Ist Urknall "alte Physik"?

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Pluto
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#21 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Pluto » So 6. Okt 2013, 10:20

sven23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Wenn es eine Alternative gibt, dann weicht sie sicherlich nicht so sehr vom "alten" Modell Urknall ab.
Ein anders Modell muß besser sein als das alte, sonst braucht man kein neues.
Ganz genau.
Die Experten Meinung geht in die gleiche Richtung.
Ich vermute, wenn eine neue Theorie kommt, wird sie eine Erweiterung der Urknall-Theorie sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#22 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von ThomasM » So 6. Okt 2013, 16:18

Pluto hat geschrieben: Ich vermute, wenn eine neue Theorie kommt, wird sie eine Erweiterung der Urknall-Theorie sein.
Die Richtigkeit dieser Aussage ist evident.

Denn die "Urknall-Theorie" ist tatsächlich alte Physik, denn sie beruht ausschließlich auf der Kenntnis der klassischen (d.h. nicht-quantenmechanischen) allgemeinen Relativitätstheorie. Dies alleine genügt schon, um die Aussage zu machen
"Das Universum hat einen sehr dichten und sehr heissen Ursprung"
Und diese Aussage ist so gut experimentell belegt, dass nur Leute, die bewusst mit dummen Zeug provozieren wollen, Zweifel daran haben. Also muss jede neue Theorie darauf aufbauen.

Die neue Physik kommt dann zum Vorschein, wenn man anfängt, auf die Details zu schauen. Denn in dem Urknall-Modell gab und gibt es Fragen, die dazu animieren, weiter zu schauen und weiter zu modellieren. Einige dieser Fragen haben dann auch bereits zu neuer Physik Anstoß gegeben.
Beispiele:
Die Frage, wieso die Hintergrundstrahlung so gleichmässig ist (bis 10^(-6)), obwohl doch offensichtlich Galaxien und Sterne entstanden sind, hat zur Inflation-Modellierung geführt. Das Inflator Feld ist neue Physik.
Die Frage, wieso die Galaxien ihre Dynamik zeigen, obwohl nicht genug Materie da ist, um sie hervorzurufen, hat zur Formulierung der dunklen Materie geführt, die ebenfalls noch nicht in die Physik eingebaut ist.
usw.

Die nach wie vor entscheidende Frage ist aber:
Ja, das Universum hat einen sehr dichten und sehr heissen Ursprung. Wie dicht und heiss war er denn und wie kam das zu Stande?

Genau hier gibt es inzwischen etwa einige Dutzend Modellierungen, eine davon hat Stephen Hawkings in seinem Buch beschrieben.
Die für mich faszinierendeste Modellierung ist die von Martin Bojowald
http://www.amazon.de/Zur%C3%BCck-Urknal ... 3100039106
Er postuliert eine Quantisierung von Zeit und Raum an sich, was bedeutet, dass der Urknall nicht unendlich sein kann, sondern in dieser Quantenstruktur seine Grenze hat. Es ermöglicht Bojowald auch, die Zeitachse nicht bei 0 aufhören zu lassen, sondern "vor" dem Urknall weiter laufen zu lassen.

Aber alle diese Modellierungen kranken an einer grundsätzlichen Problematik. Es ist nicht möglich, aus dieser zeit "vor dem Urknall" experimente zu machen. Ohne Experimenete sind das KEINE Theorien mehr, sondern mathematisch begründete Weltanschauungen.

Die Naturwissenschaft hat hier ihre Grenze.

Was es natürlich auch möglich macht, wie Dürr (oder ich), seine Vorstellungen von Geist und Gott dort unterzubringen. Wer sagt denn, dass diese mathematischen Weltanschauungen korrekt sind?

Gruß
Thomas
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sven23
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#23 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von sven23 » So 6. Okt 2013, 16:48

ThomasM hat geschrieben: Was es natürlich auch möglich macht, wie Dürr (oder ich), seine Vorstellungen von Geist und Gott dort unterzubringen.
Gruß
Thomas

Das hast du schön gesagt, aber ist das nicht gerade der berühmte Lückenbüßergott?
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#24 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von closs » So 6. Okt 2013, 16:57

sven23 hat geschrieben:aber ist das nicht gerade der berühmte Lückenbüßergott?
Wie kommst Du darauf? Wie könnte dieser Gedanke naheliegend sein?

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sven23
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#25 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von sven23 » So 6. Okt 2013, 17:04

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:aber ist das nicht gerade der berühmte Lückenbüßergott?
Wie kommst Du darauf? Wie könnte dieser Gedanke naheliegend sein?

Gott wird da eingesetzt, wo die Physik - noch - keine Erklärung hat. Dieser Bereich ist durch die Wissenschaft immer kleiner geworden und wird immer kleiner werden.
Aber keine Angst: Restlos alles wird auch die Physik nie klären können, es wird immer eine kleine Nische für Gott bleiben, für die , die es brauchen und wollen. ;)
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#26 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Pluto » So 6. Okt 2013, 17:10

ThomasM hat geschrieben:Was es natürlich auch möglich macht, wie Dürr (oder ich), seine Vorstellungen von Geist und Gott dort unterzubringen. Wer sagt denn, dass diese mathematischen Weltanschauungen korrekt sind?
Das ist natürlich schon richtig, aber bei mir scheitert die Schöpfervorstellung an der Frage, "was hat Gott danach getan?"
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von closs » So 6. Okt 2013, 18:11

Pluto hat geschrieben:"was hat Gott danach getan?"
In der Überzeitlichkeit gibt es keine Vorher und kein Nachher. Das gibt es nur im Universum. Gott ist NICHT Teil des Universums.

sven23 hat geschrieben:Gott wird da eingesetzt, wo die Physik - noch - keine Erklärung hat.
Auch das ist ein merkwürdiger Ansatz. - Wer behauptet denn, dass etwas nicht erklärbar sein muss, um Gott zu rechtfertigen?

Nehmen wir die Neurowissenschaften: Es wird in den nächsten Jahrzehnten sicherlich große Fortschritte geben über die Arbeitsweise des Gehirns. - Da wird das Christentum den Wissenschaftlern für jede neue Erkenntnis gratulieren. - Du stellst so dar, als seien Naturwissenschaft und Glaube komplementäre Größen. Völlig abwegig.

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#28 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von Pluto » So 6. Okt 2013, 18:42

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:"was hat Gott danach getan?"
In der Überzeitlichkeit gibt es keine Vorher und kein Nachher. Das gibt es nur im Universum. Gott ist NICHT Teil des Universums.
Hatten wir schon geklärt. Er kann sich uns nicht bemerkbar machen, wenn er nicht "bei uns wohnt".

sven23 hat geschrieben:Gott wird da eingesetzt, wo die Physik - noch - keine Erklärung hat.
Auch das ist ein merkwürdiger Ansatz. - Wer behauptet denn, dass etwas nicht erklärbar sein muss, um Gott zu rechtfertigen?
Die meisten Leute die ich kenne, geben sich lieber mit einer naturalistischen Erklärung zufreiden, und suchen keine andere. Das macht Gott aus unserer Sicht zu einem Lückenbüsser.

Nehmen wir die Neurowissenschaften: Es wird in den nächsten Jahrzehnten sicherlich große Fortschritte geben über die Arbeitsweise des Gehirns. - Da wird das Christentum den Wissenschaftlern für jede neue Erkenntnis gratulieren. - Du stellst so dar, als seien Naturwissenschaft und Glaube komplementäre Größen. Völlig abwegig.
Ich denke es gibt nur sehr wenige Menschen die deinen Standunkt teilen, lieber closs. :mrgreen:
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#29 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von ThomasM » So 6. Okt 2013, 19:13

sven23 hat geschrieben: Das hast du schön gesagt, aber ist das nicht gerade der berühmte Lückenbüßergott?
Wäre es, wenn ich ihn darauf beschränken würde.

Zunächst geht es mir darum, die Stellen auszuloten, in die Naturwissenschaft prinzipiell nicht hinreichend ist. Dies sind eben die beiden Fälle "Vor Beginn der Zeit" und in den Quantenfluktuationen, die nach allem, was wir heute wissen, fundamental und fundamental unerklärlich sind.

Ich gehe danach aber weiter und widerspreche dem üblichen Denken, dass Gott nicht da ist, wo wir eine naturwissenschaftliche Beschreibung haben. Natürlich brauche ich für eine naturwissenschaftliche Beschreibung Gott nicht (weil das per Konstruktion ausgeschlossen wurde), aber dennoch sehe ich Gott bei jedem physikalischen Prozess am Werke - nicht zuletzt weil auch die Quantenfluktuationen in jeden physikalischen Prozess beteiligt ist.

Um jemanden wie dir klar zu machen, wie sehr Gott in unserem Leben eine Rolle spielt und auch spielen kann, muss ich erst einmal seine Existenz etablieren. Dann kann ich mich von da an in unsere alltäglichen Dinge bewegen und zeigen, wie sehr der "Zufall" unser Leben bestimmt - was für mich lediglich ein anderer Ausdruck dafür ist, wie sehr Gott unser Leben bestimmt.

Gruß
Thomas
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#30 Re: Ist Urknall "alte Physik"?

Beitrag von ThomasM » So 6. Okt 2013, 19:16

Pluto hat geschrieben: Das ist natürlich schon richtig, aber bei mir scheitert die Schöpfervorstellung an der Frage, "was hat Gott danach getan?"
Eine klassische Antwort lautet - und Gott ruhte, und ruhende Dinge neigen dazu, weiter zu ruhen :lol: :roll:

Aber ehrlich gesagt, verstehe ich deine Frage nicht ganz. Aus menschlicher Perspektive hat Gott seine Schöpfung durch die Zeit begleitet. Was ist daran schwierig oder was scheitert daran?

Gruß
Thomas
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