Eben nicht, weil kein "Cogito, e(r)go sum" Sagender, die Möglichkeit ausschließen kann, nur ein Trugbild in der Vorstellung des gegenüber sitzenden "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu sein. Du vertrittst ja den Standpunkt, dass Realität sich nicht um unsere Wahrnehmung schert. Vielleicht macht die Realität das ja mit Links, dass sich jedes menschliche Gehirn (Subjekt) ein Ich (Objekt) kreiert (vorne-hin-stellt), welches der festen Überzeugung sein kann, als vom Fleisch unabhängige Entität selbst denken zu können, nur weil es sich in seiner Selbstwahrnehmung "Cogito, e(r)go sum" sagen hört.closs hat geschrieben:Für das (jeweilige) Ich - ja.
Wem es möglich erscheint, dass alles und jeder andere ein Produkt dieses "Cogito, e(r)go sum" sein könnte, hätte schließlich die Mona Lisa erschaffen, die Kunst der Fuge komponiert, die Bibel und den Faust verfasst und so nebenbei die Evolutions- und Relativitätstheorie ins Leben gerufen. Wenn solche Denker wie Leonardo, Hans-Wastl, Johann, Charly und Albert deiner Vorstellung entspringen können, dann erst recht der gute Descartes. Warst das jetzt du oder er, der diesen Satz "Cogito, e(r)go sum" erdachte? Blöde Frage. Es war natürlich ich. Wer sonst?
Die Vorstellungen aller anderen "Cogito, e(r)go sum" Sagenden annulieren mich, ebenso wie ich alle anderen annulieren muss, damit ich mich als echt betrachten kann, in der Vorstellung, die ich von mir selbst habe.
Stur und wider alle Logik die Existenz jedes anderen "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu verleugnen und maximal egoistisch über Leichen zu gehen, um die eigene Haut in die Existenz zu retten, ist nur ein vermeintlich logischer Ausweg aus diesem Irrwitz für alle "Cogito, e(r)go sum" Sagenden.
Als Denkanstöße um sich nicht ewig nur im Kreis zu drehen, kommen mir ähnlich gelagerte logische Probleme in den Sinn: Das Gefangenendilemma Natürlich lässt sich das nicht 1:1 übertragen, aber versuchen kann man es ja mal.
Das hier in unserem Fall zu erwartende "Strafmaß" wäre je nach gewählter Strategie (= existenzieller Betrachtungsweise) quasi ein spekulativ erwartbares ontologisches "Urteil", weil eh niemand weiß, wie "es" wirklich ist.
Die erste mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sich selbst als Subjekt, den anderen als Objekt zu betrachten = Nur ich bin.
Die zweite mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sowohl sich selbst als auch den anderen als Objekte (Gottes, der Materie oder sonstwas) zu betrachten = Nur Gott, die Materie oder sonstwas "ist", und alles andere sind (dessen) Objekte, und es liegt letztendlich in Gottes, der Materie oder sonstwas Hand, was aus diesen Objekten wird.
Die dritte mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sich selbst und den anderen gleichermaßen als Subjekte zu betrachten = Du und Ich und alles "ist", und ist allein deshalb würdig, nicht als Objekt behandelt zu werden.
Wieso vertreten Menschen solch unterschiedliche Vorstellungen, die sie natürlich alle auch "rational" auf ihre Weise begründen können? Das könnte mit einem unterschiedlichen Entwicklungsstand der Moralentwicklung in Verbindung stehen. Das entscheidende ist dabei nicht der "jeweilige" Tatbestand (hier das Dilemma von Subjekt und Objekt), sondern die jeweiligen Begründungen für das, was der einzelne für eine Vorstellung von Gerechtigkeit hat, bzw. für die eigenen moralischen Urteile.
Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung bei der ebenfalls Dilemmata eine wichtige Rolle spielen.