du hast ein paar logische Fehler und unbewiesene Prämissen drin. Aber das Problem ist mit menschlicher Logik auch nicht zu bewältigen. Trotzdem wollen wir es ja versuchen. Am Ende muss aber klar sein - Gott ist nicht mathematisch beweisbar, er muss geglaubt werden.
Ich bin so frei und gehe deinen Text mal durch:
Ja.Andreas hat geschrieben: a. Gott ist - ohne die Schöpfung
Das ist deine erste falsche Prämisse. Die Heilsgeschichte von Anfang bis Omega ist in der Schöpfung, nicht außerhalb. Innerhalb der Schöpfung zählen wir das Alphabet von Alpha bis Omega nacheinander, zeitlich differenziert durch. Außerhalb der Schöpfung ist es für Gott "das Alphabet" im Ganzen - ohne Anfang und Ende, sondern in einem Punkt - bildlich gesprochen. Er lässt seinen Blick also nicht temporal von Alpha bis Omega schweifen, sondern sieht das Alphabet in der Gesamtheit.Andreas hat geschrieben:b. Gott ist - ohne die Schöpfung - die ganze Heilsgeschichte von Alpha bis Omega allwissend
Dito.Andreas hat geschrieben:c. Gott ist - ohne die Schöpfung - allen Glaubens, aller Taten und aller Entscheidungen, welche alle Menschen treffen allwissend
d. Gott ist - ohne die Schöpfung - das allwissende Gericht über alle Menschen, nach ihrem Glauben, ihren Taten und allen Entscheidungen, welche sie treffen
Ansonsten ist die Aussage, dass Gott "allen Glaubens, aller Taten und aller Entscheidungen, welche alle Menschen treffen allwissend" ist zutreffend. Dazu später Belege.
Was heißt hier "zu ihrer Zeit"? Gott ist in seiner All-Gegenwart überall gegenwärtig. Er hat keine Vergangenheit und keine Zukunft - er IST - wie wir gemeinsam festgestellt haben. Insofern hat er die Welt nur von der Perspektive der Welt aus "zu ihrer Zeit" erschaffen. Aus der Perspektive des "überzeitlichen" Gottes hat er die Welt in seiner Gegenwart geschaffen. Es ist vielmehr so, dass die Schöpfung das in die Zeit hineingeworfene Wort Gottes ist. Er erschafft damit die Zeit.Andreas hat geschrieben:e. Gott ist und erschafft allwissend Himmel und Erde, den Raum, die Zeit und alle Menschen zu ihrer Zeit
Korrekt. Zu ihrer Zeit - in der Schöpfung. In Gottes Gegenwart - außerhalb der Schöpfung.Andreas hat geschrieben:f. Menschen treffen ihre Entscheidungen zu ihrer Zeit (gemäß b + c)
g. Biblische Offenbarung - AT (gemäß b + c)
h. Jesu Leben, Kreuzigung und Auferstehung (gemäß b + c)
i. Biblische Offenbarung - NT (siehe b + c)
j. Menschen treffen ihre Entscheidungen zu ihrer Zeit (gemäß b + c)
k. Warten auf die Wiederkunft Jesu (gemäß b + c)
l. Jesu Wiederkunft (gemäß b + c)
Einspruch! Gott ist "mit der Schöpfung" - besser "innerhalb der Schöpfung" beispielsweise der Sohn Jesus Christus, der bekannte, dass er Tag und Stunde nicht kennt - sondern nur der Vater im Himmel - "über der Schöpfung".Andreas hat geschrieben:m. Gott ist - mit der Schöpfung - das allwissende Gericht über alle Menschen, nach ihrem Glauben, ihren Taten und allen Entscheidungen, welche sie treffen (m = d weil b + c)
Die besondere Gnade Gottes liegt ja auch darin, dass er sich selbst begrenzt, indem er uns in seiner begrenzten Schöpfung begegnet.Matthäus 24,36 hat geschrieben:Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.
Das ist eben falsch - wie oben von Jesus Christus bezeugt. Der Vater weiß mehr als der Sohn. Oder anders ausgedrückt: Gott außerhalb oder oberhalb der Schöpfung weiß mehr als Gott innerhalb der begrenzenden Schöpfung. Darin sehe ich die Gnade, die er uns erteilt.Andreas hat geschrieben:Der allwissende Gott ist dasselbe Gericht ohne die Schöpfung (d), wie mit der Schöpfung (m), da das Wissen des allwissenden Gottes ohne die Schöpfung (a-d) nicht anders ist, als das Wissen des allwissenden Gottes mit der Schöpfung (e-l). Die Heilsgeschichte des Allwissenden ohne Schöpfung ist identisch mit der Heilsgeschichte des Allwissenden mit der Schöpfung.
Beispiel: die Landschaft um mein Haus ist immer gleich. Bedeutet das darum, dass ich die gleiche Sicht auf die Landschaft habe, wenn ich mich innerhalb des Hauses befinde, wie wenn ich außerhalb stehe?
Was kann ich aussagen, wenn ich im Haus bin? Doch nur, dass ich die Landschaft so vermute, wie ich sie außerhalb gesehen habe. Um sie zu sehen, muss ich aber raus. Vielleicht hat sie sich inzwischen verändert?
Analog: wenn Christus Tag und Stunde nicht kennt, dann liegt das daran, dass er sich in der begrenzenden und sich verändernden, dynamischen Schöpfung befindet, während Gott vor dem Bild des Ganzen steht.
Aber doch! Wir sind in einem Rahmen, in dem wir Handlungsfreiheit haben. Die Zeit zwischen Alpha und Omega ist nicht determiniert, baut aber auf. Wir Menschen innerhalb der Schöpfung haben den Blick auf die Häkelmaschen gerichtet, die gerade im entstehen sind (Gegenwart) und können auch durch gegenwärtigen Eingriff dazu beitragen, wie das Strickmuster wird. Gott im Himmel sieht aber den vollständig fertig gestrickten Pulli.Andreas hat geschrieben:Deshalb ist kein Mensch frei an der Heilsgeschichte etwas zu ändern. Gott auch nicht, denn Gott ist nicht allwissend, wenn Gott nicht die letzte "Änderung" weiß.
Die letzten beiden Prämissen finde ich unbelegbar.Andreas hat geschrieben:Da Gott die letzte "Änderung" weiß, ist sie unabänderlich. Weil sie die letzte "Änderung" ist, ist sie keine "Änderung" der Allwissenheit und keine "Änderung" der Heilsgeschichte. Keine "Änderung" ist eine "Änderung" der Heilsgeschichte des Allwissenden Gottes, weil alle "Änderungen" Teil der Allwissenheit Gottes sind - ohne die Schöpfung - und - mit der Schöpfung. Es ist keine "Änderung" der Heilsgeschichte in der Allwissenheit Gottes in der Überzeitlichkeit. Es ist keine "Änderung" dieses allumfassenden Wissen Gottes über die Heilsgeschichte in der Zeitlichkeit.
Die Heilsgeschichte ist nicht in der "Überzeitlichkeit", sondern in der Zeitlichkeit der Schöpfung. Gott im Himmel benötigt keine Heilsgeschichte. Er ist das Heil.
Du stellst offenbar das Postulat auf, Gott müsse als Vater im Himmel (Überzeitlichkeit) vollständig identisch mit seiner Existenz - etwa als Sohn - in der Schöpfung sein. Das ist aber nach biblischem Zeugnis mitnichten der Fall.
Nein. Die Schöpfung Gottes ist ein dynamischer Prozess, den er in Gang gesetzt hat. Er hat dein Schicksal nicht vorherbestimmt, aber er sieht deine Zukunft und weiß, was am Ende ist - weil Gott ohne Anfang und Ende, die Gegenwart und das ewige Sein ist.Andreas hat geschrieben:Die Schöpfung ist 1:1 die Manifestation des Allwissens Gottes ohne die Schöpfung in der Schöpfung. Der Mensch ist vollkommen unfrei. Ich denke und bin in meiner Zeit nichts als nur das, was Gott in seiner Allwissenheit überzeitlich denkt - ohne seine Schöpfung und mit seiner Schöpfung.
Die Freiheit des Menschen ist eine echte Freiheit. Aber es stimmt, dass der Mensch keine Entscheidung treffen kann, von der Gott nicht schon vorher wüsste, dass er sie treffen wird. Das ist aber keine Vorherbestimmung der Geschichte, sondern Allwissen Gottes.Andreas hat geschrieben:Die Freiheit des Menschen ist eine Scheinfreiheit. Er hat keinen eigenen Willen, kann keine "Entscheidung" anders treffen, als sie Gott weiß

Jemand hatte ein anschauliches Bild: du kannst einen Film voraussagen, wenn du ihn schon gesehen hast. Aber du hast ihn deshalb doch nicht vorherbestimmt.
Und meine nicht.Andreas hat geschrieben:Das wäre zumindest die logische Schlussfolgerung in diesem Gottesbild, sofern man von der Überzeitlichkeit Gottes und seiner Allwissenheit ausgeht.

Denn ich sehe einen Unterschied zwischen "Vorbestimmung" und "Wissen um die Zukunft".
Und wieso kann er das nicht? Auch das ist eine Prämisse, die nicht belegbar ist.Andreas hat geschrieben:Gott kann nicht in die Zeit der Schöpfung hineinwirken, weil dadurch sein überzeitliches Wissen ohne Schöpfung ein anderes Wissen wäre, als sein überzeitliches Wissen mit der Schöpfung und ihrer Zeit.
Wer Jesus gesehen hat, der hat auch Gott gesehen - und zwar so, wie Gott in der Schöpfung ist. Jesus hat seinen Vater - sein "überzeitliches" Ich - gebeten, den Kelch vorübergehen zu lassen. Er hat gelitten, hat Blut vergossen und gefragt, "Vater, warum hast du mich verlassen".
Der Witz an der Sache ist ja gerade der, dass Gott sich kleiner macht als er müsste, um sich mit uns Menschen abgeben zu können. Von daher ist er in der Schöpfung begrenzt und oberhalb der Schöpfung unbegrenzt.
Gott IST und WIRKT gegenwärtig - ohne Vergangenheit und Zukunft. Er schaut nicht zu, sondern ist Regisseur.Andreas hat geschrieben:Gott kann seiner Schöpfung also nur tatenlos zuschauen
Wir müssen uns entscheiden, zu glauben, was Gott uns wissen lässt. Logik ist ein menschliches Instrument.Andreas hat geschrieben:oder er ist nicht überzeitlich allwissend. Dieses Gottesbild ist logisch unhaltbar. Wir müssen uns entscheiden ob wir mit einem Gottesbild mit Allwissenheit oder mit einem Gottesbild mit dem Wirken Gottes in der Schöpfung leben wollen oder mit einer Irrlehre.
Teil 2 folgt...