Alles Teufelszeug? VII

Pluto
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#811 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Pluto » Fr 3. Nov 2017, 10:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Ich schrieb nämlich, dass das Ziel der Interpretation von Bibeltexten neben der Rekonstruktion historischer Ereignisse primär das Verstehen ihres THEOLOGISCHEN INHALTS sei (= inhaltliche Interpretation).
Das geht aber nicht ohne "geistige Interpretation" - es sei denn, man macht "Theologie" zur säkularen "Religionswissenschaft".
Das geht leider nicht <*seufz*> — Ist das vielleicht das Problem.

closs hat geschrieben:Wie kann etwas historisch Naheliegendes keine historisch mögliche Option sein?
Fragen wir mal anders...
Wieso ist der Glaubensentscheid historisch relevant.

closs hat geschrieben:"Entscheiden" ist "setzen". - Man kann sich für beides entscheiden/beides setzen: Jesus ist nur menschlich oder Jesus ist göttlich.
Vielleicht sollte man nicht so anmaßend sein, etwas setzen zu wollen. Warum untersucht man nicht einfach den Text?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#812 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Fr 3. Nov 2017, 10:34

Pluto hat geschrieben:Wieso ist der Glaubensentscheid historisch relevant.
Moment: Er ist für das Verständnis der Historie relevant - einfach weil man Historie aus den Sachdaten anders interpretiert, ob man glaubt, Jesus sei nur Mensch oder er sei auch göttlich. - Da beides historisch möglich ist, kann beides richtig sein.

Pluto hat geschrieben:Vielleicht sollte man nicht so anmaßend sein, etwas setzen zu wollen. Warum untersucht man nicht einfach den Text?
Das tun doch alle - das hat doch damit nichts zu tun.

Sowohl HKM als auch kanonische Exegese untersuchen den Text (oder stützen sich auf sachliche Textuntersuchung) und interpetieren DANN: Was hat das historisch zu bedeuten? - Was hat Jesus damals historisch gemeint?

Und genau diese Frage beantwortet man anders, ob man ihn als nur menschlich oder als auch göttlich interpretiert. - Da beides nicht falsifizierbar ist, muss man beides als Modell durchspielen. - Das passiert ja auch: Die HKM wählt das Modell "Jesus meint historisch dieses ... , wenn man ihn nur als Menschen versteht", die kanonische Exegese wählt das Modell "Jesus meint historisch jenes ... , wenn man ihn auch als göttlich versteht"

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#813 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Pluto » Fr 3. Nov 2017, 12:25

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wieso ist der Glaubensentscheid historisch relevant.
Moment: Er ist für das Verständnis der Historie relevant
Mag sein, dass so deine persönlichen Interpretationen besser verstehst. Aber objektiv ist die Geschichte vom heutigen Glaubensentscheid vollkommen unabhängig.

closs hat geschrieben:einfach weil man Historie aus den Sachdaten anders interpretiert, ob man glaubt, Jesus sei nur Mensch oder er sei auch göttlich.
Eben. Aber das ändert am Sachverhalt nichts.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vielleicht sollte man nicht so anmaßend sein, etwas setzen zu wollen. Warum untersucht man nicht einfach den Text?
Das tun doch alle
Dann tun sie es falsch.
closs hat geschrieben: - das hat doch damit nichts zu tun.
Im Gegenteil. Es ist essentiell. Wenn man glaubt, Jesus sei göttlich kommt man zu ganz anderen Ergebnissen.

closs hat geschrieben:Sowohl HKM als auch kanonische Exegese untersuchen den Text (oder stützen sich auf sachliche Textuntersuchung) und interpetieren DANN: Was hat das historisch zu bedeuten? - Was hat Jesus damals historisch gemeint?
Genau! Die HKM folgt dem Text; die Kaonik folgt dem Glauben, Jesus ist göttlich.

closs hat geschrieben:Und genau diese Frage beantwortet man anders, ob man ihn als nur menschlich oder als auch göttlich interpretiert.
Weshalb ich wissen will, was geschieht, wenn man den Text OHNE Setzung interpretiert.

closs hat geschrieben: Das passiert ja auch: Die HKM wählt das Modell "Jesus meint historisch dieses ... , wenn man ihn nur als Menschen versteht", die kanonische Exegese wählt das Modell "Jesus meint historisch jenes ... , wenn man ihn auch als göttlich versteht"
Dein alter Stockfehler. Dei HKM setzt nicht. Die Kanonik setzt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#814 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Fr 3. Nov 2017, 12:57

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie definierst DU "geistige Interpretation"?
Unter transzendenten Gesichtspunkten interpretieren.
Du hast jetzt "geistig" durch "transzendent" ersetzt. Das ist mir zu unkonkret. Was verstehst Du unter "TRANSZENDENTER Interpretation"?

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sven23
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#815 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von sven23 » Fr 3. Nov 2017, 16:01

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Wir kennen nicht ein einziges Phänomen, das auf supranaturale Erklärungen angewiesen wäre. Warum sollte das bei der Entstehung des Universums anders sein?
Abgesehen davon, dass Wissenschaft zu den elementaren Fragen des Seins gar keine Antworten hat:
Deshalb hält sie sich an die Physik, und da sieht es nun mal so aus, dass die Entstehung des Universums physikalisch erklärbar ist.

Roland hat geschrieben: Nur 6 der 13 "Paulusbriefe" stammen auch von Paulus.
Und wieder erhebst du Vermutungen in den Rang von Tatsachen. Es gibt eine "Mehrheit" von Forschern, die das so sehen. Und zwar wegen "stilistischer Unterschiede". Ein sehr weiches Kriterium.[/quote]
Nö, sogar ein sehr hartes. Brüche im Stil sind immer ein Zeichen, dass hier etwas nicht stimmt. Kommen dann noch andere Indikatoren hinzu, ist die Autorenschaft berechtigt in Frage zu stellen.

Roland hat geschrieben: Genügend Forscher sehen das ganz anders und auf beiden Seiten spielen Vorentscheidungen eine große Rolle.
Aber keine, die wissenschaftlich in der historischen Forschung arbeiten.


Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese Erkenntnis hatte er aber erst nach seinem Tod.
Und wieder falsch. Siehe Mk. 13, 32.
Warum falsch? Das Markusevangelium wurde erst lange nach dem Tod des Wanderpredigers geschrieben.


Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich schlossen sich dann die Schreiber, Kopisten und Redaktoren der Vorstellung der Pausieverzögerung des Paulus dankbar an. Es blieb ihnen ja auch nichts anderes übrig, um den Irrtum zu kaschieren.
Das ist Storytelling. Meinungen die du von deinen atheistischen Propagandisten übernimmst. Das sei dir unbenommen.
Nö, die Naherwartung hatte sich ja schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen, sie hätte schwerlich erfunden werden können. Sie muss also authentisch sein.

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Übrigens hat die Hoffnung auf das Wiederkommen Jesu nichts mit seinem eigenen jüdischen Glauben an die nahe Gottesherrschaft zu tun…
… die wie gezeigt, aufgrund des Gesamtkontextes der Evangelien eindeutig auszuschließen ist. Aber du hast Recht: die Reichs-Hoffnung der Juden und Parusie sind zwei verschiede Dinge.
Eben, und da Jesus Jude war hatte er eine ander Vorstellung von der Gottesherrschaft der späteren Christen, die das Reich Gottes ins Jenseits verlagerten.
Die jüdische Vorstellung vom Reich Gottes auf Erden war vielleicht der Grund, warum die Römer mißtrauisch wurden und ihn ihm einen potentiellen Konkurrenten und Aufrührer sahen. Und seine antimömische Gesinnung hat ihm wohl letztendlich das Genick gebrochen.


Roland hat geschrieben: "Die" historische Jesusforschung sicher nicht. Der verschwörungstheoretische Teil derselben, der praktisch hinter jeder Zeile des NT Betrug wittert, schon.
Nun, es gibt in der Forschung verbreitete Konsenspostitionen, gegen die Ratzinger z. b. alle verstoßen hat, ohne sachliche Begründung. Ihm blieb halt nur der Appell zum Glauben.
Putzig, aber wissenschaftlich wenig ergiebig.

https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf


Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Nein, wie die die HKM-Bibelfälscher behaupten ohne klare Belege zu haben.
Die Belege sind die 4600 Abschriften im Vergleich zu der ältesten. (und evtl. erhaltene Textfragmente)
Und aus der riesigen Fülle von antiken Abschriften und der riesigen Fülle von Zitaten früher Kirchenväter, konnte Wissenschaft den Urtext rekonstruieren. Die Bibel, wie wir sie heute in den Händen halten, ist im Wesentlichen identisch mit dem Urtext.
Das ist Träumerei. Die Befundlage der Wissenschaft ist eine andere.

Angesichts dieser komplexen Quellenlage stellt sich unwillkürlich die Frage: Ist überhaupt irgendwas sicher? Die Antwort lautet ja.    
Die Quellenlage ist trotz dieser Überlieferungskomplexität besser als in vielen anderen Epochen. Das Essentielle ist die Methode: D.h.: nicht irgendwelche Glaubensüberzeugungen als Ausgangsbasis vorauszusetzen, sondern das Evangelium gleich zu behandeln wie jede andere antike Quelle. Wie in anderen wissenschaftlichen Disziplinen lautet hier die Methode: Vom Sicheren zum Unsicheren. In den meisten Büchern über Jesus besteht die Tendenz zur „Rosinenklauberei“, indem nur jene Stellen ausgesucht werden, die in das eigene Weltbild passen. Eine historische Methode hingegen geht von sicheren historische Fakten einerseits und Zitaten andererseits aus, die kaum erfunden sein können:    
Folgende historischen Fakten sind unbestreitbar:
1) Die Kreuzigung
2) Die Taufe durch Johannes    
ad 1) Die gesichertste Tatsache im Leben von Jesus ist sein Tod am Kreuz.    
Die Kreuzigung war die Strafe für Hochverrat. Dass die Römer in Jesus einen politischen Konkurrenten sahen, bestätigt sich durch die Aufschrift (INRI = Jesus Nazareus Rex Judaeorum = Jesus von Nazareth, König der Juden), dem Aufsetzen der Dornenkrone und dem Umhängen des Purpurmantels. Es wird von theologischer Seite manchmal gerne argumentiert, dass es sich hierbei um einen Justizirrtum gehandelt habe, da Jesus eine christlich jenseitige Lehre vertreten hätte, die die Römer nicht verstanden und daher falsch interpretierten.    
Hier zeigt sich pars pro toto der grundlegende Unterschied zwischen Theologen und Historikern. Während der Theologe aus Glaubensgründen auf das Mögliche fixiert ist, beschränkt sich der Historiker auf das Wahrscheinliche. Obwohl grundsätzlich bei fast jedem Urteil ein Justizirrtum möglich ist, erscheint eine solche Annahme angesichts der restlichen Quellenlage als unhaltbar. In den Evangelien wird mehrfach, sowohl direkt als auch indirekt, der Anspruch von Jesus, König der Juden zu sein, formuliert (z.B: Mt 16,13-20;17,10-12). Bietet nun schon allein dieser Sachverhalt die Basis für grundlegende Schlussfolgerungen, können diese zusätzlich durch Aussagen der Evangelien gestützt werden.    
Bei Jesu Kreuzigung ist ein Zitat überliefert, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wörtlich tradiert ist. Seine letzten Worte am Kreuz lauten bei Mt 27,46 und Mk 15,34 in aramäischer Sprache: „Eli, eli, lema sabachtani“ was übersetzt heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“    
Dieses Zitat ist aus mehreren Gründen glaubwürdig. Zum einen sagt Jesus diese Worte in seiner Muttersprache Aramäisch. Da er hier sein Scheitern als Messias eingesteht, bewegt er sich nicht in christlichen Denkvorstellungen, die die Kreuzigung als Erlösungstat ansehen, sondern im jüdischen Denken, wo es sich beim Messias um einen lebenden König und nicht um einen gekreuzigten (Halb-, bzw. Drittel-) Gott handelt.

Dr. Ronald Bilik

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Er konnte ja auch nur das zitieren, was er vorgefunden hat. Originale standen auch ihm nicht zur Verfügung.
Was du so alles weißt, lieber Sven. Den Menschen, die in zweiten Jahrhundert gelebt haben, können zumindest viel früher Abschriften vorgelegen haben, als wir sie heute kennen. Deshalb sind die Zitate der frühen Kirchenväter wichtige Quellen.
Wie sehr diese "geschätzt" wurden, zeigt, dass nichts davon erhalten ist. Das alte Material war wohl zu unspektakulär und für die eigene Theologie wenig brauchbar. Da fühlten sich wohl viele Schreiber aufgerufen, die Texte etwas aufzupeppen. :lol:

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Es gibt aber mehr erhalten gebliebene Manuskripte, als von jedem anderen historischen Werk. Aus dieser riesigen Fülle kann man durch Vergleiche den ursprünglichen Text ziemlich sicher rekonstruieren.
Genau das macht die Forschung, aber nicht die Glaubensdogmatiker.
Genau. Und das Ergebnis liegt uns in jeder handelsüblichen Bibel heute vor.
Die Bibel ist das Endergebnis eines langen Prozesses. Mit dem galiläischen Wanderprediger haben die Evangelien nicht mehr viel zu tun, wie Albert Schweitzer richtig sagte.

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist unredlich und unwissenschaftlich dazu, sich nur bestimmte Stellen herauszupicken und andere zu ignorieren. (Cherry-Picking)
Schreib es dir hinter die Ohren lieber Sven! Der GESAMTKONTEXT des NT zeigt eindeutig, dass eine irrtümliche Naherwartung Jesu auszuschließen ist. Zur Naherwartungs-Interpretation kann man NUR mithilfe von Cherry-Picking gelangen.
Das Gegenteil ist der Fall. Im Gesamtkontext kommt die Forschung zu dem Ergebnis:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"

Karl Rahner

Selbst ein Kardinal Kasper spricht von "Verheißungsüberschuss", was nichts anderes heißt, als dass Jesus mehr versprochen hat, als er halten konnte.

Ps. ich weiß, dass dies alles Verschwörungstheoretiker sind. Sie werden wohl alle in der Hölle schmoren. :lol:
Zuletzt geändert von sven23 am Fr 3. Nov 2017, 20:33, insgesamt 1-mal geändert.
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#816 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Fr 3. Nov 2017, 17:50

Pluto hat geschrieben:Aber objektiv ist die Geschichte vom heutigen Glaubensentscheid vollkommen unabhängig.
Die GESCHICHTE als geschehene Wirklichkeit ("was ontisch geschah") ist selbstverständlich unabhängig davon. - Aber Wissenschaft ist doch der Versuch, modellhaft dieser Wirklichkeit näher zu kommen - und da lautet immer die Frage: Welches Modell ist dazu geeignet?

Pluto hat geschrieben:Aber das ändert am Sachverhalt nichts.
Aber unser Verständnis des Sachverhalts.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:

Pluto hat geschrieben:
Vielleicht sollte man nicht so anmaßend sein, etwas setzen zu wollen. Warum untersucht man nicht einfach den Text?

Das tun doch alle

Dann tun sie es falsch.
Warum? - Die Sachebene ist weitgehend klar - daran liegt es nicht. - Es liegt an der Frage: "Was hat dies(e Sachebene) zu bedeuten? - Wie ist sie zu verstehen?" - Und das ist Interpretationssache.

Pluto hat geschrieben:Wenn man glaubt, Jesus sei göttlich kommt man zu ganz anderen Ergebnissen.
Aber doch nicht auch der Sachebene. - Ein HKM-ler versteht SEMANTISCH dasselbe, wenn er einen Text liest, wie der kanonische Exeget - auch was Textkritik und Quellenkritik angeht, ist man sich im Wesentlichen einig. - ERst auf der Interpretationsebene kommt man zu unterschiedlichen ERgebnissen.

Pluto hat geschrieben:Weshalb ich wissen will, was geschieht, wenn man den Text OHNE Setzung interpretiert.
Dann KANN man ihn nicht über eine rein technisch-sachliche Ebene hinaus interpretieren. - Man kann dann nicht zum Gegenstand machen, wie das alles zu verstehen ist (Apg 8,30).

Pluto hat geschrieben:Dein alter Stockfehler. Dei HKM setzt nicht. Die Kanonik setzt.
Das ist DEIN alter Stockfehler. - Du erkennst nicht, dass die HKM genauso stark setzt, sobald sie von der reinen Sachebene in die Interpretationsebene wechselt.

Münek hat geschrieben:Was verstehst Du unter "TRANSZENDENTER Interpretation"?
Interpretation unter der BEdingung, dass es jenseits der naturalistischen Welt eine wesensmäßig andere, geistige Welt gibt.

sven23 hat geschrieben:Die Befundlage der Wissenschaft ist eine andere.
Das ist nicht die Befundlage DER Wissenschaft, sondern die Befundlage des Autors, der para-religiös von den Brights geprägt ist. - EINE von vielen Interpretationen.

sven23 hat geschrieben: Im Gesamtkontext kommt die Forschung zu dem Ergebnis:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Nicht DIE Forschung, sondern die HKM auf Basis ihrer methodischen Logik - ein methodisches Ergebnis also, das im übrigen gut begründet ist, aber bei anderen Setzungen ganz anders aussieht.

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#817 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von sven23 » Fr 3. Nov 2017, 20:31

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Befundlage der Wissenschaft ist eine andere.
Das ist nicht die Befundlage DER Wissenschaft, sondern die Befundlage des Autors, der para-religiös von den Brights geprägt ist. - EINE von vielen Interpretationen.
Das klingt nach den Verschwörungstheorien von Roland, der ein Bruder im Geiste von Berger zu sein scheint. Die historisch-kritische Forschung besteht nur noch aus Bibelfälschern. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Im Gesamtkontext kommt die Forschung zu dem Ergebnis:
„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Nicht DIE Forschung, sondern die HKM auf Basis ihrer methodischen Logik - ein methodisches Ergebnis also, das im übrigen gut begründet ist, aber bei anderen Setzungen ganz anders aussieht.
Es ist diejenige Forschung, die als einzige Berechtigung in der historischen Jesusforschung hat. Glaubensdogmatiker haben hier draußen zu bleiben.
Bei Setzungen kommen Kreationisten zu dem Schluss, dass die Erde 5000 Jahre alt ist. Besser kann man den Unsinn von Setzungen nicht belegen. :roll:
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#818 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Fr 3. Nov 2017, 20:51

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dein alter Stockfehler. Dei HKM setzt nicht. Die Kanonik setzt.
Das ist DEIN alter Stockfehler. - Du erkennst nicht, dass die HKM genauso stark setzt, sobald sie von der reinen Sachebene in die Interpretationsebene wechselt.
Ach was - das redest Du Dir aus rein apologetischen Gründen nur ein.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was verstehst Du unter "TRANSZENDENTER Interpretation"?
Interpretation unter der BEdingung, dass es jenseits der naturalistischen Welt eine wesensmäßig andere, geistige Welt gibt.
Aha - das ist aber eine sehr dünne Spekulations-Suppe, die Du hier auftischt.

Sachgemäße Exegese hat mit solchem esoterischen Kram nichts im Sinn, sondern fragt stattdessen ganz konkret, was der Verfasser des Bibeltextes mit dieser oder jener Aussage gemeint haben könnte (Frage nach dem Wortsinn) - ohne diese irgendwie zu bewerten.

Es liegt auf der Hand, dass der persönliche Glaube des Exegeten hierbei keine Rolle spielt.

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#819 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Fr 3. Nov 2017, 21:03

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber objektiv ist die Geschichte vom heutigen Glaubensentscheid vollkommen unabhängig.
Die GESCHICHTE als geschehene Wirklichkeit ("was ontisch geschah") ist selbstverständlich unabhängig davon. - Aber Wissenschaft ist doch der Versuch, modellhaft dieser Wirklichkeit näher zu kommen - und da lautet immer die Frage: Welches Modell ist dazu geeignet?
Sicherlich NICHT ein Modell, das einen Glaubensentscheid für dieses Modell voraussetzt.

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#820 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Fr 3. Nov 2017, 21:07

sven23 hat geschrieben:Das klingt nach den Verschwörungstheorien von Roland
Nein - die Tatsache, dass man der Wissenschaft unterschiedliche Perspektiven zuspricht, ist KEINE Verschwörungstheorie.

sven23 hat geschrieben: Die historisch-kritische Forschung besteht nur noch aus Bibelfälschern. :lol:
Auch nein - die HKM-Leute sind in Sachfragen so gut, dass sie sogar von Ratzinger DAFÜR uneingeschränkt gelobt werden. - Das Problem beginnt erst auf Interpretationsebene.

sven23 hat geschrieben:Es ist diejenige Forschung, die als einzige Berechtigung in der historischen Jesusforschung hat.
Damit ist aber "Forschung auf Sachebene" gemeint - es ist damit NICHT gemeint, dass man sich Freibriefe holen kann, die Bibel geistig zu interpretieren.

Münek hat geschrieben:Sachgemäße Exegese hat mit solchem esoterischen Kram nichts im Sinn
SACH-gemäße (bitte wörtlich lesen!!!!) hat weder mit esoterischen Dingen (eh weit hergeholt) noch mit christlichen Glaubens-Grundsätzen zu tun - auch hier: Da würde auch Ratzinger zustimmen (siehe 1993).

Münek hat geschrieben: sondern fragt stattdessen ganz konkret, was der Verfasser des Bibeltextes mit dieser oder jener Aussage gemeint haben könnte (Frage nach dem Wortsinn)
Auch das ist ok: Man geht alle Möglichkeiten durch und beschreibt sie. - Selbst wenn man sie bewertet ("Uns erscheint nach unseren methodischen Kriterien folgende ... Version am ehesten vom Verfasser gemeint zu sein"), ist das ok. - Aber man darf daraus nicht ins Geistige wechseln, indem man quasi-faktisch-anmutend sagt: "Jesus HATTE eine Naherwartung" - das ist Interpretation pur, die nur aus der Setzung methodischer Grundlagen möglich ist.

Münek hat geschrieben:Es liegt auf der Hand, dass der persönliche Glaube des Exegeten hierbei keine Rolle spielt.
Das war bisher immer meine Aussage, die mir aber um die Ohren gehauen wurde, da dies "schizophren" sei. - Aber halten wir fest:

Ja, Du hast recht. - Ein Wissenschaftler sollte in der Lage sein, methodische Ergebnisse bei unterschiedlichen Setzungen ermitteln zu können: "Wenn man von Jesus als Nur-Mensch ausgeht, dann komme ich zu diesem Ergebnis - bei Jesus als auch-göttlich, zu jenem Ergebnis". - Genau so sehe ich es auch.

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