Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

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Andreas
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#361 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Mo 4. Dez 2017, 02:06

closs hat geschrieben:Für das (jeweilige) Ich - ja.
Eben nicht, weil kein "Cogito, e(r)go sum" Sagender, die Möglichkeit ausschließen kann, nur ein Trugbild in der Vorstellung des gegenüber sitzenden "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu sein. Du vertrittst ja den Standpunkt, dass Realität sich nicht um unsere Wahrnehmung schert. Vielleicht macht die Realität das ja mit Links, dass sich jedes menschliche Gehirn (Subjekt) ein Ich (Objekt) kreiert (vorne-hin-stellt), welches der festen Überzeugung sein kann, als vom Fleisch unabhängige Entität selbst denken zu können, nur weil es sich in seiner Selbstwahrnehmung "Cogito, e(r)go sum" sagen hört.

Wem es möglich erscheint, dass alles und jeder andere ein Produkt dieses "Cogito, e(r)go sum" sein könnte, hätte schließlich die Mona Lisa erschaffen, die Kunst der Fuge komponiert, die Bibel und den Faust verfasst und so nebenbei die Evolutions- und Relativitätstheorie ins Leben gerufen. Wenn solche Denker wie Leonardo, Hans-Wastl, Johann, Charly und Albert deiner Vorstellung entspringen können, dann erst recht der gute Descartes. Warst das jetzt du oder er, der diesen Satz "Cogito, e(r)go sum" erdachte? Blöde Frage. Es war natürlich ich. Wer sonst?

Die Vorstellungen aller anderen "Cogito, e(r)go sum" Sagenden annulieren mich, ebenso wie ich alle anderen annulieren muss, damit ich mich als echt betrachten kann, in der Vorstellung, die ich von mir selbst habe.

Stur und wider alle Logik die Existenz jedes anderen "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu verleugnen und maximal egoistisch über Leichen zu gehen, um die eigene Haut in die Existenz zu retten, ist nur ein vermeintlich logischer Ausweg aus diesem Irrwitz für alle "Cogito, e(r)go sum" Sagenden.

Als Denkanstöße um sich nicht ewig nur im Kreis zu drehen, kommen mir ähnlich gelagerte logische Probleme in den Sinn: Das Gefangenendilemma Natürlich lässt sich das nicht 1:1 übertragen, aber versuchen kann man es ja mal.
Das hier in unserem Fall zu erwartende "Strafmaß" wäre je nach gewählter Strategie (= existenzieller Betrachtungsweise) quasi ein spekulativ erwartbares ontologisches "Urteil", weil eh niemand weiß, wie "es" wirklich ist.

Die erste mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sich selbst als Subjekt, den anderen als Objekt zu betrachten = Nur ich bin.

Die zweite mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sowohl sich selbst als auch den anderen als Objekte (Gottes, der Materie oder sonstwas) zu betrachten = Nur Gott, die Materie oder sonstwas "ist", und alles andere sind (dessen) Objekte, und es liegt letztendlich in Gottes, der Materie oder sonstwas Hand, was aus diesen Objekten wird.

Die dritte mögliche Betrachtungsweise in der eigenen Vorstellung - wo sonst? - ist, sich selbst und den anderen gleichermaßen als Subjekte zu betrachten = Du und Ich und alles "ist", und ist allein deshalb würdig, nicht als Objekt behandelt zu werden.

Wieso vertreten Menschen solch unterschiedliche Vorstellungen, die sie natürlich alle auch "rational" auf ihre Weise begründen können? Das könnte mit einem unterschiedlichen Entwicklungsstand der Moralentwicklung in Verbindung stehen. Das entscheidende ist dabei nicht der "jeweilige" Tatbestand (hier das Dilemma von Subjekt und Objekt), sondern die jeweiligen Begründungen für das, was der einzelne für eine Vorstellung von Gerechtigkeit hat, bzw. für die eigenen moralischen Urteile.
Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung bei der ebenfalls Dilemmata eine wichtige Rolle spielen.

closs
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#362 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Mo 4. Dez 2017, 09:11

Andreas hat geschrieben:Eben nicht, weil kein "Cogito, e(r)go sum" Sagender, die Möglichkeit ausschließen kann, nur ein Trugbild in der Vorstellung des gegenüber sitzenden "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu sein.
Doch - denn WÄRE er ein Trugbild, dann wäre er ein Trugbild des ANDEREN - nämlich dem, der das Trugbild hat. - Dann wäre der andere das ICH - selbst wenn er irrigerweise meinen sollte, ein anderes Ich zu sein. -Das heißt: Egal, welche Verwirrung stattfindet - es bleibt immer der als Entität vorhanden, der diese Verwirrung auslöst - und das ist ein ICH.

Andreas hat geschrieben:Du vertrittst ja den Standpunkt, dass Realität sich nicht um unsere Wahrnehmung schert.
Richtig.

Andreas hat geschrieben: Vielleicht macht die Realität das ja mit Links, dass sich jedes menschliche Gehirn (Subjekt) ein Ich (Objekt) kreiert (vorne-hin-stellt), welches der festen Überzeugung sein kann, als vom Fleisch unabhängige Entität selbst denken zu können, nur weil es sich in seiner Selbstwahrnehmung "Cogito, e(r)go sum" sagen hört.
Möglich - aber wäre dann nicht das, was dies veranstaltet, das auslösende ICH?

Andreas hat geschrieben:Warst das jetzt du oder er, der diesen Satz "Cogito, e(r)go sum" erdachte? Blöde Frage. Es war natürlich ich. Wer sonst?
Möglich - aber da haben wir doch wieder die Entität ICH.

Andreas hat geschrieben:Stur und wider alle Logik die Existenz jedes anderen "Cogito, e(r)go sum" Sagenden zu verleugnen und maximal egoistisch über Leichen zu gehen, um die eigene Haut in die Existenz zu retten, ist nur ein vermeintlich logischer Ausweg aus diesem Irrwitz für alle "Cogito, e(r)go sum" Sagenden.
Das könnte auch Descartes meinen - insofern gibt es hier keinen Widerspruch. - Andererseits: Die Tatsache, dass es nach menschlicher Vernunft irrwitzig wäre, hebelt nicht das Anliegen von Descartes aus, welches da heißt: Der Mensch kann selber nicht entscheiden/erkennen, ob seine Wahrnehmung (incl. Wissenschaft) Vorstellung oder entitäts-bezogen ist.

Was Du dann dazu sagst, wäre Teil des Glaubensteils: Gott kann nicht so irrwitzig sein, dass .... (etc.). - Genau das meint Descartes mit seiner Lösung, die lautet: Da ich glaube, dass Gott nicht so irrwitzig und "böse" ist, muss ich mir da keine Gedanken machen - mit anderen Worten: Die natürliche Welt/Res extensae ist "echt" - das ist mein Glaubensentscheid, das setze ich als Grundlage für alles.

Andreas hat geschrieben:Das hier in unserem Fall zu erwartende "Strafmaß" wäre je nach gewählter Strategie (= existenzieller Betrachtungsweise) quasi ein spekulativ erwartbares ontologisches "Urteil", weil eh niemand weiß, wie "es" wirklich ist.
Das könnte eh immer so sein.

Andreas hat geschrieben:Wieso vertreten Menschen solch unterschiedliche Vorstellungen, die sie natürlich alle auch "rational" auf ihre Weise begründen können? Das könnte mit einem unterschiedlichen Entwicklungsstand der Moralentwicklung in Verbindung stehen. Das entscheidende ist dabei nicht der "jeweilige" Tatbestand (hier das Dilemma von Subjekt und Objekt), sondern die jeweiligen Begründungen für das, was der einzelne für eine Vorstellung von Gerechtigkeit hat, bzw. für die eigenen moralischen Urteile.
Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung bei der ebenfalls Dilemmata eine wichtige Rolle spielen.
Der Grund für unterschiedliche Vorstellungen liegt aus meiner Sicht ganz einfach in den unterschiedlichen Erkenntniszuständen - was automatisch zum Thema "Heilsgeschichte" führen würde. - Der Weg aus diesen Dilemmata führt meines Erachtens nur über "Abgeben" und "Loslassen" - der Mensch steht in seiner individuellen Heilsgeschichte vor sich und Gott und wurstelt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten durch.

Das muss man gar nicht depressiv meinen - man kann es auch "sportlich" sehen: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, als was mir gegeben ist". - Das sehe ich eigentlich entspannt.

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#363 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Mo 4. Dez 2017, 09:23

closs hat geschrieben:Was Du dann dazu sagst, wäre Teil des Glaubensteils: Gott kann nicht so irrwitzig sein, dass .... (etc.).
Das ist der Schwachpunkt von Descartes Analyse. Gott könnte missgünstig sein, aber das will ja kein Gläubiger glauben. Jeder will, dass er ein gnädiger, guter Gott ist.
Wäre Gott aber missgünstig und rachsüchtig, wäre das Theodizee-Problem mit einem Schlag gelöst.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#364 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Mo 4. Dez 2017, 09:29

Pluto hat geschrieben:Das ist der Schwachpunkt von Descartes Analyse. Gott könnte missgünstig sein, aber das will ja kein Gläubiger glauben. Jeder will, dass er ein gnädiger, guter Gott ist. Wäre Gott aber missgünstig und rachsüchtig, wäre das Theodizee-Problem mit einem Schlag gelöst.
DIESES Problem wäre dann gelöst (man kann es auch anders lösen). - Aber warum Schwachpunkt? - Es geht doch Descartes gar nicht darum.

Sein Postulat des "wohlwollenden Gottes" ist für Descartes die Grundlage, sagen zu können (in meinen Worten):
"Wenn Gott wohlwollend ist, veräppelt er uns nicht mit unserer Wahrnehmung (incl. Wissenschaft). - Somit muss ich mir keine Gedanken darüber machen, ob es die Res extensae gibt - denn dann ist sicher, dass es sie gibt".

Descartes rekrutiert Aufklärung und Vernunft aus dem Glauben an den wohlwollenden Gott. - Wäre Gott NICHT wohlwollend, könnte er unsere Wahrnehmung sonstwas vorsetzen: Wahrnehmungs-Bilder, die nicht "echt" sind - eine Logik, die uns täuscht - eine Vernunft, die uns irreleitet. - Das tut Gott aber nicht, wie Descartes aus obigen Gründen GLAUBT.

Mit anderen Worten (und das ist der einzige Grund, dieses Thema überhaupt aufzugreifen): Aufklärung, Logik und Vernunft basieren auf GLAUBEN.

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#365 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Mo 4. Dez 2017, 09:36

closs hat geschrieben:Aber warum Schwachpunkt? - Es geht doch Descartes gar nicht darum.
Weil sonst selbst das cogito ergo sum eine Täuschung des missgünstigen Gott sein.

closs hat geschrieben:Sein Postulat des "wohlwollenden Gottes" ist für Descartes die Grundlage, sagen zu können (in meinen Worten):
"Wenn Gott wohlwollend ist, veräppelt er uns nicht mit unserer Wahrnehmung (incl. Wissenschaft). - Somit muss ich mir keine Gedanken darüber machen, ob es die Res extensae gibt - denn dann ist sicher, dass es sie gibt".
Ganz genau das meine ich: Descartes MUSS von einem wohlwollenden Gott ausgehen, sonst bricht sein Gerüst zusammen.

closs hat geschrieben:Descartes rekrutiert Aufklärung und Vernunft aus dem Glauben an den wohlwollenden Gott. - Wäre Gott NICHT wohlwollend, könnte er unsere Wahrnehmung sonstwas vorsetzen: Wahrnehmungs-Bilder, die nicht "echt" sind - eine Logik, die uns täuscht - eine Vernunft, die uns irreleitet. - Das tut Gott aber nicht, wie Descartes aus obigen Gründen GLAUBT.
Genau! Descartes muss also glauben.

closs hat geschrieben:Mit anderen Worten (und das ist der einzige Grund, dieses Thema überhaupt aufzugreifen): Aufklärung, Logik und Vernunft basieren auf GLAUBEN.
Quatsch! — Für einen Mann mit einem Hammer, sieht alles aus wie ein Nagel.

Aufklärung hat NICHTS mit Glaube zu tun, sondern mit Empirismus und Rationalismus. Dinge die mit Bacon, Descartes, Leibniz und Kant erst aufkamen.

Zuvor galten die Regeln der Kirche, bzw Aristoteles wonach alles seinen Zweck hatte. Heute wissen wir: Diese Teleologie wurde mehrfach widerlegt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#366 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Mo 4. Dez 2017, 09:55

closs hat geschrieben:Möglich - aber wäre dann nicht das, was dies veranstaltet, das auslösende ICH?
Nein, weil das Wort "Ich" nur ein Wort ist und keine Entität. Der Sinn von ICH steckt ja ebenso in DU, in ER, in SIE, in WIR, MEINER, DEINER, UNSERER. Die Sprache "ist" eben nicht das, was sie bezeichnet, sondern nur Gleichnis und damit versprachlichte Wahrnehmung die ja in deinen Augen nicht zählt. Du stolperst dauernd über deine eigenen Beine. Wenn du nur in meiner Vorstellung existierst, "bist" du ja nicht "echt" ich und ich werde nicht zum du, wenn ich Worte denke, sage oder aufschreibe. Wenn ein Gehirn, sich ein Ich vor-sich-hin-stellt, bleibt das Gehirn ein Gehirn, und ich bin sein Objekt, das sich als Subjekt wahrnimmt und das Gehirn als Objekt wahrnimmt. Wenn Gott das Subjekt ist, und wir nur seine Objekte, oder Gott meinem Ich entspringt ... aber das will dir noch nicht ins Hirn, oder ins Ich oder in Gott, weil du nichts von dem vom anderen unterscheiden kannst mit deiner Idee von Wahrnehmung - insofern ist es auch egal - Hauptsache am Ende (oder war's der Anfang?) kommt Ich bei deinen sinnfreien Gleichungen raus.

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#367 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Mo 4. Dez 2017, 12:18

Pluto hat geschrieben:Weil sonst selbst das cogito ergo sum eine Täuschung des missgünstigen Gott sein.
Dann gäbe es eben das ICH nicht, das "Cogito" sagt (bspw. ein Computer) - aber es gäbe ein ICH, dass diese Täuschung gemacht hat. - Oder anders: Ein vorgestäuschtes ICH ist nur von außen als ICH miss-zuverstehen, aber nicht von sich selbst, weil es es dann gar nicht gibt.

Pluto hat geschrieben:Descartes MUSS von einem wohlwollenden Gott ausgehen, sonst bricht sein Gerüst zusammen.
Richtig - dann gibt es keine Vernunft, keine Aufklärung, sondern nur Täuschung.

Pluto hat geschrieben:Genau! Descartes muss also glauben.
Wenn er Vertrauen haben will, dass aufklärerische Bemühungen Sinn machen, dann ja. - Die Alternative wäre ein Vegetieren.

Pluto hat geschrieben:Quatsch! — Für einen Mann mit einem Hammer, sieht alles aus wie ein Nagel. - Aufklärung hat NICHTS mit Glaube zu tun, sondern mit Empirismus und Rationalismus.
Jetzt hast Du mit zwei Bemerkungen mitgezogen und drehst jetzt wieder ab.

Dein Denkfehler, den Descartes genau vermeiden ist, ist folgender:
DU denkst, dass Empirismus und Rationalismus voraussetzungslose Selbstläufer sind - Decartes schaut weiter und sagt: "Moment - das kann nur dann sein, wenn unsere Wahrnehmung von Empirismus und Rationalismus nicht getäuscht ist. Also MUSS ich eine Erklärungs-Lösung finden, warum es KEINE Täuschung ist - und das ist der Glaube an den 'wohlwollenden Gott'". - Zu Dir würde er vielleicht sagen: "Wenn Du es gerne unreligiös haben willst: Du musst daran glauben, dass die Funktionalität von Empirismus und Rationalismus keine Vortäuschung Deiner Wahrnehmung ist, sondern ontisch existent ist".

Ob religiös oder säkular erklärt, ist egal: In beiden Fällen kommt man beim Glauben raus, eben weil man mit Wahrnehmung (incl. Wissenschaft) - und wir haben nicht mehr als das - nicht überprüfen kann, was Wahrnehmung ist. - Also muss man GLAUBEN, dass Wahrnehmung etwas "Vernünftiges" ist.

Andreas hat geschrieben:Nein, weil das Wort "Ich" nur ein Wort ist und keine Entität.
Verstehe ich nicht. - Natürlich ist es ein Wort - aber es ist doch ein Wort FÜR eine Entität - sonst würde dieses Wort doch keinen Sinn machen.

Andreas hat geschrieben:Die Sprache "ist" eben nicht das, was sie bezeichnet, sondern nur Gleichnis und damit versprachlichte Wahrnehmung die ja in deinen Augen nicht zählt.
Prinzipiell richtig - nur: Wenn "ICH" nicht das ist, was es bezeichnet, dann ist auch keiner da, der bewusst "ICH" sagen kann.

Da würde Descartes möglicherweise entgegnen: "Schon gut - aber das, was ICH sagt, merkt doch, wenn es es bewusst tut". - Alternative: Wenn ein Papagei "ich" sagt, ist das kein "Cogito", sondern in Bezug auf den Papagei nur ein Laut.

Andreas hat geschrieben:Wenn du nur in meiner Vorstellung existierst, "bist" du ja nicht "echt"
Richtig - aber Du, da Du ein ICH bist, das eine Vorstellung hat.

Andreas hat geschrieben: Wenn ein Gehirn, sich ein Ich vor-sich-hin-stellt, bleibt das Gehirn ein Gehirn, und ich bin sein Objekt,
Das Gehirn stellt nichts vor sich hin - das Gehirn ist eine Maschine wie ein Papagei, das bestehende geistige Entität materiell umsetzt. - Argumentierst Du etwa materialistisch?

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#368 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Mo 4. Dez 2017, 14:42

closs hat geschrieben:Verstehe ich nicht. - Natürlich ist es ein Wort - aber es ist doch ein Wort FÜR eine Entität - sonst würde dieses Wort doch keinen Sinn machen.
Entitäten oder Nicht-Entitäten kratzt es doch nicht im Geringsten, was du für Worte gebrauchst. Über die Realität kannst du dich nach Herzenslust ausquatschen, die ist, wie sie ist, und deine Worte gehen an ihr spurlos vorüber.
closs hat geschrieben:Wenn "ICH" nicht das ist, was es bezeichnet, dann ist auch keiner da, der bewusst "ICH" sagen kann.
Sage ich doch die ganze Zeit: Was ich sage, ist ja nicht das, was ich sage, weil ich ja nur in deiner Vorstellung existiere. Mein Ich gibt es gar nicht. Was du sagst, sagst ja nur du in meiner Vorstellung, also in der Vorstellung von mir, die du dir von mir machst, damit mein Ich in deiner Vorstellung, welches dich nur erfindet, damit es mich ganz sicher gibt, wenn du dir das so vorstellst.
Unterm Strich ist es aber ganz toll, wie geduldig du dir zuhörst.
closs hat geschrieben:Richtig - aber Du, da Du ein ICH bist, das eine Vorstellung hat.
Aber nein, die Vorstellung meines Ich ist doch nur deine Vorstellung meines Ich. Der Denker bist allein du, das ist das einzig sichere. Ich bin nur unterhaltsame Dekoration.
closs hat geschrieben:Das Gehirn stellt nichts vor sich hin - das Gehirn ist eine Maschine wie ein Papagei, das bestehende geistige Entität materiell umsetzt.
Wenn du das sagst, wird es schon so sein.
closs hat geschrieben:Argumentierst Du etwa materialistisch?
Selbstverständlich! Mein Ich in deiner Vorstellung ist natürlich massiv vom 21. Jahrhundert kontaminiert, sobald du dir vorstellst, dass mein Ich eine andere Meinung als du vertritt, spreche natürlich nicht ich, sondern das 21.Jahrhundert für sich, bzw. du für es, weil es ja nur dein vorgestelltes Jahrhundert ist. Deshalb ist das ganz sicher nicht mein Problem, da es mich in echt gar nicht gibt. Dass du selbst von irgendeinem Zeitgeist kontamieniert sein könntest, denkst du nie. Warum auch? Im Anfang schuf closs das Wort, und das Wort war Ich.

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#369 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Mo 4. Dez 2017, 16:39

Andreas hat geschrieben:Entitäten oder Nicht-Entitäten kratzt es doch nicht im Geringsten, was du für Worte gebrauchst.
Richtig - aber man muss doch irgendwas benennen, damit es sprachlich identifizierbar wird.

Andreas hat geschrieben:Was ich sage, ist ja nicht das, was ich sage, weil ich ja nur in deiner Vorstellung existiere.
Falsch formuliert: "Was ich sage" sagt dann nicht etwas, sondern ein ES sagt dann etwas - wenn man hier ICH sagen will, dann nur den betreffend, der diese Vorstellung hat.

Andreas hat geschrieben:Unterm Strich ist es aber ganz toll, wie geduldig du dir zuhörst.
Eigentlich höre ich eher Dir zu.

Andreas hat geschrieben: Mein Ich in deiner Vorstellung ist natürlich massiv vom 21. Jahrhundert kontaminiert
So iwe ich Dich kenne, eben nicht. - Aber ich muss doch auswerten, was Du sagst - deshalb meine diesbezüglich Frage.

Andreas hat geschrieben:Im Anfang schuf closs das Wort, und das Wort war Ich.
Mit dem "ich" meinst Du jetzt aber Dich, oder? :lol:

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#370 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Mo 4. Dez 2017, 17:26

closs hat geschrieben:Richtig - aber man muss doch irgendwas benennen, damit es sprachlich identifizierbar wird.
Der gottgeschaffene Stein, den Gott nicht heben kann, ist benannt - aber was hilft's? Deine Möglichkeit, dass du deiner Mutter das Sprechen beigebracht hast, da sie nur in deiner Vorstellung existiert, ist benannt, aber was hilft's?
closs hat geschrieben:Falsch formuliert: "Was ich sage" sagt dann nicht etwas, sondern ein ES sagt dann etwas - wenn man hier ICH sagen will, dann nur den betreffend, der diese Vorstellung hat.
Nee, nee, das passt schon so, weil du ja denkst, dass ich "Cogito, e(r)go sum" sage, obwohl ich nur in deiner Vorstellung existiere. Ich stelle mir ja auch nur vor, dass es dich gibt, und nicht, dass es es gibt.
closs hat geschrieben:Eigentlich höre ich eher Dir zu.
Ähm, ich glaube, ich bin mit dem Gefühl hier nicht alleine, dass du Worte so lange umdefinierst, bis am Ende das herauskommt, was du hören willst. Du nennst das oft das Suchen nach den richtigen Einflugschneisen, doch das sieht von unten wie endlose Warteschleifen aus. Kürzlich wurde aus meinem Wort Wahrnehmung "alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt" - obwohl ich dir eigentlich mitteilen wollte, dass bei Wahrnehmung etwas bei mir ankommt. Aber weil ich nicht widerspenstig bin, komm ich halt jetzt aus dir raus und wage es nicht mehr bei dir anzukommen.
closs hat geschrieben:So iwe ich Dich kenne, eben nicht.
Moment, da muss ich erst bei dir nachfragen.

So, genug rumgeblödelt. :wave:

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