Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Philosophisches zum Nachdenken
Novas
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#341 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Novas » Sa 2. Dez 2017, 22:12

closs hat geschrieben: Du baust Dein gesamtes Denken auf der Materie auf, was zu in sich schlüssigen Aussagen führt

Wie kann man das gesamte Denken auf Materie aufbauen, wenn das, was wir Materie nennen, nicht einmal real ist? Dann gibt es in diesem Weltbild einen fundaMENTALEN Irrtum. Allerdings ist die Simulation wirklich sehr gut gemacht. Unsere Erfahrung sagt uns, dass unsere Realität aus materiellen Dingen besteht und dass unsere Welt eine unabhängig existierende objektive Welt ist, aber so würde es uns auch in einer sehr glaubwürdigen virtuellen Welt gehen. Oder eben im Traumzustand.

Bild

Was bedeutet es, wenn wir sagen, dass unsere materielle Welt überhaupt nicht materiell ist? Es könnte sehr viel bedeuten, wenn die Menschen mutig genug wären, sich über die Grenzen der wahrnehmbaren Welt hinaus zu bewegen.

Eine grundlegende Schlussfolgerung der neuen Physik bestätigt auch, dass der Beobachter die Realität schafft. Als Beobachter sind wir persönlich an der Schaffung unserer eigenen Realität beteiligt. Physiker müssen zugeben, dass das Universum eine "mentale" Konstruktion ist. Der bahnbrechende Physiker Sir James Jeans schrieb: "Der Strom des Wissens geht auf eine nicht-mechanische Realität zu; Das Universum sieht eher wie ein großer Gedanke aus als wie eine große Maschine. Der Geist scheint nicht mehr ein zufälliger Eindringling in den Bereich der Materie zu sein, wir sollten ihn eher als Schöpfer und Statthalter des Reichs der Materie begrüßen. (R. C. Henry, "Das geistige Universum"; Nature 436: 29, 2005)

Wenn ich das sage, nennt man mich einen "Esoteriker". Wenn ein Wissenschaftler genau das Gleiche sagt, gilt er als Pionier. Eine interessante Bewertung. Wir leben eben im Zeitalter der Wissenschaftsgläubigkeit. Wenn ein Wissenschaftler etwas sagt, hat es von vornherein einen höheren Nimbus :)
Zuletzt geändert von Novas am Sa 2. Dez 2017, 22:44, insgesamt 3-mal geändert.

closs
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#342 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 22:33

Andreas hat geschrieben:Welche Rolle spielt das bei von mir nur vorgestellten Blumen und Känguruhs, wenn schon dein "Ich denke, also bin ich" nur ein transzendenz unfähiger Fake ist
Ist es doch nicht - das "Cogito, e(r)go sum" ist in keinem Fall ein Fake, weil es jeweils von derselben Entität "Ich" authentisch kommt. - Ob man dann das, WAS man wahrnimmt, "fake" nennt, ist eine ganz andere Sache.

Andreas hat geschrieben:Damit legst du sowohl Evolution als auch die Schöpfung ad acta, weil gar kein Mensch da wäre, der sich von Gott unterscheiden würde oder nur ein EINZIGER der von Gott verarscht würde.
Das würde man dann - und weil Descartes das nicht glaubt (ich auch nicht), glaubt er auch an die Existenz der Res extensae - aber er "weiss" sie halt nicht, weil seine Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt) dies aus sich raus nicht entscheiden kann.

Andreas hat geschrieben:Dann kann Adam nicht mit Eva, die Schlange nicht mit Eva, Kain nicht mit Abel, Noah nicht mit seinen Söhnen, Moses nicht mit seinem Volk, Jesus nicht mit den Jüngern, das Synedrion nicht mit Jesus, Luther nicht mit Melanchton, Merkel nicht mit Gabriel, ich nicht mit dir - also keiner mit niemandem. So ein Menschenbild hältst du alternativ für möglich?
Aus Glaubensgründen ganz klar nein - aber ich würde es es nicht wissen, wenn es so wäre, da die von Dir in diesem Beispiel genannten Personen auch Produkte meiner Vorstellung sein könnten, ohne dass ich es weiß.

Andreas hat geschrieben:Wir wissen aufgrund dieser logischen Überlegungen, dass es so unmöglich sein kann, weil sonst alles zusammenbricht
WAS "alles"? - Die materielle Welt? - Klar - die gäbe es dann nicht. - Aber es kann unter geistigen Gesichtspunkten auch Leben ohne Materie geben. - Oder meinst Du mit "alles" etwas anderes?

Andreas hat geschrieben:Ja. Wir können wissen, dass es so unmöglich sein kann.
Widerspruch. - Erkläre, wie Du mit Deiner Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt) dies "wissen" kannst.

Andreas hat geschrieben:Welchen Sinn hätte der Begriff Philosophie denn dann noch, wenn alles, was nicht Andreas ist, ein Fake wäre?
1) Dein Ich wäre ja kein Fake.
2) Dann gäbe es halt Existenz ohne Philosophie.
Das ist keine Widerlegung.

Andreas hat geschrieben: Nur wenn es zu UNS BEIDEN authentisch wäre, wäre es wahr(nehmung).
Das ist aus meiner Sicht eine unzulässige Einschränkung des Begriffs Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt).

Andreas hat geschrieben:. Es ist unmöglich, dass deine Wahrnehmung in meiner Vorstellung existiert und deine Vorstellung in meiner Wahrheit.
Darum geht es nicht - "Dich" gäbe es dann doch nicht - es wäre doch nur eine Vorstellung von mir.

Um es nochmals zu betonen:
Descartes dachte nicht im Traum daran, die Res extensae in Frage zu stellen - aber er meint (wie ich meine, zu Recht) ebenfalls, dass wir diese nicht "beweisen" können. - Genauso wie Du hat er sich vorgestellt, was es bedeuten würde, wenn es Res extensae NICHT geben würde: Es wäre ein letztlich bösartiges Gebilde, was gleichzeitig hieße, dass Gott bösartig wäre. - Wäre es so, könnten wir es nicht vermeiden - auch können wir es nicht falsifizieren, da wir es nicht wissen.

Wenn wir es aber nicht wissen, müssen wir es glauben - und genau das tut Descartes, wenn er einen "wohlwollenden Gott" postuliert - Ratzinger würde sagen: sich zu einem diesbezüglichen Glaubensentscheid bekennt.

Warum ist das auch heute so wichtig (und das ist der Grund, diese Frage überhaupt zu thematisieren)? Weil der Materialismus vorgibt zu WISSEN, dass er per Wahrnehmung (= alles, was vom 'cogito, e(r)go sum' kommt - hier auch incl. Wissenschaft) entscheiden könne, dass Materie Entität ist und nicht nur Vorstellung unseres Cogito.

In der Praxis ist das wurscht - ein Naturwissenschaftler muss sich wahrlich nicht mit solchen Fragen behängen. - Aber es ist nicht wurscht in der Philosophie - denn sobald dieses irrige Bild der anthropogenen Entscheidungsvollmacht Eingang in die Philosophie findet, hat die Philosophie einen (falschen) Grund zu meinen, dass der Materialismus setzungs-frei (also glaubens-unabhängig), was ihn kategorial von religiösen Weltanschauungen unterscheiden würde.

Aber bei allen inhaltlichen Unterschieden ist dies gerade NICHT der Fall: Auch der Materialismus muss GLAUBEN, dass die menschlichen Sinne (also das anthropogene Prinzip) in der Lage ist, die Welt so zu wissen, wie sie erscheint. - Genau das aber passiert - mit allen weitreichenden Folgen.

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#343 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Sa 2. Dez 2017, 22:38

Novalis hat geschrieben:Eine grundlegende Schlussfolgerung der neuen Physik bestätigt auch, dass der Beobachter die Realität schafft. Als Beobachter sind wir persönlich an der Schaffung unserer eigenen Realität beteiligt. Physiker müssen zugeben, dass das Universum eine "mentale" Konstruktion ist. Der bahnbrechende Physiker Sir James Jeans schrieb: "Der Strom des Wissens geht auf eine nicht-mechanische Realität zu; Das Universum sieht eher wie ein großer Gedanke aus als wie eine große Maschine. Der Geist scheint nicht mehr ein zufälliger Eindringling in den Bereich der Materie zu sein, wir sollten ihn eher als Schöpfer und Statthalter des Reichs der Materie begrüßen. (R. C. Henry, "Das geistige Universum"; Nature 436: 29, 2005)
Das ist in der Tat glasklar physikalisch gedacht - wir haben QM-Versuche dazu auch hier im Forum bereits diskutiert.

Aber das würde jetzt NOCH einen Schritt weiterführen (was ja ok ist). - Der Schritt vorher wäre, erst einmal zu erkennen, dass das Materielle nicht der Maßstab des Sein sein MUSS - allein das ist für den Materialisten so gut wie unterträglich. - Wenn sich die Nachfolger con R.C.Henry in den nächsten 50 Jahren durchsetzen, weil es weitergehende physikalische Erkenntnisse dazu gibt, wird der Materialismus in 200 Jahren als geistige Steinzeit bewertet werden, der zu seiner Zeit als "aufgeklärt" galt.

Novalis hat geschrieben:Wie kann man das gesamte Denken auf Materie aufbauen, wenn das, was wir Materie nennen, nicht einmal real ist?
Ich verstehe, was Du meinst. - Aber hier würde eine Diskussion anschließen müssen, in der man fragt: "Was IST eigentlich 'Realität'"?

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#344 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von SilverBullet » Sa 2. Dez 2017, 22:49

Novalis hat geschrieben:…wenn das, was wir Materie nennen, nicht einmal real ist?
Was meinst du mit „nicht einmal real ist“?
(vermutlich hast du „die Quantenmechnik“ im Hinterkopf)

Dass wir die Formulierung „Materie“ benutzen, basiert auf Zusammenhängen, die sich aus der Interaktion zwischen Körper und Umwelt ergeben.

Das sind bezogen auf diese Interaktionsvorgänge sehr dominante Zusammenhänge.

Wenn in Experimenten der Naturwissenschaften die Auflösung Schritt für Schritt verfeinert wird, dann verwendet man andere Interaktionsvorgänge und erhält bezogen auf diese, natürlich eigene, neue Zusammenhänge.

Das bedeutet aber nicht, dass die Zusammenhänge unserer „Interaktionsauflösung“ falsch oder gar erfunden sind.

Die Werkzeuge mit denen wir „die Welt“ analysieren, liefern unterschiedliche Zusammenhänge „der Welt“, was aber nicht bedeutet, dass hierbei Ergebnisse plötzlich als Illusion anzusehen sind.

Hinweis:
Lass dich nicht auf Aussagen (von Physikern) ein, die mit dem Begriff „Beobachten“ extrem schlampig umgehen. Diese Leute sind keine Wahrnehmungsexperten und sind sich der Waghalsigkeit ihrer Formulierung vermutlich gar nicht bewusst. Wenn ich so ein Würstchen in die Finger bekomme, werde ich es „sehr peinlich“ befragen (natürlich bekommt er danach den Auftrag fleissig weiterzuforschen) :-)

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#345 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Sa 2. Dez 2017, 23:20

closs hat geschrieben:Das Besondere an dem Satz "Cogito, ego sum" (das "r" im "eRgo" stammt nicht von Descartes) ist, dass hier Subjekt und Objektiv identisch sind - das ist bei "Du denkst, also bist Du" nicht der Fall - das ist nur Objekt.
Ist es nur aus egomanischer Sicht, weil dieses Objekt selbst sagen kann: "Cogito, ego sum" und damit "ist" es Subjekt. Du weißt genau so gut dass du bist, wie du weißt, dass deine Mutter und dein Kind "ist". Ohne das "Du" deiner Mutter, könntest du nicht sagen "Cogito, ego sum" und ohne deine Frau könnten das auch deine Kinder nicht sagen. Woher kommst du denn, aus deinem Ego oder aus einem DU? Das meiste, was du über dich weißt, kommt nicht aus dem cogito, ego sum, wie du behauptetst, sondern ganz im Gegenteil: das cogito, ego sum ist vom DU in dich hineingetragen, ist ein von anderen erlerntes Vorwissen dem das noch unbewusste solange hinterher nachdachte, bis es sich als Ich entdeckte. Das ist pure Hermeneutik, der hermeneutische Zirkel in Reinkultur. Es gibt immer ein Du vor dem Ich, und zwar sowohl praktisch - sprachlich zuerst Mama, Papa und du und erst viel später dringt das ICH ins Bewusstsein - als auch theoretisch und selbst theologisch geht es nicht ohne ein vor-gesetztes DU. Versuch mal, das wieder auf die Beine zu stellen.
Um das DU weiß jeder genau so gut - wenn nicht sogar besser, wie um das Ich. Deswegen ja der dringende Appell, dass man doch zuerst den Balken statt des Splitters angehen sollte, weil uns das DU immer klarer vor Augen steht, als das Ich hinter den Augen und das Unterbewusste nochmals "hinter" dem Ich > Freud.

Auch Entwicklungsgeschichtlich ist das DU mit Sicherheit viel älter als das Ich. Die Angst vor dem DU gab es lange bevor es den Menschen und sein Ich überhaupt gab. Über das Du der Nahrung gab es schon das nötige Wissen zu Zeiten der Dinosaurier und noch viel früher.
closs hat geschrieben:Aber hier geht es erst mal darum, dass ein Bewußtsein da sein muss, damit das Unbewusste Sinn macht.
Es ist aber andersrum. Das Bewusstsein hat sich aus dem Unbewussten entwickelt, das schon Jahrmillionen da war und es war nicht sinnlos da, denn es hatte Sinne die Sinn machten, indem sie in das eigene Wesen hinein und darüber hinaus reichten um besser mit der Umwelt interagieren und kommunizieren zu können.

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#346 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » Sa 2. Dez 2017, 23:33

closs hat geschrieben:Darum geht es nicht - "Dich" gäbe es dann doch nicht - es wäre doch nur eine Vorstellung von mir.
Eben. Und dich gäbe es dann doch auch nicht - du wärst nur eine Vorstellung von mir. Beides zusammen geht nicht, wenn wir beide von Angesicht zu Angesicht gleichzeitig laut "cogito, ego sum" sagen aber jeder nur eine Vorstellung des anderen ist. Darum geht es! Das mit deiner "alternativen Vorstellung" zur "echten Realität" haut einfach logisch nicht hin. Na, ist der Groschen jetzt endlich gefallen?

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#347 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » So 3. Dez 2017, 00:06

Andreas hat geschrieben:Du weißt genau so gut dass du bist, wie du weißt, dass deine Mutter und dein Kind "ist". Ohne das "Du" deiner Mutter, könntest du nicht sagen "Cogito, ego sum" und ohne deine Frau könnten das auch deine Kinder nicht sagen.
Da setzt Du zu spät ein - radikal-skeptizistisch kannst Du nicht beweisen, ob Du von Deiner Mutter geboren bist - sie könnte auch nur eine Vorstellung sein und Du bist meinetwegen von Gott direkt erschaffen. - Das klingt idiotisch, aber nur dann wenn von einem guten Gott ausgeht. - Wäre Gott böse, könnte er solchen Schabernack mit Dir treiben.

Andreas hat geschrieben:Es gibt immer ein Du vor dem Ich
Das könnte aber auch der böse Gott sein - und sonst keiner (ich argumentiere hier auf der radikal-skeptizistischen Ebene des Descartes, der auf derselben nicht wissen, sondern nur glauben kann, dass Gott gut ist).

Andreas hat geschrieben:Um das DU weiß jeder genau so gut - wenn nicht sogar besser, wie um das Ich.
Aber Du weißt nicht, ob dieses Du Projektion Deiner Vorstellung oder "echt" ist.

Andreas hat geschrieben:Auch Entwicklungsgeschichtlich ist das DU mit Sicherheit viel älter als das Ich.
Klingt vernünftig - ist auch vernünftig - aber wäre es nicht, wenn Gott vom Wesen her böse wäre.

Andreas hat geschrieben:Das Bewusstsein hat sich aus dem Unbewussten entwickelt, das schon Jahrmillionen da war
Evolutions-theoretisch ist das sicherlich richtig - aber welche Rolle sollte Evolutionstheorie bei radikal-skeptizistischem Denken spielen?

Andreas hat geschrieben: Und dich gäbe es dann doch auch nicht - du wärst nur eine Vorstellung von mir.
Nein - "mich" gibt es wirklich, weil "ich" derjenige bin, der meinetwegen Deine Existenz zu Recht oder zu Unrecht negiert. - Wichtig ist doch, dass Beobachtendes (Subjekt) und Beobachtetes (Objekt) identisch sind - das geht nur beim Ich - dazu braucht es kein Du.

Andreas hat geschrieben:Das mit deiner "alternativen Vorstellung" zur "echten Realität" haut einfach logisch nicht hin. Na, ist der Groschen jetzt endlich gefallen?
Gar nicht - gehe mit Deinem Denken noch einen Schritt zurück und zweifle ALLES an. - Du wirst zwangsläufig zum Ergebnis kommen müssen, dass radikal-skeptizistisch nur noch das übrig bleibt, was zweifelt. - Du darfst sogar Deine Existenz als Ich anzweifeln und zum Ergebnis kommen, dass es Dich NICHT gibt - aber immer bleibt der übrig, der zu diesem Ergebnis kommt. - Und das ist Dein ICH - also irrst Du Dich, wenn Du meinst, es gäbe Dich nicht.

Augustinus und Descartes haben das auf der Suche nach dem sicheren Wissen ("Welche Wahrnehmung/Erkenntnis ist unzweifelbar sicher?") genau so durchexerziert - und sind zum selben Ergebnis gekommen. - Der eine tat es 500 n.Chr. - der andere 1000 Jahre später. - Wenn man disziliniert denkt und WIKRLICH alles anzweifelt (also auch das Du), kann man auch aus meiner Sicht nicht zu einem anderen Ergebnis kommen.

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#348 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Andreas » So 3. Dez 2017, 00:38

Stell dich mal mit deiner Frau und deinen Kindern im Kreis auf und sagt alle gleichzeitig laut und deutlich: "Cogito, ergo sum - aber es ist ebenso so gut möglich, dass ihr anderen alle nur in meiner Vorstellung existiert und ihr gar nicht wirklich da seid."

Wenn du das schaffst, ohne über diese jahrhunderte alte Weisheit berühmter Köpfe einen Lachkrampf zu kriegen, reden wir weiter.

Zur Heilung des Hausfriedens empfehle ich folgende Formel: Ich liebe euch, wie mich selbst.

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#349 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » So 3. Dez 2017, 09:00

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Du weißt genau so gut dass du bist, wie du weißt, dass deine Mutter und dein Kind "ist". Ohne das "Du" deiner Mutter, könntest du nicht sagen "Cogito, ego sum" und ohne deine Frau könnten das auch deine Kinder nicht sagen.
Da setzt Du zu spät ein - radikal-skeptizistisch kannst Du nicht beweisen, ob Du von Deiner Mutter geboren bist - sie könnte auch nur eine Vorstellung sein und Du bist meinetwegen von Gott direkt erschaffen. - Das klingt idiotisch, aber nur dann wenn von einem guten Gott ausgeht. - Wäre Gott böse, könnte er solchen Schabernack mit Dir treiben.
In der Tat. Das klingt nicht nur idiotisch, sondern es ist es auch. Gäbe es einen missgünstigen Gott, gäbe es das Theodizee-Frage nicht.

Mich wundert, dass du schon wieder mit diesem albernen Thema und den alten Argumenten ankommst, an das du selber nicht einmal glaubst. Wie schon gesagt , dass wir NICHT in einer Simulation leben, lässt sich mathematisch beweisen: Der Anstieg der Komplexität in einer echtzeit Simullation von knapp 8 Milliarden Menschen, ist schlicht unmöglich, weil zum Bau eines solchen Computers mehr Atome gebraucht würden, als es im Universum gibt. Dazu kommen die Fragen, wer soll ihn gebaut haben, und wozu? Warum nicht einfach annehmen, Gott hätte die reale Welt geschaffen?

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Das Bewusstsein hat sich aus dem Unbewussten entwickelt, das schon Jahrmillionen da war
Evolutions-theoretisch ist das sicherlich richtig - aber welche Rolle sollte Evolutionstheorie bei radikal-skeptizistischem Denken spielen?
Weit mehr als du vielleicht annimmst. Es gibt ein biologisches Regelwerk, das sich nicht durch radikal-skeptizistischem Denken aushebeln lässt. In deiner Fantasie kannst du das zwar machen, aber die reale Welt wird deinen Gedankengängen mit Sicherheit nicht folgen.
Andreas hat recht: Zuerst entsteht Unterbewusstsein (zum abbilden der Körperfunktionen und zur impulsiven Steuerung des Körpers). Höhere Tiere, inklusive Mensch haben darüber hinaus ein Bewusstsein entwickelt, dass es ihnen ermöglich bewusst in das Geschehen einzugreifen. Banales Beispiel: Eine Schnecke frisst wenn sie hunger verspürt. Ein Affe oder ein Mensch kann diiesen Hungerinstinkt u.U. unterdrücken.

closs hat geschrieben:Nein - "mich" gibt es wirklich, weil "ich" derjenige bin, der meinetwegen Deine Existenz zu Recht oder zu Unrecht negiert. - Wichtig ist doch, dass Beobachtendes (Subjekt) und Beobachtetes (Objekt) identisch sind - das geht nur beim Ich - dazu braucht es kein Du.
Dafür gibt es einen psychologischen Terminus: das nennt man Solipsismus.

closs hat geschrieben:Du wirst zwangsläufig zum Ergebnis kommen müssen, dass radikal-skeptizistisch nur noch das übrig bleibt, was zweifelt.
Nö. Was übrig bleibt ist der reale Körper.

closs hat geschrieben:Du darfst sogar Deine Existenz als Ich anzweifeln und zum Ergebnis kommen, dass es Dich NICHT gibt - aber immer bleibt der übrig, der zu diesem Ergebnis kommt. - Und das ist Dein ICH - also irrst Du Dich, wenn Du meinst, es gäbe Dich nicht.
Eben diesen Zustand nennt man in Fachsprache: Solipsismus.

closs hat geschrieben:Augustinus und Descartes haben das auf der Suche nach dem sicheren Wissen ("Welche Wahrnehmung/Erkenntnis ist unzweifelbar sicher?") genau so durchexerziert - und sind zum selben Ergebnis gekommen.
Und Beide haben sich geirrt!
Das was übrig bleibt, ist immer der Körper.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#350 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » So 3. Dez 2017, 09:06

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Du weißt genau so gut dass du bist, wie du weißt, dass deine Mutter und dein Kind "ist". Ohne das "Du" deiner Mutter, könntest du nicht sagen "Cogito, ego sum" und ohne deine Frau könnten das auch deine Kinder nicht sagen.
Da setzt Du zu spät ein - radikal-skeptizistisch kannst Du nicht beweisen, ob Du von Deiner Mutter geboren bist - sie könnte auch nur eine Vorstellung sein und Du bist meinetwegen von Gott direkt erschaffen. - Das klingt idiotisch, aber nur dann wenn von einem guten Gott ausgeht. - Wäre Gott böse, könnte er solchen Schabernack mit Dir treiben.
In der Tat. Das klingt nicht nur idiotisch, sondern es ist es auch. Gäbe es einen missgünstigen Gott, gäbe es die Theodizee-Frage nicht.

Mich wundert, dass du schon wieder mit diesem albernen Thema und den alten Argumenten ankommst, an das du selber nicht einmal glaubst. Wie schon gesagt , dass wir NICHT in einer Simulation leben, lässt sich mathematisch beweisen: Der Anstieg der Komplexität in einer echtzeit Simullation von knapp 8 Milliarden Menschen, ist schlicht unmöglich, weil zum Bau eines solchen Computers mehr Atome gebraucht würden, als es im Universum gibt. Dazu kommen die Fragen, wer soll ihn gebaut haben, und wozu? Warum nicht einfach annehmen, Gott hätte die reale Welt geschaffen?

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Das Bewusstsein hat sich aus dem Unbewussten entwickelt, das schon Jahrmillionen da war
Evolutions-theoretisch ist das sicherlich richtig - aber welche Rolle sollte Evolutionstheorie bei radikal-skeptizistischem Denken spielen?
Weit mehr als du vielleicht annimmst. Es gibt ein biologisches Regelwerk, das sich nicht durch radikal-skeptizistischem Denken aushebeln lässt. In deiner Fantasie kannst du das zwar machen, aber die reale Welt wird deinen Gedankengängen mit Sicherheit nicht folgen.
Andreas hat recht: Zuerst entsteht Unterbewusstsein (zum abbilden der Körperfunktionen und zur reaktiven Steuerung des Körpers). Höhere Tiere, inklusive Mensch haben darüber hinaus ein Bewusstsein entwickelt, dass es ihnen ermöglich bewusst in das Geschehen einzugreifen. Banales Beispiel: Eine Schnecke frisst wenn sie hunger verspürt. Ein Hund oder ein Mensch kann den Hungerinstinkt u.U. unterdrücken, wenn es/er gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. Wichtige Erkenntnis: Die Übergänge sind gleitend (quantitativ).

closs hat geschrieben:Nein - "mich" gibt es wirklich, weil "ich" derjenige bin, der meinetwegen Deine Existenz zu Recht oder zu Unrecht negiert. - Wichtig ist doch, dass Beobachtendes (Subjekt) und Beobachtetes (Objekt) identisch sind - das geht nur beim Ich - dazu braucht es kein Du.
Dafür gibt es einen psychologischen Terminus: das nennt man Solipsismus.

closs hat geschrieben:Du wirst zwangsläufig zum Ergebnis kommen müssen, dass radikal-skeptizistisch nur noch das übrig bleibt, was zweifelt.
Nö. Was übrig bleibt ist der reale Körper.

closs hat geschrieben:Du darfst sogar Deine Existenz als Ich anzweifeln und zum Ergebnis kommen, dass es Dich NICHT gibt - aber immer bleibt der übrig, der zu diesem Ergebnis kommt. - Und das ist Dein ICH - also irrst Du Dich, wenn Du meinst, es gäbe Dich nicht.
Eben diesen Zustand nennt man in der Fachsprache Solipsismus.

closs hat geschrieben:Augustinus und Descartes haben das auf der Suche nach dem sicheren Wissen ("Welche Wahrnehmung/Erkenntnis ist unzweifelbar sicher?") genau so durchexerziert - und sind zum selben Ergebnis gekommen.
Und Beide haben sich geirrt!
Das was übrig bleibt, ist immer der Körper, mit dem denkenden und fühlenden Gehirn.
Hätten die beiden Herren die Informationen die wir heute haben, würde sie (dank ihres hohen Intellekts) ihren Fehler sofort erkennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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