es ist hüben wie drüben Weltanschauung.
Anton B. hat geschrieben: Wenn Du das kannst, hast Du damit nicht ein wissenschaftliches Modell widerlegt, sondern gleich die Wissenschaft mit ihrem epistomologischen Ansatz ganz und gar ad absurdum geführt. Weil aufgrund dem Anspruch der vernünftigen Begründung nur "gesetzmäßiges" Wirken ohne willkürliche Ausnahmen betrachtet werden kann, Du jedoch einen Fall präsentierst, der genau gegen diese Implikation steht.
Dass es bei unserer Entstehung nur "gesetzmäßiges" Wirken gegeben hat, ist wie gesagt selbst eine willkürliche Annahme. Man kann ohne jeden Zweifel auch eine anfängliche, intelligente Schöpfung annehmen.
Und dabei geht es nicht darum die ET zu
widerlegen oder die Wissenschaft ad absurdum zu führen, sondern einzig zu zeigen, dass Schöpfung genauso möglich ist, wie eine ziel- und geistlose Entwicklung. Es geht maximal um Plausibilität und wir haben die völlige Wahlfreiheit.
Anton B. hat geschrieben: Und das ist doch auch der Grundgedanke der irreduduziblen Komplexität als Zustand von etwas, was nicht natürlich entstanden sein kann. Der Vater des IC-Gedankens hatte gedacht, mit der Darstellung der Unmöglichkeit einer "direkten" Entstehung -- also durch die Addition immer neuer "Teile" und Merkmale -- sei die Unmöglichkeit der natürlichen Entstehung bewiesen.
Nein! ID ist der Versuch zu zeigen, dass bestimmte Eigenschaften der Natur sich
am besten durch eine intelligente Ursache erklären lassen. Zitiere bitte mal den "Vater des IC-Gedankens", wo er von einem "Beweis" für die Unmöglichkeit der natürlichen Entstehung spricht. Es geht maximal um Plausibilität, um den "Schluss auf die beste Erklärung", nicht um Beweise.
Anton B. hat geschrieben: Philosophen und Mathematiker und andere "Strukturtheoretiker" haben aber eben auch die Annahme von "Entstehung ausschließlich durch die Addition immer neuer Teile und Merkmale" als notwendig Voraussetzung für diese Argumentation erkannt. Nehmen wir aber zusätzlich die Möglichkeit der Umgestaltung von "Strukturen" inkl. der Rückbildung einzelner Elemente dazu, dann ist nichts mehr "bewiesen". Dann wäre zu der Beweisführung wirklich "jeder denkbare, und auch jeder noch gar nicht bekannte natürliche Prozess auszuschließen."
Um einen "Beweis" für Schöpfung zu führen, müsste man tatsächlich jeden denkbaren, und auch jeden noch gar nicht bekannten natürlichen Prozess ausschließen. Das ist unmöglich und deshalb redet niemand von Beweisen. Aber es ist auch klar, dass aus demselben Grund die ET nicht falsifizierbar ist.
Nochmal: In der Ursprungsfrage liegen beiden Ansätzen nicht falsifizierbare, weltanschauliche Grundannahmen zugrunde.
Anton B. hat geschrieben: Was Du als "weltanschauliche Grundannahme" bezeichnest, ergibt sich als Implikation aus "vernünftige Begründung". Wenn Du die Implikation für falsch hältst, zeigst Du die innewohnende Unlogik des "Beweises" auf.
Nein, denn es geht eben nicht um Beweise, sie sind nicht möglich. Weder für die eine, noch für die andere Seite. Und genausowenig und aus demselben Grund, sind beide Annahmen auch nicht falsifizierbar.
Wir müssen in der Ursprungsfrage glauben und sind völlig frei, was wir glauben wollen. Die Wissenschaft kann uns nur Entscheidungshilfen geben, Plausibilitäts-Argumente liefern.
Der Schöpfung-Ansatz für Schöpfung, die ET für den Naturalismus.