Alles Teufelszeug? VI

closs
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#311 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 30. Mai 2017, 10:36

Pluto hat geschrieben:Warum? Mit solchen Setzungen outet sich die Theologie als unwissenschaftlich.
Auch die HKM ist dann unwissenschaftlich - so kommen wir nicht weiter.

Pluto hat geschrieben:Dabei möchte sie so gerne zum erlauchten Kreis der Wissenschaft gehören.
Dieses Argument höre ich immer nur von der säkularen Seite, die die Theologie unter ihre Fittiche nehmen will - seitens der Theologie ist diese Frage irrelevant. - Ihr geht es nicht um Verfahren, sondern um Wahrheit.

Pluto hat geschrieben:Das ist keine Voraussetzung, sondern eine logische Schlussfolgerung des kR.
Aber auch der KR hat doch Voraus-Setzungen bzw. Selbst-Definitionen - bspw: "Für uns ist irrelevant, was nicht falsifizierbar ist". - Das ist methodisch sehr sinnvoll, aber nicht tauglich, wenn es um transzendelle Fragen geht. Denn damit schließt man vorab das aus, was man eigentlich untersuchen will - dass das keinem auffällt - ich finde es lustig.

Pluto hat geschrieben:Du kannst gerne eine bessere Untersuchngsmethode vorschlagen
Deine Fragestellung läuft immer hinaus auf: "Hast Du eine bessere Untersuchungsmethodik für naturalistische Fragen?" - Die Antwort ist: "Nein, habe ich NICHT - und WILL ich gar nicht haben".

Die Frage wäre vielmehr: "Welche Untersuchungsmethode ist das Mittel der Wahl, wenn es um NICHT-naturalistische Fragestellungen geht?". - Und da ist die Antwort bis auf weiteres: "Hermeneutik". - Wenn Dir dazu eine bessere Alternative einfällt, ist das willkommen.

Pluto hat geschrieben:Da Niemand weiß, ob es Gott gibt, liegt die Theologie von Beginn an daneben.
Das ist falsch. - Denn damit sagst Du: "WEIL wir etwas nicht wissen, kann es nicht existieren". - Das ist Anthropozentrismus pur.

Pluto hat geschrieben: Du hast Wissenschaft in der Praxis nicht verstanden: Nichts in der Wissenschaft ist endgültig.
Kalter Kaffee - darum geht es nicht. - Es geht um die GRundlagen der Wissenschaft - bspw. "Für uns ist irrelevant, was nicht falsifizierbar ist" - und diese Grundlagen haben genauso dogmatischen Charakter wie christliche Dogmen.

Pluto hat geschrieben:Ja. Denn damit verlässt man die eigene Fachrichtung.
So gesehen ja - so verstehe ich auch Theißens Satz, dass die Einhaltung der Methodik manchmal wichtiger ist als die Qualität des Ergebnisses. - Aber ich meine etwas anderes: Ist es aus Sicht EINER Fachrichtung als "laienhaft" zu bezeichnen, wenn jemand verschiedene Fachrichtungen zum selben Thema vergleicht? - Mir jedenfalls kommt das sehr parteiisch und kindisch vor. - Denn letztlich müsste dann jeder HKM-ler einen Theologen als "Laien" bezeichnen und umgekehrt.

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#312 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 30. Mai 2017, 10:55

closs hat geschrieben:Auch die HKM ist dann unwissenschaftlich
Wie das denn?

closs hat geschrieben:Dieses Argument höre ich immer nur von der säkularen Seite, die die Theologie unter ihre Fittiche nehmen will - seitens der Theologie ist diese Frage irrelevant. - Ihr geht es nicht um Verfahren, sondern um Wahrheit.
Welche Wahrheit?
Um der Wahrheit näher zu kommen, ist der kR die Methode der Wahl. Alles andere ist mehr oder weniger durch Willkür "verseucht".

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das ist keine Voraussetzung, sondern eine logische Schlussfolgerung des kR.
Aber auch der KR hat doch Voraus-Setzungen
Nein, hat sie nicht.
Du bildest dir das nur ein, weil du in der Theologie ohne Setzungen nicht weiter kommst. Es ist ein Markenzeichen des kR, dass die Methodik (als Einzige) ganz frei von Setzungen ist.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du kannst gerne eine bessere Untersuchngsmethode vorschlagen
Deine Fragestellung läuft immer hinaus auf: "Hast Du eine bessere Untersuchungsmethodik für naturalistische Fragen?"
Du machst hier eine eher willkürlich Unterteilung in naturalistisch und spirituell. Ich unterteile nicht, sondern ich sage, entweder etwas ist falsifizierbar oder es ist nicht untersuchbar.

closs hat geschrieben:Und da ist die Antwort bis auf weiteres: "Hermeneutik". - Wenn Dir dazu eine bessere Alternative einfällt, ist das willkommen.
Ja. Der kritische Rationlismus ist IMMER die Methode der Wahl.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Da Niemand weiß, ob es Gott gibt, liegt die Theologie von Beginn an daneben.
Das ist falsch. - Denn damit sagst Du: "WEIL wir etwas nicht wissen, kann es nicht existieren". - Das ist Anthropozentrismus pur.
Nein. Das ist Rationalität. Anthropozentrismus ist ganz aderes: wenn der Mensch sich zum Mittelpunkt des Geschehens macht, so z.B. wenn er sich willkürlich über die Tiere erhöht.

closs hat geschrieben:Es geht um die GRundlagen der Wissenschaft - bspw. "Für uns ist irrelevant, was nicht falsifizierbar ist" - und diese Grundlagen haben genauso dogmatischen Charakter wie christliche Dogmen.
Das ist kein Dogma, denn es ist falsifizierbar.

closs hat geschrieben:Denn letztlich müsste dann jeder HKM-ler einen Theologen als "Laien" bezeichnen und umgekehrt.
Naja... Was Wissenschaftlichkeit betrifft, sind Theologen auch Laien, den sie verstehen den Begriff der Wissenschaftlichkeit nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#313 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 30. Mai 2017, 11:24

Pluto hat geschrieben:Wie das denn?
Das ist nicht MEINE Meinung, sondern eine zwingende Schlussfolgerung aus Deinem Postulat, dass Wissenschaft keine Voraus-Setzungen habe.

Pluto hat geschrieben:Welche Wahrheit?
"Das, was der Fall ist" (aber nicht verstanden wie Wittgenstein, sondern ontologisch). - Ontologisch heisst bspw., dass auch die Menschen im Mittelalter von Röntgenstrahlen durchdrungen wurden, obwohl niemand wusste, was das ist. - "Ontologische Wahrheit" ist das, was unabhängig von von unseren Erkennungs-Möglichkeiten ist - das fängt beim Mond an, der auch bei Neumond "ist".

Pluto hat geschrieben:Um der Wahrheit näher zu kommen, ist der kR die Methode der Wahl.
Nicht DIE Methode, sondern EINE Methode. - "MEthode der Wahl" ist der kR bei naturalistischen Fragestellungen.

Pluto hat geschrieben:Es ist ein Markenzeichen des kR, dass die Methodik (als Einzige) ganz frei von Setzungen ist.
Das ist eine glasklare Falschmeldung - das würde nicht mal Popper sagen.

Pluto hat geschrieben: Ich unterteile nicht, sondern ich sage, entweder etwas ist falsifizierbar oder es ist nicht untersuchbar.
"Nicht kritisch-rational untersuchbar". - "Untersuchbar ohne Einschränkungen" ist es selbstverständlich.

Pluto hat geschrieben:Ja. Der kritische Rationlismus ist IMMER die Methode der Wahl.
Definitiv falsch - und genau damit beschreibst Du das Dilemma der (interpretativen) HKM: Sie will etwas untersuchen, was mit "Geist" zu tun hat, besteht aber auf eine Methodik, die es von vorne herein ausschließt.

Der Ausweg: Man macht aus der interpretativen HKM eine rein sachliche HKM, die nur das untersucht, was nicht in geistige Fragen hineinreicht - das ist an sich nicht schwer. - Dann aber darf sie auch nicht ins Geistige hinein interpretieren.

Pluto hat geschrieben:Nein. Das ist Rationalität. Anthropozentrismus ist ganz aderes
"Rationalität" IST Ausdruck von Anthropozentrismus - denn wir stellen UNSERE Möglichkeiten an Ratio maßstäblich in den Mittelpunkt. - Diese Problematik wurde bereits vor 2500 Jahren im Buch "Hiob" thematisiert - aber es scheint nichts genutzt zu haben. :D

Pluto hat geschrieben:Das ist kein Dogma, denn es ist falsifizierbar.
Aber nicht mit Mitteln des Kritischen Rationalismus!!! - Wie willst Du kristisch-rational widerlegen, dass man mit dem kR alle Fragen der Welt untersuchen kann?

Pluto hat geschrieben:Was Wissenschaftlichkeit betrifft, sind Theologen auch Laien, den sie verstehen den Begriff der Wissenschaftlichkeit nicht.
Täusch Dich da nicht und besuche mal eine jesuitische Uni. - Sie sind wissenschafts-theoretisch viel weiter, als dass sie sich auf einen kritisch-rational fixierten Wissenschafts-Begriff fixieren müssten.

Bei dieser Gelegenheit: Es scheint eh Mode zu sein, Sichten über ein fixiertes System hinaus als "laienhaft" zu bezeichnen: "Du folgst mir nicht in meinem System, also bist Du laienhaft". - Damit brauchst Du einem gestandenen Theologen nicht zu kommen - die sind einfach weiter als das.

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#314 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Di 30. Mai 2017, 13:11

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wie das denn?
Das ist nicht MEINE Meinung, sondern eine zwingende Schlussfolgerung aus Deinem Postulat, dass Wissenschaft keine Voraus-Setzungen habe.
Du bist damit auf dem Holzweg.
Echte Wissenschaft (z.B. HKM) hat keinerlei Setzungen.

closs hat geschrieben: Ontologisch heisst bspw., dass auch die Menschen im Mittelalter von Röntgenstrahlen durchdrungen wurden, obwohl niemand wusste, was das ist.
Es gibt Dinge die wir heute verstehen (z.B. Röngtenstraheln).
Dafür gibt es Dinge dessen Zusammensetzung wir nicht kennen, z.B. dunkle Materie und dunkle Energie, oder die Schwankungen des Vakuumzustands.

closs hat geschrieben:"Ontologische Wahrheit" ist das, was unabhängig von von unseren Erkennungs-Möglichkeiten ist - das fängt beim Mond an, der auch bei Neumond "ist".
Ja. Aber das was jenseits der Physik sein könnte, ist pure Fantasie.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Um der Wahrheit näher zu kommen, ist der kR die Methode der Wahl.
Nicht DIE Methode, sondern EINE Methode. - "MEthode der Wahl" ist der kR bei naturalistischen Fragestellungen.
Da du keine Alternativen nennen kannst, ist der kR DIE METHODE schlechthin.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Es ist ein Markenzeichen des kR, dass die Methodik (als Einzige) ganz frei von Setzungen ist.
Das ist eine glasklare Falschmeldung
Was zu beweisen wäre. Behaupten reicht nicht.

Pluto hat geschrieben: Ich unterteile nicht, sondern ich sage, entweder etwas ist falsifizierbar oder es ist nicht untersuchbar.
"Nicht kritisch-rational untersuchbar". - "Untersuchbar ohne Einschränkungen" ist es selbstverständlich.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ja. Der kritische Rationlismus ist IMMER die Methode der Wahl.
Definitiv falsch - und genau damit beschreibst Du das Dilemma der (interpretativen) HKM: Sie will etwas untersuchen, was mit "Geist" zu tun hat, besteht aber auf eine Methodik, die es von vorne herein ausschließt.
Du irrst. Geist ist mit den Methoden des kR durchaus untersuchbar. Wenn du daran zweifelst, schau dir die neurwissenschaftlichen Studien dazu an.

closs hat geschrieben:Der Ausweg: Man macht aus der interpretativen HKM eine rein sachliche HKM, die nur das untersucht, was nicht in geistige Fragen hineinreicht - das ist an sich nicht schwer. - Dann aber darf sie auch nicht ins Geistige hinein interpretieren.
Du unterteilst wo willkürlich in Geistiges und Materielles. Das ist falsch.

closs hat geschrieben:"Rationalität" IST Ausdruck von Anthropozentrismus
Da liegt also der Denkfehler: Rationalität hat mit Anthropozentrismus wenig zu tun. Rationalität Schlussfolgerung aus Erkenntnis. Anthropozentrismus ist wenn der Mensch sich selbst zu Mittelpunkt der Welt macht.
closs hat geschrieben:denn wir stellen UNSERE Möglichkeiten an Ratio maßstäblich in den Mittelpunkt.
Das ist eine Eigenschaft der Sprache. Man kann nicht anders über das Subjekt sprechen, als es in den Mittelpunkt zu stellen.
Hat aber immer noch nichts mit Anthropozentrismus zu tun.

closs hat geschrieben:Diese Problematik wurde bereits vor 2500 Jahren im Buch "Hiob" thematisiert - aber es scheint nichts genutzt zu haben. :D
Hiobs Sicht der Dinge ist dort sehr materiell.

Pluto hat geschrieben:Das ist kein Dogma, denn es ist falsifizierbar.
Aber nicht mit Mitteln des Kritischen Rationalismus!!! - Wie willst Du kristisch-rational widerlegen, dass man mit dem kR alle Fragen der Welt untersuchen kann?

closs hat geschrieben:Täusch Dich da nicht und besuche mal eine jesuitische Uni. - Sie sind wissenschafts-theoretisch viel weiter, als dass sie sich auf einen kritisch-rational fixierten Wissenschafts-Begriff fixieren müssten.
Ja. Sie denken, sie würden Wissenschaft betreiben. Wenn sie aber die Grundlagen ihrer Forschung nicht hinterfrage (dürfen), arbeiten sie nun mal nicht wissenschaftlich, sondern nach dogmatischer Vorgabe.

closs hat geschrieben:Es scheint eh Mode zu sein, Sichten über ein fixiertes System hinaus als "laienhaft" zu bezeichnen: "Du folgst mir nicht in meinem System, also bist Du laienhaft". - Damit brauchst Du einem gestandenen Theologen nicht zu kommen - die sind einfach weiter als das.
Das glauben die Theologen, aber sind sie wirklich weiter? So lange sie die Grundlagen des Glaubens nicht hinterfragen, sind sie rückständig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#315 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Di 30. Mai 2017, 13:35

Pluto hat geschrieben:Echte Wissenschaft (z.B. HKM) hat keinerlei Setzungen.
Das ist eben das Problem - es wird nicht erkannt. - Und damit gerät ein Apparat in Bewegung, der in sich schlüssig ist, aber auf einer falschen Grundannahme aufsitzt.

Pluto hat geschrieben:Dafür gibt es Dinge dessen Zusammensetzung wir nicht kennen, z.B. dunkle Materie und dunkle Energie, oder die Schwankungen des Vakuumzustands.
So ist es - und trotzdem ist deren Existenz nicht davon abhängig, ob wir sie erkennen.
1) Entweder es gibt sie, dann gibt es sie unabhängig davon, ob wir sie jemals nachweisen können.
2) Oder es gibt sie nicht, dann gibt es sie unabhängig davon nicht, ob wir sie nachweisen glauben zu können oder nicht.
Das ist die ontologisch und eben auch theologische Sicht.

Pluto hat geschrieben:Aber das was jenseits der Physik sein könnte, ist pure Fantasie.
Beliebige Setzung.

Pluto hat geschrieben:Da du keine Alternativen nennen kannst, ist der kR DIE METHODE schlechthin.
Die Hermeneutik ("hermeneutischer Zirkel") ist schon eine Alternative, weil man damit Phänomene untersuchen kann, die nicht kritisch-rational untersuchen kann - natürlich mit offenem Ausgang.

Pluto hat geschrieben:Was zu beweisen wäre. Behaupten reicht nicht.
Es wurde auch hier oft genug logisch nachgewiesen - aber es scheint nicht weltanschauungs-konform zu sein.

Pluto hat geschrieben:Geist ist mit den Methoden des kR durchaus untersuchbar. Wenn du daran zweifelst, schau dir die neurwissenschaftlichen Studien dazu an.
Das ist theologisch mit "Geist" nicht gemeint. - Mit Geist ist auf praktischer Ebene das gemeint, was mit "Verstehst Du auch, was Du liest?" (Apg. 8,30) ausgedrückt ist. Oder anders: Man kann auch als Gelähmter 100m-Läufe analysieren - aber man weiß nicht, was "Laufen" ist.

Pluto hat geschrieben:Du unterteilst wo willkürlich in Geistiges und Materielles. Das ist falsch.
Das ist historisch-kritisch falsch, aber andersrum Voraussetzung dafür, dass man "versteht, was man liest". - Aus dieser Nummer kommt man nur raus, wenn man sich strikt an die Vorgaben seiner Disziplin hält und - konkret - in der HKM ausschließlich rein sachlich beobachtet und beschreibt.

Pluto hat geschrieben:Rationalität hat mit Anthropozentrismus wenig zu tun. Rationalität Schlussfolgerung aus Erkenntnis.
Aber diese Erkenntnis ist doch anthropozentrisch - übrigens auch bei Theologen - aber die WISSEN es.

Pluto hat geschrieben:Anthropozentrismus ist wenn der Mensch sich selbst zu Mittelpunkt der Welt macht.
Das ist auf einer anderen Ebene ebenfalls richtig - aber: Während die moderne "Aufklärung" Erkenntnis durch das Ich als maßstäblich (anthropozentrisch) nimmt und meint, dies sei objektiv, geht die Theologie einen anderen Weg: Sie erkennt den (gar nicht vermeidbaren) Anthropozentrismus des Menschen und gibt ihn aus der Hand: "Dein Wille geschehe". - Das Christentum sagt also: "Mein Anthropozentrismus ist NICHT Maßstab - zumindestens möchte ich mich dahin entwickeln".

Pluto hat geschrieben:Hiobs Sicht der Dinge ist dort sehr materiell.
Ähm - nein.

Pluto hat geschrieben:Wenn sie aber die Grundlagen ihrer Forschung nicht hinterfrage (dürfen), arbeiten sie nun mal nicht wissenschaftlich, sondern nach dogmatischer Vorgabe.
Gerade sie hinterfragen die Grundlagen der Wissenschaft und kennen deshalb deren Setzungen.

Nun habe ich wirklich Verständnis dafür, dass solche Hintergrundsstudien nicht auf dem Lehrplan von Naturwissenschaften stehen - aus dem einfachen Grund: Meistens sind Naturwissenschaften sehr pragmatisch - es ist wirklich für einen Biologen nicht nötig, mit solchen Hintergrundsstudien Zeit zu verwenden.

Kein Verständnis habe ich, wenn solche Studien nicht auf dem Lehrplan von geisteswissenschaftlich Tätigen stehen - denn dort wird es gebraucht. - Konkret: Würden angehende Theologen wissen, was kritisch-rationale Wissenschaft ist (und NICHT ist), würden nicht so viele von ihnen enttäuscht das Studium abbrechen. - Denn wenn man mangels Bildung meinen muss, die Ergebnisse der HKM seien relevant für die eigentliche Substanz der Theologie, muss man scheitern.

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#316 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Halman » Di 30. Mai 2017, 14:14

Kritischer Rationalismus
Kritisch rationale Überprüfung wissenschaftlicher Theorien (Hypothesen) mit dem Ziel ihrer vorläufigen Bestätigung durch den permanenten vergeblichen Versuch ihrer Widerlegung (Falsifikation).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#317 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Mi 31. Mai 2017, 00:24

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Echte Wissenschaft (z.B. HKM) hat keinerlei Setzungen.
Das ist eben das Problem - es wird nicht erkannt. - Und damit gerät ein Apparat in Bewegung, der in sich schlüssig ist, aber auf einer falschen Grundannahme aufsitzt.
Du bist es dir eben gewohnt, zu setzen. In der Wissenschaft wird aber NICHTS gesetzt. Wer dies trotzdem tut, muss sich den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gefallen lassen.

closs hat geschrieben:Das ist die ontologisch und eben auch theologische Sicht.
Die ontologische Sicht ja, aber genau wie Pippi Langstrumpf, kann man sich nicht die Welt so machen wie man sie gerne hätte.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber das was jenseits der Physik sein könnte, ist pure Fantasie.
Beliebige Setzung.
Ja. Auch das!

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Da du keine Alternativen nennen kannst, ist der kR DIE METHODE schlechthin.
Die Hermeneutik ("hermeneutischer Zirkel") ist schon eine Alternative, weil man damit Phänomene untersuchen kann, die nicht kritisch-rational untersuchen kann - natürlich mit offenem Ausgang.
Erst wenn wir in der Lage sind, Fakten von der Fantasie zu trennen, können wir Erkenntnisse sammeln und sie zu Wissen verarbeiten. Der Rest bleibt ein Wunschtraum.
Man kann mit der Hermeneutik viel in den Raum stellen. Wissen wird es aber erst, wenn es auch empirisch bestätigt werden kann. Und hier brauchen wir Fakten, nicht Wunschträume.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was zu beweisen wäre. Behaupten reicht nicht.
Es wurde auch hier oft genug logisch nachgewiesen - aber es scheint nicht weltanschauungs-konform zu sein.
Wo denn? So weit ich weiß, wurde es noch nie logisch nachgewiesen.
Es sei denn, du kannst einen Beitrag verlinken, wo du dies getan haben willst?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Geist ist mit den Methoden des kR durchaus untersuchbar. Wenn du daran zweifelst, schau dir die neurwissenschaftlichen Studien dazu an.
Das ist theologisch mit "Geist" nicht gemeint. - Mit Geist ist auf praktischer Ebene das gemeint, was mit "Verstehst Du auch, was Du liest?" (Apg. 8,30) ausgedrückt ist. Oder anders: Man kann auch als Gelähmter 100m-Läufe analysieren - aber man weiß nicht, was "Laufen" ist.
Die Analogie hinkt.
Geist wird nicht von geistlosen Zombies untersucht, sondern von Wissenschaftlern die genau wissen, was Geist ist. Dass Geist sich nicht, wie seit Jahrhunderten geglaubt nur transzendent erklären lässt, sondern sehr wohl ein Prozess des denkenden Gehirns ist scheint an der Theologie vorbei zu gehen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Du unterteilst willkürlich in Geistiges und Materielles. Das ist falsch.
Das ist historisch-kritisch falsch, aber andersrum Voraussetzung dafür, dass man "versteht, was man liest".
Auch das ist nichts mehr als eine willkürliche Behauptung.

closs hat geschrieben:Aus dieser Nummer kommt man nur raus, wenn man sich strikt an die Vorgaben seiner Disziplin hält und - konkret - in der HKM ausschließlich rein sachlich beobachtet und beschreibt.
Der größte Irrtum der Theologen des 20/21. Jahrhunderts ist es, anzunehmen, der Geist sei etwas anderes als der Geist, den die Wissenschaft untersucht.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Rationalität hat mit Anthropozentrismus wenig zu tun. Rationalität Schlussfolgerung aus Erkenntnis.
Aber diese Erkenntnis ist doch anthropozentrisch - übrigens auch bei Theologen - aber die WISSEN es.
Irrtum. Sie wissen es nicht. Die Theologen glauben es zu wissen; das ist etwas ganz anderes.
Anthropozentrisch bedeutet, dass der Mensch sich selbst als den Mittelpunkt der weltlichen Realität versteht. (Wikipedia)

closs hat geschrieben:Während die moderne "Aufklärung" Erkenntnis durch das Ich als maßstäblich (anthropozentrisch) nimmt und meint, dies sei objektiv,
Du meinst es gibt keine Objektivität in der Wahrnehmung? :shock:

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Hiobs Sicht der Dinge ist dort sehr materiell.
Ähm - nein.
Doch. Selbst Gott sieht die Plagen Hiobs materiell, denn am Ende schenkt er Hiob materielle Güter um ihn zu trösten.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn sie aber die Grundlagen ihrer Forschung nicht hinterfrage (dürfen), arbeiten sie nun mal nicht wissenschaftlich, sondern nach dogmatischer Vorgabe.
Gerade sie hinterfragen die Grundlagen der Wissenschaft und kennen deshalb deren Setzungen.
Welche Setzungen?
Warum will es nicht in deinen Kopf hinein, dass Wissenschaft keine Setzungen braucht?

closs hat geschrieben:Kein Verständnis habe ich, wenn solche Studien nicht auf dem Lehrplan von geisteswissenschaftlich Tätigen stehen - denn dort wird es gebraucht.
Es gibt keine geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten in der Theologie, weil diese nicht ergebnisoffen forschen darf.
closs hat geschrieben:Würden angehende Theologen wissen, was kritisch-rationale Wissenschaft ist (und NICHT ist), würden nicht so viele von ihnen enttäuscht das Studium abbrechen.
Richtig. Das Studium der Theologie ist der kürzeste Weg, Atheist zu werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#318 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Hemul » Mi 31. Mai 2017, 02:37

Pluto hat geschrieben:Erst wenn wir in der Lage sind, Fakten von der Fantasie zu trennen, können wir Erkenntnisse sammeln und sie zu Wissen verarbeiten. Der Rest bleibt ein Wunschtraum. Man kann mit der Hermeneutik viel in den Raum stellen. Wissen wir das es aber erst, wenn es auch empirisch bestätigt werden kann. Und hier brauchen wir Fakten, nicht Wunschträume.
Obwohl Du gar nicht in der Lage bist bei der Dunklen Energie Fakten und Fantasie zu trennen-da noch gar nicht empirisch bestätigt ist was diese bisher unbekannte Kraft überhaupt ist posaunst Du aber frech dreist Deine diesbezgl. Wunschträume, dass auch die Dunkle Energie letztendlich den Kältetod stirbt lauthals vor Dir her. Magst Du uns sagen warum Du hier so vorlaut bist? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#319 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Mi 31. Mai 2017, 09:03

Hemul hat geschrieben:Obwohl Du gar nicht in der Lage bist bei der Dunklen Energie Fakten und Fantasie zu trennen-da noch gar nicht empirisch bestätigt ist was diese bisher unbekannte Kraft überhaupt ist posaunst Du aber frech dreist Deine diesbezgl. Wunschträume, dass auch die Dunkle Energie letztendlich den Kältetod stirbt lauthals vor Dir her.
Um das richtig zu verstehen, braucht es Intellekt.
Hemul hat geschrieben:Magst Du uns sagen warum Du hier so vorlaut bist? :roll:
Wozu Perlen vor die Säue werfen?
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#320 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mi 31. Mai 2017, 10:36

Pluto hat geschrieben:Du bist es dir eben gewohnt, zu setzen. In der Wissenschaft wird aber NICHTS gesetzt.
Wenn sie mal anfängt zu arbeiten, setzt sie nichts mehr - das ist richtig. - Aber das tut ein Kanoniker dann auch nicht mehr.

Im Grunde können wir das abkürzen mit der Antwort auf die Frage: Könnte Wissenschaft in Deinem Verständnis zum Ergebnis kommen, dass Jesus göttlich ist? - Die Antwort ist nein, weil die methodische Setzung des kR, sich nur mit Falsifizierbarem zu beschäftigen, ein Ergebnis ausschließt, das zwar historisch wahr, aber nicht falsifizierbar ist. - Und damit hast Du auch schon den (mehrfach dargelegten) Nachweis, dass die HKM nicht ergebnisoffen ist.

Der Unterschied zwischen uns: Dich stört das, mich nicht. - Mich stört es deshalb nicht, weil ich weiß, dass es keine Disziplin gibt, die setzungslos ist. - Trotzdem ist selbstverständlich die WIssenschaft im Rahmen ihres Setzungs-Korridors ergebnisoffen.

Pluto hat geschrieben:Erst wenn wir in der Lage sind, Fakten von der Fantasie zu trennen, können wir Erkenntnisse sammeln und sie zu Wissen verarbeiten.
Und was ist, wenn es Fakten gibt, die sich unserer diesbezüglichen Möglichkeiten entziehen?

Pluto hat geschrieben:Man kann mit der Hermeneutik viel in den Raum stellen. Wissen wird es aber erst, wenn es auch empirisch bestätigt werden kann.
Da sind wir beim alten Thema, ob man nur das Wissenschaft nennen sollten, was Voraussagen und experimentelle Prüfung beinhaltet. - Auch hier erneut: Nichts dagegen. - Allerdings bleiben da am Ende im wesentlichen nur noch die NAturwissenschaften übrig.

Pluto hat geschrieben:Dass Geist sich nicht, wie seit Jahrhunderten geglaubt nur transzendent erklären lässt, sondern sehr wohl ein Prozess des denkenden Gehirns ist scheint an der Theologie vorbei zu gehen.
Es geht nicht nur an der Theologie vorbei, sondern sogar ihr am Arsch vorbei. - Die lobenswerten biologischen Annäherungen an das Phänomen "Geist" haben qualitativ nichts mit dem zu tun, was in klassischer Philosophie, Kultur und Theologie als "Geist" verstanden wird.

Pluto hat geschrieben:Auch das ist nichts mehr als eine willkürliche Behauptung.
Aus Sicht des geistig Orientierten ist es das nicht, sondern notwendig.

Pluto hat geschrieben:Der größte Irrtum der Theologen des 20/21. Jahrhunderts ist es, anzunehmen, der Geist sei etwas anderes als der Geist, den die Wissenschaft untersucht.
Umgekehrt stimmt aus geistiger Sicht:
"Der größte Irrtum der Wissenschaft des 20/21. Jahrhunderts ist es, anzunehmen, der biblische Geist sei dasselbe wie der Geist, den die Wissenschaft untersucht".
Im Grunde triffst Du mit Deiner Feststellung und ich mit meinem Konter genau den entscheidenden Punkt.

Pluto hat geschrieben:Anthropozentrisch bedeutet, dass der Mensch sich selbst als den Mittelpunkt der weltlichen Realität versteht. (Wikipedia)
Es gibt verschiedene Ebenen, auf denen man das Wort "anthropozentrisch" ansetzen kann. - Mein Ansatz bezieht sich auf "Maßstäblichkeit für das, was der Fall ist" - und da ist "Deine" Fraktion streng anthropozentrisch.

Pluto hat geschrieben:Irrtum. Sie wissen es nicht. Die Theologen glauben es zu wissen; das ist etwas ganz anderes.
Richtig - aber anders, als Du denkst: Denn unter christlichen Gesichtspunkten "weiss" man, dass der Mensch nur unter Voraussetzungen wissen kann.

Pluto hat geschrieben:Du meinst es gibt keine Objektivität in der Wahrnehmung?
Es gibt Objektivität unter Bedingungen - setzt man, dass unsere Wahrnehmung koinzidiert mit dem Sein des Objekts, gibt es Objektivität. - Das gilt aber dann auch mit geistig-spiritueller Wahrnehmung.

Entscheidend ist: Man kann die Bedingungen, unter denen man etwas als "objektiv" bezeichnen kann, selbst nicht objektiv nachweisen - das ist, als wollte man sich als Münchhausen selber an den Haaren aus dem Sumpf ziehen.

Pluto hat geschrieben:Selbst Gott sieht die Plagen Hiobs materiell, denn am Ende schenkt er Hiob materielle Güter um ihn zu trösten.
Gott sieht die Plagen Hiobs NICHT materiell, aber er gibt ihm ganz am Ende seine weltlichen Güter zurück. - Und vor allem: Hiobs Probleme über das ganze Buch sind eben NICHT materiell, sondern geistig - er rechnet am wenigsten damit, dass das Ende gut ausgeht.

Pluto hat geschrieben:Warum will es nicht in deinen Kopf hinein, dass Wissenschaft keine Setzungen braucht?
Weil diese Annahme logisch falsch ist - s.o. - Sie stimmt nur dann, wenn man verspätet gedanklich einsteigt - und das ist die Schuld eines Kritische-Rationalismus, der sich nicht nur als MEthodik, sondern als Philosophie versteht. - Im Grunde hat der philosophische kR die Menschen geistig entmündigt.

Pluto hat geschrieben:Es gibt keine geisteswissenschaftlichen Tätigkeiten in der Theologie, weil diese nicht ergebnisoffen forschen darf.
Das "darf" die HKM auch nicht - sonst "dürfte" sie zum Ergebnis kommen, dass Jesus historisch auch göttlich sein könnte.

Pluto hat geschrieben:Das Studium der Theologie ist der kürzeste Weg, Atheist zu werden.
Unter entmündigender Anleitung des kR ist das in der Tat der zu erwartende Weg.

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