So ist es.closs hat geschrieben:Dann wäre also "Falisifzierung" lediglich die Beschreibung eines Versuchs-Ergebnisses?
Kein Ergebnis bedeutet das was es sagt: "keine Bestätigung". Damit ist im Prinzip die Gegepartei in der Pflicht, zu zeigen, dass doch etwas ist.
Nicht ganz. Wenn ich sage, "Anton war noch nie in London", dann ist Anton dran, uns zu zeigen, dass ich die Unwahrheit gesagt habe, in dem er belegt dass er doch dort war.closs hat geschrieben:Es ist doch ein Unterschied, ob man die Behauptung falsifiziert "Anton ist identisch mit Karl dem Großen" oder "Anton war noch nie in London".
Kann die Gegenpartei das nicht, weil die Bestätigung nach etlichen missglückten Versuchen, fehlschlägt, oder durch schweigende Akzeptanz, dann wird die Falsifizierung anerkannt ohne dabei zum "ontischen Ausschluss" zu werden.
In Wirklichkeit gibt es demnach so was Endgültiges wie einen "ontischen Ausschluss" in der Wissenschaft gar nicht. Das kann es dank der Natur der Wissenschaft auch nicht geben, weil alle Erkenntnisse nur so lange gelten, bis sie von anderer Seite widerlegt oder modifiziert werden (So geschehen bei Ptolemäus ==> Galileo/Newton ==> Einstein, oder bei Evolutionstheorie ==> Darwinismus ==> Systematische Evolutionstheorie).
So ist es. Falsifizierung ist niemals endgültig, wird aber durch die Wiederholung immer glaubwürdiger, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man sich irrt, immer geringer wird.closs hat geschrieben:Wenn "falsifizieren" lediglich das Ergebnis einer Studie/mehrerer Studien beschreiben würde, hätte ich mich getäuscht (s.o.) - ABER: Falsifizieren wird in der Regel so kommuniziert, als sei es eine end-gültige Aussage: "Hier ist ein schwarzer Schwan - schau ihn Dir an - Deine Behauptung, ALLE Schwäne seien weiß, ist positiv (nein, nicht positivistisch) widerlegt". - Nach Deiner Definition ist "falsifizieren" NICHT end-gültig (also auch ontisch) gemeint.
Beispiel:
Das Modell, dass die Lichtgeschwindigkeit eine Obergrenze darstellt wird deshalb angenommen, weil noch nie Jemand zeigen konnte, dass sie überwunden werden kann. Vor ein Paar Jahren gab es einen Aufruhr unter Physikern, weil Jemand vom CERN behauptete überlichtschnelle Neutrinos entdeckt zu haben. Die Aufregung legte sich, als die Leute zugeben mussten, es sei wohl ein Messfehler gewesen.
Dasselbe gilt auch in der Medizin.
Dass HP besser wirkt als ein Zuckerbällchen wurde vielfach falsifiziert, weil es durch wiederholte Beobachtungen nicht bestätigt werden konnte. Diese Aussage gilt so lange bis Jemand zeigen kann, dass die ursprüngliche Hypothese/Theorie richtig ist. Kann er/sie das nach geraumer Zeit nicht, wird die Feststellung "HP wirkt nicht" mit der Zeit immer vertrauenswerter, Irgendwann wird es sogar zum Faktum, so geschehen wenn wir ein Flugzeug besteigen, im Vertrauen, dass es wegen der Theorie der Aeronautik nicht abstürzen wird. Oder ich vertraue auf das Modell von Nicola Tesla und darf deshalb sagen, "Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose".
Wie du siehst, kommt die Wissenschaft ganz ohne "ontischen Ausschluss" aus. Gewisse Dinge werden mit der Zeit einfach so sehr sicher, dass sie anerkannt werden.
Da es im Fall von HP hunderte von Studien gab deren Ergebnis deutlich zeigen, "HP wirkt nicht besser als Placebo", wird auch dies irgendwann zur Vertrauensbasis für weitere Diskussionen. Im Alltag dürfen wir also so tun als handele es sich um ein Faktum.