Münek hat geschrieben:Nun lass´mal langsam die Hermeneutik sein. Der alles entscheidende Faktor ist nicht die Hermeneutik, sondern allein die SETZUNG.
Die Hermeneutik ist selbst eine Setzung - zwar nicht unumstößlich (man kann eine hermeneutik wechseln), aber erst mal da. - "Hermeneutik" ist das, womit man antritt:
* "Wir untersuchen ohne Rücksicht darauf, ob Jesus nur menschlich oder auch göttlich war".
* "Wir untersuchen im Sinne des Kritischen Rationalismus".
* "Wir untersuchen so, als gäbe es in der Geschichte keine Wunder".
* etc.
ODER
* Wir untersuchen so, als sei Jesus göttlich".
* Wir untersuchen spirituell".
* "Wir untersuchen so, als könnten Wunder reale Begebnisse in der Geschichte sein".
* etc.
Beide Hermeneutiken versuchen in ihren wissenschaftlichen Untersuchungen die Frage zu klären: "Was käme heraus, wenn unsere hermeneutischen Vorannahmen richtig wären". - Das tut man ergebnisoffen - allerdings innerhalb der Hermeneutik, weil es gar nicht anders geht.
Münek hat geschrieben:irgendeine Einschränkung ist dem Dokument der "Päpstlichen Bibelkommission" an keiner Stelle zu entnehmen.
Natürlich gilt es NICHT für den Fall, dass die HKM beansprucht: "Wir interpretieren unsere Auslegungs-Ergebnisse so, als gäbe es Gott als Entität NICHT - und nennen das dann Theologie".
Münek hat geschrieben:Wieso muss ich mich bei Dir immer wiederholen? Nochmals: Es werden die WORTE JESU, seine Botschaft ausgelegt, die für authentisch überliefert gehalten werden
Möglich - wie passt das zum hier ständig wiederholten Anspruch der HKM, eine
Textverfasser-Exegese zu sein?
Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Vergiss nicht: Du betonst ständig, dass die HKM sich um die REZEPTIONS-Authentizität kümmert.
Was soll denn das wieder heißen?
Genau das, was ich gerade gefragt habe.
Münek hat geschrieben: Es gibt hervorragende Kommentare z.B. der Paulusbriefe, die von Exegeten verfasst worden sind. Die denken nicht im Traum daran, irgend etwas von dem beiseite zu lassen, was Paulus spirituell zum Ausdruck bringen wollte.
Aber das hängt doch damit zusammen, dass die HKM auch von spirituell kompetenten Menschen betrieben wird und eben NICHT nur eine säkulare Waffe gegen die Theologie sein muss.
Davon abgesehen: Hier verweist Du (zu Recht) wieder auf die Text-VERFASSER - mit anderen Worten: Wenn einer der Textverfasser im Rahmen seiner Erkenntnis-Entwicklung etwas sagen würde, was sich als falsch herausstellen würde, wäre es SEINE Sache und nicht unbedingt die Sache Jesu. - Man kann also nicht selbstverständlich den Schluss machen: "Ich verstehe Paulus/Johannes/Lukas SOOO - also hat Jesus das gedacht".
Münek hat geschrieben:In der historisch-kritischen Exegese geht es nicht um den geistigen (= spirituell-transzendenten) Sinn biblischer Texte. Das weiß Ratzinger auch.
Deshalb sieht Ratzinger (und wirklich nicht nur er) die HKM doch nur als GRUNDLAGE des Bibel-Verständnisses. - Was man ihm vorwerfen kann, ist, dass er die HKM aufwerten wollte: "Öffnet Euch zum Geistigen, dann seid Ihr eine Stufe höher".
Münek hat geschrieben:Der hohe Stellenwert, den die historisch-kritische Exegese zweifellos innerhalb der Theologie genießt, wird nicht davon berührt, ob Ratzingers fromme Wünsche von der HKM erfüllt werden oder nicht.
Ja - aber eben als Grundlagen-Disziplin - Ratzinger wollte die HKM kategorial höher sehen (Apg. 8,30).
Münek hat geschrieben:Richtig - die HKM springt nicht auf jeden esoterischen Zug. Diese Selbstbeschränkung ist aber KEINE Setzung.
Die Annahme, dass es Gott gibt, ist kein "esoterischer Zug". - Und natürlich ist es eine Setzung, wenn man sagt: "Wir interpretieren geistige Schriften säkular". - "Setzung" ist doch nichts "Pöhses", sondern eine Perspektive: "Wir schauen es uns unter unseren Bedingungen an".
Münek hat geschrieben:Wer für seine Hypothesen die Annahme eines allmächtigen transzendenten Gottes benötigt, ist raus aus der Wissenschaft.
Falsch. - "Wissenschaft" heißt, Perspektiven nach wissenschaftlichen Regeln zu beobachten und zu beschreiben. Falls eine Perspektive unsinnig ist, wird nicht viel dabei rumkommen ("Ich untersuche Münek aus der Perspektive, dass er ein weiblicher Igel ist").
Oder seriöser formuliert: Die HKM untersucht genauso wenig wie die Kanonisches Exegese, OB Jesus göttlich oder nur Mensch ist, sondern interpretiert, als ob er göttlich oder nur menschlich ist - ODER: Man interpretiert die Textverfasser, als ob deren Auffassung sich auf Realität oder "Legende" bezieht. - Oder verzwickter, aber realistisch: Man bringt eigenes Weltverständnis mit ein, um dies zu interpretieren. - Ich gestehe, dass dies oft schwer zu unterscheiden ist.
Münek hat geschrieben:Wer glaubens-ideologisch setzt, hat ja auch nicht den mindesten Grund, die Richtigkeit seiner Setzung zu "beweisen".
Man beansprucht erst gar nicht, es beweisen zu können. - Wie will ein säkularer HKM-Interpret beweisen, dass "Wunder" real nicht möglich seien, sondern als Glaubenskonstrukt der Schreiber zu verstehen seien?
Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Du betreibst kleinliche Wortklauberei, um die HKM abzuwerten.
Oh nein - unterschätze nicht die Feinheit der Ratzinger-Formulierungen. - Wenn er sagt, die HKM habe die Möglichkeit, sich dem Geistigen zu öffnen, meint er damit: "Ihr tut es nicht" - es ist also eine Kritik.
Wen juckts? Niemanden.
Innerhalb der HKM wird das niemanden jucken: "My home is my castle" - außerhalb schon.
Münek hat geschrieben:Nicht nur Auslegung, sondern auch - insbesondere bei Prophezeiungen - Abgleich mit der Wirklichkeit.
Was aber "Wirklichkeit" ist, ist doch gerade eine Definition des Untersuchunden: "Was ist 'Wirklichkeit' aus heutiger Sicht?". - Und diese Sicht kann eben falsch sein - und schon kontaminiert diese (falsche) "Vorannahme" die Auslegung.