Pluto hat geschrieben:
Ich vermute, wenn eine neue Theorie kommt, wird sie eine Erweiterung der Urknall-Theorie sein.
Die Richtigkeit dieser Aussage ist evident.
Denn die "Urknall-Theorie" ist tatsächlich alte Physik, denn sie beruht ausschließlich auf der Kenntnis der klassischen (d.h. nicht-quantenmechanischen) allgemeinen Relativitätstheorie. Dies alleine genügt schon, um die Aussage zu machen
"Das Universum hat einen sehr dichten und sehr heissen Ursprung"
Und diese Aussage ist so gut experimentell belegt, dass nur Leute, die bewusst mit dummen Zeug provozieren wollen, Zweifel daran haben. Also muss jede neue Theorie darauf aufbauen.
Die neue Physik kommt dann zum Vorschein, wenn man anfängt, auf die Details zu schauen. Denn in dem Urknall-Modell gab und gibt es Fragen, die dazu animieren, weiter zu schauen und weiter zu modellieren. Einige dieser Fragen haben dann auch bereits zu neuer Physik Anstoß gegeben.
Beispiele:
Die Frage, wieso die Hintergrundstrahlung so gleichmässig ist (bis 10^(-6)), obwohl doch offensichtlich Galaxien und Sterne entstanden sind, hat zur Inflation-Modellierung geführt. Das Inflator Feld ist neue Physik.
Die Frage, wieso die Galaxien ihre Dynamik zeigen, obwohl nicht genug Materie da ist, um sie hervorzurufen, hat zur Formulierung der dunklen Materie geführt, die ebenfalls noch nicht in die Physik eingebaut ist.
usw.
Die nach wie vor entscheidende Frage ist aber:
Ja, das Universum hat einen sehr dichten und sehr heissen Ursprung. Wie dicht und heiss war er denn und wie kam das zu Stande?
Genau hier gibt es inzwischen etwa einige Dutzend Modellierungen, eine davon hat Stephen Hawkings in seinem Buch beschrieben.
Die für mich faszinierendeste Modellierung ist die von Martin Bojowald
http://www.amazon.de/Zur%C3%BCck-Urknal ... 3100039106
Er postuliert eine Quantisierung von Zeit und Raum an sich, was bedeutet, dass der Urknall nicht unendlich sein kann, sondern in dieser Quantenstruktur seine Grenze hat. Es ermöglicht Bojowald auch, die Zeitachse nicht bei 0 aufhören zu lassen, sondern "vor" dem Urknall weiter laufen zu lassen.
Aber alle diese Modellierungen kranken an einer grundsätzlichen Problematik. Es ist nicht möglich, aus dieser zeit "vor dem Urknall" experimente zu machen. Ohne Experimenete sind das KEINE Theorien mehr, sondern mathematisch begründete Weltanschauungen.
Die Naturwissenschaft hat hier ihre Grenze.
Was es natürlich auch möglich macht, wie Dürr (oder ich), seine Vorstellungen von Geist und Gott dort unterzubringen. Wer sagt denn, dass diese mathematischen Weltanschauungen korrekt sind?
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.