Homöopathie IV

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Pluto
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#221 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Mi 11. Okt 2017, 18:17

closs hat geschrieben:Dann wäre also "Falisifzierung" lediglich die Beschreibung eines Versuchs-Ergebnisses?
So ist es.
Kein Ergebnis bedeutet das was es sagt: "keine Bestätigung". Damit ist im Prinzip die Gegepartei in der Pflicht, zu zeigen, dass doch etwas ist.

closs hat geschrieben:Es ist doch ein Unterschied, ob man die Behauptung falsifiziert "Anton ist identisch mit Karl dem Großen" oder "Anton war noch nie in London".
Nicht ganz. Wenn ich sage, "Anton war noch nie in London", dann ist Anton dran, uns zu zeigen, dass ich die Unwahrheit gesagt habe, in dem er belegt dass er doch dort war.
Kann die Gegenpartei das nicht, weil die Bestätigung nach etlichen missglückten Versuchen, fehlschlägt, oder durch schweigende Akzeptanz, dann wird die Falsifizierung anerkannt ohne dabei zum "ontischen Ausschluss" zu werden.
In Wirklichkeit gibt es demnach so was Endgültiges wie einen "ontischen Ausschluss" in der Wissenschaft gar nicht. Das kann es dank der Natur der Wissenschaft auch nicht geben, weil alle Erkenntnisse nur so lange gelten, bis sie von anderer Seite widerlegt oder modifiziert werden (So geschehen bei Ptolemäus ==> Galileo/Newton ==> Einstein, oder bei Evolutionstheorie ==> Darwinismus ==> Systematische Evolutionstheorie).

closs hat geschrieben:Wenn "falsifizieren" lediglich das Ergebnis einer Studie/mehrerer Studien beschreiben würde, hätte ich mich getäuscht (s.o.) - ABER: Falsifizieren wird in der Regel so kommuniziert, als sei es eine end-gültige Aussage: "Hier ist ein schwarzer Schwan - schau ihn Dir an - Deine Behauptung, ALLE Schwäne seien weiß, ist positiv (nein, nicht positivistisch) widerlegt". - Nach Deiner Definition ist "falsifizieren" NICHT end-gültig (also auch ontisch) gemeint.
So ist es. Falsifizierung ist niemals endgültig, wird aber durch die Wiederholung immer glaubwürdiger, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man sich irrt, immer geringer wird.

Beispiel:
Das Modell, dass die Lichtgeschwindigkeit eine Obergrenze darstellt wird deshalb angenommen, weil noch nie Jemand zeigen konnte, dass sie überwunden werden kann. Vor ein Paar Jahren gab es einen Aufruhr unter Physikern, weil Jemand vom CERN behauptete überlichtschnelle Neutrinos entdeckt zu haben. Die Aufregung legte sich, als die Leute zugeben mussten, es sei wohl ein Messfehler gewesen.

Dasselbe gilt auch in der Medizin.
Dass HP besser wirkt als ein Zuckerbällchen wurde vielfach falsifiziert, weil es durch wiederholte Beobachtungen nicht bestätigt werden konnte. Diese Aussage gilt so lange bis Jemand zeigen kann, dass die ursprüngliche Hypothese/Theorie richtig ist. Kann er/sie das nach geraumer Zeit nicht, wird die Feststellung "HP wirkt nicht" mit der Zeit immer vertrauenswerter, Irgendwann wird es sogar zum Faktum, so geschehen wenn wir ein Flugzeug besteigen, im Vertrauen, dass es wegen der Theorie der Aeronautik nicht abstürzen wird. Oder ich vertraue auf das Modell von Nicola Tesla und darf deshalb sagen, "Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose".

Wie du siehst, kommt die Wissenschaft ganz ohne "ontischen Ausschluss" aus. Gewisse Dinge werden mit der Zeit einfach so sehr sicher, dass sie anerkannt werden.

Da es im Fall von HP hunderte von Studien gab deren Ergebnis deutlich zeigen, "HP wirkt nicht besser als Placebo", wird auch dies irgendwann zur Vertrauensbasis für weitere Diskussionen. Im Alltag dürfen wir also so tun als handele es sich um ein Faktum.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#222 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Mi 11. Okt 2017, 18:48

Anton B. hat geschrieben:Klar, und wie!" Und Du merkst es nicht mal. Du hast "kein Gefühl" dafür, dass es anders sein könnte, dass ab morgen, 13:27 CET die Strahlen versiegen könnten
Moment: Wenn es morgen diese Strahlen versiegen würden, gäbe es ja keine mehr - ich rede davon, dass vorhandene Röntgenstrahlen sich nicht dadurch ändern, dass man eine neue Theorie dazu hat.

Anton B. hat geschrieben: Spricht alles für eine gültige Beobachtung? Kann das Ergebnis reproduziert werden? Ja? Dann zeigt die Beobachtung wohl anderes, als die Theorie vorhergesagt hat. Das würde man nach aller angemessenen kritischen Betrachtung als Falsifizierung bezeichnen. Die Theorie funzt nicht.
Aber warum sagt man dann nicht "Alles Wissenschaftliche spricht dafür, dass es HP-Wirkung NICHT gibt" - statt zu sagen: "HP-Wirkung ist (ontisch!) falsifiziert". ---??--

Das mag in Deinen Ohren haarspalterisch klingen, aber aus philosophischer Sicht ist das ein ganz erheblicher Unterschied. - Denn die Negation eines Seins ist etwas anderes als die Nicht-Feststellung eines Seins.

Anton B. hat geschrieben:Naturwissenschaftlich gibt es eben keine absolute Gewissheit.
Das ist nicht das Problem - das Problem ist, dass das Wort "falsifizieren" genau dieses semantisch induziert (und genau so kommuniziert wird).

Anton B. hat geschrieben:Trotzdem scheint es besser, seine Flossen von der Steckdose zu lassen.
Das ist die pragmatische Seite - bei rein technischen Fragestellungen sind meine obigen Unterscheidungen nicht relevant. - Relevant wird es, wenn es um Themen geht, die im weiteren Sinn etwas mit der Vermengung von MAteriellem und Geistigem zu tun haben - also in Grenzbereichen: - NB: Diese Grenzbereiche scheint es auch in der QM zu geben - da hört man einiges an Nachdenklichkeit.

Anton B. hat geschrieben:Und da wären aber auch clossens Behauptungen über "HP rein => Heilung raus". Und damit meine ich wirklich Deine Behauptungen. Die sprechen von einer Stärke des Effektes, der einfach nicht in systematischen Studien reproduzierbar ist.
Da könnte man flapsig antworten: "Das ist nicht ein Problem der Realität, sondern das Problem systematischer Studien".

Was meine Behauptungen angeht: Es scheint tatsächlich viele Fälle zu geben, bei denen im Dunstkreis von HP (ich drücke mich betont zurückhaltend aus) weitgehend vorhersehbare Heilungs-Erfolge stattfinden. - Ob dies Anekdoten-Ballungen oder Placebo-Effekte sind oder aber HP-Wirkung, kann ich selbstverständlich nicht beurteilen.

Wie auch immer: Ich kann mir nach wie vor nicht erklären, wie die dreistellige Zahl an (universitär) schuldmedizinisch austherapierten schweren Psychiose-Fälle, die als geheilt in der Datei des früher mal von mir erwähnten Kölner Arztes ruhen, zu erklären sind. - Natürlich kann man dann unterstellen, diese Unterlagen seien gefälscht und was auch immer. - Davon abgesehen, dass dieser Arzt von vielen unterschiedlichen HP-Ärzten in ganz Deutschland beschickt wurden (die danach ihre Patienten ja geheilt zurückbekamen, es also bestätigen können), wäre doch bis zur Klärung aller Fragen, die man zweifelnd stellen könnte, mal die Frage interessant:
"Angenommen es ist so: Wie kann man das erklären?" - Egal ob mit oder ohne HP-Wirkung.

Anton B. hat geschrieben: Auch kann in der Tat bei der praktischen HP-Anwendung etwas passieren, was uns gänzlich unbekannt ist.
Genau das meine ich.

Anton B. hat geschrieben:Das müsste dann aber ein Effekt sein, der von der Größenordnung viel kleiner ist, als Du es postulierst. Wenn es ihn gäbe, auch in der kleineren Stärke, könnte man damit wahrscheinlich auch was nützliches anfangen. Wissenschaftlich aber "flutscht" er aber derzeit, sofern vorhanden, weg.
WARUM flutscht er weg? - Weil er schlicht nicht da ist? - Oder weil er zu flutschig ist, dass man ihn fassen könnte? - Auch große Fische flutschen weg, wenn man selber flutschige Hände hat.

Pluto hat geschrieben:Wie du siehst, kommt die Wissenschaft ganz ohne "ontischen Ausschluss" aus. Gewisse Dinge werden mit der Zeit einfach so sehr sicher, dass sie anerkannt werden.
"Ohne ontischen Anschluss AUSKOMMEN" ist gut - was Du hier beschreibst, ist eine wissenschaftliche Vereinbarung, in der das Wort "ontisch" einfach nicht vorkommt. - Wie sagt Theißen? Im Zweifelsfall sei die Einhaltung des methodischen Wegs wichtiger als das Ergebnis!!!

Pluto hat geschrieben:Da es im Fall von HP hunderte von Studien gab deren Ergebnis deutlich zeigen, "HP wirkt nicht besser als Placebo", wird auch dies irgendwann zur Vertrauensbasis für weitere Diskussionen. Im Alltag dürfen wir also so tun als handele es sich um ein Faktum.
Das ist korrekt ausgedrückt - es ist eine pragmatische Aussage. - Da nun würden die HP-ler kommen (die sich überhaupt die Zeit dazu nehmen wollen) und würden sagen: "Die Art der Ergebnisgewinnung formatiert das Alltags-Verständnis von 'Faktum' ".

Wie auch immer: Es ist schade, dass hier auf dem Forum kein echter HP-ler dabei ist. - Ersatzweise: Ich habe gestern mal unter "Warum wirkt HP?" gegoogelt und bekam einige interessante Aussage (die ich allerdings nicht bewerten kann - aber für Leute, die es wirklich wissen wollen und nicht nur methodisch, kann das schon interessant sein).

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#223 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Mi 11. Okt 2017, 20:05

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie du siehst, kommt die Wissenschaft ganz ohne "ontischen Ausschluss" aus. Gewisse Dinge werden mit der Zeit einfach so sehr sicher, dass sie anerkannt werden.
"Ohne ontischen Anschluss AUSKOMMEN" ist gut - was Du hier beschreibst, ist eine wissenschaftliche Vereinbarung, in der das Wort "ontisch" einfach nicht vorkommt. -
"Ontischer Ausschluss" ist sinnleerer "Philosophen Schnack".

closs hat geschrieben:Wie sagt Theißen? Im Zweifelsfall sei die Einhaltung des methodischen Wegs wichtiger als das Ergebnis!!!
So ist die Aussage NICHT zu finden.
Theißen ist eben nicht Berger. Wenn er es sinngemäß (Deine Interpretation) sagt, dann meint er damit intellektuelle Redlichkeit sei wichtiger als das Ergebnis, etwas was ich jederzeit unterschreiben würde.

closs hat geschrieben:Da nun würden die HP-ler kommen (die sich überhaupt die Zeit dazu nehmen wollen) und würden sagen: "Die Art der Ergebnisgewinnung formatiert das Alltags-Verständnis von 'Faktum' ".
Die HP-ler können gerne kommen. Nur sind ihre Aussagen wertlose Behauptungen, ohne die Belege, dass HP mehr oder besser wirkt als Zuckerbällchen.

closs hat geschrieben:Ich habe gestern mal unter "Warum wirkt HP?" gegoogelt und bekam einige interessante Aussage (die ich allerdings nicht bewerten kann - aber für Leute, die es wirklich wissen wollen und nicht nur methodisch, kann das schon interessant sein).
Gibt es darunter auch belastbare Belege, oder ist es nur wohlklingendes Geschwafel?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#224 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Mi 11. Okt 2017, 20:35

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Wie sagt Theißen? Im Zweifelsfall sei die Einhaltung des methodischen Wegs wichtiger als das Ergebnis!!!

So ist die Aussage NICHT zu finden.
Wissenschaft sagt nicht : „Das ist unser Ergebnis", sondern: „Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Methoden" Der Weg, auf dem sie zu ihrem Ziel gelangt, ist ihr genauso wichtig wie das Ziel - oft sogar noch wichtiger" (Hist. Jesus, S.6)

Pluto hat geschrieben:Die HP-ler können gerne kommen. Nur sind ihre Aussagen wertlose Behauptungen
Was nützt das, wenn die von Dir vertretene Gruppe sich in diesem Urteil gefällt? - Die Betroffenen werden abwinken - und das war's dann.

Pluto hat geschrieben:Gibt es darunter auch belastbare Belege, oder ist es nur wohlklingendes Geschwafel?
Es geht hier im ersten Schritt darum, erst mal zu VERSTEHEN, worum es geht. - Sich über methodisch anerkannte Belastbarkeit auszulassen, wäre erst der zweite Schritt.
.

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#225 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Anton B. » Mi 11. Okt 2017, 21:06

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Klar, und wie!" Und Du merkst es nicht mal. Du hast "kein Gefühl" dafür, dass es anders sein könnte, dass ab morgen, 13:27 CET die Strahlen versiegen könnten
Moment: Wenn es morgen diese Strahlen versiegen würden, gäbe es ja keine mehr - ich rede davon, dass vorhandene Röntgenstrahlen sich nicht dadurch ändern, dass man eine neue Theorie dazu hat.
Da gibt es das Beispiel der Geschwindigkeitsaddition: Eine neue Theorie, genauer Hinschauen, oh hoppela, die Geschwindigkeiten ändern sich anders als zuvor gedacht. Warum, meinst Du denn, sind so Gedanken wie der Radikale Konstruktivismus aufgekommen?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben: Spricht alles für eine gültige Beobachtung? Kann das Ergebnis reproduziert werden? Ja? Dann zeigt die Beobachtung wohl anderes, als die Theorie vorhergesagt hat. Das würde man nach aller angemessenen kritischen Betrachtung als Falsifizierung bezeichnen. Die Theorie funzt nicht.
Aber warum sagt man dann nicht "Alles Wissenschaftliche spricht dafür, dass es HP-Wirkung NICHT gibt" - statt zu sagen: "HP-Wirkung ist (ontisch!) falsifiziert". ---??--
Nochmal: Modell sagt Beobachtung voraus => Beobachtung im Vorhersagekontext gemacht => Beobachtungsvorhersage ungleich tatsächliche Beobachtung. Warum nicht sagen, "Modell ist falsifiziert"?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Trotzdem scheint es besser, seine Flossen von der Steckdose zu lassen.
Das ist die pragmatische Seite - in technischen Fragestellungen sind meine obigen Unterscheidungen nicht relevant. - Relevant wird es, wenn es um Themen geht, die im weiteren Sinn etwas mit der Vermengung von MAteriellem und Geistigem zu tun haben - also in Grenzbereichen: - NB: Diese Grenzbereiche scheint es auch in der QM zu geben - da hört man einiges an Nachdenklichkeit.
Was ich so an physikalisch Qualifiziertem höre, geht in eine andere Richtung: Der messende Mensch selber wird Teil des zu untersuchenden Systems. Oder ähnliches. Auf jedem Fall nichts "Geistiges" im Sinne des stoischen pneuma oder des lateinischen spiritus.


closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Und da wären aber auch clossens Behauptungen über "HP rein => Heilung raus". Und damit meine ich wirklich Deine Behauptungen. Die sprechen von einer Stärke des Effektes, der einfach nicht in systematischen Studien reproduzierbar ist.
Da könnte man flapsig antworten: "Das ist nicht ein Problem der Realität, sondern das Problem systematischer Studien".
Könnte man. Aber was geht über die Flapsigkeit heraus? Und solltest Du nicht erstmal eine "realistische" Position fundieren?

closs hat geschrieben:Was meine Behauptungen angeht: Es scheint tatsächlich viele Fälle zu geben, bei denen im Dunstkreis von HP (ich drücke mich betont zurückhaltend aus) weitgehend vorhersehbare Heilungs-Erfolge stattfinden. - Ob dies Anekdoten-Ballungen oder Placebo-Effekte sind oder aber HP-Wirkung, kann ich selbstverständlich nicht beurteilen.
Eine ganz wesentliche Erkenntnis.

closs hat geschrieben:Wie auch immer: Ich kann mir nach wie vor nicht erklären, wie die dreistellige Zahl an (universitär) schuldmedizinisch austherapierten schweren Psychiose-Fälle, die als geheilt in der Datei des früher mal von mir erwähnten Kölner Arztes ruhen, zu erklären sind. - Natürlich kann man dann unterstellen, diese Unterlagen seien gefälscht und was auch immer. - Davon abgesehen, dass dieser Arzt von vielen unterschiedlichen HP-Ärzten in ganz Deutschland beschickt wurden (die danach ihre Patienten ja geheilt zurückbekamen, es also bestätigen können), wäre doch bis zur Klärung aller Fragen, die man zweifelnd stellen könnte, mal die Frage interessant:
"Angenommen es ist so: Wie kann man das erklären?" - Egal ob mit oder ohne HP-Wirkung.
Du hast doch nicht etwa in einer ruhigen Stunde die Krankenakten des Arztes durchwühlt?

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Das müsste dann aber ein Effekt sein, der von der Größenordnung viel kleiner ist, als Du es postulierst. Wenn es ihn gäbe, auch in der kleineren Stärke, könnte man damit wahrscheinlich auch was nützliches anfangen. Wissenschaftlich aber "flutscht" er aber derzeit, sofern vorhanden, weg.
WARUM flutscht er weg? - Weil er schlicht nicht da ist? - Oder weil er zu flutschig ist, dass man ihn fassen könnte? - Auch große Fische flutschen weg, wenn man selber flutschige Hände hat.
Hat "die" Wissenschaft flutschige Hände? Oder fischt mit ganz engen Netzen? Egal, ob so oder so: Hast Du vernünftig begründet was in der Hand?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#226 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Mi 11. Okt 2017, 22:15

Anton B. hat geschrieben:Warum, meinst Du denn, sind so Gedanken wie der Radikale Konstruktivismus aufgekommen?
Weil der Anthropozentrismus eine Philosophie gebraucht hat. :) - Dir ist sicherlich klar, dass es dann so viele wissenschaftlichen Messungen gibt wie Menschen!!! - Wik/Radikaler Konstruktivismus: "Realität <ist> für jedes Individuum immer nur eine Konstruktion seiner eigenen Sinnesreize" - dazu gehört auch das Ablesen von Messreihen.

Damit sind wir übrigens sehr nah an Descartes - mit dem ganz entscheidenden Unterschied, dass er die Möglichkeit einer anthropozentrischen Welt aus Glaubensgründen verwirft.

Anton B. hat geschrieben:Nochmal: Modell sagt Beobachtung voraus => Beobachtung im Vorhersagekontext gemacht => Beobachtungsvorhersage ungleich tatsächliche Beobachtung. Warum nicht sagen, "Modell ist falsifiziert"?
"MODELL ist falsifiziert" ist richtig! - Aber doch nicht das, was man am Objekt gesucht hat.

Anton B. hat geschrieben:Was ich so an physikalisch Qualifiziertem höre, geht in eine andere Richtung: Der messende Mensch selber wird Teil des zu untersuchenden Systems. Oder ähnliches. Auf jedem Fall nichts "Geistiges" im Sinne des stoischen pneuma oder des lateinischen spiritus.
Ja - das sowieso. - Aber auch Aussagen, dass dort Sachen zu beobachten wären, die gleichzeitig gar nicht sein KÖNNTEN, aber trotzdem sind. - Arg theologisch würde ich gar nicht werden wollen - es reicht schon, wenn die Physik zu erkennen gibt, dass das, was man "menschliche Vernunft" nennt und leichtsinnigerweise ontisch versteht, seine Grenzen hat. - Und wenn hier die Physik etwas erkennt, was der Theologe längst weiß (zumindest wissen sollte), wäre schon viel gewonnen.

Anton B. hat geschrieben:Und solltest Du nicht erstmal eine "realistische" Position fundieren?
Das wäre ja der Wunsch - keiner hat ein Interesse daran, dass HP mystisch sein soll. - Aber wenn dieser Wunsch eben nicht erfüllt wird, sollte man nicht gleich den Sack zumachen, sondern Perspektiven erweitern.

Anton B. hat geschrieben:Eine ganz wesentliche Erkenntnis.
... die nicht ganz neu ist. - Wie gesagt: Mir geht es hier im Thread nicht um logische Zusammenhänge (= Begründungen), sondern um das Phänomen an sich ("Nach Erfahrungswerten Betroffener - nicht nur lokal - gibt es im Umfeld von HP Heilungen, die oft sogar besser sind als im Umfeld von "Normal"-Medizin"). - Erst dann kommt die Frage nach dem logischen Zusammenhang: "Warum ist das so?" - Auf letzteres habe ich persönlich keine befriedigende Antworten, höchstens begründbare Mutmaßungen.

Anton B. hat geschrieben:Du hast doch nicht etwa in einer ruhigen Stunde die Krankenakten des Arztes durchwühlt?
EINE Stunde schon, aber das reicht natürlich nicht - ich bin kein Arzt. - Er hat mir aber tatsächlich einige Fälle vorgestellt ("Greif mal rein - ich erzähl Dir was davon") und begründet, warum er zu dem oder dem Mittel kam. - Er war damals weit über 60 und ich ein junger Student - ältere Menschen haben ein Bedürfnis, ihr Wissen weiterzugeben (er war auch stolz auf seine Erfolge).

Einmal mehr: Natürlich ist das wissenschaftlich bei weitem nicht hinreichend. - Aber zähle doch mal folgendes zusammen:
1) Meine Frau und ich haben damals eine austherapierte, schwer psychisch kranke Frau begleitet, die genau nach Vorhersage des Arztes gesund wurde.
2) Wir gingen dorthin, weil uns diese Adresse von HP-Ärzten gegeben wurde ("Wenn Ihr eine Chance habt, dann dort") - dieser Mann war also bekannt.
3) Ich habe einen Einblick erhalten, wie er in etwa arbeitet und warum aus seiner Sicht HP funktioniert.

Das ist immer noch nicht wissenschaftlich hinreichend - aber würde es bei Dir nicht Kopfkratzen auslösen: "Hmm - da könnte was dran sein". ---???---

Anton B. hat geschrieben:Hat "die" Wissenschaft flutschige Hände? Oder fischt mit ganz engen Netzen? Egal, ob so oder so: Hast Du vernünftig begründet was in der Hand?
In der Theologie in jedem Falle (dazu musst Du mal rüber in "Teufelszeug" gehen). - Denn da wird glasklar deutlich, dass eine kritisch-rationale Disziplin selbst einfachste geistige Fragen nicht klären kann - weil Geist (im theologischen Sinne des Wortes) dort gar nicht vorgesehen sein KANN, weil man sonst un-diszipliniert arbeiten würde.

Hat die Wissenschaft in nicht-theologischen Dingen "flutschige Hände". - Kann zumindest sein - und zwar dann, wenn es an Grenzen naturwissenschaftlichen Denkens geht. - Und das KÖNNTE bei der HP der Fall sein, wenn es um eine Wirkung geht, die nicht von einem Wirkstoff ausgeht. - Oder stelle Dir vor, es gäbe etwas zwischen Materie und Geist, was man in HP-Kreisen als "feinstofflich" bezeichnet. - Oder integriere die Epigenetik, die so viele "Schalter" hat, dass keiner mehr wissenschaftlich nachweisen kann, welcher Schalter gedrückt wird bzw. in welcher Schaltungs-Kombi etwas stattfindet. - Oder denke an die Chaos-Theorie, dernach plötzlich (also unvorhersehbar) winzige Intermittenz-Fenster aufgehen können, wo plötzlich was geht. - Und stelle Dir dann vor, dass winzige HP-Energie-Impulse sich genau mit sowas verschränken können.

Was Du da hörst, ist eine Mischung aus Nachdenken und Phantansie - und vor allem vermutlich nie mit unserer Wissenschaft nachweisbar - aber es könnte doch "sein". - Und wäre es wirklich so, müssten wir lernen, dass "Realität" wirklich "sein" kann, ohne dass wir es nachvollziehen können. - Ich bestehe nicht darauf, aber ich habe größten Respekt vor dem, was ich NICHT weiß - weshalb mich manche Wissenschafts-Arroganz ("Not invented here - gibt's nicht") ärgert.

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#227 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Mi 11. Okt 2017, 23:28

closs hat geschrieben:Wissenschaft sagt nicht : „Das ist unser Ergebnis", sondern: „Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Methoden" Der Weg, auf dem sie zu ihrem Ziel gelangt, ist ihr genauso wichtig wie das Ziel - oft sogar noch wichtiger" (Hist. Jesus, S.6)
Also ganz etwas anderes als du zuvor geschrieben hattest.

Das Problem... "Methode" hat mehrere Bedeutungen. Du würdest es ein Polysem nennen.
Für dich bedeutet es ein Verfahren zur Gewinnung von Erkenntnissen. Für Theißen bedeutet es hier aber ein Werkzeug oder eine Untersuchung.

Übersetzt, lautet also das was Theißen sagt: "Wissenschaft sagt nicht: "Das ist unser Ergebnis, sondern: "Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Untersuchungen". Die Untersuchungen sind genau so wichtig wie das das Ziel, oft sogar noch wichtiger.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Gibt es darunter auch belastbare Belege, oder ist es nur wohlklingendes Geschwafel?
Es geht hier im ersten Schritt darum, erst mal zu VERSTEHEN, worum es geht. - Sich über methodisch anerkannte Belastbarkeit auszulassen, wäre erst der zweite Schritt.
Beantworte doch bitte die Frage: Gibt es belastbare Belege, oder nicht?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#228 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Mi 11. Okt 2017, 23:55

Pluto hat geschrieben: "Wissenschaft sagt nicht: "Das ist unser Ergebnis, sondern: "Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Untersuchungen".
Aber die Untersuchungen folgen doch einer bestimmten Methodik - oder nicht?

Pluto hat geschrieben:Beantworte doch bitte die Frage: Gibt es belastbare Belege, oder nicht?
Nachdem ich inzwischen weiß, wie Du "belastbar" definierst, vermute ich, dass es in Deinem Sinn keine belastbaren Belege gibt. - Aber was ändert das daran, dass im Umfeld von HP jeden Tag aus Sicht der Betroffenen und Vergleichenden Ergebnisse stattfinden, die oft besser sind als bei "normaler" Arzt-Behandlung?

Immer wieder: Das "Warum" interessiert mich erst, wenn das "Dass" (= Phänomen) zur Kenntnis genommen ist. - Man kommt um das "Dass es so ist" nicht rum - egal ob man "belastbare Belege" hat oder nicht.

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#229 Re: Homöopathie IV

Beitrag von Pluto » Do 12. Okt 2017, 00:07

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: "Wissenschaft sagt nicht: "Das ist unser Ergebnis, sondern: "Das ist unser Ergebnis aufgrund bestimmter Untersuchungen".
Aber die Untersuchungen folgen doch einer bestimmten Methodik - oder nicht?
Natürlich. Doch hier ist mit "Methode" die empirische Untersuchung gemeint.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Beantworte doch bitte die Frage: Gibt es belastbare Belege, oder nicht?
Nachdem ich inzwischen weiß, wie Du "belastbar" definierst, vermute ich, dass es in Deinem Sinn keine belastbaren Belege gibt.
Eben.

closs hat geschrieben:Aber was ändert das daran, dass im Umfeld von HP jeden Tag aus Sicht der Betroffenen und Vergleichenden Ergebnisse stattfinden, die oft besser sind als bei "normaler" Arzt-Behandlung?
Der Unterschied liegt darin, dass es sich bei den Betroffenen um (laienhafte) Vermutungen handelt.

closs hat geschrieben:Immer wieder: Das "Warum" interessiert mich erst, wenn das "Dass" (= Phänomen) zur Kenntnis genommen ist. - Man kommt um das "Dass es so ist" nicht rum - egal ob man "belastbare Belege" hat oder nicht.
Immer wieder die Antwort:
Das stimmt zwar. Nur, die Betroffenen behaupten HP würde wirken, obwohl sie es nur vermuten können.
Wenn man ihre Behauptungen systematisch untersucht, kommt man zu gegenteiligen Ergebnissen.
Was meinst du, warum ist das so?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#230 Re: Homöopathie IV

Beitrag von closs » Do 12. Okt 2017, 00:15

Pluto hat geschrieben:Wenn man ihre Behauptungen systematisch untersucht, kommt man zu gegenteiligen Ergebnissen.
Was meinst du, warum ist das so?
Entweder, weil die Betroffenen nicht alle Tassen im SChrank haben und sich nur einbilden, gesund zu werden - oder weil etwas mit der Systematik des Untersuchens nicht stimmt. - Ich kenne NICHT die Lösung diese Problems.

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