Guten Abend liebe Foristen,
Helmuth hat geschrieben:Ich kenne deine Grundannahmen nicht. Leg sie dar.
Aber gerne
In den Worten meiner Lieblingsautoren:
"Augen gab uns Gott ein Paar
dass wir schauen rein und klar
um zu glauben was wir lesen
wär
ein Aug' genug gewesen" *
und
"Sein nicht eingebildet auf dein Wissen und verlasse dich nicht darauf, dass du ein Weiser seist,
sondern besprich dich mit dem Unwissenden so gut wie mit dem Weisen
Es gibt keinen Handwerksmeister, der seine Volkommenheit erworben hat, denn die Grenzen der Kunst werden nie erreicht" **
In meinen eigenen Worten
- allen Menschen sind mit Vernunft begabt und können die Welt damit erforschen
- Unser Urteilen ist aber nie wirklich objektiv, unsere Sichtweise ist notwendig subjektiv (v.a. durch biographische u. kulturelle Prägungen, sowie die Begrenztheit des bewussten Denkens und Entscheidens gegenüber dem Unbewussten)
- Unser Wissen ist stets begrenzt, allein schon durch die schiere Größe der Welt
- Aufgabe und Herausforderung der Geschichtswissenschaft ist es, unsere Vergangenheit aus den wenigen Puzzlestücken, die wir haben, so genau wie möglich zu rekonstruieren. Dazu ist es unerlässlich, dass wir:
uns 1. um größtmögliche Objektivität und Unbefangenheit bemühen,
uns dabei 2. dessen bewusst sind, dass vollkommene Objektivität nicht möglich ist
und 3. die Quellen und Belege, auf die wir unsere Theorien stützen, immer offenlegen, damit jeder sie selbst prüfen und nachvollziehen kann.
- Glauben beruht auf unserer sehr persönlichen inneren Erfahrung und ist daher nach Punkt 1 keine geeignete Prämisse historischer Forschung.
- Falls irgendein göttliches Handeln in der Weltgeschichte sichtbare und eindeutige Spuren hinterlassen hat, so wird eine sorgfältige historische Forschung dies zeigen - oder zumindest niemals widerlegen
Helmuth hat geschrieben:Offenbarung kommt ausschließlich von Gott.
Ich glaube aber an keine verbindliche Offenbarung, die über die persönliche Erfahrung des einzelnen Herzens hinausgeht. Daher meine Aussage, dass wir hier vermutlich nicht zusammen kommen.
Soweit klar, lieber Helmuth?
Novalis hat geschrieben: Strebe nach Wissen und Verständnis und der Glaube ist die Krönung.
Sehe ich nicht so. Wissen und Glauben spielen in meinem Leben verschiedene, sich ergänzende Rollen. Ich würde keines höher bewerten als das andere.
Novalis hat geschrieben: Glaube und Wissen zu trennen, ist ein falscher Dualismus.
Vielleicht sollte man nicht von einer Trennung, sondern eher von zwei Extremen auf einer Skala reden:
von Glaube: "Ich weiss es, aber ich kann dir nicht mit Worten oder Logik erklären, woher ich es weiss"
bis Wissen: "Ich weiss es, und ich kann dir mit Worten und Logik ganz genau erklären woher"
Was meinst du dazu?
Novalis hat geschrieben:Was würde passieren, wenn wir eine Liebeserklärung an die Paradoxien des Lebens schreiben würden?
Sehr schön gesagt!
Sowohl in meinem Glauben, als auch in meinen Leben ist es mir wichtig, dass man Widersprüche und Unsicherheiten auch mal aushalten kann
Erinnert mich auch an diesen Spruch: "The test of a first-rate intelligence is the ability to hold two opposed ideas in mind at the same time and still retain the ability to function." - F. Scott Fitzgerald
Liebe Güße
Mirjam
* Heinrich Heine, ca. 1850 n.u.Z.
** Ptah-Hotep, ca. 2300 v.u.Z.