Alles Teufelszeug? VIII

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Münek
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#1221 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Do 8. Feb 2018, 22:21

Kingdom hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Heute sieht es so aus: Die Kirchenbänke werden immer leerer (zwischen 2001 und 2016 haben die Kirchen in Deutschland ca. 8 Mio. Mitglieder verloren) und die Kirchen stöhnen über eklatanten Priestermangel. Nach Einschätzung des frommen Theologieprofessors
(em.) Klaus Berger glaubt in Deutschland die Hälfte der Pfarrer und Theologen nicht an die Auferstehung Jesu.[/b]
Nun Münek das wurde aber für die Endzeit auch so prophezeit.
Welche Endzeit? Die als nah angekündigte Endzeit kam ja nicht.

Im Zentrum der jesuanischen Botschaft stand die Verkündigung: "Die Zeit ist erfüllt. Das Gottesreich/die Königsherrschaft Gottes ist nahe herbeigekommen." Bis heute hat Gott seine Herrschaft auf Erden NICHT aufgerichtet. Einigen seiner Jüngern versicherte Jesus kurz vor seinem Tod, dass sie das Kommen des richtenden Menschensohnes in einer Wolke mit Kraft und Herrlichkeit und die Nähe des Reiches Gottes noch zu ihren Lebzeiten erleben würden (Lk. 21:27 ff.) Auch das traf nicht ein.



Der Prophet Daniel sollte auf Geheiß des Deute-Engels sein Buch versiegeln "bis zur Zeit des Endes" (Dan. 12:4). Jesus und seine Zeitgenossen kannten das Buch Daniel; es war nicht mehr versiegelt. Wo aber blieb die vorausgesagte "Zeit des Endes"? Ganz anders in der Offenbarung des Johannes ca. 250 Jahre später. Hier gebietet der Deuteengel dem Seher, "die Worte der Weissagung dieses Buches NICHT zu versiegeln, weil
die Zeit NAHE ist" (Offb. 22:10).

Seitdem sind 1900 Jahre vergangen, obwohl nach Offb. 1:1 dem Knecht Johannes gezeigt werden sollte, was in Kürze geschehen wird. Jesus versprach in seiner Offenbarung, die Gott ihm gegeben hatte (Offb. 1:1) mehrfach: "Ich komme bald." (Offb. 3:11, 22:7, 12 u. 20). Wer nicht
kam, war Jesus.


Der Prophet Maleachi verkündigte in 3:23 das Wort Jahwes: "Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag Jahwes kommt". Jesus identifizierte den wiedergekommenen Elia mit Johannes dem Täufer (Mt. 17:10 ff.). Aber wo blieb denn der "große und furchtbare Tag Jahwes"? Und wieso verneinte Johannes die diesbezügliche Frage der Priester, indem er versicherte, NICHT der wieder gekommene Prophet Elia zu sein? (Joh. 1:21). Das stimmt doch vorne und hinten nicht...


Ich könnte das jetzt fortsetzen...

closs
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#1222 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Do 8. Feb 2018, 22:39

Münek hat geschrieben:Ich könnte das jetzt fortsetzen...
Hermeneutisch durchaus nachvollziehbar - aber: Ist Deine Hermeneutik die richtige?

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Münek
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#1223 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Do 8. Feb 2018, 23:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ich könnte das jetzt fortsetzen...
Hermeneutisch durchaus nachvollziehbar - aber: Ist Deine Hermeneutik die richtige?
Schon wieder die pöhse Hermeneutik? Scheint aktuell Dein Lieblingswort zu sein. Hilft Dir argumentativ nur nicht weiter...:)

Du vergisst offensichtlich, dass für Gläubige die Bibel "hermeneutisch" :) das inspirierte wahre "Wort Gottes" ist - einschließlich der
in ihr enthaltenen Prophezeiungen. Auf diese habe ich zurückgegriffen und - man verzeihe mir die Kühnheit - mit dem verglichen,
was dann davon tatsächlich eintraf (Stichwort: Zeit des Endes).


Was hat es beispielsweise mit Hermeneutik zu tun, wenn ich feststelle, dass Jesus im Matthäusevangelium Johannes den Täufer mit dem
vom Propheten Maleachi für die Endzeit angekündigten Propheten Elia identifiziert - und im Johannesevangelium der Täufer genau dieser Identifizierung nachdrücklich widerspricht?

Da sollte man trotz Glaubensbrille aus Gründen der Redlichkeit vielleicht doch ein wenig ins Grübeln geraten.
Zuletzt geändert von Münek am Do 8. Feb 2018, 23:51, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#1224 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Do 8. Feb 2018, 23:50

Münek hat geschrieben:Meine Hermeneutik?
Natürlich. - Es hat doch niemand behauptet, dass Du die Hermeneutik der Theologie vertrittst - aber Du hast EBENFALLS eine Hermeneutik. - "Wir verstehen den Bibel-Text aus Sicht der HKM und deren Modelle und Perspektiven" IST eine Hermeneutik.

Münek hat geschrieben:Was hat es beispielsweise mit Hermeneutik zu tun, wenn ich feststelle, dass Jesus im Matthäusevangelium Johannes den Täufer mit dem vom Propheten Maleachi für die Endzeit angekündigten Propheten Elia identifiziert - und im Johannesevangelium der Täufer genau dieser Identifizierung nachdrücklich widerspricht?
Müsste man sich inhaltlich genauer angucken. - Davon abgesehen: Niemand behauptet doch, dass jede Aussage der Hermeneutik A oder B richtig ist - es ist vielmehr die Frage, ob der Verständnis-Ansatz überhaupt im Sinne von Apg. 8,30 der richtige ist. - Und genau diese Frage kann der Mensch nicht objektiv beantworten.

Münek hat geschrieben:Da sollte man trotz Glaubensbrille aus Gründen der Redlichkeit vielleicht doch ein wenig ins Grübeln geraten.
Ja - das sollte man IMMER. - Aber Deine "Redlichkeit" kannst Du Dir sparen - selbst wenn sich ein Ratzinger oder ein HKM-ler in seiner jeweiligen Hermeneutik irrt, sollte man nicht gleich auf die Frage der "Redlichkeit" kommen. - Es ist üblich, dass man mindestens so tut, als sei die eigene Hermeneutik die wahre.

Der eine glaubt selber daran ("Ja - ich glaube wirklich, dass die HKM/Kanonische Exegese der richtige hermeneutische Zugang ist"), der andere probiert verschiedene Hermeneutiken distanziert durch ("Mal gucken, was rauskommt, wenn ich diese ... Hermeneutik verwende"). - Alles Alltag und vollkommen weg von Emotionalien wie "Redlichkeit" - da hat Dir ein Ideologe einen Floh ins Ohr gesetzt.

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#1225 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Fr 9. Feb 2018, 00:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Meine Hermeneutik?
Natürlich. - Es hat doch niemand behauptet, dass Du die Hermeneutik der Theologie vertrittst.
Beim Teutates - das fehlte mir gerade noch. Geh`mir bloß weg mit Hermeneutiken, die auf wunschgesteuerten irrationalen Glaubenssetzungen der übernatürlich-transzendenten Art beruhen.

closs hat geschrieben:aber Du hast EBENFALLS eine Hermeneutik.
Bestimmt keine, die im spekulativen "Jenseits" verankert ist. Mit der Setzung der Existenz von Göttern, Teufeln, Engeln, Dämonen usw. kann ich mich partout nicht anfreunden - ein sacrificium intellectus um des reinen Wohlfühlens willen kommt für mich nicht in Betracht.

Du siehst das sicher anders.

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#1226 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Fr 9. Feb 2018, 00:41

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was hat es beispielsweise mit Hermeneutik zu tun, wenn ich feststelle, dass Jesus im Matthäusevangelium Johannes den Täufer mit dem vom Propheten Maleachi für die Endzeit angekündigten Propheten Elia identifiziert - und im Johannesevangelium der Täufer genau dieser Identifizierung nachdrücklich widerspricht?
Müsste man sich inhaltlich genauer angucken.
Das machst Du doch sowieso nicht; denn dafür müsstest Du in der Bibel nachlesen (Maleachi, Daniel, Matthäus, Johannes, Offenbarung des Johannes). Mein Thema war die biblisch prophezeite "Zeit des Endes" - und eine Replik auf einen Einwand unseres lieben, gottesfürchtigen Freundes Kingdom.

Ich habe versucht, ihm anhand von alt- und neutestamentlichen Bibelzitaten aufzuzeigen, dass sich die Prophezeiungen über die "Zeit des Endes" wegen ihrer angesagten Nähe nicht erfüllt haben.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Da sollte man trotz Glaubensbrille aus Gründen der Redlichkeit vielleicht doch ein wenig ins Grübeln geraten.
Ja - das sollte man IMMER. - Aber Deine "Redlichkeit" kannst Du Dir sparen.
O.k. - dann lass`mal hören, wie Du Dir dieses Nichteintreffen der von mir aufgezeigten Prophezeiungen im Einzelnen erklärst. Ich bin sicher, da kommt nix.

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#1227 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Fr 9. Feb 2018, 01:49

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
aber Du hast EBENFALLS eine Hermeneutik.


Bestimmt keine, die im spekulativen "Jenseits" verankert ist.
Natürlich nicht - Deine ist naturalistisch verankert.

Münek hat geschrieben:O.k. - dann lass`mal hören, wie Du Dir dieses Nichteintreffen der von mir aufgezeigten Prophezeiungen im Einzelnen erklärst. Ich bin sicher, da kommt nix.
Zu Recht - denn hier reicht es nicht, Bibelstellen zu zitieren. - Wenn man solche Fragen ernst nimmt, muss man tief in die Theologie hineingehen, viele Seiten Sekundär-Literatur lesen, sehr genau die damaligen Denk- und Sprach-Gewohnheiten kennen - ich würde mir zutrauen, Dir eine Antwort nach 2 Semestern unter Unterstützung durch versierte Theologen zu geben.

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#1228 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Fr 9. Feb 2018, 02:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wat??? Nie im Leben.
Doch - Du scheinst "ergebnisoffen" universal zu meinen - und das geht innerhalb einer Hermeneutik nicht - und die hat auch die HKM, sobald sie interpretiert.
Nun lass´mal langsam die Hermeneutik sein. Der alles entscheidende Faktor ist nicht die Hermeneutik, sondern allein die SETZUNG. Als ergebnisoffene wissenschaftliche Diziplin setzt die HKM natürlich NICHTS.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Die historisch-kritische Exegese als ergebnisoffen arbeitende wissenschaftliche Diziplin kommt OHNE Apriori-Annahmen und Glaubenssetzungen aus. Das ist - wie Du inzwischen weißt - auch die Auffassung der "Päpstlichen Bibelkommission".
Und Du hast noch nicht verstanden, dass dies nicht für hermeneutische Interpretationen gilt
Nein - irgendeine Einschränkung ist dem Dokument der "Päpstlichen Bibelkommission" an keiner Stelle zu entnehmen.

closs hat geschrieben:wie "Jesus HATTE eine Naherwartung".- Es ginge beobachtend und beschreibend für den Satz "Anscheinend hatte Textverfasser x diese Meinung zur Zeit seiner Abfassung des Textes y".
Wieso muss ich mich bei Dir immer wiederholen? Nochmals: Es werden die WORTE JESU, seine Botschaft ausgelegt, die für authentisch überliefert gehalten werden - über die Meinung der Jünger zur Naherwartung Jesu wirst Du fast nichts finden.

closs hat geschrieben:Vergiss nicht: Du betonst ständig, dass die HKM sich um die REZEPTIONS-Authentizität kümmert.
Was soll denn das wieder heißen?

closs hat geschrieben:Und selbst dann kann die HKM nur bedingt die Meinung der Verfasser wiedergeben, da die HKM nach Deinen Worten kritisch-rational denkt, also alles beiseite lassen MUSS, was spirituell ist.
Nö - Du hast da bestimmt etwas nicht richtig verstanden. Es gibt hervorragende Kommentare z.B. der Paulusbriefe, die von Exegeten verfasst worden sind. Die denken nicht im Traum daran, irgend etwas von dem beiseite zu lassen, was Paulus spirituell zum Ausdruck bringen wollte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du glaubst wirklich, Ratzinger vertrete die absurde Behauptung, die Interpretation (= Exegese, Auslegung) biblischer Texte sein NICHT Aufgabe der historisch-kritischen Exegese?
Im geistige Sinne vertritt der sehr wohl diese ganz und gar nicht absurde Meinung
In der historisch-kritischen Exegese geht es nicht um den geistigen (= spirituell-transzendenten) Sinn biblischer Texte. Das weiß Ratzinger auch.

closs hat geschrieben:weshalb er doch will, dass sich die HKM für das Geistige öffnet, damit sie autorisiert wird, das zu tun, was sie tut (nämlich ins Geistige hinein interpretieren).
Was Ratzinger will, interessiert die HKM nicht die Bohne.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Im Übrigen wäre es bedeutungslos, was Ratzinger von der HKM erwartet.
Es hat insofern etwas mit der HKM zu tun, als dass sich damit entscheidet, welche Rolle die HKM innerhalb der Theologie spielen kann.
An Ratzingers Erwartungen an die historisch-kritische Exegese entscheidet sich NICHTS.

Der hohe Stellenwert, den die historisch-kritische Exegese zweifellos innerhalb der Theologie genießt, wird nicht davon berührt, ob Ratzingers fromme Wünsche von der HKM erfüllt werden oder nicht.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese hat mit einer "geistigen" (= spirituell-transzendenten) Textauslegung nun wirklich NICHTS am Hut
Eben - mit dieser Hermeneutik schränkt sie sich ein
.
Richtig - die HKM springt nicht auf jeden esoterischen Zug. Diese Selbstbeschränkung ist aber KEINE Setzung.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: da rein glaubensbasiert und unwissenschaftlich.
Zu diesem Schluss kommt man nur bei einem verunglückten Wissenschafts-Verständnis. - Immer noch die meisten Wissenschaftler verstehen Wissenschaft als ein ganz bestimmte Untersuchungsart nach nachvollziehbaren Regeln. - Auf WELCHER Hermeneutik und aus WELCHER Perspektive man forscht, ist irrelevant.
Wer für seine Hypothesen die Annahme eines allmächtigen transzendenten Gottes benötigt, ist raus aus der Wissenschaft.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - Glauben und Wissenschaft stehen sich unüberbrückbar gegenüber.
Nach wie vor richtig - aber gleichzeitig vollkommen irreführend. - Keine Theologe arbeitet wissenschaftlich, um seine Setzungen zu "beweisen".
Wer glaubens-ideologisch setzt, hat ja auch nicht den mindesten Grund, die Richtigkeit seiner Setzung zu "beweisen". :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Du betreibst kleinliche Wortklauberei, um die HKM abzuwerten.
Oh nein - unterschätze nicht die Feinheit der Ratzinger-Formulierungen. - Wenn er sagt, die HKM habe die Möglichkeit, sich dem Geistigen zu öffnen, meint er damit: "Ihr tut es nicht" - es ist also eine Kritik.
Wen juckts? Niemanden.

closs hat geschrieben:Wenn Ratzinger sagt, die HKM sei unerläßlich FÜR das Textverständnis, meint er damit: "Ihr seid NICHT die Hoheiten des Textverständnisses, sondern die Basis dafür, was andere machen, die geistig interpretieren".
Wiederholt: Wie Dritte die Ergebnisse der HKM rezipieren, interessiert die Exegese nicht die Bohne.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - die historisch-kritische Exegese legt die für authentisch angesehene BOTSCHAFT Jesu zum nahen Gottesreich aus, die er und seine Jünger landauf landab dem Volk verkündigten - mit dem Ergebnis, dass Jesus sich GEIRRT hat, weil Gott seine Königsherrschaft auf Erden für jedermann erkennbar NICHT angetreten hat.
Richtig - das ist IHRE Auslegung aus IHRER Hermeneutik, die dem HEUTE üblichen Denken entspringt.
Nicht nur Auslegung, sondern auch - insbesondere bei Prophezeiungen - Abgleich mit der Wirklichkeit.

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#1229 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Fr 9. Feb 2018, 09:11

Münek hat geschrieben:Nun lass´mal langsam die Hermeneutik sein. Der alles entscheidende Faktor ist nicht die Hermeneutik, sondern allein die SETZUNG.
Die Hermeneutik ist selbst eine Setzung - zwar nicht unumstößlich (man kann eine hermeneutik wechseln), aber erst mal da. - "Hermeneutik" ist das, womit man antritt:

* "Wir untersuchen ohne Rücksicht darauf, ob Jesus nur menschlich oder auch göttlich war".
* "Wir untersuchen im Sinne des Kritischen Rationalismus".
* "Wir untersuchen so, als gäbe es in der Geschichte keine Wunder".
* etc.

ODER
* Wir untersuchen so, als sei Jesus göttlich".
* Wir untersuchen spirituell".
* "Wir untersuchen so, als könnten Wunder reale Begebnisse in der Geschichte sein".
* etc.

Beide Hermeneutiken versuchen in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen die Frage zu klären: "Was käme heraus, wenn unsere hermeneutischen Vorannahmen richtig wären". - Das tut man ergebnisoffen - allerdings innerhalb der Hermeneutik, weil es gar nicht anders geht.

Münek hat geschrieben:irgendeine Einschränkung ist dem Dokument der "Päpstlichen Bibelkommission" an keiner Stelle zu entnehmen.
Natürlich gilt es NICHT für den Fall, dass die HKM beansprucht: "Wir interpretieren unsere Auslegungs-Ergebnisse so, als gäbe es Gott als Entität NICHT - und nennen das dann Theologie".

Münek hat geschrieben:Wieso muss ich mich bei Dir immer wiederholen? Nochmals: Es werden die WORTE JESU, seine Botschaft ausgelegt, die für authentisch überliefert gehalten werden
Möglich - wie passt das zum hier ständig wiederholten Anspruch der HKM, eine Textverfasser-Exegese zu sein?

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Vergiss nicht: Du betonst ständig, dass die HKM sich um die REZEPTIONS-Authentizität kümmert.


Was soll denn das wieder heißen?
Genau das, was ich gerade gefragt habe.

Münek hat geschrieben: Es gibt hervorragende Kommentare z.B. der Paulusbriefe, die von Exegeten verfasst worden sind. Die denken nicht im Traum daran, irgend etwas von dem beiseite zu lassen, was Paulus spirituell zum Ausdruck bringen wollte.
Aber das hängt doch damit zusammen, dass die HKM auch von spirituell kompetenten Menschen betrieben wird und eben NICHT nur eine säkulare Waffe gegen die Theologie sein muss.

Davon abgesehen: Hier verweist Du (zu Recht) wieder auf die Text-VERFASSER - mit anderen Worten: Wenn einer der Textverfasser im Rahmen seiner Erkenntnis-Entwicklung etwas sagen würde, was sich als falsch herausstellen würde, wäre es SEINE Sache und nicht unbedingt die Sache Jesu. - Man kann also nicht selbstverständlich den Schluss machen: "Ich verstehe Paulus/Johannes/Lukas SOOO - also hat Jesus das gedacht".

Münek hat geschrieben:In der historisch-kritischen Exegese geht es nicht um den geistigen (= spirituell-transzendenten) Sinn biblischer Texte. Das weiß Ratzinger auch.
Deshalb sieht Ratzinger (und wirklich nicht nur er) die HKM doch nur als GRUNDLAGE des Bibel-Verständnisses. - Was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er die HKM aufwerten wollte: "Öffnet Euch zum Geistigen, dann seid Ihr eine Stufe höher".

Münek hat geschrieben:Der hohe Stellenwert, den die historisch-kritische Exegese zweifellos innerhalb der Theologie genießt, wird nicht davon berührt, ob Ratzingers fromme Wünsche von der HKM erfüllt werden oder nicht.
Ja - aber eben als Grundlagen-Disziplin - Ratzinger wollte die HKM kategorial höher sehen (Apg. 8,30).

Münek hat geschrieben:Richtig - die HKM springt nicht auf jeden esoterischen Zug. Diese Selbstbeschränkung ist aber KEINE Setzung.
Die Annahme, dass es Gott gibt, ist kein "esoterischer Zug". - Und natürlich ist es eine Setzung, wenn man sagt: "Wir interpretieren geistige Schriften säkular". - "Setzung" ist doch nichts "Pöhses", sondern eine Perspektive: "Wir schauen es uns unter unseren Bedingungen an".

Münek hat geschrieben:Wer für seine Hypothesen die Annahme eines allmächtigen transzendenten Gottes benötigt, ist raus aus der Wissenschaft.
Falsch. - "Wissenschaft" heißt, Perspektiven nach wissenschaftlichen Regeln zu beobachten und zu beschreiben. Falls eine Perspektive unsinnig ist, wird nicht viel dabei rumkommen ("Ich untersuche Münek aus der Perspektive, dass er ein weiblicher Igel ist").

Oder seriöser formuliert: Die HKM untersucht genauso wenig wie die Kanonisches Exegese, OB Jesus göttlich oder nur Mensch ist, sondern interpretiert, als ob er göttlich oder nur menschlich ist - ODER: Man interpretiert die Textverfasser, als ob deren Auffassung sich auf Realität oder "Legende" bezieht. - Oder verzwickter, aber realistisch: Man bringt eigenes Weltverständnis mit ein, um dies zu interpretieren. - Ich gestehe, dass dies oft schwer zu unterscheiden ist.

Münek hat geschrieben:Wer glaubens-ideologisch setzt, hat ja auch nicht den mindesten Grund, die Richtigkeit seiner Setzung zu "beweisen".
Man beansprucht erst gar nicht, es beweisen zu können. - Wie will ein säkularer HKM-Interpret beweisen, dass "Wunder" real nicht möglich seien, sondern als Glaubenskonstrukt der Schreiber zu verstehen seien?

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:

Münek hat geschrieben:
Du betreibst kleinliche Wortklauberei, um die HKM abzuwerten.

Oh nein - unterschätze nicht die Feinheit der Ratzinger-Formulierungen. - Wenn er sagt, die HKM habe die Möglichkeit, sich dem Geistigen zu öffnen, meint er damit: "Ihr tut es nicht" - es ist also eine Kritik.


Wen juckts? Niemanden.
Innerhalb der HKM wird das niemanden jucken: "My home is my castle" - außerhalb schon.

Münek hat geschrieben:Nicht nur Auslegung, sondern auch - insbesondere bei Prophezeiungen - Abgleich mit der Wirklichkeit.
Was aber "Wirklichkeit" ist, ist doch gerade eine Definition des Untersuchunden: "Was ist 'Wirklichkeit' aus heutiger Sicht?". - Und diese Sicht kann eben falsch sein - und schon kontaminiert diese (falsche) "Vorannahme" die Auslegung.

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#1230 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » Fr 9. Feb 2018, 09:39

closs hat geschrieben:"Hermeneutik" ist das, womit man antritt:

* "Wir untersuchen ohne Rücksicht darauf, ob Jesus nur menschlich oder auch göttlich war".
Ist keine Setzung, sondern ergebnisoffen.

closs hat geschrieben:* "Wir untersuchen im Sinne des Kritischen Rationalismus".
Ist eine Methode, als weder Hermeneutik noch Setzung.

closs hat geschrieben:* "Wir untersuchen so, als gäbe es in der Geschichte keine Wunder".
Wer tut denn so was?

closs hat geschrieben:* Wir untersuchen so, als sei Jesus göttlich".
Ist eindeutig eine Setzung.
closs hat geschrieben:* Wir untersuchen spirituell".
Ebenfalls eine Setzung.


closs hat geschrieben:Beide Hermeneutiken versuchen in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen die Frage zu klären: "Was käme heraus, wenn unsere hermeneutischen Vorannahmen richtig wären". - Das tut man ergebnisoffen - allerdings innerhalb der Hermeneutik, weil es gar nicht anders geht.
Nochmals: Dir scheint der Unterschied zwischen Setzung und Schlussfolgerung unklar zu sein. :o

closs hat geschrieben:Natürlich gilt es NICHT für den Fall, dass die HKM beansprucht: "Wir interpretieren unsere Auslegungs-Ergebnisse so, als gäbe es Gott als Entität NICHT - und nennen das dann Theologie".
Aber diesen Anspruch stellt doch die HKM nicht. Das Gegenteil ist allerdings richtig: Die Kanonik setzt, dass Jesus göttlich ist.

closs hat geschrieben:Möglich - wie passt das zum hier ständig wiederholten Anspruch der HKM, eine Textverfasser-Exegese zu sein?
Eine Text-Exegese untersucht nicht den Verfasser sondern den Text.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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