closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben: Erkenntnis ist nun mal nicht systemisch. Sie ist allgemein.
Aber das gilt doch nur unter weltanschaulichen Prämissen.
Wenn du das behaupten willst, dann belege es!
closs hat geschrieben:Zumal ich weiß, dass Du mit "Erkenntnis" nur intersubjektiv nachweisbare Erkenntnis gibt (die es natürlich gibt - aber eben nicht nur).
Doch! Wenn es Erkenntnis sein soll, dann geht das intersubjektiv.
Du führst genau den Grund an, warum die großen Denker der Aufklärung, die Teleologie ablehnten und nach einer anderen Form der Erkenntnis in der Empirie und dem Rationalismus suchten, und auch fanden.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Ende der Teleologie im phislosophischen Sinn.
Aber das liegt doch an der Verengung der Philosophie - die Frage, ob es eine göttliche Teleologie wirklich gibt, ist damit doch verdrängt geschweige denn beantwortet.
Seihst du. Das war genau das Dilemma der großen Denker. Sie befanden die Teleologie für falsch, wollten aber an Gott festhalten. Das ist der Grund warum wir heute dort angelangt sind, wo wir sind. Gott wurde zusammen mit der Teleologie ausgehebelt.
closs hat geschrieben:"Teleologie" ist keine Frage von Machtmissbrauch, sondern ob es sie gibt
Doch! Am Anfang war es Aristoteles' Idee, die Welt zu erklären. Aber langsam wurde diese Sicht unerträglich, weil man im Mittelalter ALLES teleologisch erklären wollte.
closs hat geschrieben:Sie wurde durch - und aus geistiger Sicht (selbst aus dem eremitischen Kloster ohne jeglichen Machtanspruch) gibt es sie in und durch Gott.
Ja sicher. Einige Mönche und Bischöfe wollen selbst nach Jahrhunderten an ihren mythologischen Erklärungen festhalten. Aber die Welt achtet immer weniger auf sie, weil die Teleologie auf einem ideologischen Weltbild aufbaut.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Was glaubst du warum die Philosophie der Aufklärung von der Teleologie weg, hin zum Rationalismus und Empirismus ging?
Aus anthropozentrischen Gründen. - "Aufklärung" wird nach der Früh-Aufklärung ansteigend als anthropozentrische Größe verstanden
Du willst also Denker wie Descartes, Leibniz oder Kant, anthropozentrisches Denken unterstellen? Im Ernst?
Empirismus und Rationalismus haben so wenig mit Anthropozentrismus gemein, wie die Kuh mit der Bibel.
closs hat geschrieben:so verstehe ich auch Thaddäus, wenn sie Vernunft als das definiert, was der Mensch beurteilen kann (= "Wenn der Mensch etwas nicht als Vernunft erkennt, ist es keine Vernunft").
So ist es aber.
Sie haben sich redlich bemüht, aber selbst den großen Denkern der Aufklärung, von Galileo bis Leibniz und Newton gelang es nicht, die Idee der Teleologie von derjenigen Gottes zu trennen.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Sie erkannten, dass die Teleologie nur a posteriori Erklärungen liefern konnte.
Habe ich noch nicht drüber nachgedacht. - Würdest Du es als "a posteriore" bezeichnen, wenn ein Philosoph/Theologe aus grundlegenden geistigen Erwägungen zum Schluss kommt, dass es eine Teleologie gibt?
Nicht unbedingt.
Allerdings sollte er sehr vernünftige Argumente haben (bessere als Descartes und Leibniz), und es nicht bloß behaupten.
closs hat geschrieben:Richtig ist, dass geistige Wahrnehmung IMMER falsch sein kann.
Das ist auch meine Meinung.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Das was der Fall ist wissen wir nicht. Also bleiben wir, wie die Meister der Aufklärung, beim Empirismus und Rationalismus.
Das ist in der Tat ein guter Weg und vor allem der beste in Bezug auf naturalistische Gegebenheiten - dort sind naturwissenschaftlich-methodische Tugenden bestens aufgehoben.
"naturalistisch" ist das falsche Wort; "verlässlich" ist besser.
Die Verschmelzung von Empirismus und Rationalismus ist der einzig gangbare Weg zu
belastbaren Erkenntnissen. Oder kennst du einen Besseren?
closs hat geschrieben:Aber das ist halt (möglicherweise) nicht alles. - Jeder geistig-orientierte Mensch geht nolens volens davon aus, dass Geist über der Materie steht, also eine übergeordnete Entität ist - dort ist es mit naturwissenschaftlich-methodischen Tugenden nicht getan.
Davon darf er ausgehen, aber eine solche Aussage ist nicht belastbar.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Damit flüchtest du auf dein moralisch sicheres Podest ("das kann man nur als Christ verstehen...").
Ich weiß nach wie vor nicht, wie Du in diesem Kontext auf "moralisch" kommst - das hat echt damit nichts zu tun. - Zudem hat das nichts mit "Christ" zu tun: Eine der letzten meiner geistigen Volltreffer war eine kasachische Professorin, die weltanschaulich irgendwo zwischen Agnostik und Islam schwankte, sowie ein junger chinesischer Professor, mit dem ich nie über Religion sprach - wir sprachen "nur" von Geist. - "Geist" ist universal.
Mag sein, dass du hier den Begriff der Moral ablehnst. Aber es ist verwerflich Anderen zu unterstellen, sie hätten zu wenig 'Grips in der Birne" um etwas zu verstehen, und daraus zu versuchen ein Argument zu machen.