Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#61 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Fr 17. Nov 2017, 09:51

closs hat geschrieben:Wenn das noch gilt, sit das erfreulich. - Dann wäre das Christentum eine empirische Sache.
Nein, das Christentum hat nichts mit Empirismus zu tun. Empirismus ist Beobachtung, nicht Vermutung.

closs hat geschrieben:Meinst Du wirklich, dass alles Empirische als "gerechtfertigte wahre Erkenntnis" VERSTANDEN wird?
Empirismus trennt das was ist, von dem was in der menschlichen Phantasie sein könnte.

closs hat geschrieben:aber das Wesen einer Sache wäre durch Funktions-Beobachtung erkennbar?
I.d.R. schon. Das ist aber so diffus gefragt, dass es mehrdeutig ist. Wenn etwas sich in der Ferne bewegt, weißt man im ersten Moment nicht, ob es sich um ein Tier handelt, oder vielleicht um bloße Illusion der Sinne handelt.

closs hat geschrieben:JEDE Wahrnehmung ist Perspektive.
Nein. Alltagswahrnehmungen sind meist real. Wenn du ein Auto siehst, in das du auch einsteigen kannst, kannst du davon ausgehen, dass das stimmt.

closs hat geschrieben:
Doch sie sind es, und gelten universell.
Das wäre ein dogmatischer Satz - auch das ist erlaubt. - Aber dann muss man damit rechnen, dass andere dogmatische Sätze dagegen kommen.
Das ist irrelevant. Das was man am Geist erkennt und empirisch bestätigt werden kann, ist real, und unabhängig davon, wie man es beschreibt; ob dogmatisch oder anders.

closs hat geschrieben:Du verstehst den entscheidenden Punkt nicht: Du unterscheidest nicht zwischen "Geist" und "Funktionsweise des Geistes im Materiellen" (Neuronen & Co).
Worin besteht der Unterschied?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Weshalb man meinte, es gebe keine geistigen Krankheiten
Wenn man das meinte, war es ein Irrtum - denn natürlich kann die materielle Seite geistigen Funktionierens erkranken.
Das kann nicht stimmen, es sei denn du kannst erklären, warum die rkK den Exorzismus noch praktiziert?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Um das beurteilen, dafür fehlen dir die Qualifikationen.
Falsch. - Das ist keine naturwissenschaftliche Feststellung, sondern eine grundlegende Feststellung, BEVOR Wissenschaft auf den Plan tritt.
Irrelevant. Ob man sie später erkennt, hat mit den Fakten an sich nichts zu tun.

Du tust immer so, als hättest du lauter ignoranter Menschen vor dir, denen du nur deine Philosophie einzureden brauchst. Aber das stimmt nicht. Du hast es hier im Forum mit einer ganzen Reihe von studierten Wissenschaftlern zu tun: das sind keine "Hänschen".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Janina
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#62 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Janina » Fr 17. Nov 2017, 12:09

closs hat geschrieben:Wie willst Du eine hegelsche Dialektik empirisch für plausibel halten? - Das geht doch nur geistig.
Mathematik ist mir lieber als Hegel. Die ist eine Geisteswissenschaft, und ohne realen Bezug wäre sie bedeutungslos. Gibt es überhaupt eine Geisteswissenschaft ohne realen Bezug, die nicht bedeutungslos ist?

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Ich denke du unterschätzt die Bedeutung von Funktionsverständnis.
Meinst Du, dass das Verständnis einer Funktion etwas über das Wesen aussagt, wie es "ist"?
Weiß ich doch nicht. Aber Funktionsverständnis ist der höchste Grad an Erkenntnis über ein Objekt, den wir überhaupt erlangen können. "Wesen" ist dagegen uninteressant.

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#63 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Fr 17. Nov 2017, 14:39

Detlef hat geschrieben:Das werde ich ganz bestimmt nicht tun, denn ich habe eigentlich noch nie solche unpassenden "aliase" gesehen
Aber das zeigt doch, wie unterschiedlich wir wahrnehmen. - Parteiisch in meinem Sinne würde ich sagen: Ich stecke nicht so tief in heute gängigen Denk-Formaten.

Detlef hat geschrieben:deshalb wird uns die Bibel auch nicht weiter helfen, eine sinnvolle Alternative zum Anthropozentrismus zu finden.
Wieso "deshalb"? - Natürlich zeigt die Bibel eine sinnvolle Alternative zum Anthropozentrismus auf.

Pluto hat geschrieben:Nein, das Christentum hat nichts mit Empirismus zu tun. Empirismus ist Beobachtung, nicht Vermutung.
Also doch eine rein kritisch-rationale Größe - und was ist mit geistigen Beobachtungen, die man "erfährt"?

Pluto hat geschrieben:Empirismus trennt das was ist, von dem was in der menschlichen Phantasie sein könnte.
Nein - "Empirismus" in Deinem Sinne unterscheidet zwischen naturalistischen Modellen und geistigen Modellen, und ist nur auf naturalistische Modelle anwendbar. - Was am Ende "ist", steht auf einem ganz anderen Blatt.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
JEDE Wahrnehmung ist Perspektive.

Nein. Alltagswahrnehmungen sind meist real.
Was hat das miteinander zu tun? - Perspektiven verstehen sich IMMER (ob zu Recht oder zu Unrecht) im Verhältnis zu Realität. - Ein Auto sieht von hinten anders aus als von vorne.

Bei geistigen/abstrakten Dingen ist es etwas komplizierter - denn streng genommen ist hier, etwa bei der Bibel, nur der Text konkret ("schwarze SChrift auf Papier"/"Worte, die man per Duden inhaltlich beschreiben kann"). - Alles andere ist Interpretation - also eine Sache der Perspektive, aus der man interpretiert).

Pluto hat geschrieben:Das was man am Geist erkennt und empirisch bestätigt werden kann, ist real, und unabhängig davon, wie man es beschreibt; ob dogmatisch oder anders.
Du meinst wahrscheinlich, dass wissenschaftliche Untersuchungen des materiellen Aspektes von Geist intersubjektiv darstellen kann und andere Fragen dazu nicht? - Stimmt. - Aber was bringt das, wenn man über das Wesen des Geistes selbst spricht?

Pluto hat geschrieben:Worin besteht der Unterschied?
Untersucht man "Geist" in seinem Wesen, geht dies nur geistig - "materielle Funktionsweise des Geistes" ist dagegen Sache der Neurowissenschaftler. - Beides sind komplett unterschiedliche Kategorien.

Pluto hat geschrieben:Das kann nicht stimmen, es sei denn du kannst erklären, warum die rkK den Exorzismus noch praktiziert?
Das ist etwas ganz anderes:

1) "Krankheit des Körpers" = "Geist-Vermittung in die materielle Welt ist gestört"
2) "Krankheit des Geistes selber" = "etwas ist beeinträchtigt, bevor es überhaupt materiell vermittelt werden kann"

Pluto hat geschrieben:Du hast es hier im Forum mit einer ganzen Reihe von studierten Wissenschaftlern zu tun: das sind keine "Hänschen".
Jeder kann prinzipiell geistig kompetent sein - auch intellektuell wenig Belastbare, wenn sie dafür geistigen Instinkt haben. - Natur-Wissenschaftler zu sein, hilft diesbezüglich überhaupt nicht - die Grundlagen der Naturwissenschaft sind überhaupt nicht danach ausgelegt.

Janina hat geschrieben:Gibt es überhaupt eine Geisteswissenschaft ohne realen Bezug, die nicht bedeutungslos ist?
Kenne ich keine - alledings kenne ich auch keinen großen Philosophen, dessen Philosophie ohne realen Bezug ist - das gilt für Plato genauso wie für Hegel oder Heideggger.

Janina hat geschrieben:Aber Funktionsverständnis ist der höchste Grad an Erkenntnis über ein Objekt, den wir überhaupt erlangen können. "Wesen" ist dagegen uninteressant.
MEthodisch, wissenschafts-pragmatisch ist das richtig - aber damit kann man etwa bei Fragen zur Bibel-Interpretation nicht mitreden - einfach weil es damit nicht erfassbar ist.

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#64 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Fr 17. Nov 2017, 17:18

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nein, das Christentum hat nichts mit Empirismus zu tun. Empirismus ist Beobachtung, nicht Vermutung.
Also doch eine rein kritisch-rationale Größe
Nein. Wie kommst du darauf? Der kR ist gerade mal 30 Jahre alt. Der Empirismus ist 500 Jahre alt.

closs hat geschrieben:und was ist mit geistigen Beobachtungen, die man "erfährt"?
Echte Beobachtungen haben eine physische Existenz in der Welt; geistige Beobachtungen hingegen nicht.
Das bewusste Gehirn steht niemals still. Geistige Beobachtungen sind persönliche Erlebnisse, die man nicht bestätigen kann. Sie sind momentan da, verflüchtigen sich aber im nächsten Moment wieder. Es kann sich um Illusionen handeln.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Empirismus trennt das was ist, von dem was in der menschlichen Phantasie sein könnte.
Nein - "Empirismus" in Deinem Sinne unterscheidet zwischen naturalistischen Modellen und geistigen Modellen, und ist nur auf naturalistische Modelle anwendbar.
Nein. Es ist nicht "in meinem Sinn" sondern im universellen Sinn gültig.
Duden: Empirismus - erkenntnistheoretische Richtung, die als Quelle der Erkenntnis allein die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt.

closs hat geschrieben:Was am Ende "ist", steht auf einem ganz anderen Blatt.
Das ist eine dreiste Behauptung. Du kannst gar nicht wissen was "ist". Du kannst es nur vermuten.

closs hat geschrieben:Alles andere ist Interpretation - also eine Sache der Perspektive, aus der man interpretiert).
... die richtig oder falsch sein kann.
Empirisch lässt sich aber die Richtigkeit absolut feststellen.

closs hat geschrieben:Aber was bringt das, wenn man über das Wesen des Geistes selbst spricht?
Dass Geist nicht der undurchdringliche Nebel ist, für den du ihn hältst.

closs hat geschrieben:Untersucht man "Geist" in seinem Wesen, geht dies nur geistig - "materielle Funktionsweise des Geistes" ist dagegen Sache der Neurowissenschaftler. - Beides sind komplett unterschiedliche Kategorien.
Nein. Du versuchst Geist wieder zu vernebeln. Der Eine untersucht so, der andere so. Untersuchung bleibt Untersuchung, also kategorial dasselbe.
Geist ist seit geraumer Zeit untersuchbar, wie jedes andere weltliche Phänomen. Die Methoden der Wahl sind hier Empirismus und Rationalismus.

closs hat geschrieben:1) "Krankheit des Körpers" = "Geist-Vermittlung in die materielle Welt ist gestört"
2) "Krankheit des Geistes selber" = "etwas ist beeinträchtigt, bevor es überhaupt materiell vermittelt werden kann"
Meine Frage wäre, wie du die Art der Krankheit diagnostizieren kannst.
Wenn der Körper die Quelle von Geist ist, wird aus (2), die (1) (Ockham lässt grüßen).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du hast es hier im Forum mit einer ganzen Reihe von studierten Wissenschaftlern zu tun: das sind keine "Hänschen".
Jeder kann prinzipiell geistig kompetent sein - auch intellektuell wenig Belastbare, wenn sie dafür geistigen Instinkt haben.
Ich bezweifle, dass es etwas mit Instinkt zu tun haben

closs hat geschrieben:Natur-Wissenschaftler zu sein, hilft diesbezüglich überhaupt nicht - die Grundlagen der Naturwissenschaft sind überhaupt nicht danach ausgelegt.
Selbstverständlich ist die Naturwissenschaft dafür zuständig. Die Naturwissenschaft ist für die Untersuchung der Welt ausgelegt. Das ist ihr Arbeitsgebiet.

closs hat geschrieben:das gilt für Plato genauso wie für Hegel oder Heideggger.
Bei Heidegger und das Sein, habe ich so meine Bedenken ob er mit seinen Behauptungen nicht doch im "Wolkenkuckucksland" unterwegs ist.

closs hat geschrieben:aber damit kann man etwa bei Fragen zur Bibel-Interpretation nicht mitreden - einfach weil es damit nicht erfassbar ist.
Das macht keinen Sinn, außer als erbärmlicher Versuch sich nach klassisch Münchhausener Art auf eine höhere Ebene zu hieven, und sagen zu können: "Ätsch - Ich kann was, was ihr nicht könnt!"
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#65 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Fr 17. Nov 2017, 18:33

Pluto hat geschrieben:Echte Beobachtungen haben eine physische Existenz in der Welt; geistige Beobachtungen hingegen nicht.
Stimmt - sie haben eine spirituelle Existenz in der Welt.

Pluto hat geschrieben: Geistige Beobachtungen sind persönliche Erlebnisse, die man nicht bestätigen kann.
Man kann sie nicht naturwissenschaftlich intersubjektiv darstellen - aber das sagt doch nichts über die Frage aus, ob etwas "da" ist oder nicht.

Pluto hat geschrieben:Duden: Empirismus - erkenntnistheoretische Richtung, die als Quelle der Erkenntnis allein die Sinneserfahrung, die Beobachtung, das Experiment gelten lässt.
Ja - aber das hat doch damit zu tun, dass der Begriff "Erfahrungswissen" (εμπειρία empeiría) heute nur noch physisch angewendet ist. - Duden zitiert Moment-Aufnahmen der Sprache, aber fragt nicht, warum es so ist.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Was am Ende "ist", steht auf einem ganz anderen Blatt.

Das ist eine dreiste Behauptung. Du kannst gar nicht wissen was "ist".
Die Behauptung bleibt bestehen, hat aber überhaupt nichts damit zu tun, was ICH weiß oder was WIR wissen. - "Was am Ende ist", ist auch ohne unser Erkennen (besser "mit").

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Alles andere ist Interpretation - also eine Sache der Perspektive, aus der man interpretiert).

... die richtig oder falsch sein kann.
Empirisch lässt sich aber die Richtigkeit absolut feststellen.
Es geht hier nicht um "richtig" oder "falsch" (was letztlich gar nicht falsifizierbar ist), sondern um die argumentative Plausibilität von Perspektiven ("Ist dies eine plausible Sichtweise?) - und davon kann es mehrere geben.

Pluto hat geschrieben:Dass Geist nicht der undurchdringliche Nebel ist, für den du ihn hältst.
Geist ist in seinem Wesen ist glasklar - der Nebel ist nur in unserer Wahrnehmung desselben.

Pluto hat geschrieben:Geist ist seit geraumer Zeit untersuchbar, wie jedes andere weltliche Phänomen.
Der Geist in seinem Wesen wird neurowissenschaftlich NICHT untersucht - und aus prinzipiellen Gründen wird dies auch so bleiben, weil es nicht möglich ist. - Die Neurowissenschaften untersuchen materielle Spuren des Geistes. - Wenn Du in einen Nagel trittst, untersuchst Du nicht den Nagel, wenn Du die Füße untersuchst.

Pluto hat geschrieben:Meine Frage wäre, wie du die Art der Krankheit diagnostizieren kannst.
Man wird prüfen (wenn es möglich ist!!), ob die Krankheit primär körperlicher Natur ist (diese Frage ist einfach zu beantworten, wenn etwas meinetwegen per Unfall begründbar ist) - ansonsten wird man als Arzt versuchen, seelische Störungen medikamentös so in den Griff zu bekommen, dass der Patient sich besser fühlt (oder so sediert ist, dass er fast nichts mehr fühlt).

Pluto hat geschrieben:Wenn der Körper die Quelle von Geist ist, wird aus (2), die (1) (Ockham lässt grüßen).
Aber Ockham macht erst dann Sinn, wenn (1) und (2) tatsächlich identisch sind.

Pluto hat geschrieben:Selbstverständlich ist die Naturwissenschaft dafür zuständig. Die Naturwissenschaft ist für die Untersuchung der Welt ausgelegt. Das ist ihr Arbeitsgebiet.
Aber doch nicht für geistige Dinge in der Welt. - Bzw: In Deinem Weltbild schon. - Das ist das Problem: Vollkommen unterschiedliche Perspektiven.

Pluto hat geschrieben:Bei Heidegger und das Sein, habe ich so meine Bedenken ob er mit seinen Behauptungen nicht doch im "Wolkenkuckucksland" unterwegs ist.
Davon abgesehen, dass er in keiner Weise spirituell argumentiert, sind Deine Bedenken vermutlich unbegründet.

Pluto hat geschrieben:Das macht keinen Sinn, außer als erbärmlicher Versuch sich nach klassisch Münchhausener Art auf eine höhere Ebene zu hieven, und sagen zu können: "Ätsch - Ich kann was, was ihr nicht könnt!"
Das ist mir zu dramatisch angesetzt - nüchtern würde man feststellen: Jedes System hat seine Kernkompetenz und somit auch seine kompetenz-fernen Bereiche. - Ich würde für mich bspw. nie auf die Idee kommen, SACH-Aussagen eines Neurowissenschaftlers in Frage zu stellen - nicht mein Gebiet. - Bei INTERPRETATIONEN, die über die SChwelle der reinen Sach-Wissenschaftlichkeit hinausgehen, allerdings schon.

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#66 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Hemul » Fr 17. Nov 2017, 18:37

Januna hat geschrieben:Aber Funktionsverständnis ist der höchste Grad an Erkenntnis über ein Objekt, den wir überhaupt erlangen können. "Wesen" ist dagegen uninteressant.
Meine Güte? Warum ist ein "Wesen" bei Dir uninteressant? :roll: Meine erlangte Erkenntnis über Deine Person bestätigt mir, dass Du ein interessantes Wesen auf nen Besen bist. Damit ist das Wesentliche gesagt.
:lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#67 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Pluto » Fr 17. Nov 2017, 23:28

closs hat geschrieben:sie haben eine spirituelle Existenz in der Welt.
Klingt mir nach einem Oxymoron.
Was ist spirituelle Existenz?

closs hat geschrieben:Man kann sie nicht naturwissenschaftlich intersubjektiv darstellen
Irrtum. Man kann sie auf keine Weise darstellen.

closs hat geschrieben:aber das sagt doch nichts über die Frage aus, ob etwas "da" ist oder nicht.
Doch. Denn was sein könnte wissen wir erst wenn wir seine Wirkung untersuchen können.

closs hat geschrieben:Duden zitiert Moment-Aufnahmen der Sprache, aber fragt nicht, warum es so ist.
Finden wir uns damit ab, dass Erfahungswissen heute als Oxymoron gilt, denn Erfahrung ist nun mal NICHT Wissen.

closs hat geschrieben:Die Behauptung bleibt bestehen, hat aber überhaupt nichts damit zu tun, was ICH weiß oder was WIR wissen. - "Was am Ende ist", ist auch ohne unser Erkennen (besser "mit").
Nenne mich eine Zweifler, wenn du willst, aber ich halte dagegen, und sage es gibt nichts was wirkt, denn dann könnten wir es anhand seiner Wirkung feststellen.

closs hat geschrieben:Der Geist in seinem Wesen wird neurowissenschaftlich NICHT untersucht - und aus prinzipiellen Gründen wird dies auch so bleiben, weil es nicht möglich ist.
Doch. Seit einiger Zeit gibt es Methoden, um Denken sichtbar zu machen. Im Klartext: Lügendetektoren mit einer Treffsicherheit von 90%.

closs hat geschrieben:Die Neurowissenschaften untersuchen materielle Spuren des Geistes.
Natürlich. Sie schließen daraus auf die Beschaffenheit ds Geistes.

closs hat geschrieben:ansonsten wird man als Arzt versuchen, seelische Störungen medikamentös so in den Griff zu bekommen, dass der Patient sich besser fühlt (oder so sediert ist, dass er fast nichts mehr fühlt).
Dann wollen wir hoffen, dass Erstes überwiegt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn der Körper die Quelle von Geist ist, wird aus (2), die (1) (Ockham lässt grüßen).
Aber Ockham macht erst dann Sinn, wenn (1) und (2) tatsächlich identisch sind.
Schon klar. Aber sie sind identisch. Eine Sach-Aussage der Neurologie (siehe unten).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Selbstverständlich ist die Naturwissenschaft dafür zuständig. Die Naturwissenschaft ist für die Untersuchung der Welt ausgelegt. Das ist ihr Arbeitsgebiet.
Aber doch nicht für geistige Dinge in der Welt.
Warum denn nicht? Gehört Geist nicht zu dieser Welt?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das macht keinen Sinn, außer als erbärmlicher Versuch sich nach klassisch Münchhausener Art auf eine höhere Ebene zu hieven, und sagen zu können: "Ätsch - Ich kann was, was ihr nicht könnt!"
Das ist mir zu dramatisch angesetzt - nüchtern würde man feststellen: Jedes System hat seine Kernkompetenz und somit auch seine kompetenz-fernen Bereiche.
Geist verhält sich zum Gehirn, wie Urin zu Niere. Die Niere produziert den Urin; das Gehirn produziert die Gedanken. Eine Sach-Aussage der Neurowissenschaft (siehe unten).

closs hat geschrieben:Ich würde für mich bspw. nie auf die Idee kommen, SACH-Aussagen eines Neurowissenschaftlers in Frage zu stellen
Aber du tust es doch unentwegt (siehe oben).
Z.B. sagt der Neurowissenschaftler, Geist ist untersuchbar, und du negierst das prompt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#68 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von Catholic » Fr 17. Nov 2017, 23:33

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:"Was am Ende ist", ist auch ohne unser Erkennen (besser "mit").
Nenne mich eine Zweifler, wenn du willst, aber ich halte dagegen, und sage es gibt nichts was wirkt, denn dann könnte wir es anhand seiner Wirkung feststellen.

Pluto,es dürfte schwerfallen empirisch die Wirkung von Vertrauen nachzuweisen,denoch existieren sowohl Vertrauen als auch die Auswirkungen davon.
So mancher Zeitgenosse sollte sich von der Vorstellung verabschieden dass ausschliesslich das existiert was wissenschaftlich nachweisbar ist.

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#69 Re: Der neue Atheismus ist vielleicht nicht tot, aber er riecht komisch!

Beitrag von closs » Sa 18. Nov 2017, 00:40

Pluto hat geschrieben:Was ist spirituelle Existenz?
Das, was an Geist "ist".

Pluto hat geschrieben:Irrtum. Man kann sie auf keine Weise darstellen.
Selbst das wäre kein Beinbruch, da UNSERE Wahrnehmung nicht Maßstab für Geist ist.

Pluto hat geschrieben:Denn was sein könnte wissen wir erst wenn wir seine Wirkung untersuchen können.
Dann "wissen" wir es im methodischen Sinne - richtig. - Aber was hat mit "da-sein" oder "nicht-da-sein" zu tun?

Pluto hat geschrieben:Finden wir uns damit ab, dass Erfahungswissen heute als Oxymoron gilt, denn Erfahrung ist nun mal NICHT Wissen.
Aber doch nur deshalb, weil wissenschaftliches "Wissen" ein methodischer Begriff ist - im Alltag gibt es Erfahrungs-Wissen. Ich "weiß" bspw., dass ich dazu neige, gegen Mitternacht noch mal Hunger zu kriegen - ganz ohne wissenschaftlichen Nachweis.

Pluto hat geschrieben:Nenne mich eine Zweifler, wenn du willst,
Das ist ein GUTER Zug. :thumbup:

Pluto hat geschrieben: es gibt nichts was wirkt, denn dann könnten wir es anhand seiner Wirkung feststellen.
Das hingegen ist ein klarer Irrtum - Du scheinst immer noch zu meinen, dass Wirkung nur dann existenz ist, wenn wir sie feststellen können - bzw. keine Wirkung existiert, wenn wir sie NICHT feststellen. - Diese Annahme ist unter kategorialen Gesichtspunkten ganz einfach falsch.

Pluto hat geschrieben:Seit einiger Zeit gibt es Methoden, um Denken sichtbar zu machen.
Das bestreitet doch keiner - es wird in den nächsten Jahren noch viel mehr von dem beobachtet werden, das sich durch Geist äußert. - Aber das hat nichts mit dem Wesen von Geist zu tun.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Die Neurowissenschaften untersuchen materielle Spuren des Geistes.

Natürlich. Sie schließen daraus auf die Beschaffenheit ds Geistes.
Das ist ein Denkfehler - sie können allenfalls auf die neuronale Strukur dessen schließen, durch die Geist vermittelt wird. - Ganz nebenbei: Die meisten werden das wohl auch so sehen.

Pluto hat geschrieben:Warum denn nicht? Gehört Geist nicht zu dieser Welt?
Geist gehört zu dieser Welt, "ist" aber nicht von dieser Welt.

Pluto hat geschrieben:Geist verhält sich zum Gehirn, wie Urin zu Niere. Die Niere produziert den Urin; das Gehirn produziert die Gedanken. Eine Sach-Aussage der Neurowissenschaft (siehe unten).
Wenn die Neurowissenschaft dies genauso meinen würde, wie es aus Deiner Formulierung klingt, würde sie sich übernehmen, weil sie über den naturwissenschaftlichen Horizont nicht hinausdenken kann (allein schon aus methodischen Gründen). - Richtig ist, dass das Gehirn den Geist im Dasein äußerungsfähig macht und dieser dann Gedanken produziert - das klingt ähnlich, ist aber etwas ganz anderes.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Ich würde für mich bspw. nie auf die Idee kommen, SACH-Aussagen eines Neurowissenschaftlers in Frage zu stellen

Aber du tust es doch unentwegt (siehe oben).
Z.B. sagt der Neurowissenschaftler, Geist ist untersuchbar, und du negierst das prompt.
Das ist keine SACH-Aussage, sondern eine interpretative Aussage.


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