Pluto hat geschrieben:Descartes hat viele Ansätze gemacht. Was meinst du?
Den EINEN, der con varizione seinen Ruf als Philosoph bedingt - nämlich (modern formuliert):
* Der Mensch kann nur mit seinem Ich wahrnehmen (incl. wissenschaftliche Wahrnehmung).
* Diese Wahrnehmung kann nicht entscheiden, was sie selbst ist (alles andere wäre Münchhausen) - nämlich ob sie sich auf Vorstellung oder auf "Res extensae" bezieht.
* Deshalb muss man etwas glaubensmäßig voraus-setzen.
* Ich, Descartes, setze, dass sich meine Wahrnehmung auf ontische Re extensae bezieht (es also die Natur ontisch und auch ohne meine Wahrnehmung gibt) und begründe dies geistig.
* Egal, WIE ich, Descartes, es begründe: Es kann nicht wissensmäßig, sondern nur glaubensmäßig begründet werden.
Dieser Ansatz ist deshalb so bestechend, weil alles andere dem Münchhausen gleichen würde, der sich mit der eigenen Hand an den Haaren aus dem Sumpf zieht - alias: Wahrnehmung kann aus logischen Gründen nicht in der Lage sein zu entscheiden, was sie ist - und wir haben nur diese Wahrnehmung. - q.e.d.
Pluto hat geschrieben:Was verstehst du unter radikal-skeptizistisch?
Dass man ohne Setzungen denkt ("Gott hat die Welt erschaffen"/"Es gibt die Res extensae"/etc.) und daraus zum Ergebnis kommt, dass man nur mit Setzungen wissen kann.
Pluto hat geschrieben:Die Welt ist aber leider immer noch zu 80% in religiösem Eifer gefangen. Wir stehen erst am Anfang der Säkularisierung.
Ontologische Logik hat nichts mit religiösem Eifer zu tun - natürlich gibt es den AUCH. - Ob wir den Wendepunkt in Sachen Materialismus ("Sakularisierung" ist an sich nicht das Problem) sind, weiß ich nicht - es kann noch eine Weile so weiter gehen, es kann auch schon der Höhepunkt überschritten sein.
Pluto hat geschrieben:Ja. Die Rationalismus/Empirismus Bewegung setzt sich langsam durch
Ist es wirklich ein Triumpf, wenn man willkürlich an irgendeinem Punkt anfängt zu denken und NICHT von Anfang an?
Pluto hat geschrieben:es ist leider noch ein weiter Weg bis zum endgültigen Sieg über das Unwissen
Es gibt keinen endgültigen Sieg über das Unwissen - völlig davon abgesehen, dass menschliches"Wissen" immer nur systemisches/methodisches und nie absolutes Wissen sein kann.
SilverBullet hat geschrieben:Ach, man kann also keine Zusammenhänge auf den Tisch legen.
Man kann geistige Zusammenhänge darlegen - aber man kann keine Garantie geben, dass diese verstanden werden. - Mit materialistischen Zusammenhängen kommt man nicht weiter.
SilverBullet hat geschrieben:Stell dir die Aktivität in der Naturwissenschaft wie einen Automatismus vor.
Sobald Zusammenhänge vorliegen, startet der Ablauf.
Solange MATERIALISTISCHE Zusammenhänge vorliegen, geht das - aber doch nicht bei geistigen Zusammenhängen.
SilverBullet hat geschrieben:Ein Wahrnehmungsakteur mit lokalem „Einblick“ wird immer die höchste für ihn erreichbare Qualität als „Wissen“ bezeichnen.
Einverstanden - das nenne ich "Vereinbarung". - Man hat nie absolutes Wissen, sondern immer nur systemisches Wissen, und bezeichnet dieses als "Wissen", was lokal/utilitaristisch ok ist - nüchtern gefragt: Warum sollte ein Ingenieur, der Brücken baut, seine physikalischen Erkenntnisse philosophisch mit Descartes, etc. abgleichen? Es ist nicht nötig.
Wie überhaupt im Rahmen der Naturwissenschaft Deine Ausführungen praktikabel sind - aber sie sind es halt nicht, wenn es ins Weltanschauliche/Geistige hineingeht.
SilverBullet hat geschrieben:Ach so und deshalb konntest du es noch nicht durchführen
S.o.: Antwort auf Pluto.