Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ob der Mennonit Thiessen, der für den Bibelbund schreibt, die erste Adresse für historisch-kritische Forschung ist, wage ich mal zu bezweifeln.
Tja, so gehen eben die Meinungen auseinander. Die einen meinen, um die Bibel zu beurteilen, müsse man sich z.B. der Expertise von Mitgliedern der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung (Kubitza) oder des österreichischen Freidenkerbundes (Ronald Bilik) bedienen, die anderen sehen da eher einen Prof. für NT und Rektor einer Staatsunabhängigen Theologische Hochschule als geeignet an (Thiessen).
Ich siedele Wissenschaft eher bei Letzterem an, als bei den genannten atheistischen Ideologen.
Wohl kaum. Theißen vs. Thiessen ist gleichbedeutend mit Wissenschaft vs. Glaubensdogmatik.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es ist nicht schwer, den Wanderprediger im nachhinein Dinge sagen zu lassen, die man gerne hätte.
Natürlich - der Verschwörungstheoretiker bricht sich wieder Bahn…
Das hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun, sondern ist normales wissenschaftliches Handwerk, um zwischen frühen und späteren, zwischen authentischen und nicht-authentischen Aussagen unterscheiden zu können.
Dass Gläubige erst gar nicht diesen Anspruch haben, disqualifiziert sie für die historische Forschung.
Roland hat geschrieben:
Ach – Paulus hat die Worte "Wer mich sieht, der sieht den Vater" also Gott, samt allen Leidensankündigungen in die Evangelien eingeschmuggelt. Die Theorien werden immer abstruser…
So abstrus ist das gar nicht. Paulus hat Jesus überhaupt nicht persönlich gekannt (Der Jesus im Fleiche geht uns nichts an). Vermutlich stand der irdische Jesus seiner eigenen Theologie im Weg. Ein Wanderprediger, der einen lockeren Umgang mit Frauen pflegte, sich sogar von diesen aushalten ließ, als Fresser und Weinsäufer verschrien war, paßte wohl nicht so ganz ins Weltbild des eher spröden Paulus.
Roland hat geschrieben:
Außerdem ist es schade, wenn Menschen das Angebot der Vergebung derart verunglimpfen und als primitiv bezeichnen. Ich hoffe für dich, du kriegst noch die Kurve…
Überleg doch mal selber.
Gott schuf das Universum und die Erde und "sah, dass es gut war". So gut war es dann doch nicht, denn kurze Zeit später sah sich Gott genötigt, seine gesamte Schöpfung in einer Flut zu ersäufen, bis auf die Besatzung der Arche.
Aus den Überlebenden gingen wieder "Sünder" hervor, bis Gott dann auf die "geniale" Idee kam, seinen unehelichen Sohn auf die Erde zu schicken, um diesen von den Menschen töten zu lassen. Dann wäre die ganze Menschheit endlich erlöst.
Einem menschlichen Drehbuchautor würde man wohl sein Buch um die Ohren hauen. In der Religion wird dieser Plot zur ultimativen Heilsgeschichte stilisiert.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Roland hat geschrieben: Konsens nur unter den HKM-Bibelfälschern. Von dir gern pauschal als "die Forschung" bezeichnet um der atheistischen Bibelinterpretation einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen.
Die historisch-kritische Fraktion ist die einzige, die in der historischen Jesusforschung
arbeiten darf.
Ah ja, Berufsverbot für alle, die der Verschwörungstheorie nicht glauben wollen, die Bibel sei nur Lug und Trug.
Nein, das Berufsverbot erteilen sich alle selber, die als Vorraussetzung den Glauben an Götter, Wunder, Geister und Dämonen benötigen.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die kanonische Exegese hat übrigens gar nicht den Anspruch, in der historischen Forschung zu arbeiten. Mit ihren bescheidenen Glaubensmittlen kann sie es auch nicht.
Nee, die sind natürlich viel zu dumm dazu… Sagen die Herren Bilik und Kubitza, stimmts?
Nein, sagen die Kanoniker selber.
Dementsprechend interessiert sie sich weniger für die Entstehungsgeschichte der einzelnen Bibeltexte und das historische Umfeld, in dem sie geschrieben wurden, ....
Quelle: Wikipedia
Aber was weiß Wiki schon?
Die stecken doch alle unter einer Decke.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Origenes schreibt auch, dass das wörtliche Verständnis der biblischen Mythen nur was für die schlichten Gemüter sei.
Zitat? Quelle?
Du ungläubiger Roland.
"Ganz unverblümt verhöhnt Origenes alle wörtlich genommenen Mythen. Er spricht mit Verachtung von jenen Christen, die die Versprechungen und Drohungen des Alten Testaments wörtlich nehmen. Er glaubt nicht an das Weiterleben der Einzelseele oder des Ich, er glaubt nicht, dass das Heil in so etwas wie Fortdauer des Ich besteht - das wäre sogar die Hölle. Erlösung liegt für Origenes vielmehr in der Entdeckung, dass Gott alles in allem ist - kurz, er war von ganz und gar neuplatonischer Ausrichtung. Er glaubte nicht einmal an die Auferstehung des Leibes. "Kaum vermag er seine Ungehaltenheit zu zügeln angesichts der grobschlächtigen Anschauungen der Traditionalisten über den Jüngsten Tag und die Auferstehung der Toten: "Die Evangelien sind nicht wörtlich zu nehmen."
Quelle: Glauben und Wissen
Augustinus hat auch was bemerkenswertes gesagt:
"Wahrlich, wäre es nicht wegen der Autorität der katholischen Kirche, so würde ich dem Evangelium keinen Glauben schenken!"
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ist aber in der Forschung weitgehend Konsens.
Wie gesagt: Konsens nur unter den HKM-Bibelfälschern. Von dir gern pauschal als "die Forschung" bezeichnet, um der atheistischen Bibelinterpretation einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen.
Der ewige Vorwurf der Bibelfälschung zeigt doch gerade, auf welch schwachen Beinen Berger steht. Sein Aufruf, man solle doch an die Bibel glauben, weil es schließlich so in der Bibel steht, zeigt seine ganze laienhafte und hilflose Naivität. Aber sie sei ihm gegönnt. Ein jeder soll das bekommen, was er verdient.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Ich denke mal, dass die Forschung und hier speziell Theißen den Gesamtkontext weit besser beurteilen kann als wir alle zusammen.
Und genau der stellt ja auch seine Ergebnisse unter den Vorbehalt, dass sie nur richtig sind, wenn seine zuvor gesetzten axiomatischen Überzeugungen zutreffend sind. Und genauso sagt Bultmann, dass es keine voraussetzungslose Exegese geben kann.
"Die Forschung" wie du sie meinst, das ist Bibelinterpretation mit atheistischer Voraussetzung und somit alles andere als reine, objektive Wissenschaft.
Ich kenne keine Wissenschaft, die den Glauben an Geister, Götter und Dämonen voraussetzt, du etwa?
Roland hat geschrieben:
Wie gesagt, tausend Jahre sind vor Gott wie ein Tag.
Übrigens, stell dir vor, Jesus wäre nach wenigen Jahren schon wiedergekommen. Dann hätte es uns alle hier gar nie gegeben, wäre doch schade drum, oder?
Warum? Dann wäre zumindest dem Volk, das Jesus zu retten versuchte, der millionenfache Völkermord erspart geblieben.
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Jesus sagte aber auch zu seinen Jüngern, dass die mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen würden, bis das neue Zeitalter anbricht. Und das ist eine klare Terminzusage von einigen Monaten oder allenfalls ein paar Jahren.
Zum Schluss nochmal das einzige Verslein, an das sich die Naherwartungs-Gläubigen klammern wie an einen Strohhalm. Und mit dem versucht man den Gesamtkontext aus den Angeln zu heben, der die irrtümlicher Naherwartung eindeutig ausschließt.
Nein, wenn die Gottesherrschaft nach der Missionierung Israels anbricht, braucht es keine weitere Missionierung der restlichen Welt. Vermutlich hat Jesus deshalb auch nichts aufgeschrieben, für wen denn auch? Oder er war Analphabet, auch nicht gerade schmeichelhaft für den Sohn Gottes.
Roland hat geschrieben:
Der zitierte Vers steht in Mt. 10, 23. Dort ist im Zusammenhang aber bereits hintergründig von künftiger, weltweiter Mission die Rede (V. 18). Dadurch, dass Jesus von den Juden verworfen wurde, steht tatsächlich die endgültige Errettung der Juden bis heute noch aus. Man ist also mit den "Städten Israels" noch nicht zu Ende. Die erfolgt, wenn "die Vollzahl der Nationen eingegangen ist" (siehe Römer 11, 25-26).
Also nie.
Die von Paulus erdachte Lösung der Parusieverzögerung hat sich ein wenig lange verzögert, meinst du nicht auch?