Pluto hat geschrieben:Falls.... Aber warum sollte man das annehmen?
Wenn man eine methodische Linie auf säkularer Basis durchziehen will, DARF man dies nicht als Möglichkeit annehmen. - Insofern sind Theißens Interpretationen als "methodische ERgebnisse" ja anerkannt.
Will man in Bezug auf das, was vor 2000 Jahren geschichtlich passiert ist, ergebnisoffen sein, kann man es nicht ausklammern.
Pluto hat geschrieben:Und wenn er es methodisch meint... Ist es denn nicht Fakt?
Da müssten wir definieren, was "Fakt" ist. - Wenn man "Fakt" mit "methodisch abgesichert" definiert, ist es ein "Fakt". - Wenn "Fakt" ontische Größe sein soll ("Es geschah damals tatsächlich so"), ist es KEIN Fakt.
Wenn Du also methodische Ergebnisse als "Fakt" bezeichnest, bedeutet dies gleichzeitig, dass es zur selben Fragen sich widersprechende "Fakten" geben kann. Genau das passiert in der Tat, wenn sich Wissenschaftler in Talkshows streiten: Der eine sagt, "dieses" sei bewiesen als "Fakt" - der andere behauptet, dass Gegenteil "Fakt" sei.
Mir persönlich wäre es lieber, wenn man Rücksicht auf das Sprachempfinden der Menschen nehmen würde und nur das "Fakt" nennt, was nicht nur methodisch, sondern auch tatsächlich und unwidersprechbar "der Fall ist". - Tut man das nicht, entsteht daraus das "Post-Faktische", was nichts anderes bedeutet wie "Uns interessiert, was jetzt wirklich ist, und nicht nur, worauf Ihr mit Euren unterschiedlichen Methodiken kommt".
Pluto hat geschrieben:Hermeneutisch?

Theißen untersucht wissenschaftlich.
Er interpretiert hermeneutisch. - Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" ist eine hermeneutische Aussage/Interpretation.
Münek hat geschrieben: Es geht um den persönlichen Gottesglauben UND der Wissenschaft UND deren Inkompatibilität.
DAS wiederum ist richtig - aber das heißt doch nicht mehr und nicht weniger, dass Wissenschaft an Nicht-Falsifizierbares nicht rankommt, selbst wenn es in der Geschichte der Fall ist.
Münek hat geschrieben:Was bringt es, die Existenz des rosaroten unsichtbaren Einhorns zu SETZEN und auf dieser Basis FORSCHUNG zu betreiben?
Da es keinerlei Anzeichen gibt, dass rosarote unsichtbare Einhörner in der Geschichte der Fall waren, erübrigt sich diese Frage. - Bei Jesus ist dies anders.
Münek hat geschrieben:Geschichtswissenschaft verfügt nicht über das Instrumentarium, um prüfen zu können, ob eine Figur der Zeitgeschichte wie Jesus von Nazareth "halb Mensch/ halb Gott" - also ein HALBGOTT war
Nicht "Halbgott", sondern sowohl als auch. - Davon abgesehen: Wenn die Geschichtswissenschaft weiß, dass es ihre methodischen Möglichkeiten übersteigt, soll sie daraus die Konsequenzen ziehen.
Münek hat geschrieben:Was hat Deine Frage mit meiner Feststellung zu tun, dass für die Auslegung (= Interpretation) von Bibeltexten innerhalb der Theologie ausschließlich der Fachbereich "EXEGESE" zuständig ist?
Weil Du mit "Exegese" immer nur EINE Exegese-Form meinst, deren säkulare Hermeneutik nicht bindend sein muss.
Das, was Du "Verständnis des Textes" nennst ist
a) einerseits eine reine Sachfrage - also diesseits von Apg. 8,30, und
b) andererseits eine interpretative Frage und somit hermeneutische Frage.
Willst Du (b) beanspruchen muss Du die Ebene (a) verlassen - und zwar nach oben. - Und bei diesem "oben" ist nicht nur die HKM zuhause - um es sehr zurückhaltend zu sagen. - Im übrigen heißt es nicht von ungefähr:
"Die Hermeneutik (altgriechisch ἑÏμηνεÏειν hermÄ“neúein, deutsch ‚erklären‘, ‚auslegen‘, ‚übersetzen‘) ist eine Theorie der Interpretation von Texten und des Verstehens" (wik)
"Die Biblische Hermeneutik ist die Wissenschaft vom Verstehen biblischer Texte, eine angewandte Form der Hermeneutik" (wik)
Münek hat geschrieben:Belege bitte in 2018 auf Nachfrage Deine Behauptungen. Hier aktuell: Welche "anderen Exegesen" nehmen konkret eine Gegenposition zum HKM-Konsens bzgl. Jesu Irrtum ein?
Das wird bei folgenden der Fall sein (ich habe nicht alle überprüft, aber man darf aus den Kurzbeschreibungen davon ausgehen):
"Kanonische Exegese
Manche Bibelausleger machten es sich zur Aufgabe, die Texte im Zusammenhang der ganzen Bibel zu verstehen und zu deuten.[12] Die in den USA entwickelte kanonische Exegese wird in einem Dokument der Päpstlichen Bibelkommission von 1993 erwähnt und beruft sich auf die Konzilskonstitution Dei Verbum, Nr. 12. Sie will Texte weniger aus ihrem historischen Kontext, sondern eher aus einer als einheitlich verstandenen Tradition verstehen, die zur Festlegung des Bibelkanons führte. Da ein späterer Zusammenhang im Vordergrund steht, will die kanonische Exegese im Allgemeinen keine historische Forschung etwa zu Jesus von Nazaret betreiben. Dennoch versucht Joseph Ratzinger, von diesem Ausgangspunkt her den Jesus der Evangelien insgesamt als historisch plausibel zu beschreiben.[13] Weitere deutschsprachige Vertreter sind Frank Crüsemann und Georg Steins.
Dogmatische Exegese
Die dogmatische Exegese versucht, aus den Schriften Grundparameter des Glaubens herauszuarbeiten, die für alle Menschen von Bedeutung sind, arbeitet also systematisch-philosophisch. Die dogmatische Exegese spielt in der katholischen Kirche eine wesentliche Rolle.
Konfessionelle Exegese
Zur konfessionellen Exegese gehören z. B. katholische Exegese, lutherische Exegese, methodistische Exegese, baptistische Exegese, pfingstkirchliche Exegese oder Evangelikale Exegese. Dies ist nicht im tatsächlichen Sinn gemeint, sondern als Programm: Die Verständnisvoraussetzungen, die ein Katholik, Lutheraner usw. hat, sollen in die Bibelinterpretation einfließen.
Grammatisch-historische Exegese (auch Biblisch-kritische Methode)
Die grammatisch-historische Exegese wird in erster Linie von evangelikalen Theologen angewandt (vgl. evangelikale Exegese). Sie zielt darauf ab, den Text entsprechend der ursprünglichen Absicht des Autors zu verstehen, so weit dies möglich ist. Sie stützt sich dabei auf exakte Analyse von Grammatik und Wortbedeutung ebenso wie auf Elemente der historisch-kritischen Methode wie Formgeschichte, Redaktionsgeschichte, oder Midraschgeschichte. Sie geht jedoch von grundsätzlich anderen Voraussetzungen aus als die historisch-kritische Methode: Die Bibel wird als Heilige Schrift gesehen, die von Gott inspiriert ist. Die als historisch berichteten Ereignisse werden im Wesentlichen als historische Ereignisse gesehen; auch wird mit der Möglichkeit gerechnet, dass tatsächlich Wunder geschehen sind.
Existenzialistische Exegese
Fundamentalistische Exegese
Die fundamentalistische Exegese geht von der Verbalinspiration und Irrtumsfreiheit der Bibel aus. Sie versteht die Bibel (abgesehen von eindeutig poetischen Texten) als historische Berichte über Ereignisse, welche genauso geschehen sind, wie sie in der Bibel stehen. Fundamentalistische Exegese hat keinen Zweifel daran, dass die Wunder tatsächlich so geschehen sind, und ist der Meinung, dass man diese Texte nicht weiter interpretieren oder in einem anderen Sinn als dem historischen verstehen muss. " (wik)
Dies alles zu untersuchen, wird auf dem Forum nicht möglich sein - aber Du kannst getrost davon ausgehen, dass diese Exegese (und die dahinterstehende Hermeneutik) jeweils von einem geschichtlich wirklichen Jesus ausgehen, ihre Interpretationen also als Verständnis des geschichtlich wirklichen Jesus verstehen. - Da solltest Du als Laie nicht einfach drübergehen - vergiss nicht, dass das alles gestandene Wissenschaftler sind.