Ehe für alle

Leben in einer christlich geprägten Gesellschaft
Ehe & Familie, Partnerschaft & Sexualität, Abtreibung, Homosexualität
closs
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#191 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 14:32

sven23 hat geschrieben:Eine standesamtlich geschlossene Ehe ist gesellschaftrechtlich gleichwertig mit einer on Top kirchlich geschlossenen, auch nach dem Grundgesetz.
Unter Vorbehalt, ja. - Und wenn etwaige Verfassungs-Klagen erfolglos sind, dann verbindlich.

Was wird die Folge sein? - Ein weiteres Polysem. - Und da bleibt meine Frage bestehen: Warum macht man das? Polyseme produzieren. - Hätte man nicht "Ehe" auf staatlicher Ebene abschaffen können und alles, was kommt, "Lebensgemeinschaft" nennen können?

sven23 hat geschrieben:Warum widerspricht es dem Grundgesetz? siehe oben.
Weil das Grundgesetz vor dem kulturellen Background der jüdisch-christlichen Tradition entstanden ist - siehe oben.

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sven23
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#192 Re: Ehe für alle

Beitrag von sven23 » Sa 22. Jul 2017, 14:45

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum widerspricht es dem Grundgesetz? siehe oben.
Weil das Grundgesetz vor dem kulturellen Background der jüdisch-christlichen Tradition entstanden ist - siehe oben.
Gab es diese gemeinsame Tradition jemals?
Wie der Soziologe und Politikwissenschaftler Alfred Grosser sagt: wenn ich nur jüdisch-christliche Tradition höre, kommt mir das kalte Kotzen. :sick:
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Helmuth
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#193 Re: Ehe für alle

Beitrag von Helmuth » Sa 22. Jul 2017, 14:49

Agent Scullie hat geschrieben:Damit meine ich, dass die christlich-theistische Vorstellung von Gott eine sehr antropomorphe Vorstellung ist, hervorgegangen aus dem Versuch, das Eine, das alles ist (Brahman, wie es z.B. im Hinduismus genannt wird), in ein für den Alltagsverstand zumindest einigermaßen erfassbares Bild hineinzuzwängen. Und wer diesem Bild anhängt, kann nicht erfassen, wie wundervoll dieses Eine tatsächlich ist.
Da steig ich echt aus. Entweder bin ich dafür komplett zu blöd es zu vestehen oder aber es ist eben bloß Blödsinn.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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closs
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#194 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 14:51

sven23 hat geschrieben:Gab es diese gemeinsame Tradition jemals?
"Gemeinsam" war diese Tradition nie - das eine hat das andere abgelöst - daraus wurde "Europa".

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sven23
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#195 Re: Ehe für alle

Beitrag von sven23 » Sa 22. Jul 2017, 15:55

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Gab es diese gemeinsame Tradition jemals?
"Gemeinsam" war diese Tradition nie - das eine hat das andere abgelöst - daraus wurde "Europa".
Und das eine hat das andere verteufelt und verfolgt. Deshalb kommt Grosser verständlicherweise das kalte Kotzen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#196 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 17:31

sven23 hat geschrieben: Deshalb kommt Grosser verständlicherweise das kalte Kotzen.
Er wird einen Kontext haben, auf den dies zutrifft - aber das ist irrelevant für die Frage nach den Grundlagen des Grundgesetzes.

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sven23
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#197 Re: Ehe für alle

Beitrag von sven23 » Sa 22. Jul 2017, 18:23

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Deshalb kommt Grosser verständlicherweise das kalte Kotzen.
Er wird einen Kontext haben, auf den dies zutrifft - aber das ist irrelevant für die Frage nach den Grundlagen des Grundgesetzes.
Weiß ich nicht, ob das so stimmt. Das Grundgesetz ist auch entstanden unter dem Eindruck des Völkermordes an den Juden.
Gerade deshalb kommt doch Grosser bei "jüdisch-christlicher Tradition" das kalte Kotzen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#198 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 20:16

sven23 hat geschrieben: Das Grundgesetz ist auch entstanden unter dem Eindruck des Völkermordes an den Juden.
Möglich - aber was hat das damit zu tun, dass das Grundgesetz im Bedeutungssinn von "Ehe" im Sinne der letzten paar Jahrtausende in Europa vorgeht?

Roland
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#199 Re: Ehe für alle

Beitrag von Roland » Sa 22. Jul 2017, 23:15

Pluto hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Eben. Also sind sie auch berechtigt, Rente zu beziehen.
Wer sagt denn, dass sie dazu nicht berechtigt wären?
Es geht um die genannten Privilegien für "steriler Homo-Pärchen" deren Rente später "von den Kindern aus fertilen Mann-Frau-Ehen aufgebracht werden muss", welche jetzt aber nur noch in gleicher Weise privilegiert sind, obwohl sie lt. Grundgesetz unter dem besonderen Schutz des Staates stehen.
Wie so oft, drehen wir uns im Kreis.
Du sagst es zwar nicht explizit, aber sinngemäß.
Nein, auch nicht sinngemäß. Jeder soll seine Rente bekommen. Aber die Privilegien, die mal gedacht waren für diejenigen, die die nachkommende Generation heranziehen, sollten mE diejenigen bekommen, die das auch tun! Deshalb bin ich gegen die absolute Gleichstellung der Homoehe mit Mann-Frau-Ehen. Da stimme ich mal mit Kutschera überein. Lies einfach nochmal, was er schreibt: http://www.kath.net/news/60177
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

closs
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#200 Re: Ehe für alle

Beitrag von closs » Sa 22. Jul 2017, 23:59

Pluto hat geschrieben: Du sagst es zwar nicht explizit, aber sinngemäß.
Roland hat geschrieben: Nein, auch nicht sinngemäß
Man sollte hier den kulturellen Hintergrund miteinbeziehen.

Früher war die einzige Rente die Versorgung durch die Nachkommen innerhalb der Familie - ansonsten ist man als alter Mensch verhungert. Das Renten-Versicherungs-Wesen war und ist der Versuch, diesen Generationen-Vertrag von einer Familien-Plattform auf eine allgemein-gesellschaftliche Plattform zu heben.

Der Grundgedanke dabei ist und war: Menschen pflanzen sich fort - und nur so kann dieser Generationenvertrag funktionieren. Was nützt es, wenn man Gold gesammelt hat und keiner mehr ist da, der Getreide anbauen und Brot backen kann, von dem man mit dem Gold das Brot abkaufen kann?

Auch früher gab es Ausnahmen für die wenigen Nicht-Verheirateten = Kinderlosen: Entweder es waren Mönche und Nonnen, die durch eigenen Nachwuchs ihre Alterssicherung hatten. - Oder es waren arme Mägde und Knechte, die im Familienverband zwar als zweitrangige, aber immerhin Mitglieder akzeptiert wurden (das gab es schon im alten Rom mit dem Begriff "Res familias").

Seit relativ kurzer Zeit ist es ganz anders geworden: Man versteht sein Leben oft nicht mehr unter familiären oder Berufungs-Gesichtspunkten, sondern unter dem Aspekt der solitären Selbst-Verwirklichung, was am Ende eine volkswirtschaftliche Bedrohung ist. - Diese Bedrohung lässt sich nur so lange verdrängen, solange es genug Menschenmaterial in anderen Erdteilen gibt, die aus der Ferne die Rolle der eigenen Nachkommen für eine Zeit übernehmen können.

Insofern sind wir momentan in einem Zeitfenster und einer Gegend auf der Erde, wo es verschmerzbar ist, wenn man in großen Mengen keinerlei investiven Beitrag für die demografische Zukunft einer Kultur erbringt - aber das ist nur ein Zeitfenster.

Noch schlimmer: Alles ist ja auf den Kopf gestellt. Denn während ein heutiger (ehemals westdeutscher) Rentner WENIGER Geld erhält, als er in der Rentenkasse gespart hat (auch wenn er 85 Jahre alt wird), profitiert ein kinderloser Freiberufler, der dasselbe Geld im freien Markt anlegen durfte, weil er mit Gewinn anlegen durfte. - Richtig wäre umgekehrt, wenn Kinderlose einen Kinderlosen-Soli zahlen würden, sich also damit in die Solidaritäts-Gemeinschaft der kommenden Generation einkaufen würde.

Insofern bin ich einerseits schon für die Gleichstellung von heterosexuellen und homosexuellen Partnerschaften (OHNE das Wort "Ehe"), die aber andererseits NICHT gleichgestellt werden dürften mit Familien, die mit ihren Kindern in die Zukunft investieren. - Die Unterscheidung hieße also nicht "homo oder hetero", sondern "Kinder oder nicht". - Hier gäbe es viel zu tun.

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