closs hat geschrieben:Lieber PeB, folgender Senf soll den Deinigen nur vorbereiten.
Danke. Aber ich finde es immer so müßig, einem Rot-Grün-Blinden zu vermitteln, was Farben sind.
closs hat geschrieben:Josi hat geschrieben:wollen wir doch nicht beginnend mit dem Wörtchen "Wenn" eine bloße Spekulation ins Rennen schicken.
Geht doch gar nicht anders: * "WENN das, was wir als Natur wahrnehmen, nur unsere Vorstellung ist, DANN ist auch Wissenschaft nur eine Vorstellung".
* "WENN es außer dem, was wir naturwissenschaftlich vorstellen können, nichts gibt, DANN hat der Naturalismus recht".
* etc
Josi hat geschrieben:Doch, doch, aber halt mit dem Manko einer gewissen Befangenheit.
Auch der Glaube, grundsätzlich alles, was IST, mit WIssenschaft (in Deinem Verständnis) untersuchen zu können, ist Befangenheit. - Diese "Befangenheit" nennt man jeweils "hermeneutische Vorannahmen".
Ich fange vielleicht mal anders an:
Bis ins 20. Jahrhundert war das wissenschaftlich-rationalistische Weltbild in Ordnung. Ich will gar nicht von Einstein reden, der schon Unruhe ins Weltbild gebracht hat - denn er war gewissermaßen der letzte klassische Physiker. Er hat zwar den Nobelpreis für ein quantenphysikalisches Thema bekommen, hat aber immer geglaubt, Quantenphysik sei nur ein Übergang in ein besseres "klassisches" Verständnis. Hierin hat er sich geirrt.
Aber ich will auch gar nicht mehr auf die Quantenphysik abheben, die man ohnehin nicht "begreifen" kann, sondern man kann bestenfalls nachzuvollziehen versuchen.
Richard Feynman hat geschrieben:Wer glaubt, die Quantentheorie verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden.
Es reicht schon ein Blick auf die Kosmologie:
wie gesagt, bis ins 20. Jahrhundert war die wissenschaftlich-rationalistische Weltsicht noch in Ordnung, indem man sich um die Frage einer Erstursache dadurch herumdrückte, dass man (auch in der Wissenschaft) allgemein davon ausging, das Universum sei ewig und unendlich. Dann kam Hubble in den 20er Jahren, entdeckte die Rotverschiebung und damit die Expansion des Universums und zwang die Kosmologen dazu umzudenken. Denn eine gegenwärtige Expansion, die sich in die Vergangenheit extrapolieren lässt, muss einen ursprünglichen Ausgangspunkt voraussetzen.
So ist heute die gängige Lehrmeinung die, dass das Universum vor +/- 15 Milliarden Jahren (wir wollen uns nicht um ein paar läppische Milliarden Jahre streiten) durch den "Urknall" entstanden ist. Auf die Frage: woraus ist der Urknall hervorgegangen, wird ein Physiker vorrangig antworten: aus dem Nichts.
Das ist natürlich ein eklatanter Bruch der strengen Kausalitätsregel in der Wissenschaft und daher unwissenschaftlich. Das weiß die Wissenschaft auch und bemüht sich daher um Erklärungen.
Die ehrlichste Erklärung ist dabei - nach meinem Verständnis - immer noch das Kapitulationsargument, das sinngemäß lautet: da durch den Urknall erst alles entstanden ist, inklusive Raum, Zeit, Kräfte, Licht etc., kann die Wissenschaft über den Urknall nicht hinausforschen, da sie sich ausschließlich mit dem beschäftigt, was mit dem Urknall entstanden ist.
Andere Erklärungen sind beispielsweise die Annahme eines Multiversums und die Vermutung von Branen, die sich bei ihren Schwingungen gegenseitig berühren und damit "Urknalle" verursachen usw. usf.
Das aber ist letztlich die philosophische Beschäftigung mit modellhaften Sachverhalten, die spekulativ sind und niemals überprüft werden können - weil sie außerhalb der Welt angesiedelt werden.
Und letztlich ist das nichts anderes als die Beschäftigung mit einem wissenschaftlich motivierten "Jenseits", an das man "glauben" muss - oder es lässt.
Was aber Einstein, die Kosmologie und die Quantenphysik eindeutig belegen ist der Umstand, dass unsere Welt nicht das ist, was die Wirklichkeit scheint und dass der Rationalismus - also die Vorstellung, der menschliche Verstand könne alles beschreiben - falsch ist. Der Rationalismus hat sich selber falsifiziert.
Er bleibt aber nach wie vor ein probates Instrument zur Bewältigung des Alltags.