Alles Teufelszeug? VI

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sven23
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#1721 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » So 27. Aug 2017, 17:56

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Jesus war sicher kein Apokalyptiker im Sinne der Johannesoffenbarung, deren Aufnahme in den biblischen Kanon schon damals sehr umstritten war.
Er war ein Endzeitprophet, der das Ende der bestehenden Ordnung als unmittelbar bevorstehend ansah.
Also seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde.
Definitiv nein. Das hat nichts mit der jüdischen Erwartung des Gottesreiches zu tun, auf das das Judentum ja heute noch wartet.
Hinzu kommt, dass die Leidensankündigungen ihm posthum in den Mund gelegt wurden.
Ganz in der Tradition Johannes des Täufers glaubte er an das unmittelbar bevorstehende Ende der bestehenden Ordnung und mahnte seine jüdischen Glaubensgenossen zur Umkehr. Den Benachteiligten stellte er in der neuen Ordnung eine beondere Rolle in Aussicht. (Die letzen werden die ersten sein....)

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen

Roland hat geschrieben: Außerdem widersprechen seine Gleichnisse über das Reich Gottes einer Naherwartung "des Endes der bestehenden Ordnung".
Neben dem Gleichnis vom Senfkorn, also einem langsamen Wachstumsprozess des Reiches Gottes von ganz klein bis ganz groß, hier ein weiteres Beispiel aus Lk. 13:
20 Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?
21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.
Wieder die Ankündigung eines langsamen Prozesses der Durchsäuerung der Gesamtmasse des Teiges, durch eine kleine Menge Sauerteig, keine Naherwartung.
Und in Mt. 13, 1-9 vergleicht Jesus das Reich Gottes mit der Saat, die in den Acker der Welt gelegt wird und dort über Zeiträume hinweg unterschiedliche Geschicke erleidet . Weggepickt von den Vögeln, erstickt unter den Dornen oder aber langsam zu reicher Frucht reifend.
Auch keine Naherwartung sondern die Erwartung eines langsamen Eindringens des Reiches Gottes in die Welt und ein Wirken daselbst.
Auch hier muss man prüfen, inwiefern diese Stellen nachträglich im Rahmen der Parusieverzögerung eingefügt worden sind. Den Überblick über die über 4600 Abschriften kann nur die Forschung haben.

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Natürlich ist es so gekommen, weil die Texte lange nach Jesu Tod entstanden sind und alle Prophezeiungen in den Texten Rückprojektionen sind.
Falsch. "Die Forschung" von der du sprichst, geht (brav methodisch-naturalisitisch) davon aus, dass Prophezeiungen nicht möglich sind und datiert die Texte entsprechend. Vermutungen auf der Grundlage einer bestimmten weltauschaulichen Voreingenommenheit.
Tja, so ist das nun mal. Wenn man Wunder für möglich hält, wird man sich in den Texten bestätigt finden. Aber was sagt das über die historische Wahrheit aus? Da bleiben nur Glaubensentscheide.


Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Die Forschung hat gezeigt, dass viele Stellen, die für die Fernerwartung sprechen, nachträglich eingefügt/gefälscht wurden…
Flasch. "Die Forschung", von der du sprichst, hat gar nichts gezeigt sondern sie vermutet, sie interpretieret, sie biegt sich zurecht und versucht alles, was für eine Fernerwartung spricht, als Fälschung zu deuten, um ihr Bild von einem, in angeblicher Naherwartung irrenden, Jesus palusibel erscheinen zu lassen.
Das klingt mir zu sehr nach Verschwörungstheorie. Welches Interesse sollten die in der Forschung arbeitenden Theologen haben, den Jesus der kirchlichen Überlieferung zu demontieren?
Wissenschaftlich sauberes Arbeiten hat zu den bekannten Ergebenissen geführt. Daran hat niemand persönlich Schuld, die Befundlage ist eben so, wie sie ist.


Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Sagen wir mal so: der kerymatische Christus der kirchlichen Überlieferung hat 2 Milliarden Follower, der echte, historische Jesus ist den wenigsten bekannt.
Der echte, historische Jesus ist der, der uns in den Evangelien beschrieben wird.
Damit begehst du den gleichen Fehler wie Ratzinger, der dies ebenfalls fordert. Die Forschung hat dem ganz klar widersprochen.
Wenn einem das nicht gefällt, bleibt nur der Glaubensentscheid.

https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf


Roland hat geschrieben: Darüber hinaus gibt es Dutzende unterschiedliche, teils verschwörungstheoretische Versuche, einen anderen Jesus zu basteln. Ich setze "die Forschung" deshalb in Anführungszeichen, weil hier jeder was anderes vermutet und sich zusammen-flickschustert. Es gibt genau so viele verschiedene "historische Jesus-Bilder" wie es Autoren gibt, die es unternommen haben einen solchen zu zeichnen. Sie sagen meist mehr über den Autor aus, als über Jesus. Bei Wikipedia sind einige aufgelistet. Ich finde mich in dieser Liste bei William Lane Craig wieder, der die Evangelienberichte für zuverlässige historische Quellen hält. Diese Position ist genauso wissenschaftlich, wie all die anderen durchsichtigen Versuche die christliche Botschaft unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Sie geht nur von einer anderen Vorentscheidung aus.
Das wäre dann der gleiche Fehler, den closs begeht. Man setzt den Glaubensentscheid voran und findet ihn in den Texten bestätigt. Ein lupenreiner Zirkelschluss. Kann man als persönlichen Glaubensentscheid durchgehen lassen, aber mit wissenschaftlicher Forschung hat das dann nichts mehr zu tun.
Im übrigen ist es doch verständlich, dass sich die historische Jesusforschung in über 200 Jahren weiterentwickelt hat. Die Methoden sind verfeinert worden. Albert Schweitzer hat die Fehler der liberalen Jesusforschung aufgezeigt und David Friedrich Strauss hat schon die meisten wesentlichen Ergbnisse der Forschung aufgelistet, die erstaunlicherweise größtenteils bis heute gültig sind.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1722 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von 2Lena » So 27. Aug 2017, 18:00

Pluto hat geschrieben:Sie verstehen darunter vielmehr seine baldige Wiederkunft und die Herrschaft des Königreichs Gottes auf Erden.So wie es in Matthäus 10,23 geschrieben steht:
Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt. und in Markus 13,30
Immer das aus dem Kontex reißen ...
Markus 13 bespricht, wie vom Heiligen das Lernen ausgeht. Von da kommt das Verständnis und der Durchblick ...

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#1723 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von 2Lena » So 27. Aug 2017, 18:01

Münek hat geschrieben:]War Panarion nicht der Erfinder der rostfreien Bratkartoffel
Epiphanios von Salamis * um 315 schrieb das Werk, in dem er alle Häresien damaliger Zeit sammelte und die Vorzüge des Christentums beschrieb.

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#1724 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » So 27. Aug 2017, 20:54

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Also seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde.
Definitiv nein. Das hat nichts mit der jüdischen Erwartung des Gottesreiches zu tun, auf das das Judentum ja heute noch wartet.
Jesu stellvertretendes Leiden und Sterben wird vom (jüdischen) Propheten Jesaja, Kapitel 53, vorhergesagt. Mag sein, dass viele Juden das damals nicht verstanden haben, Jesus dagegen wusste darum und kannte seinen Weg.

sven23 hat geschrieben: Hinzu kommt, dass die Leidensankündigungen ihm posthum in den Mund gelegt wurden.
Sie finden sich in den ältesten Handschriften der Evangelien nach Markus und Matthäus. "Posthum in den Mund gelegt" ist reine Spekulation nach dem Motto, dass eben nicht sein kann, was nicht sein darf.

sven23 hat geschrieben: „Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen
Voraussetzung für diese Spekulation ist, dass man davon ausgegeht, dass Jesus nur ein ganz normaler Mensch war.
Was wiederum seinen Aussagen vom "Gott-Gleichsein" widerspricht und der Aussage "Ehe Abraham war, BIN ICH". Aber das kann man natürlich wieder bequem lösen mit der Vermutung, diese Aussagen seien ihm nur in den Mund gelegt worden.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Außerdem widersprechen seine Gleichnisse über das Reich Gottes einer Naherwartung "des Endes der bestehenden Ordnung".
Neben dem Gleichnis vom Senfkorn…
Auch hier muss man prüfen, inwiefern diese Stellen nachträglich im Rahmen der Parusieverzögerung eingefügt worden sind. Den Überblick über die über 4600 Abschriften kann nur die Forschung haben.
Natürlich. Wir haben ein bestimmtes Bild und was da nicht reinpasst, gilt als nachträglich eingefügt.
Wissenschaft die nicht mit Gott rechnet, KANN zu keinen anderen Ergebnissen kommen.
Und umgekehrt ist es überhaupt kein Problem, die Evangelien als zuverlässige Quellen anzusehen, WENN man mit Gott rechnet.

Was Wikipedia im Artikel "Evangelium nach Matthäus" zur Datierung desselben sagt, ist exemplarisch und gilt allgemein:
Die religionsgeschichtliche Diskussion der Neuzeit behandelt zwei Grundfragen:
• Konnte Jesus etwa im Jahr 30 die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. prophezeien bzw. konnte der Autor noch vor 70 diese Vorhersage Jesus zuschreiben?
• Konnte Jesus die Entstehung einer Kirche voraussehen?
Die meisten Autoren beantworten diese Fragen entweder beide mit Nein oder beide mit Ja. Bei einem Ja wird das Matthäusevangelium mehrheitlich zwischen 60 und 80 n. Chr. datiert, bei einem Nein zwischen 80 und 100 n. Chr.
Je nach weltanschaulicher Vorentscheidung wird entschieden.
Deshalb hast du recht:

sven23 hat geschrieben: Wenn man Wunder für möglich hält, wird man sich in den Texten bestätigt finden. Aber was sagt das über die historische Wahrheit aus? Da bleiben nur Glaubensentscheide.
Und zwar hüben wie drüben Glaubensentscheide. Die ganze Bibel berichtet von Gottes Handeln und seinem Wirken, die uns begrenzten Wesen, in unserem kleinen, dreidimensionalen Ausschnitt der Wirklichkeit, als "Wunder" erscheinen müssen.
Ich kann es glauben oder nicht. Wenn ich glaube, dass dieser kleine, dreidimensionale Ausschnitt der Wirklichkeit, die Welt "an sich" darstellt, dann bastele ich mir eben eine Bibel, in der es rein naturalistisch zugeht. Das wird dann aber weder dem tratsächlichen Inhalt, noch der Intention der Autoren gerecht. Ist also eindeutig Bibelfälschung.

sven23 hat geschrieben: …gleiche Fehler, den closs begeht. Man setzt den Glaubensentscheid voran und findet ihn in den Texten bestätigt.
Oder man setzt eben den Glaubensentscheid an den Naturalismus voran und seziert die Bibel entsprechend.

sven23 hat geschrieben: Ein lupenreiner Zirkelschluss. Kann man als persönlichen Glaubensentscheid durchgehen lassen, aber mit wissenschaftlicher Forschung hat das dann nichts mehr zu tun.
Wissenschaft geht methodisch-naturalistisch vor, Wunder ausgeschlossen. Das ist auch ein Glaubensentscheid. Wenn man mit dieser Vorentscheidung an Texte herangeht, die von A-Z von Gottes Handeln berichten, dann entsteht derselbe Zirkel nur unter anderen Vorzeichen. Wissenschaft kann nur die messbare Seite der Welt ergründen. Die ist aber eben nicht die Welt:
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#1725 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » So 27. Aug 2017, 22:02

Roland hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das ist nicht relevant. Du versuchst dem was ich geschrieben habe, auszuweichen,
Ich sprach von Naherwartung; DU sprichst davon, dass er sterben würde.
Doch über die Naherwartung hat sich Jesus geirrt.
Seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde. Und so ist es geschehen.
Seine Naherwartung ergibt sich unmittelbar aus dem Inhalt seiner Botschaft.

Seine zentrale Botschaft an das Volk war: "Das Reich Gottes ist NAHE herbeigekommen." Und nicht: "Mein Tod ist nahe herbeigekommen." Angesichts des sich nahenden Zornesgerichts Gottes ermahnte er seine Zeitgenossen dringendst, Buße zu tun zwecks Vergebung der Sünden. Von seinem Sühnetod zur Erlösung von den Sünden kann keine Rede sein. Letzteres ist eine Erfindung des Paulus.


Roland hat geschrieben:Neben dem Gleichnis vom Senfkorn, also einem langsamen Wachstumsprozess des Reiches Gottes von ganz klein bis ganz groß, hier ein weiteres Beispiel aus Lk. 13:
20 Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?
21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.
Wieder die Ankündigung eines langsamen Prozesses der Durchsäuerung der Gesamtmasse des Teiges, durch eine kleine Menge Sauerteig, keine Naherwartung.Und in Mt. 13, 1-9 vergleicht Jesus das Reich Gottes mit der Saat, die in den Acker der Welt gelegt wird und dort über Zeiträume hinweg unterschiedliche Geschicke erleidet . Weggepickt von den Vögeln, erstickt unter den Dornen oder aber langsam zu reicher Frucht reifend.

Auch keine Naherwartung sondern die Erwartung eines langsamen Eindringens des Reiches Gottes in die Welt und ein Wirken daselbst.
Völlig daneben.

Ein Senfkorn benötigt doch keinen Zeitraum von zig hunderten von Jahren, bis es aufgeht und zur Pflanze wird. Dasselbe gilt für die Durchsäuerung einer Teigmasse oder für die ausgesäte Saat bis zu ihrer Fruchttragung. Alles das vollzieht sich bekanntlich in kurzen Zeiträumen.

Nach Jesu Worten bezüglich des Anbruchs der Gottesherrschaft noch innerhalb seiner Generation und zu Lebzeiten einiger seiner Jünger.

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#1726 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » So 27. Aug 2017, 22:18

Roland hat geschrieben:Was Wikipedia im Artikel "Evangelium nach Matthäus" zur Datierung desselben sagt, ist exemplarisch und gilt allgemein:
Die religionsgeschichtliche Diskussion der Neuzeit behandelt zwei Grundfragen:
• Konnte Jesus etwa im Jahr 30 die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. prophezeien bzw. konnte der Autor noch vor 70 diese Vorhersage Jesus zuschreiben?
• Konnte Jesus die Entstehung einer Kirche voraussehen?
Die meisten Autoren beantworten diese Fragen entweder beide mit Nein oder beide mit Ja. Bei einem Ja wird das Matthäusevangelium mehrheitlich zwischen 60 und 80 n. Chr. datiert, bei einem Nein zwischen 80 und 100 n. Chr.
Der Verfasser des Wiki-Beitrages schreibt schlicht Unsinn. NIEMALS würde sich die historisch-kritische Exegese mit den obigen zwei "Grundfragen" beschäftigen.

Pluto
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#1727 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » So 27. Aug 2017, 22:30

Roland hat geschrieben:Seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde. Und so ist es geschehen.
Wieder Nebelkerzen, Roland?
Dass Jesus wusste, er müsse sterben, ist mir auch klar. Aber...
Unter "Naherwartung" versteht die Fachwelt, insbesondere die Theologen etwas ganz anderes als das was du hier verkündest.

Reden wir also über die Wiederkunft des Menschensohns und den Einzug des Königsreichs Gottes. Okay?

Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Natürlich ist es so gekommen, weil die Texte lange nach Jesu Tod entstanden sind und alle Prophezeiungen in den Texten Rückprojektionen sind.
Falsch.
Nee... Richtig!

Roland hat geschrieben:"Die Forschung" von der du sprichst, geht (brav methodisch-naturalisitisch) davon aus, dass Prophezeiungen nicht möglich sind und datiert die Texte entsprechend.
Die Bibelforschung geht ganz bestimmt NICHT naturalistisch vor; das ist völliger Unsinn.
Trotzdem sind Prophezeiungen nicht möglich. Das hat man immer wieder an denen gesehen, die sich mit Prophezeiungen versucht haben.

Roland hat geschrieben:Der echte, historische Jesus ist der, der uns in den Evangelien beschrieben wird.
Es gibt derart viele Veränderungen über die Jahrhunderte, dass man man genau das nicht mehr behaupten kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Roland
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#1728 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » So 27. Aug 2017, 23:43

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Das ist nicht relevant. Du versuchst dem was ich geschrieben habe, auszuweichen,
Ich sprach von Naherwartung; DU sprichst davon, dass er sterben würde.
Doch über die Naherwartung hat sich Jesus geirrt.
Seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde. Und so ist es geschehen.
Seine Naherwartung ergibt sich unmittelbar aus dem Inhalt seiner Botschaft.

Seine zentrale Botschaft an das Volk war: "Das Reich Gottes ist NAHE herbeigekommen." Und nicht: "Mein Tod ist nahe herbeigekommen."
Jesu Tod und Auferstehung sind die zentralen Voraussetzungen für das Reich Gottes. Das stellvertretende Leiden, das u. a. in Jesaja 53 vorausgesagt wurde, ist Grundvoraussetzung dafür, dass Jesus sagen konnte: "Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" (Johannes 6:47 ). An die "Emmausjünger" gerichtet, sagt Jesus in Lk. 24:
25 Ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!
26 Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?
27 Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.
Und da gibt’s 'ne Menge!

Münek hat geschrieben: Angesichts des sich nahenden Zornesgerichts Gottes ermahnte er seine Zeitgenossen dringendst, Buße zu tun zwecks Vergebung der Sünden.
Denn diesem "Zornesgerichts Gottes" entgeht man nicht, weil Gott ein Auge zudrückt, sondern aufgrund des Opfers, das Gott selbst in Jesus Christus gebracht hat und das im AT vorhergesagt wird. Wer Buße tut, wer also erkennt, dass er Sünder ist und darauf vertraut, dass Gott selbst einen teuren Preis bezahlt hat, der hat das ewige Leben, von dem Jesus spricht.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Neben dem Gleichnis vom Senfkorn, also einem langsamen Wachstumsprozess des Reiches Gottes von ganz klein bis ganz groß, hier ein weiteres Beispiel aus Lk. 13:
20 Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen?
21 Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.
Wieder die Ankündigung eines langsamen Prozesses der Durchsäuerung der Gesamtmasse des Teiges, durch eine kleine Menge Sauerteig, keine Naherwartung.Und in Mt. 13, 1-9 vergleicht Jesus das Reich Gottes mit der Saat, die in den Acker der Welt gelegt wird und dort über Zeiträume hinweg unterschiedliche Geschicke erleidet . Weggepickt von den Vögeln, erstickt unter den Dornen oder aber langsam zu reicher Frucht reifend.

Auch keine Naherwartung sondern die Erwartung eines langsamen Eindringens des Reiches Gottes in die Welt und ein Wirken daselbst.
Völlig daneben.

Ein Senfkorn benötigt doch keinen Zeitraum von zig hunderten von Jahren, bis es aufgeht und zur Pflanze wird. Dasselbe gilt für die Durchsäuerung einer Teigmasse oder für die ausgesäte Saat bis zu ihrer Fruchttragung. Alles das vollzieht sich bekanntlich in kurzen Zeiträumen.
Es ist ein Gleichnis für eine Entwicklung über einen langen Zeitraum. Die Botschaft wird gesät und dann entscheiden sich Menschen. Natürlich nicht für denselben Zeitraum, wie sich ein Senfkorn entwickelt oder ein Sauerteig. Die Zeiträume in den Gleichnissen hier eins zu eins zu übertragen, ist sicher nicht angebracht. Die Aussage ist: es ist ein langsamer Prozess!

Ähnlich Mt. 13, 24-30: hier spricht Jesus davon, dass die Saat des Reiches langsam wächst, aber dass von einem Feind Unkraut dazwischengesät wird, das nun mitwächst, und dass irgendwann am Ende die Scheidung kommt.
Auch hier ist ein langer Zeitraum gleichnishaft angedeutet und kein unmittelbares Bevorstehen.

Richtig ist, dass bis heute niemand Tag und Stunde weiß (Math. 24, 36), wann er wiederkommen wird und deshalb eine stetige Bereitschaft notwendig ist. Naherwartung ist für uns Menschen also tatsächlich von Jesus gefordert.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Was Wikipedia im Artikel "Evangelium nach Matthäus" zur Datierung desselben sagt, ist exemplarisch und gilt allgemein:
Die religionsgeschichtliche Diskussion der Neuzeit behandelt zwei Grundfragen:
• Konnte Jesus etwa im Jahr 30 die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. prophezeien bzw. konnte der Autor noch vor 70 diese Vorhersage Jesus zuschreiben?
• Konnte Jesus die Entstehung einer Kirche voraussehen?
Die meisten Autoren beantworten diese Fragen entweder beide mit Nein oder beide mit Ja. Bei einem Ja wird das Matthäusevangelium mehrheitlich zwischen 60 und 80 n. Chr. datiert, bei einem Nein zwischen 80 und 100 n. Chr.
Der Verfasser des Wiki-Beitrages schreibt schlicht Unsinn. NIEMALS würde sich die historisch-kritische Exegese mit den obigen zwei "Grundfragen" beschäftigen.
Doch, genau das ist das Kriterium. Wissenschaft geht methodisch-naturalistisch vor, Wunder sind ausgeschlossen. Deshalb lautet stets die Frage: Passt es zu einer naturalistischen Sicht ja oder nein. Prophezeiungen passen nicht zu einer naturalistischen Sicht, das kann nicht sein, ergo: zwischen 80 und 100 n. Chr.

Pluto hat geschrieben:Reden wir also über die Wiederkunft des Menschensohns und den Einzug des Königsreichs Gottes. Okay?
Wir können gern auch über Parusieverzögerung reden. Das setzt aber voraus, dass Jesus gestorben, auferstanden und in den Himmel gefahren ist. Denn erst DANN kann die von dir beschriebene "Wiederkunft des Menschensohns" kommen. Das ist es aber nicht, was Münek und Sven meinen.
Für sie wollte Jesus gar nicht für die Menschen sterben und auferstehen sondern er glaubte, dass das Reich Gottes, ohne all das, nun unmittelbar bevorstehe. Dazu muss man aber natürlich viele Aussagen Jesu für ungültig erklären.
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#1729 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mo 28. Aug 2017, 07:16

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Seine "Naherwartung" war, dass er leiden und sterben würde. Und so ist es geschehen.
Seine Naherwartung ergibt sich unmittelbar aus dem Inhalt seiner Botschaft.Seine zentrale Botschaft an das Volk war: "Das Reich Gottes ist NAHE herbeigekommen." Und nicht: "Mein Tod ist nahe herbeigekommen."
Jesu Tod und Auferstehung sind die zentralen Voraussetzungen für das Reich Gottes.
Das haben weder Johannes der Täufer noch Jesus noch die Jünger auf ihrer Missionsreise dem Volk verkündigt. Das Kommen des Reiches Gottes hat Jesus auch nicht vom Vorliegen bestimmter Voraussetzungen abhängig gemacht.

Roland hat geschrieben:Das stellvertretende Leiden, das u. a. in Jesaja 53 vorausgesagt wurde, ist Grundvoraussetzung dafür, dass Jesus sagen konnte: "Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" (Johannes 6:47 ).
Mit dem "leidenden Gottesknecht" war gewiss nicht Jesus, sondern das Volk Israel gemeint.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Angesichts des sich nahenden Zornesgerichts Gottes ermahnte er seine Zeitgenossen dringendst, Buße zu tun zwecks Vergebung der Sünden.
Denn diesem "Zornesgerichts Gottes" entgeht man nicht, weil Gott ein Auge zudrückt, sondern aufgrund des Opfers, das Gott selbst in Jesus Christus gebracht hat und das im AT vorhergesagt wird. Wer Buße tut, wer also erkennt, dass er Sünder ist und darauf vertraut, dass Gott selbst einen teuren Preis bezahlt hat, der hat das ewige Leben, von dem Jesus spricht.
Du fantasierst Dir was zusammen. Dem drohenden Zornesgericht Gottes konnte nur entgehen, wer Jesu dringenden Aufruf zur Umkehr und Buße zur Vergebung der Sünden folgte. Damit war NICHT das Vertrauen des Sünders verbunden, "dass Gott selbst einen teuren Preis bezahlt". Der Sühnetod Jesu als Akt zur Vergebung der Sünden ist eine Erfindung des Paulus. Jesus hat dem Volk nie seinen Sühnetod verkündigt.


Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Ein Senfkorn benötigt doch keinen Zeitraum von zig hunderten von Jahren, bis es aufgeht und zur Pflanze wird. Dasselbe gilt für die Durchsäuerung einer Teigmasse oder für die ausgesäte Saat bis zu ihrer Fruchttragung. Alles das vollzieht sich bekanntlich in kurzen Zeiträumen.[/b]
Es ist ein Gleichnis für eine Entwicklung über einen langen Zeitraum. Die Botschaft wird gesät und dann entscheiden sich Menschen. Natürlich nicht für denselben Zeitraum, wie sich ein Senfkorn entwickelt oder ein Sauerteig. Die Zeiträume in den Gleichnissen hier eins zu eins zu übertragen, ist sicher nicht angebracht. Die Aussage ist: es ist ein langsamer Prozess!
Wenn Jesus von dem Nahesein der Gottesherrschaft sprach, dann meinte er auch "nahe". Mit dem Kommen des Gottesreiches rechnete er noch innerhalb seiner Generation. Einige seiner Jünger sollten die Ankunft des richtenden Menschensohnes noch selbst erleben.
Zuletzt geändert von Münek am Mo 28. Aug 2017, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.

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#1730 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von 2Lena » Mo 28. Aug 2017, 07:44

Roland hat geschrieben:Das ist es aber nicht, was Münek und Sven meinen.
Sehr gut mitgedacht ...
Aus dem was verschiedene MEINEN, setzen sich die ganzen Informationsbrücken zusammen.
Drübergehen möchte ich über rein gar keine ...

sven23 hat geschrieben:Hinzu kommt, dass die Leidensankündigungen ihm posthum in den Mund gelegt wurden.
"Onkel Gerd meint, dass Egon denkt" ... gilt nicht als Beweismittel ... :cry:

sven23 hat geschrieben:Tja, so ist das nun mal. Wenn man Wunder für möglich hält, wird man sich in den Texten bestätigt finden.
Für die anderen steht nichts da? :lol:

sven23 hat geschrieben:Den Überblick über die über 4600 Abschriften kann nur die Forschung haben.
Du glaubst, die haben alles? :thumbdown:
Was mir gar nicht einleuchtet ist, dass Theologen ausgerechnet jene Informationen für eine viel bessere Menschheitsentwicklung "zurückhalten".

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