Atheismus- und Gotteswahn

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sven23
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#41 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Fr 4. Okt 2013, 09:58

closs hat geschrieben: Bisher kann ich nur erkennen, dass Foristen die Inquisition als Fortschritt zum Status Quo vorher dargestellt haben. -

Soll das heißen, vor der Inquisition war es noch schlimmer?????
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#42 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Fr 4. Okt 2013, 10:41

sven23 hat geschrieben:Soll das heißen, vor der Inquisition war es noch schlimmer?????
So habe ich es verstanden - wobei Du "Inquisition" nicht gleichsetzen darfst mit dem, was es heute bedeutet. - Heute denkt man unter Inquisition ausschließlich an Folter - auch hier wieder der Unterschied zwischen Denotation (was bedeutet das Wort eigentlich?) und worauf bezieht sich die heutige Wahrnehmung (Konnotation - Einfärbung).

Nur ein Beispiel: Schau Dir mal das Schicksal der Katharer an - das war VOR dem, was man heute Inquisition nennt.

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sven23
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#43 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Fr 4. Okt 2013, 11:05

closs hat geschrieben:
Nur ein Beispiel: Schau Dir mal das Schicksal der Katharer an - das war VOR dem, was man heute Inquisition nennt.

Waren die Katharer nicht mit ein Auslöser für die Inquisition? Nun konnte man Abtrünnige mit scheinbar rechtsstaatlichen Mitteln ganz offiziell bekämpfen, auch die letzten Katharer.

Ich kann in der Inquistion keinen Fortschritt erkennen, im Gegenteil trug sie erheblich zu Rechtsunsicherheit bei.

"Für den Zeitgenossen bedeutete die Einführung des rationalen Beweismittels faktisch eine erhebliche Einschränkung der Rechte des Angeklagten und damit ein deutlich erhöhtes Risiko der Verurteilung. Weitaus verheerender war aber die Verschmelzung der unabhängigen Instanzen Richter, Ermittler, Kläger und Verteidiger zu einem allmächtigen klerikalen Inquisitionsrichter."

Quelle

Auch closs wäre als Häretiker vor einem Inquisitionsgericht gelandet. Ob du nach einer hochnotpeinlichen Befragung die Inquistion immer noch als Fortschritt angesehen hättest, wage ich zu bezweifeln.
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#44 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Fr 4. Okt 2013, 11:12

sven23 hat geschrieben: Ob du nach einer hochnotpeinlichen Befragung die Inquistion immer noch als Fortschritt angesehen hättest, wage ich zu bezweifeln.
Verwechsle nicht distanzierte Betrachtung mit persönlicher Betroffenheit - das sind ganz unterschiedliche Dinge.

sven23 hat geschrieben:Ich kann in der Inquistion keinen Fortschritt erkennen, im Gegenteil trug sie erheblich zu Rechtsunsicherheit bei.
Auf welche Phase der Inquisition bezieht sich Dein Zitat? - Auf die ursprüngliche Intention oder die späteren Ausfälle? - Im übrigen geht es mir gar nicht darum, Inquisition als (para-) staatliche Größe zu verteidigen - wie gesagt, gilt: Geistige Bedrohungen sind geistig abzuwehren und nicht weltlich. - Trotzdem sollte man die Aussagen derer prüfen, die sagen, dass Inquisition in ihrer Zeit zunächst einmal ein Fortschritt gegenüber dem Status Quo vorher gewesen sein könnten.

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sven23
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#45 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Fr 4. Okt 2013, 11:31

closs hat geschrieben:Verwechsle nicht distanzierte Betrachtung mit persönlicher Betroffenheit - das sind ganz unterschiedliche Dinge.

Kann man angesichts des Leids, das sie für viele hervorgebracht hat, noch distanziert bleiben? Mir gelingt das nicht. Warum gelingt das einem Christen?

sven23 hat geschrieben:Geistige Bedrohungen sind geistig abzuwehren und nicht weltlich. -

Sie wurden aber von Anfang an weltlich abgewehrt, und zwar sehr weltlich.

http://www.planet-wissen.de/kultur_medi ... /index.jsp


Die Inquisition zu relativieren kommt mir vor der Versuch, den Holocaust zu beschönigen.
Die Judenpolitik der Nazis war im Prinzip keine schlechte Sache, nur die Auswüchse mit Ausschwitz und so hätten nicht sein müssen. So kommt mir das vor.
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#46 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Pluto » Fr 4. Okt 2013, 12:17

sven23 hat geschrieben:Das ist zwar richtig, aber wie man auch hier im Forum an 2 Beispielen sieht, ist die Vergangenheit immer noch nicht begriffen oder aufgearbeitet worden. Wenn man selbst heute noch die Inquisition verteidigt, dann kann etwas nicht stimmen.
Die Inquisition will ich nicht verteidigen.

Ich finde aber, man kann nicht dauernd die Nachfolgenerationen für die Taten einer weniger machthungriger Menschen aus früherer Zeit, verantwortlich machen. Die Wenigen die die Inquisition aktiv unterstützten, verbreiteten Angst und Schrecken in der Gesellschaft. Aber auch im Mittelalter gab es millionen normale Bürger die ihrer Arbeit nachgingen, und einen einfachen Glauben hatten. Der Glaube an die Erlösung nach dem Tod gab ihnen die Kraft um das harte Leben zu ertragen. Ist das etwa ein Verbrechen?

Deshalb verstehe ich nicht, warum manche hier im Forum mit völlig übertriebenem Eifer, jede nur denkbare Gelegenheit nutzen, und den Gläubigen immer wieder die Gräuel längst vergangener Zeiten vorzuwerfen.
Mit der Zeit wird das ätzend und langweilig. :yawn:
Dabei gibt es so viel Ungerechtigkeit in der Welt von heute, gegen die man wirklich aktiv vorgehen könnte.
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#47 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von sven23 » Fr 4. Okt 2013, 12:32

Pluto hat geschrieben: Die Inquisition will ich nicht verteidigen.

Das finde ich lobenswert. :thumbup:
Ich bitte jedoch um Verständnis, daß ich widersprechen muß, wenn jemand die Inquisition verteidigt oder relativiert.
Das Thread Thema ist auch Gotteswahn. Und ich finde, die Inquisition ist ein Paradebeispiel für Wahnvorstellungen religiöser Eiferer. Darüber sollte gesprochen werden dürfen.
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#48 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von Pluto » Fr 4. Okt 2013, 13:39

sven23 hat geschrieben:Das Thread Thema ist auch Gotteswahn. Und ich finde, die Inquisition ist ein Paradebeispiel für Wahnvorstellungen religiöser Eiferer. Darüber sollte gesprochen werden dürfen.
Normalerweise würde ich dir nicht widersprechen, aber ich finde gerade die Themen Inquisition und Hexenverfolgung haben wir schon so oft besprochen, dass nur noch herum polemisiert und gestachelt wird. Das wirkt dann nur noch ätzend langweilig.

Ein Spruch der Dakota-Indianer lautet:
Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.
Gibt es denn keine anderen interessanten Themen...?
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#49 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Fr 4. Okt 2013, 14:00

sven23 hat geschrieben:Kann man angesichts des Leids, das sie für viele hervorgebracht hat, noch distanziert bleiben?
Man sollte sogar in der Beurteilung von Sachverhalten distanziert sein. - Gegenüber Leid muss man es auch oft. Stelle Dir vor, Du müsstest alles Leid der Gegenwart in Dich aufnehmen - das hält keiner aus (außer Gott in Jesus).

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#50 Re: Atheismus- und Gotteswahn

Beitrag von closs » Fr 4. Okt 2013, 14:10

sven23 hat geschrieben:Sie wurden aber von Anfang an weltlich abgewehrt, und zwar sehr weltlich.
Ja - und das ist das übliche Satanische.

sven23 hat geschrieben:Die Inquisition zu relativieren kommt mir vor der Versuch, den Holocaust zu beschönigen.
Man soll Dingen gerecht werden wollen, wie sie in der Zeit waren. Man kann grundsätzlich Dinge der Vergangenheit nicht mit dem Maß der Gegenwart begründen - das wäre (eine Spielart des) Historismus. - Beschäftigung mit der Geschichte sollte dem Ziel dienen, "wie es war" - und nicht, wie man es heute beurteilen würde.

sven23 hat geschrieben:die Inquisition ist ein Paradebeispiel für Wahnvorstellungen religiöser Eiferer.
Das wiederum stimmt - es "war" so, dass die Verfolgung Andersgläubiger dadurch institutionalisiert wurde. - Seriöserweise wäre jetzt zu erforschen, ob die Grausamkeiten der Inquisition a) eine Entwicklung innerhalb der Inquisition waren oder b) von vorne herein so gemeint waren. - Ein Mitforist hat für a) plädiert - das kann stimmen - ich kann es nicht beurteilen, halte aber das Argument für plausibel, dass die Juristifizierung der Verfolgung Andersgläubiger in der Zeit, in der sie eingeführt wurde, ein Fortschritt war. - Das sind differenzierte Anmerkungen, denen man nachgehen kann.

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