Helmuth hat geschrieben:Die Funktion des HG ist eine völlig andere als die pure Verstandestheologie des logischen Denkens
1Johannes4 hat geschrieben:Mag sein, aber geisterfüllten Brüdern braucht ein geisterfüllten Bruder dergleichen auch nicht mitzuteilen, da diejenigen das ohnehin erkennen, und gegenüber Nichtgeisterfüllten dergleichen zu behaupten nutzt reichlich wenig, da diejenigen ja nicht beurteilen können, ob das überhaupt stimmt.
Zunächst: Grundsätzliche Zustimmung. - Dazu hat Chr. M. Wieland, ein eher religions-neutraler Philosoph, einmal sinngemäß gesagt: "Geist ist nicht beweisbar, aber das ist auch nicht nötig: Denn Geist erkennt sich gegenseitig".
Das ist das eine - das andere ist: Das ist ein sehr komplexes Thema (und jetzt kommt die Kopfseite wieder bei mir raus):
1) Niemand ist gefeit davor, in seiner Unterscheidung der Geister zu fehlen. Es gibt also keine Garantie für was auch immer.
2) Man kann denselben Geist auf sehr unterschiedliche Weise erkennen - oder etwas theologischer gesagt: Der heilsgeschichtliche Strang ist sehr lang, weshalb man an sehr unterschiedlichen Stellen an ihm ziehen kann.
Deshalb sehe ich die Lösung in einem Satz vom ebenfalls eher religions-neutralen Goethe (einem seiner letzten Sätze überhaupt): "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis". - Das bedeutet letztlich: Ob man sich Gott als Mann mit Bart (Kind) oder als personale Aufhebung der Dialektik in die Liebe (Closs) versteht, ist eigentlich egal, soweit damit derselbe Geist zum Ausdruck kommt. - Wohl dem, der hier mit geistigem Instinkt sprechen kann und sich "im kleinen Kreis erfüllen kann" (noch ein religions-neutraler Mensch, nämlich Schiller) - oder nochmals Schiller (hier leider nur aus dem Gedächntnis): "Der Mensch, der noch nicht mit dem Philosophieren begonnen hat, ist weiter als der, der noch nicht das Philosophieren beendet hat". - Dasselbe einfach formuliert: "Werdet wie die Kinder". Nicht kindisch, aber kindlich.
Insofern sollte man darauf verzichten, eigene Gleichnisse zu verabsolutieren - konkret am Wort "Wort". - Der eine versteht darunter "Wort" wörtlich - andere (wie ich) verstehen "Wort" als mißglückte Übersetzung des hebräischen Ursprungs dazu namens "Memra". - Dies gilt aus meiner Sicht sowohl für Joh. 1,1 "Im Anfang war das Wort" als auch für Offb. 22, 19:
"Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht".
Aber was ist "Memra"? Dazu lohnt ein Blick in "Christsein und Weltgeschehen, 17.11.2014", wo ein Rabbi die Bibel aus jüdischer Sicht erklärt. - Hier nur so viel:
1) "Wort" ist eine Übersetzung aus "logos", aber nicht aus der griechischen Philosophie. - Johannes hatte einfach kein anderes Wort im Griechischen zur Verfügung, um das hebräische "memra" irgendwie rüberzubringen - dasselbe gilt von" logos" in "Wort". - Mit anderen Worten: Die Bedeutung von "memra" ist nicht aus dem Griechischen ableitbar - geschweige denn vom Wort "Wort".
2) Memra ist das Wirken Gottes (hat nichts mit Sprache zu tun) - also Schöpfung der Welt bis zum "Ich werde bei Euch sein, auch wenn Ihr in der Fremde seid".
3) Offenbarung = Memra
Der Rabbi fasst seine Ausführungen in etwa zusammen mit:
"Memra" ist die geistig wahrnehmbare Erscheinung Gottes auf Erden, die meistens nicht wahrgenommen wird. - Insofern passt das wieder zum Satz "Jesus ist das Wort" (wenn man versteht, was damit gemeint ist). - Im Sinne dieses Rabbis wäre Jesus die Offenbarung Gottes als wirkende Größe - aber das könnte Jesus auch ganz ohne "Worte" in unserem "normalen" Verständnis des Wortes "Wort" sein.
Oje - jetzt bin ich ausgeufert.