Alles Teufelszeug? VI

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Münek
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#891 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 2. Aug 2017, 00:22

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Genau darum ist die historisch-kritische Forschung Wissenschaft und die kanonische Exegese nichts anderes, als die Bekundung des persönlichen katholischen Glaubens.
Hast Du schon einmal daran gedacht, dass man unter verschiedenen Perspektiven wissenschaftlich arbeiten kann?
Was hat der persönliche Gottesglaube in der Wissenschaft zu suchen? Absolut NICHTS! Was glaubst Du wohl, weshalb die sog. "kanonische Exegese" an den theologischen Fakultäten keinen Fuß fassen konnte? Einen solchen unwissenschaftlichen Schmarrn macht doch kein gestandener Exeget mit.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: wenn diese Forschung objektiv und damit wissenschaftlich sein soll
Aber das geht doch nur unter Opfern:
Wissenschaft braucht nichts zu opfern. Dagegen ideologisch-dogmatische Institutionen wie die RKK schon, nämlich wenn sie ihren albern-anachronistischen Absolutheits- und Wahrheitsanspruch aufgeben würde/müsste. Da wäre aber Heulen und Zähneklappern vom Feinsten.

closs hat geschrieben:Stelle Dir vor, Jesus wäre historisch WIRKLICH göttlich und leiblich auferstanden: Wie könnte die HKM dem gerecht werden?
Eine rein hypothetische Frage. Die Exegeten würden sich vielleicht fragen, wieso sich ein "Gottessohn" in der Naherwartungsfrage so dermaßen irren konnte.

closs hat geschrieben:Warum wird der Satz "Jesus hatte eine Naherwartung" als "wissenschaftlicher Fakt" (so hast Du es irgendwann genannt) bezeichnet,
Weil das "Nahe-Herbei-Gekommensein der Gottesherrschaft" im ZENTRUM der Verkündigung Jesu stand. Diese Botschaft haben Johannes der Täufer, Jesus sowie seine Jünger auf ihrer Missionsreise dem Volk landauf, landab verkündigt - verbunden mit dem dringenden Aufruf, umzukehren und Buße zu tun, um dem Zornesgericht Gottes zu entgehen.

Was Jesus dem Volk NICHT gepredigt hat war, dass er der präexistente eingeborene Sohn Gottes sei, der in Kürze für die sündigen Menschen einen blutigen Sühnetod sterben, wiederauferstehen und alsdann zum Himmel auffahren werde.


closs hat geschrieben:wenn die Theologie (in IHREM Wissenschaftsbegriff) wissenschaftlich zeigt, dass dies NICHT so anzunehmen ist.
Für die Auslegung biblischer Texte ist allein die theologisch-wissenschaftliche EXEGESE zuständig. Die systematische Theologie ist und wäre da außen vor. Deshalb gibt es aus dieser Ecke keine Gegenposition zum neutestamentlichen Konsens über Jesu Irrtum.

closs hat geschrieben:Warum unterstreicht man nicht das, was Theißen im Vorwort sagt:
1) Es gibt nur methodische Ergebnisse.
2) Manchmal ist die Einhaltung des Wegs wichtiger als das Ergebnis.
DAS ist in meinen Ohren wahrhaft differenziert formuliert.
Hiermit verkünde ich vor der deutschen Öffentlichkeit feierlich, dass ich Theißens Aussage voll und ganz UNTERSTREICHE. Zufrieden? :thumbup:
Zuletzt geändert von Münek am Mi 2. Aug 2017, 00:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Thaddäus
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#892 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Thaddäus » Mi 2. Aug 2017, 00:25

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Genau darum sind Dogmatik und Sytematik auch keine Wissenschaft.
Das ist eine wissenschafts-theoretische Frage, die unterschiedlich beantwortet wird (siehe Hoyingen-Hüne). Du lässt erkennen, was aus DEINER wissenschafts-theoretischen Sicht Wissenschaft ist.
Zu der Frage, was Wissenschaft ausmacht, lässt sich viel schreiben. Hoyingen-Hüne ist in der Wissenschaftstheorie eine exotische Außenseiterposition, die niemand sonst ernst nimmt, außer Hoyingen-Hüne selbst, - auch wenn du das gerne hättest.

closs hat geschrieben: 2)
Warum ist bspw. die Prämisse der HKM, dass Historie als naturalistischer Wirkungszusammenhang gesehen werden muss (keine Wunder/keine leibliche Auferstehung) KEIN spekulatives "Hypothesenmonstrum"?
Weil man nicht erst beweisen muss, dass tote Menschen tot sind und tot bleiben. Nur wenn man anderes behauptet, steht man in der Beweispflicht. Weil man nicht erst beweisen muss, dass Naturgesetze nicht gebrochen werden können, sobald man erkannt hatte, dass Natur-Gesetze existieren. Nur wenn man behauptet, sie könnten gebrochen werden steht man in der Beweispflicht.
Beides sind alltägliche Erfahrungen der Menschen, die jederzeit problemlos bewiesen werden können. Das sind keine Setzungen, sondern allgegenwärtige, lebensweltlich unmittelbare und jederzeit belegbare Erfahrungen des Menschen. Auf Astro-TV erklären jeden Tag lächerliche Menschen anderen verzweifelten und geistesschwachen Menschen , man müsse nur intensiv genug vom Universum Geld wünschen, dann würde es schon auf sie herabregnen und man könne ihnen aus den Karten vorhersagen, wann, wo und wie sie den Partner für ihr Leben finden können. Das sind keine gleichberechtigten Interpretationen der Wirklichkeit! Das ist nichts anderes als böswillig betrügerische Scharlatanerie. Ich sehe nicht, wie du dich von diesen Scharlatanen auf theoretischer Ebene unterscheiden lassen könntest mit deinen kanonischen Behauptungen ...

closs hat geschrieben:Was IST dann Wissenschaft (in Deinem Verständnis) im Verhältnis zu dem, was ist? - Woher nimmst Du den Anspruch, dass nur Wissenschaft (in Deinem Sinne) der historischen Wirklichkeit Jesu nahe kommen kann?
Dem, was ist oder war, kann man sich nur nähern. Man kann sich dem, was ist oder war nur nähern, durch methodische Forschung. Methodische Forschung, die auf Glaubensentscheiden beruht, wie die kanonische Exegese, setzt voraus, was sie allererst belegen müsste. Damit ist sie methodisch-wissenschaftlich unzulässig. Methodisch-wissenschaftlich und redlich können nur Methoden sein, die objektiv sind, indem sie intersubjektiv nachvollziehbar sind und minimalen Vernunftanforderungen genügen, zu denen gehört, dass nicht vorausgesetzt werden darf, was erst bewiesen werden muss. Die historisch-kritische Forschung genügt diesem Anspruch, die kanonische Exegese nicht. Die Evolutionstheorie genügt diesem Anspruch, der Kreationismus nicht. Die Relativitätstheorie genügt diesem Anspruch, die kreationsistische Kritik an ihr nicht.

closs hat geschrieben: Und damit stelle ich Dir eine Frage, die Sven ständig mir stellt:
Wie können Zahrnt und Bultmann bspw. von der Gottessohnschaft Jesu ausgehen, wenn sie im Sinne der HKM postulieren, dass Jesus genauso wissenschaftlich einzuordnen ist wie Konrad Adenauer und Wunder einer naturalistischen Kontinuität der Geschichte unterzuordnen sind?
In Bultmanns Aufsatz ZUR FRAGE DES WUNDERS findet sich an keiner Stelle die Aussage, Wunder seien einer "naturalistischen Kontinuität der Geschichte unterzuordnen". Stattdessen findet sich in diesem Aufsatz die Aussage, dass man nicht ohne Widerspruch modernste medizinische Apparaturen in Anspruch nehmen kann, um sich die Diagnose stellen zu lassen, ob man Krebs hat oder nicht und sich entsprechend nach dem Stand modernster Medizin behandeln zu lassen und gleichzeitig an magische Rituale zu glauben, man könne durch Gebete von seinem Krebs geheilt werden. Es gibt zahllose Menschen, die daran glauben, die magische Beschwörung von Gott oder Jesus könne sie heilen. Aber das ist letztlich schizophren, wenn man gleichzeitg Hilfe von seinem wissenschaftlich gut ausgebildeten Arzt erhofft.

ALLE, die daran glauben, dass Gott und Jesus sie von ihrem Staduim 4-Krebs heilen können sind nichts anderes als Heuchler und Kleingläubige, wenn sie auch noch die von ihrem Arzt verordnete Therapie befolgen. Wenn ich wirklich ernsthaft glaube, dann kann ich im Stadium 4-Lungenkrebs noch rauchen wie ein Schlot, WEIL ES NUR GOTT SEIN KANN, der mich heilt, wenn er will, und jede medizinische Therapie ist völlig irrelevant, wenn Gott beschlossen hat, dass ich sterbe. Jeder kranke Gläubige, der zum Arzt geht, ist nichts anderes als ein Heuchler und widerwärtig gottlos und sein Glaube ist nur Makulatur.

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Thaddäus
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#893 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Thaddäus » Mi 2. Aug 2017, 01:15

Hemul hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Man lernt z.B., dass der Schluss des Markus-Ev., in dem der Missionsbefehl steht: "Gehet hin und lehret alle Völker", ursprünglich überhaupt nicht zum Markus-Ev. gehörte, weil die ältesten Textzeugen dieses Evangeliums diesen Schluss gar nicht kennen. Er wurde erst sehr viel später dem Markus-Ev. hinzugefügt. Die Schlussfolgerung hieraus ist nicht, der Missionsbefehl sei irrelevant, sondern dass er hinzugefügt wurde, als die Missionstätigkeit bereits fester Bestandteil der christlichen Tradition war. Andere Ergebnisse bestätigen, dass Jesus selbst einen solchen Missionsbefehl nie gegeben hat und er sich ohnehin nur zu den Schafen Israels, also den Juden, gesandt sah
Was man nicht alles so lernt? :roll: Also man lernt, dass Jesus sich nur zu den Schafen Israels gesandt sah. Dann wird uns die holde Maid ja sagen können warum Jesus in Johannes 10:15+16 folgendes gesagt hat:
15 gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe. 16 Und ich habe noch andere Schafe, die nicht aus dieser Schafhürde sind; auch diese muss ich führen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte sein.
Bin sehr gespannt wie Du Dich hier herauswindest. 8-)
Ach lieber Hemul, wie dir sicherlich bekannt ist, ist das Johannes-Ev. das jüngste der Evangelien. Das Markus-Ev. wird auf ca. 70 n.Chr. datiert und ist das älteste und ursprünglichste. Das Johannes-Ev. wird auf ca. 100 bis 120 Jahre n.Chr. datiert, also eine Generation später. So gut wie nichts, was sich im Johannes-Ev. an Theologie findet, findet sich auch im Markus-Ev. Schon gar nichts, was Jesus am Kreuz angeblich laut Johhanes-Ev. gesagt hat, sagte er im Markus-Ev. Dumm, dumm. Du glaubst zwar, Jesus hätte am Kreuz nach Luft ringend einfach alles gesagt, was in den Kreuzigungsgeschichten aller Evangelien steht, aber das ist eben Unsinn. Unsinn, an den du aktiv glaubst. Nun gut. Fahren wir fort in deiner Geschichte ...

... der Missionsbefehl findet sich nicht im ältesten Evangelium. Nun haben aber die ersten Jesusgläubigen dummerweise angefangen, in der Welt herumzulaufen und ihre Mitmenschen mit ihrer Jesusbotschaft zu belästigen. Einige, die Jesus vielleicht noch selbst gehört hatten fragten daraufhin die Prediger und Gemeindevosteher: "Ey Mann, Jesus war doch Jude wie wir es sind und ich habe nie gehört, dass er sagte, wir sollen in die Welt ziehen und irgendwelche blöden Griechen und Römer zu Juden-Christen machen, wo die ja noch nicht einmal Juden sind!" Das war natürlich doof, für die Prediger und Gemeindevorsteher denn, was sollten sie antworten? Und in ihrer Not antworteten sie: "Hm, okay, aber ICH HABE GEHÖRT, dass Jesus sagte: "Gehet hin in alle Welt und lehret ALLE Völker!" Zu Markus Zeit, war dieses Problem noch nicht so virulent, aber zu Johannes Zeit war es das. Und so hat diese späte Erklärung, warum die Christen alle Völker zum Christentum bekehren sollten, Eingang in die christliche Überlieferung gefunden. Genau so, wie bei Johannes nichts mehr davon zu hören ist, dass Jesus am Kreuz in Verzweiflung herausgeschrien hat: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen!" Das war zu Johannes' Zeit schon etwas peinlich geworden. Deshalb hat er es geflissentlich entfallen lassen und stattdessen erfunden, Jesu habe gerufen "Es ist vollbracht!" Das hört sich einfach besser an ... oder nicht?

Mein lieber Hemul, die ganze zutiefst tragische Komik deiner tiefsten Glaubensüberzeugungen zeigt sich doch in deinem spaßigen Streit mit Erich über den Namen Gottes. Ihr beiden glaubt im Ernst, Gott sei ein solcher Schwachkopf, dass es irgendwelche ernstliche Bedeutung hätte, was ihr da schreibt. In Wahrheit ist euer Streit ein erschreckendes Bekenntnis des Unglaubens. Ihr behandelt GOTT dabei wie einen Idioten und Schwachkopf und merkt gar nicht, wie ihr ihn lästert, falls es ihn geben sollte ... :roll:

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#894 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 2. Aug 2017, 01:50

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Da kannst Du Dich abstrampeln, soviel Du willst. Den wissenschaftlichen TÜV-Stempel erhälst Du nicht.
Davon abgesehen, dass das andere entscheiden - wie wär's mit dem Deal: HKM ist wissenschaftlich, die Theologie nicht - dafür hält sich die HKM konsequent aus Interpretationen raus, die auch nur ansatzweise etwas mit geistigen Fragenstellungen zu tun haben.
Mit diesem "Deal" bin ich einverstanden. :)

Vergiss aber nicht, dass es auch zur Aufgabe der Exegeten gehört, die Theologien der Verfasser der alt- und neutestamentlichen Schriften offen zu legen, nachzuzeichnen, zu erklären, für den interessierten Leser verständlich zu machen. Sonst wäre es ihnen gar nicht möglich, z.B. wirklich gute Kommentare zu biblischen Schriften wie etwa zu den Paulusbriefen verfassen.

Zu ihren Aufgaben gehört es dagegen NICHT, den Wahrheitsgehalt der Inhalte von Glaubensaussagen zu untersuchen und zu bewerten. Da
hält sie sich vollkommen raus.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Aus diesem Grund stellt die Nichtberücksichtigung und der Ausschluss dieser angeblichen "historischen Möglichkeit" KEIN spekulatives "Hypothesenmonstrum" der Historiker dar.
Du meinst also, dass es nur dann seriös ist, wenn man die Bibel so versteht, wie sie nicht gemeint ist.
Die historisch-kritische Wissenschaft und Forschung befasst sich NICHT mit der Seriösität oder Unseriösität von Glaubensaussagen und -dogmen. Zu diesem Fragenkomplex kann und will die HKM keine Aussagen treffen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:So langsam solltest Du geschnallt haben, dass die historisch-kritische Bibelwissenschaft Glaubens- und Wunderfragen nicht INHALTLICH auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Faktizität untersucht.
Das ist alles ok, solange die HKF nicht bei geistigen Fragenstellungen mit-interpretiert.
Siehe oben. Was Du unter "geistigen Fragen" zu verstehen scheinst, subsumiere ich unter "Glaubens- und Wunderfragen". Auf diesem Spielfeld mischt die EXEGESE bekanntlich nicht mit. Da sollen sich Dogmatiker und Systematiker tummeln.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das kann man nicht machen, das MUSS man so machen.
Auch recht - aber immer nur um den Preis, dass "Wissenschaft" nicht geeignet ist, die Bibel substantiell zu verstehen.
Die Bibel substanziell zu verstehen, ist ja nun wirklich keine hohe Kunst. Du kannst Dich darauf verlassen, dass exegetisch tätige Theologieprofessoren dies aus dem Eff-Eff beherrschen. In der Beurteilung der "Wahrheitsfrage in Glaubensdingen" enthalten sie
sich allerdings jeglicher Bewertung.


closs hat geschrieben:Im Grunde läuft es bei Euch darauf raus, dass Wissenschaft (in Deinem Sinne) eine nicht-theologische Größe ist, die flankierend tätig ist - genauso wird sie übrigens seitens vieler Theologen gesehen, weshalb es vergleichsweise selten Auseinandersetzungen gibt.
Nee nee. Ohne Historie läuft gar nichts. Sie ist von absoluter Wichtigkeit. Ohne Historie fehlt dem christlichen Glauben das Fundament. Die Kirchen sind sich über die ungeheure Bedeutung der Historizität des Überlieferten völlig im Klaren.

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#895 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mi 2. Aug 2017, 07:13

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, heißt es nicht
Es hat keinen Sinn - jetzt wird es vollends ideologisch. - Du bist komplett betoniert in Deiner Ideologie.
Damit sagst du nichts anderes, als dass ein Theißen (oder jeder andere in der Forschung arbeitende), ideologisch einbetoniert ist, wenn er nicht zugibt, dass die HKM zirkelschlüssig arbeitet. Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein.
Das Offenlegen der Methodik ist eine Selbstverständlichkeit und kein Eingeständnis von Zirkelschlüssigkeit.

Und frage dich doch einmal ganz ehrlich, selbstkritisch und unideologisch:
warum wird die kanonische Exegese in der historischen Jesusforschung nicht angewendet? Welche Gründe könnte es dafür geben?
Zuletzt geändert von sven23 am Mi 2. Aug 2017, 07:35, insgesamt 1-mal geändert.
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#896 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mi 2. Aug 2017, 07:32

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Genau darum sind Dogmatik und Sytematik auch keine Wissenschaft.
Das ist eine wissenschafts-theoretische Frage, die unterschiedliche beantwortet wird (siehe Hoyingen-Hüne). Du lässt erkennen, was aus DEINER wissenschafts-theoretischen Sicht Wissenschaft ist.
Eine "Wissenschaft", die als innerweltlich-geschichtlichen Wirkfaktor die Existenz einer transzendenten Allmacht setzt, ist KEINE Wissenschaft. Eine Institution, die absolute unumstößliche ewiggültige Wahrheiten postuliert, ist eine ideologische Einrichtung par excellence. Wissenschaft ist unideologisch und verkündet keine ewiggültigen Wahrheiten..

Da kannst Du Dich abstrampeln, soviel Du willst. Den wissenschaftlichen TÜV-Stempel erhälst Du nicht.
Wenn man den guten closs drauf anspricht, streitet er das immer entschieden ab, um dann in gleichem Atemzug darauf zu bestehen, dass auch Glaubensogmatiker und Kanoniker wissenschaflich korrekt arbeiten, wenn sie die "historische Realität Jesu" untersuchen. Er legt also großen Wert auf das Wissenschaftslabel, will bei den großen Jungs mitspielen.
Aber es ist wie beim Straßenfussball: wer 2 linke Füße hat, wird als letzer ausgewählt oder muss zugucken. :lol:
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sven23
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#897 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mi 2. Aug 2017, 07:47

Thaddäus hat geschrieben: Auf Astro-TV erklären jeden Tag lächerliche Menschen anderen verzweifelten und geistesschwachen Menschen , man müsse nur intensiv genug vom Universum Geld wünschen, dann würde es schon auf sie herabregnen und man könne ihnen aus den Karten vorhersagen, wann, wo und wie sie den Partner für ihr Leben finden können.
:lol: :lol: :lol:
Closs würde sagen: wie kannst du das wissen, das muss erst falsifiziert werden. :lol:

closs hat geschrieben: Und damit stelle ich Dir eine Frage, die Sven ständig mir stellt:
Wie können Zahrnt und Bultmann bspw. von der Gottessohnschaft Jesu ausgehen, wenn sie im Sinne der HKM postulieren, dass Jesus genauso wissenschaftlich einzuordnen ist wie Konrad Adenauer und Wunder einer naturalistischen Kontinuität der Geschichte unterzuordnen sind?

Diese Frage habe ich dir noch nie gestellt, sondern die hast du mir in den Mund gelegt. :o
So ähnlich muss es wohl auch Jesus nach seinem Tod ergangen sein, als man ihm alles mögliche angedichet hat. Schade, dass er nichts mehr dazu sagen kann.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#898 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mi 2. Aug 2017, 07:55

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Warum unterstreicht man nicht das, was Theißen im Vorwort sagt:
1) Es gibt nur methodische Ergebnisse.
2) Manchmal ist die Einhaltung des Wegs wichtiger als das Ergebnis.
DAS ist in meinen Ohren wahrhaft differenziert formuliert.
Hiermit verkünde ich vor der deutschen Öffentlichkeit feierlich, dass ich Theißens Aussage voll und ganz UNTERSTREICHE. Zufrieden? :thumbup:
Da schließe ich mich feierlich an. :thumbup:
Ich unterstreiche sie nicht nur, ich habe sie auch schon mehrmals zitiert.
zu 1)
Theißen meint dies aber nicht abwertend im Sinne von: es sind "nur" methodische Ergebnisse, sondern sie sind Folge der Anwendung einer wissenschaflichen Methodik, die nicht auf Glaubensentscheide angewiesen ist, wie etwa die kanonische Exegese.
Damit sind die Ergbnisse sehr belastbar und nicht vom subjektiven Gaubensentscheid abhängig. :clap:

zu 2)
wenn die Methode ergebnisoffen ist, kann man dies ohne weiteres sagen. Wenn das Ergebnis aber schon definiert ist, wie bei der kanonische Exegese, macht das keinen Sinn.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#899 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mi 2. Aug 2017, 08:59

Münek hat geschrieben:Was hat der persönliche Gottesglaube in der Wissenschaft zu suchen?
Nach meiner Auffassung beschreibt Wissenschaft die Art und Weise, WIE man eine Fragestellung bearbeitet. In dieser Art der Bearbeitung hat Glaube nach wie vor nichts zu suchen.

Münek hat geschrieben:Was glaubst Du wohl, weshalb die sog. "kanonische Exegese" an den theologischen Fakultäten keinen Fuß fassen konnte?
Das kann ich Dir sagen: Weil es in der Tat methodische Probleme gibt, wenn Wissenschaft weltanschaulich interpretiert - genau deshalb plädiere ich doch dafür, dass Wissenschaft NICHT interpretiert, wenn es um geistige Fragestellungen geht.

In anderen Worten: Es reicht - wie es bei uns früher war - die historisch-kritische Exegese als Exegeseform, auf deren Basis andere Disziplinen interpretieren - mit anderen Worten: Die HKM müsste sich zu einer reinen Sachdisziplin zurückentwickeln. - Kanonik ist nichts anderes als die Reaktion auf eine säkular-interpretative HKM. - Benimmt sich der eine, braucht es den anderen als Gegengewicht nicht.

Münek hat geschrieben:Wissenschaft braucht nichts zu opfern.
In Bezug auf den heutigen Status Quo muss sie den Anspruch auf interpretative Kompetenz der Bibel opfern, wenn Ruhe in den Karton kommen soll. - Ansonsten wird es weiter theologische Gegenmaßnahmen mit anders-interpretativenExegesen geben (bspw. biblisch-grammatische Exegese).

Münek hat geschrieben:Die Exegeten würden sich vielleicht fragen, wieso sich ein "Gottessohn" in der Naherwartungsfrage so dermaßen irren konnte.
Unwahrscheinlich - sie würde eher erkennen, dass Jesus als göttliche Person in einem ganz anderen Kontext mit anderen Ergebnissen zu interpretieren ist - so wie es ja "die anderen" aus der Theologie bereits tun.

Münek hat geschrieben:Weil das "Nahe-Herbei-Gekommensein der Gottesherrschaft" im ZENTRUM der Verkündigung Jesu stand.
Dass ist eine wissenschaftliche BEOBACHTUNG - und jetzt sollte die HKM SChluss machen und nicht interpretieren - oder mindestens sagen: "Ich interpretiere das jetzt aus dem heutigen Zeitgeist-Verständnis heraus, weise aber darauf hin, dass die Theologie das anders sieht" - das geht. - Aber warum als reine Sachdisziplin überhaupt interpretieren?

Münek hat geschrieben:Für die Auslegung biblischer Texte ist allein die theologisch-wissenschaftliche EXEGESE zuständig.
Aber nicht für die Interpretation - dafür ist die Hermeneutik zuständig.

Die HKM kann sagen "Das steht da bei Johannes d.T. und bedeutet rein sprachlich folgendes: ..."/"Jesus wird folgendermaßen von x zitiert und das bedeutet rein sprachlich das. Die Quelle ist aus dem Jahr 71n.Chr."/etc. - Aber sie kann NICHT sagen: "Jesus hat damit folgendes gemeint". - Denn dazu bedarf es einer Entscheidung des Forschers, als was Jesus zu verstehen ist. - Nachdem die HKM sich diesbezüglich offiziell raushält, hat sie sich hier neutral zu halten - sie müsste sagen: "So - jetzt geben wir weiter an die sich uns anschließende Disziplin" - das tut sie aber nicht - und das ist mein Kritikpunkt.

Münek hat geschrieben:Hiermit verkünde ich vor der deutschen Öffentlichkeit feierlich, dass ich Theißens Aussage voll und ganz UNTERSTREICHE. Zufrieden?
Das ist ein SChritt in die richtige Richtung.

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sven23
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#900 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mi 2. Aug 2017, 09:19

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was hat der persönliche Gottesglaube in der Wissenschaft zu suchen?
Nach meiner Auffassung beschreibt Wissenschaft die Art und Weise, WIE man eine Fragestellung bearbeitet. In dieser Art der Bearbeitung hat Glaube nach wie vor nichts zu suchen.
Dann wirst du hoffentlich endlich verstehen, dass kanonische Exegese dort nichts verloren hat, denn sie basiert auf einem Glaubensentscheid.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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