Münek hat geschrieben:Wo erkennst Du hier den Vorwurf einer Kompetenzüberschreitung der HKM ins Geistige hinein?
Bei Interpretationen, die man lassen sein sollte.
Würde die HKM sagen (1) "Bei unserem methodischen Ansatz ist es adäquat, zum Ergebnis zu kommen, dass Jesus eine Naherwartung hatte", würde Ratzinger wohl nicht meckern. - Man hört aber unterm Strich: (2) "HKM ist die einzig redliche Exegese-Form und versteht es als Tatsache, dass Jesus eine Naherwartung hatte". - Damit wird der Eindruck erweckt, Gegenteiliges sei NICHT Tatsache. - Man macht also Methoden-Adäquates (Theißen nennt es "methodisches Ergebnis"/ich nenne es "System-Ergebnis" - alles das Gleiche) zu einem Faktum, auf dem die Theologie gefälligst ihre Argumente aufbauen soll, wenn sie "redlich" sein wolle. - Das ist Ideologie pur.
Münek hat geschrieben:Ratzingers grotesker Ausraster in seinem Jesusbuch ist hier das Thema..
Das ist KEIN grotesker Ausraster, sondern begründet durch das, was ich eben ausgeführt habe - mein Hinweis auf Anton galt dem Ziel, Du mögest erkennen, dass dort Deine Frage in Bezug auf Ratzi erkennbar wird.
Münek hat geschrieben:Ratzinger wirft der wissenschaftlichen Exegese vor, bei ihrer Auslegungstätigkeit die Existenz des "lebendigen Gottes" außen vor zu lassen.
Da würde ich Ratzinger empfehlen, die Exegese erst gar nicht in Bereiche einzuladen, die über reine Sachaussagen hinausgehen. - Ratzinger aber wollte dies offensichtlich mit seiner "Ratzinger-Exegese", was ich persönlich auch nicht so gut finde - mir würde es reichen und ich fändes es besser, wenn Exegese nur für ihre methodische Adäquatheit steht und darüber hinaus GAR nicht interpretiert.
Münek hat geschrieben:Ohne Allwissenheit kann die Welt, in der wir leben, NICHT Vorstellungsprodukt des ICH sein.
Denkfehler: Du scheinst zu meinen, "Vorstellung" hieße, sich die "echte" Welt vorstellen zu können - falsch. - Es geht darum, dass es überhaupt nichts "Echtes" gäbe, sondern nur Vorstellung - dazu bedarf es keiner "echten" Welt.
Natürlich glauben wir das alle nicht (auch nicht Descartes) - aber wir können es nicht unterscheiden - wir müssen es GLAUBEN. - Nur darum geht es.
Münek hat geschrieben:Wir müssen NICHTS entscheiden, weil das "andere" als Alternative zur realen Welt als Denkmöglichkeit ausscheidet.
Aber doch nur, weil Du es nicht verstanden hast. - Du machst einen Fehler, den viele Materialisten machen: Sie interpretieren die "Res cogitans", als wäre sie ein Zusatz zu den "Res extensae" - falsch. - Damit ist gemeint, dass es NUR die Res cogitans geben könnte, und wir würden es nicht merken.
Münek hat geschrieben:Jedenfalls ist sie NICHT auf Setzungen angewiesen, um erfolgreich arbeiten zu können.
Du knallst immer Deine Mantras raus, ohne zu verstehen, worum es hier geht - nochmals (zum wievielten Mal eigentlich?):
Wenn der Wissenschaftler mit seiner Methodik unterm Arm anfängt zu arbeiten, arbeitet er selbstverständlich ergebnisoffen, also ohne Setzungen (Das war schon immer klar) - aber: Die Methodik selbst impliziert eine Setzung - so schließt sie aus, auf Basis eines existierenden Gottes zu interpretieren, weil dies im Widerspruch zur Methodik stünde. - Das ist richtig so - also keine Schelte meinerseits. - Aber es ist eben eine Einschränkung in Bezug auf das, was "sein" könnte - schließlich KÖNNTE es ja Gott geben, was die Interpretation "Jesus hatte eine Naherwartung" pulversieren könnte. - Also system-intern natürlich ergebnisoffen und setzungsfrei - aber eben nicht im größeren Kontext.
Münek hat geschrieben:Bultmann spricht hier als Historiker, nicht als Theologe. Er ist dafür kritisiert worden.
Wenn er aus der historisch-kritischen Perspektive spricht und dies so kennzeichnet, ist er dafür nicht zu kritisieren: "Aus HKM-Sicht ist das so". - Es wird aber weltanschaulich, wenn darauf bestanden wird, dass diese Sichtweise die richtige ist, wenn es um die historische Wirklichkeit in Bezug auf "Naherwartung Jesu" geht. - Dann müsste er sagen: "Leute, ich weiß sehr wohl, dass die historisch-kritische Perspektive an Relevanz verliert, wenn man historische Realität im geistigen Kontext interpretieren will".
Ob er das gesagt hat, weiß ich nicht - aber verstanden wird es von seinen Jüngern anscheinend NICHT so, wie es aus meiner Sicht verstanden werden sollte. - WENN es aber nicht verstanden wird, hat plötzlich Ratzinger recht - und somit schließt sich der Kreis.