Andreas hat geschrieben:Welche Rolle spielt das bei von mir nur vorgestellten Blumen und Känguruhs, wenn schon dein "Ich denke, also bin ich" nur ein transzendenz unfähiger Fake ist
Ist es doch nicht - das "Cogito, e(r)go sum" ist in keinem Fall ein Fake, weil es jeweils von derselben Entität "Ich" authentisch kommt. - Ob man dann das, WAS man wahrnimmt, "fake" nennt, ist eine ganz andere Sache.
Andreas hat geschrieben:Damit legst du sowohl Evolution als auch die Schöpfung ad acta, weil gar kein Mensch da wäre, der sich von Gott unterscheiden würde oder nur ein EINZIGER der von Gott verarscht würde.
Das würde man dann - und weil Descartes das nicht glaubt (ich auch nicht), glaubt er auch an die Existenz der Res extensae - aber er "weiss" sie halt nicht, weil seine Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt) dies aus sich raus nicht entscheiden kann.
Andreas hat geschrieben:Dann kann Adam nicht mit Eva, die Schlange nicht mit Eva, Kain nicht mit Abel, Noah nicht mit seinen Söhnen, Moses nicht mit seinem Volk, Jesus nicht mit den Jüngern, das Synedrion nicht mit Jesus, Luther nicht mit Melanchton, Merkel nicht mit Gabriel, ich nicht mit dir - also keiner mit niemandem. So ein Menschenbild hältst du alternativ für möglich?
Aus Glaubensgründen ganz klar nein - aber ich würde es es nicht wissen, wenn es so wäre, da die von Dir in diesem Beispiel genannten Personen auch Produkte meiner Vorstellung sein könnten, ohne dass ich es weiß.
Andreas hat geschrieben:Wir wissen aufgrund dieser logischen Überlegungen, dass es so unmöglich sein kann, weil sonst alles zusammenbricht
WAS "alles"? - Die materielle Welt? - Klar - die gäbe es dann nicht. - Aber es kann unter geistigen Gesichtspunkten auch Leben ohne Materie geben. - Oder meinst Du mit "alles" etwas anderes?
Andreas hat geschrieben:Ja. Wir können wissen, dass es so unmöglich sein kann.
Widerspruch. - Erkläre, wie Du mit Deiner Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt) dies "wissen" kannst.
Andreas hat geschrieben:Welchen Sinn hätte der Begriff Philosophie denn dann noch, wenn alles, was nicht Andreas ist, ein Fake wäre?
1) Dein Ich wäre ja kein Fake.
2) Dann gäbe es halt Existenz ohne Philosophie.
Das ist keine Widerlegung.
Andreas hat geschrieben: Nur wenn es zu UNS BEIDEN authentisch wäre, wäre es wahr(nehmung).
Das ist aus meiner Sicht eine unzulässige Einschränkung des Begriffs Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt).
Andreas hat geschrieben:. Es ist unmöglich, dass deine Wahrnehmung in meiner Vorstellung existiert und deine Vorstellung in meiner Wahrheit.
Darum geht es nicht - "Dich" gäbe es dann doch nicht - es wäre doch nur eine Vorstellung von mir.
Um es nochmals zu betonen:
Descartes dachte nicht im Traum daran, die Res extensae in Frage zu stellen - aber er meint (wie ich meine, zu Recht) ebenfalls, dass wir diese nicht "beweisen" können. - Genauso wie Du hat er sich vorgestellt, was es bedeuten würde, wenn es Res extensae NICHT geben würde: Es wäre ein letztlich bösartiges Gebilde, was gleichzeitig hieße, dass Gott bösartig wäre. - Wäre es so, könnten wir es nicht vermeiden - auch können wir es nicht falsifizieren, da wir es nicht wissen.
Wenn wir es aber nicht wissen, müssen wir es glauben - und genau das tut Descartes, wenn er einen "wohlwollenden Gott" postuliert - Ratzinger würde sagen: sich zu einem diesbezüglichen Glaubensentscheid bekennt.
Warum ist das auch heute so wichtig (und das ist der Grund, diese Frage überhaupt zu thematisieren)? Weil der Materialismus vorgibt zu WISSEN, dass er per Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt - hier auch incl. Wissenschaft) entscheiden könne, dass Materie Entität ist und nicht nur Vorstellung unseres Cogito.
In der Praxis ist das wurscht - ein Naturwissenschaftler muss sich wahrlich nicht mit solchen Fragen behängen. - Aber es ist nicht wurscht in der Philosophie - denn sobald dieses irrige Bild der anthropogenen Entscheidungsvollmacht Eingang in die Philosophie findet, hat die Philosophie einen (falschen) Grund zu meinen, dass der Materialismus setzungs-frei (also glaubens-unabhängig), was ihn kategorial von religiösen Weltanschauungen unterscheiden würde.
Aber bei allen inhaltlichen Unterschieden ist dies gerade NICHT der Fall: Auch der Materialismus muss GLAUBEN, dass die menschlichen Sinne (also das anthropogene Prinzip) in der Lage ist, die Welt so zu wissen, wie sie erscheint. - Genau das aber passiert - mit allen weitreichenden Folgen.