Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

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Münek
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#1101 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Münek » Di 23. Mai 2017, 21:33

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Hermeneutik ist keine Wundertüte...
Auch die Wunsch-Konstellation, dass es KEINE Wunder gibt, ist widdewitt.
Nö - NIEMAND wünscht sich, dass es KEINE Wunder gibt. Der Gläubige besteht allerdings darauf, DASS es Wunder gibt.

Klar geht das. Man muss es halt nur SETZEN... und schwupp... :lol:

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Münek
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#1102 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Münek » Di 23. Mai 2017, 22:51

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: dem Theologen Theißen traue ich bei der Textinterpretation solche unlauteren Kapriolen nicht zu
Herrschaft - kapierst Du nicht, dass Theißen in SEINER Hermeneutik interpretiert und WEISS, dass er nur so interpretiert?
Trotzdem käme er zu keinem anderen Ergebnis, weil er keinen Grund hätte, sämtliche Worte Jesu zum kommenden Gottesreich PLÖTZLICH - entgegen früherer Sichtweise - für unauthentisch zu halten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:warum sollte Jesus einigen seiner Jünger zusichern, dass sie das Kommen des richtenden Menschensohnes und des Reiches Gottes noch zu ihren Lebzeiten erleben werden
Hier ist zu prüfen:
Na - dann prüfe mal schön. Machst Du sowieso nicht. Musst Du auch nicht. Das haben die neutestamentlichen Exegeten schon längst erledigt - natürlich im Kontext mit all den anderen Aussagen Jesu zum nahen Gottesreich .

closs hat geschrieben:1) Was hat der Textverfasser verstanden? 2) Was hat Jesus gemeint?
Was der Evangelist verstanden hat, ist irrelevant. Jesus wird wohl das gemeint haben, was er seinen Jüngern gesagt hat. ;)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: der Aussageninhalt des Textes ist primär maßgeblich (der Text im Kontext spricht für sich)
Was "für sich spricht", ist doch gerade der "persönliche Verstehens-Ansatz des Lesers".
Ganz grober Fehler! Die INTENTION des Textverfassers ist primär maßgeblich. Der Leser muss sich fragen, was wollte der Autor zum Ausdruck bringen. Der subjektive Verstehens-Ansatz des Lesers ist bei der Textinterpretation drittrangig. Bei Deiner Auffassung ist
es kein Wunder, dass Du immer wieder in die EISEGESE-Falle tappst, weil Du glaubst, es besser zu wissen als der Bibelautor selbst.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Siehste - und deshalb bekommen die "christlichen Hermeneutiker" ("Kanoniker") mangels Wissenschaftlichkeit eben keinen Fuß in die Fakultäts-Hörsäle.
Du hast Dir hier eine eigene Welt aufgebaut. - Das fängt schon damit an, dass "Kanoniker" ein relativ neuer Begriff ist (wenn er auch Reaktivierung einer uralten Exegeseform ist) und unabhängig von der theologischen Sparte "Hermeneutik" existiert, die in der Theologie Pflicht ist. - Des weiteren: Die theologischen Vorlesungen werden selbstverständlich von Theologen gehalten - Dein Begriff " keinen Fuß in die Fakultäts-Hörsäle bringen" ist vollkommen neben der Welt.
Rede doch keinen Unsinn. An welcher theologischen Fakultät wird denn "kanonische Exegese" gelehrt?

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Glaubst Du wirklich, Jesus hat sich für ein präexistentes göttliches Wesen gehalten? Wenn ja - was geben zu dieser Frage die synoptischen Evangelientexte her?
Erstens, ja - zweitens, da guck ich jetzt ganz bestimmt nicht nach. - Spontan fällt mir ein (könnte aber Johannes sein): "Bevor Abraham wurde, bin ich". - Aber auch über diese Frage kannst Du Dich theologisch informieren.
Das könntest Du auch. Nur solltest Du nicht den Dorfpfarrer befragen; der steckt nicht so tief in der Materie drin, um die Frage kompetent beantworten zu können. Frage einen Theologieprofessor, der Exegese lehrt. Aber sei nicht konsterniert.

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#1103 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Di 23. Mai 2017, 23:03

Münek hat geschrieben:Etwas, was wissenschaftlich NICHT untersuchbar ist, kann logischerweise nicht untersucht werden.
Stimmt - das ist aber eine andere Aussage als meine.

Münek hat geschrieben:Ein Ausschluss von der Realität ist damit allerdings nicht verbunden.
Wie jetzt? - Kann jetzt die historische Möglichkeit "Jesus = göttlich" untersucht werden oder nicht? - Und wenn ja, von wem?

Münek hat geschrieben: Trotz dieses Unvermögens erklärt aber die Katholische Kirche die Göttlichkeit des Nazareners für eine absolute, unhinterfragbare, ewig gültige Wahrheit.
Als eine SETZUNG: "Wir setzen, dass Jesus auch göttlich war". - Die HKM sagt: "Wir untersuchen, dass Jesus nur menschlich war, können also Jesus nicht untersuchen, falls er historisch göttlich war". - Die christlichen Exegesen sagen: "Wir untersuchen, als sei er auch göttlich". - In beiden Fällen wird nicht die Setzung "nachgewiesen", sondern auf ihrer Basis wird wissenschaftlich untersucht.

Münek hat geschrieben:Nein - siehe oben.
Ja - siehe oben. - Das hat nichts mit theologischen Fragen zu tun, sondern ist einzig eine Frage der intellektuellen Redlichkeit.

Münek hat geschrieben:Es ging mir nur darum, Deiner irrigen Behauptung begründet zu widersprechen, SETZUNGEN SEIEN UNVERMEIDBAR.
Sind sie aber nicht. :lol: - Eine ausschließlich logische Sache.

Münek hat geschrieben:Na also. Geht doch.
Wieso "geht doch"? - Dass ist Grundlage der christlichen Theologie. :o

Münek hat geschrieben:In der Tat drückst DU es so aus - die Wissenschaft hingegen nicht.
Nicht DIE Wissenschaft tut es nicht, sondern die HKM als EINE hermeneutische Perspektive der Wissenschaft.

Münek hat geschrieben:Na siehste. Geht doch.
Auch hier: Du bestätigst eine Aussage, die ich seit Jahren (oft erfolglos) tätige, und sagst dann zu MIR: "Geht doch". - Was soll das?

Münek hat geschrieben:Der Gläubige besteht allerdings darauf, DASS es Wunder gibt.
Die HKM besteht darauf, dass es KEINE Wunder gibt - beides sind Setzungen. - Der Unterschied: Die Theologie bekennt sich zu ihren Setzungen, bevor sie wissenschaftlich arbeitet - manche Vertreter der HKM tun dies offenbar NICHT.

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#1104 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Di 23. Mai 2017, 23:17

Münek hat geschrieben:Trotzdem käme er zu keinem anderen Ergebnis, weil er keinen Grund hätte, sämtliche Worte Jesu zum kommenden Gottesreich PLÖTZLICH - entgegen früherer Sichtweise - für unauthentisch zu halten.
Er würde sie anders bewerten, weil er dann andere Bewertungsgrundlagen hätte. - Natürlich würde er in vielen Fällen zu ganz anderen interpretativen ERgebnissen kommen.

Wenn es um reine Sachfragen ginge wie "Von wann stammt dieser Text?/Wie hat man damals im Volk gedacht/etc" würde er dagegen zum selben Ergebnis kommen, weil er sich bei SOLCHEN Fragen auf die HKM verlassen würde.

Münek hat geschrieben:Was der Evangelist verstanden hat, ist irrelevant.
Das ist entscheidend, weil er das aufgeschrieben hat. - Was denn sonst?

Münek hat geschrieben:Ganz grober Fehler! Die INTENTION des Textverfassers ist primär maßgeblich. Der Leser muss sich fragen, was wollte der Autor zum Ausdruck bringen. Der subjektive Verstehens-Ansatz des Lesers ist bei der Textinterpretation drittrangig. Bei Deiner Auffassung ist
es kein Wunder, dass Du immer wieder in die EISEGESE-Falle tappst, weil Du glaubst, es besser zu wissen als der Bibelautor selbst.
Sehr naiv - selbstverständlich spielt der Verstehens-Ansatz des Lesers eine große Rolle, weil hinter diesem Leser-Asatz weltanschaulicher Glaube steht. - Konkret:

Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" (= Faktum aus heutiger Sicht) ist astreine Folge eines weltanschaulich geprägten Verstehens-Ansatz des Lesers. - Würde die Aussage lauten "Jesus hatte eine Naherwartung aus Sicht des Volkes oder eines bestimmten Textverfassers", hättest Du recht.

Münek hat geschrieben:An welcher theologischen Fakultät wird denn "kanonische Exegese" gelehrt?
An wenigen, soweit mir bekannt ist (mir ist mal Eichstätt und Münster in die Finger gekommen). Im wesentlichen werden die interpretativen Aussagen (außer in der HKM) in Christlicher Hermeneutik gemacht = "Christliche Hermeneutik" - wik:

"Hermeneutik (griech. hermÄ“neuein, erklären, auslegen, übersetzen) bezeichnet die Methode des Verstehens und Auslegens von Werken. Die Christliche Hermeneutik beschäftigt sich zentral mit der Bibelexegese, der Auslegung biblischer Texte".

Münek hat geschrieben:Frage einen Theologieprofessor, der Exegese lehrt.
Ein historisch-kritischer Exeget ist da die falsche Adresse - meine Ansprechpartner sind für solche Fragen Christliche Hermeneutiker. - Denn sie wissen exegetisch, was die HKM-ler wissen, und interpretieren unter nicht-materialistischen Gesichtspunkten.

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#1105 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Münek » Mi 24. Mai 2017, 00:37

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Etwas, was wissenschaftlich NICHT untersuchbar ist, kann logischerweise nicht untersucht werden.
Stimmt - das ist aber eine andere Aussage als meine.
Nee nee. Du hast in Bezug auf die HKM geschrieben: "Wir untersuchen nur das, was nachweisbar ist".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ein Ausschluss von der Realität ist damit allerdings nicht verbunden.
Wie jetzt? - Kann jetzt die historische Möglichkeit "Jesus = göttlich" untersucht werden oder nicht? - Und wenn ja, von wem?
Wie sollte das gehen? Das kann selbst der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Trotz dieses Unvermögens erklärt aber die Katholische Kirche die Göttlichkeit des Nazareners für eine absolute, unhinterfragbare, ewig gültige Wahrheit.
Als eine SETZUNG: "Wir setzen, dass Jesus auch göttlich war".
Es ist NIEMANDEN möglich festzustellen, ob der historische Jesu ein göttliches Wesen war. Weder Kirche noch Wissenschaft. Wegen dieser Unmöglichkeit ist es logischerweise nicht möglich, Jesu Göttlichkeit als absolute unhinterfragbare ewig gültige Wahrheit zu postulieren. Ein gewisser Größenwahn der Kirche ist unverkennbar.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - siehe oben.
Ja - siehe oben. - Das hat nichts mit theologischen Fragen zu tun, sondern ist einzig eine Frage der intellektuellen Redlichkeit.
Ja ja - die intellektuelle Redlichkeit. Wie oft schon musste ich hier auf die Einhaltung dieses ethischen Gebotes hinweisen?!

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ging mir nur darum, Deiner irrigen Behauptung begründet zu widersprechen, SETZUNGEN SEIEN UNVERMEIDBAR.
Sind sie aber nicht. :lol: - Eine ausschließlich logische Sache.
Ganz bestimmt nicht. Deine Annahme ist falsch. Niemand ist gezwungen, etwas zu setzen. NIEMAND.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:In der Tat drückst DU es so aus - die Wissenschaft hingegen nicht.
Nicht DIE Wissenschaft tut es nicht, sondern die HKM als EINE hermeneutische Perspektive der Wissenschaft.
Die historisch-kritische Exegese IST eine wissenschaftliche Diziplin. Deine Unterstellungen sind hanebüchen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Na siehste. Geht doch.
Auch hier: Du bestätigst eine Aussage, die ich seit Jahren (oft erfolglos) tätige, und sagst dann zu MIR: "Geht doch". - Was soll das?
Wenn die Kirche setzt, Gott ist existent und diese Setzung zur absoluten Wahrheit erklärt, dann ist meine Kritik mehr als berechtigt, dass man mit Setzungen keine Realitäten schaffen kann.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Gläubige besteht allerdings darauf, DASS es Wunder gibt.
Die HKM besteht darauf, dass es KEINE Wunder gibt - beides sind Setzungen. - Der Unterschied: Die Theologie bekennt sich zu ihren Setzungen, bevor sie wissenschaftlich arbeitet - manche Vertreter der HKM tun dies offenbar NICHT.
Die HKM "besteht nicht" darauf, dass es keine Wunder gibt. Eine solche Äußerung wirst Du nie aus dem Munde eines seriösen Exegeten vernehmen.

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#1106 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Münek » Mi 24. Mai 2017, 01:14

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Trotzdem käme er zu keinem anderen Ergebnis, weil er keinen Grund hätte, sämtliche Worte Jesu zum kommenden Gottesreich PLÖTZLICH - entgegen früherer Sichtweise - für unauthentisch zu halten.
Er würde sie anders bewerten, weil er dann andere Bewertungsgrundlagen hätte. - Natürlich würde er in vielen Fällen zu ganz anderen interpretativen ERgebnissen kommen.
Nee - nach der Quellenlage ganz bestimmt nicht. Er würde sich vielleicht wundern, wieso ein "Sohn Gottes" sich so eklatant irren konnte.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was der Evangelist verstanden hat, ist irrelevant.
Das ist entscheidend, weil er das aufgeschrieben hat. - Was denn sonst?
Entscheidend ist allein, was Jesus gesagt hat. Was die Botschaft Jesu zum nahen Gottesreich betrifft, geht die neutestamentliche Forschung davon aus, dass Jesu überlieferten Worte und Aussagen authentisch sind - und keine falschverstandenen Rezeptionen der Evangelisten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ganz grober Fehler! Die INTENTION des Textverfassers ist primär maßgeblich. Der Leser muss sich fragen, was wollte der Autor zum Ausdruck bringen. Der subjektive Verstehens-Ansatz des Lesers ist bei der Textinterpretation drittrangig.
Sehr naiv - selbstverständlich spielt der Verstehens-Ansatz des Lesers eine große Rolle, weil hinter diesem Leser-Asatz weltanschaulicher Glaube steht.
Ja e-ben. Du scheinst wirklich keine Ahnung zu haben. Was hat der weltanschauliche Glaube des Lesers mit der Intention des Verfassers zu tun, um die es schließlich allein geht?

closs hat geschrieben:Konkret: Die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" (= Faktum aus heutiger Sicht) ist astreine Folge eines weltanschaulich geprägten Verstehens-Ansatz des Lesers. - Würde die Aussage lauten "Jesus hatte eine Naherwartung aus Sicht des Volkes oder eines bestimmten Textverfassers", hättest Du recht.
Es spricht aber nach Jesu Aussagen nahezu alles dafür, dass er tatsächlich damit rechnete, dass noch innerhalb seiner Generation Gott seine Herrschaft auf Erden antreten wird. Er redete ja von fast nichts anderem.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:An welcher theologischen Fakultät wird denn "kanonische Exegese" gelehrt?
An wenigen, soweit mir bekannt ist (mir ist mal Eichstätt und Münster in die Finger gekommen).
Na also - mehr wollte ich eigentlich nicht zum Ausdruck bringen. Und Münster und Eichstätt fallen höchstwahrscheinlich auch aus.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Frage einen Theologieprofessor, der Exegese lehrt.
Ein historisch-kritischer Exeget ist da die falsche Adresse - meine Ansprechpartner sind für solche Fragen Christliche Hermeneutiker. - Denn sie wissen exegetisch, was die HKM-ler wissen, und interpretieren unter nicht-materialistischen Gesichtspunkten.
Könnte es sein, dass sich der historische Jesus nach seinem Selbstverständnis überhaupt nicht als leiblicher präexistenter "Sohn Gottes" betrachtet hat? Hier ist die historisch-kritische Wissenschaft gefragt. Ich mache mich mal schlau.
Zuletzt geändert von Münek am Mi 24. Mai 2017, 01:17, insgesamt 1-mal geändert.

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#1107 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Mi 24. Mai 2017, 01:15

Münek hat geschrieben:Du hast in Bezug auf die HKM geschrieben: "Wir untersuchen nur das, was nachweisbar ist".
Richtig - die Theologie sagt "Wir untersuchen das, was wissenschaftlich untersuchbar ist, selbst wenn es nicht nachweisbar ist". - Das ist eine andere Aussage.

Münek hat geschrieben:Wie sollte das gehen? Das kann selbst der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nicht.
GLEICHZEITIG sagst Du, bei Deiner Version würde es KEINEN Ausschluss von Realität geben. - Du sagst also, dass nur das Realität sein kann, was vom Menschen nachweisbar untersuchbar ist. - Anthropozentrismus pur.

Davon abgesehen: Selbstverständlich kann Jesus als göttliche Person untersucht werden: "Was haben seine Aussagen zu bedeuten, wenn er göttlich war?".

Münek hat geschrieben:Wie oft schon musste ich hier auf die Einhaltung dieses ethischen Gebotes hinweisen?!
Nach meiner Erinnerung nie zu Recht, sondern immer weltanschaulich begründet.

Münek hat geschrieben:Es ist NIEMANDEN möglich festzustellen, ob der historische Jesu ein göttliches Wesen war.
Deswegen setzt man es doch (wozu man selbstverständlich philosophische/theologische Gründe hat) - genauso wie die HKM nie feststellen kann, dass Jesus nur Mensch war - man setzt es methodisch.

Im übrigen ist es NICHT Aufgabe von Wissenschaft, nicht-falsifizierbare Setzungen zu untersuchen - es ist ihre Aufgabe, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. - Das ist etwas ganz anderes.

Münek hat geschrieben: Niemand ist gezwungen, etwas zu setzen. NIEMAND.
Wir sprechen hier von HKM und christlichen Exegesen - und ALLE setzen etwas - offensichtlich sogar freiwillig.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese IST eine wissenschaftliche Diziplin.
Natürlich ist sie das - wer zweifelt daran?

Münek hat geschrieben: Deine Unterstellungen sind hanebüchen.
Die hermeneutische Position einer wissenschaftlichen Methodik zu beschreiben, ist keine "Unterschellung". - Ich weiß nicht, worauf Du raus willst.

Münek hat geschrieben:Wenn die Kirche setzt, Gott ist existent und diese Setzung zur absoluten Wahrheit erklärt, dann ist meine Kritik mehr als berechtigt, dass man mit Setzungen keine Realitäten schaffen kann.
Du schmeißt jetzt wieder alles Mögliche munter durcheinander:

1) Selbstverständlich schafft die Glaubensentscheidung "Jesus=göttlich" keine Realität - denn entweder Jesus IST göttlich oder nur Mensch.
2) Dasselbe gilt für die methodische Entscheidung "Jesus=nur Mensch" - denn entweder Jesus IST göttlich oder nur Mensch.

Diese jeweiligen Setzungen haben nicht die Funktion, Realität zu schaffen, sondern als beste geglaubte hermeneutische Position zu dienen - im Sinne von: "Wir glauben, dass wir (mit unserer jeweiligen Setzung) am besten aufgestellt sind, den wirklichen Jesus zu verstehen". -Basteln kann sich Jesus keine der beiden Seiten - der ist sein fast 2000 Jahren tot (und auferstanden) - da lässt sich rückwirkend nichts mehr ändern.

Münek hat geschrieben:Die HKM "besteht nicht" darauf, dass es keine Wunder gibt. Eine solche Äußerung wirst Du nie aus dem Munde eines seriösen Exegeten vernehmen.
Aha - dann gilt das mit den historischen Wirkungszusammenhängen DOCH nicht? - Bultmann ist NICHT seriös?

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#1108 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Mi 24. Mai 2017, 01:38

Münek hat geschrieben:Nee - nach der Quellenlage ganz bestimmt nicht.
Doch - es geht hier ausschließlich um Interpretation. - Oder meinst Du, die HKM-ler haben Quellen, die die Theologen nicht haben?

Münek hat geschrieben:Entscheidend ist allein, was Jesus gesagt hat.
Jetzt bist Du mit einem großen Schritt bei der christlichen Exegese/Hermeneutik angekommen - genauso ist es. - Der nächste Schritt: Was hat Jesus (und nur Jesus - nicht sein Umfeld) damit gemeint. - Der übernächste Schritt: Welche Aussagen gibt es, die quellentechnisch nicht eindeutig Jesus zugeordnet werden können UND mit Jesus Denken und Meinen übereinstimmen?

Münek hat geschrieben:Was hat der weltanschauliche Glaube des Lesers mit der Intention des Verfassers zu tun?.
Manchmal viel, manchmal wenig. - Es gibt drei Instanzen: - Was meint
1) Jesus
2) der Textverfasser
3) die Interpretation des Lesers

Münek hat geschrieben:Es spricht aber nach Jesu Aussagen nahezu alles dafür, dass er tatsächlich damit rechnete, dass noch innerhalb seiner Generation Gott seine Herrschaft auf Erden antreten wird.
Das ist prinzipiell nicht auszuschließen. - Aber im Grunde meinst Du: "Es spricht nach unserer (methodischen) Interpretation des Textverfassers nahezu alles dafür, dass ..."

Münek hat geschrieben:Er redete ja von fast nichts anderem.
Stimmt - weil es seine Kernbotschaft ist. - WAS aber damit von ihm gemeint ist, ist vom methodischen Ansatz (HKM oder christliche Hermeneutik) definiert. - Für einen HKM-ler ist die Antwort genauso klar wie für einen Christlichen Hermeneutiker - aber diese Antwort ist extrem unterschiedlich, weil die Textinterpretation auf vollkommen unterschiedlichen weltanschaulichen Säulen steht - und diese Säulen sind Säulen des Lesers/Wissenschaftlers.

Etwas anderes wäre es, wenn die Frage lautete "Was dachte das Volk?" (eine klassische HKM-Frage, die von der HKM bestens beantwortbar ist). - Aber hier geht es um die Frage "Was dachte Jesus?". - Unter HKM-Setzungen besteht kein Unterschied zwischen Volk und Jesus - bei theologischen Setzungen besteht ein großer Unterschied - also wieder eine Entscheidung nicht auf Ebene des Textes, sondern dessen Interpretation/des Lesers.

Münek hat geschrieben: mehr wollte ich eigentlich nicht zum Ausdruck bringen.
Das nützt aber nichts, weil den Part, den Du der Exegese zusprichst, in der Theologie im wesentlichen der Christlichen Hermeneutik zugesprochen wird. - Meines Wissens wird "Exegese" innerhalb als reine Sach-Disziplin verstanden - weshalb man bei hermeneutischen/interpretativen Aussagen wie "Jesus hatte eine Naherwartung" erst gar nicht hinhört.

Münek hat geschrieben:Könnte es sein, dass sich der historische Jesus nach seinem Selbstverständnis überhaupt nicht als leiblicher präexistenter "Sohn Gottes" betrachtet hat?
Möglich - dann wäre der Glaubensentscheid Ratzingers falsch und die methodische Setzung der HKM richtig - aber wir wissen es halt nicht. - Deswegen heißt es doch "Glaube".

Münek hat geschrieben:Hier ist die historisch-kritische Wissenschaft gefragt.
Falsche Adresse, weil auch da eine Hermeneutik, also Präsjudizierung vorliegt. - Da geht das weltanschauliche Gezerrre nur weiter.

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#1109 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von Münek » Mi 24. Mai 2017, 02:10

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du hast in Bezug auf die HKM geschrieben: "Wir untersuchen nur das, was nachweisbar ist".
Richtig - die Theologie sagt "Wir untersuchen das, was wissenschaftlich untersuchbar ist, selbst wenn es nicht nachweisbar ist".
Die Existenz geglaubter transzendenter Wesen ist wissenschaftlich nicht untersuchbar.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie sollte das gehen? Das kann selbst der Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nicht.
GLEICHZEITIG sagst Du, bei Deiner Version würde es KEINEN Ausschluss von Realität geben.
Wenn jemand die Existenz transzendenter Wesen behauptet, geht Wissenschaft nicht hin und schließt eine solche Existenz aus. Sie äußert sich nicht zu solchen Behauptungen.

closs hat geschrieben:Du sagst also, dass nur das Realität sein kann, was vom Menschen nachweisbar untersuchbar ist. - Anthropozentrismus pur.
Was soll eine solche Unterstellung? So etwas würde ich nie behaupten.

closs hat geschrieben:Davon abgesehen: Selbstverständlich kann Jesus als göttliche Person untersucht werden: "Was haben seine Aussagen zu bedeuten, wenn er göttlich war?".
Man kann jeden Blödsinn untersuchen, den man vorher gesetzt hat. Kein Problem.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie oft schon musste ich hier auf die Einhaltung dieses ethischen Gebotes hinweisen?!
Nach meiner Erinnerung nie zu Recht, sondern immer weltanschaulich begründet.
Das entspricht nun wirklich nicht der Wahrheit. Ich habe nur dann auf die Einhaltung der Gebots der intellektuellen Redlichkeit hingewiesen, wenn Gläubige um des Glaubens willen Tatsachen, die gegen ihren Glauben sprechen, ausblendeten, wegdrückten,
nicht zur Kenntnis nahmen, ignorierten, verdrängten.


Nur in diesen Fällen habe ich den Finger in die Wunde gelegt und von Selbsttäuschung und sich in die Tasche lügen gesprochen. Das hat
mit Weltanschauung natürlich nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es ist NIEMANDEN möglich festzustellen, ob der historische Jesu ein göttliches Wesen war.
Deswegen setzt man es doch.
Ach deshalb? Aha. Na dann... :roll:

closs hat geschrieben:Im übrigen ist es NICHT Aufgabe von Wissenschaft, nicht-falsifizierbare Setzungen zu untersuchen.
Bekanntlich untersucht die Bibelwissenschaft nicht den Wahrheitsgehalt der kirchlichen Dogmen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Niemand ist gezwungen, etwas zu setzen. NIEMAND.
Wir sprechen hier von HKM und christlichen Exegesen - und ALLE setzen etwas - offensichtlich sogar freiwillig.
Nur zur Klarstellung. Deine irrige Behauptung war, SETZUNGEN SEIEN UNVERMEIDLICH.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn die Kirche setzt, Gott ist existent und diese Setzung zur absoluten Wahrheit erklärt, dann ist meine Kritik mehr als berechtigt, dass man mit Setzungen keine Realitäten schaffen kann.
Du schmeißt jetzt wieder alles Mögliche munter durcheinander:
Ich werfe nichts durcheinander.

closs hat geschrieben:Selbstverständlich schafft die Glaubensentscheidung "Jesus=göttlich" keine Realität - denn entweder Jesus IST göttlich oder nur Mensch.
Für die RKK existiert diese Alternative nicht. Darum erklärt sie ja ihre Dogmen zu absoluten Wahrheiten und damit selbstverständlich zu Realitäten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die HKM "besteht nicht" darauf, dass es keine Wunder gibt. Eine solche Äußerung wirst Du nie aus dem Munde eines seriösen Exegeten vernehmen.
Aha - dann gilt das mit den historischen Wirkungszusammenhängen DOCH nicht? - Bultmann ist NICHT seriös?
Bultmann scheint in der Tat die Historizität der biblisch überlieferten Wundererzählungen auszuschließen.

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#1110 Re: Unser aller gemeinsamer Ururur...opa.

Beitrag von closs » Mi 24. Mai 2017, 09:00

Münek hat geschrieben:Die Existenz geglaubter transzendenter Wesen ist wissenschaftlich nicht untersuchbar.
Richtig - aber man kann das Rumedum wissenschaftlich untersuchen - hier: Die Bibel. - Und zwar unter dem Aspekt: Wie kommen wir einer philosophisch/theologisch naheliegenden Realität namens "Gott"/"Jesus=göttlich" über wissenschaftlich Untersuchbares näher?

Münek hat geschrieben:Wenn jemand die Existenz transzendenter Wesen behauptet, geht Wissenschaft nicht hin und schließt eine solche Existenz aus.
De facto schon - denn sonst würde sie als ergebnisoffene Disziplin untersuchen, was die Bibel bedeutet, wenn Jesus=göttlich. - Und das tut die Wissenschaft auch, allerdings nicht die historisch-kritische Wissenschaft.

Münek hat geschrieben:Was soll eine solche Unterstellung? So etwas würde ich nie behaupten.
OK - dann aber umgekehrt: Es gibt Realität, die wissenschaftlich nicht untersuchbar ist.

Münek hat geschrieben:Man kann jeden Blödsinn untersuchen, den man vorher gesetzt hat.
Stimmt - das liegt am Einzelnen, wie er mit seiner Zeit umgehen will. - Aber die Grundlage der Bibel "Es gibt Gott/Jesus ist göttlich" ist doch kein Blödsinn, wenn man die Bibel untersuchen will.

Münek hat geschrieben:. Ich habe nur dann auf die Einhaltung der Gebots der intellektuellen Redlichkeit hingewiesen, wenn Gläubige um des Glaubens willen Tatsachen, die gegen ihren Glauben sprechen, ausblendeten, wegdrückten, nicht zur Kenntnis nahmen, ignorierten, verdrängten.
Da siehst Du Dich sehr durch die rosarote Brille. - Glaub mir: Weltanschauliche Eingebundenheit hat eine große Eigendynamik.

Münek hat geschrieben:Bekanntlich untersucht die Bibelwissenschaft nicht den Wahrheitsgehalt der kirchlichen Dogmen.
Naja - die systematisch-theologischen Wissenschaften tun das schon, weil Dogmen immer wieder neu verstanden werden müssen, um interpretativ den Zeiten angepasst werden zu können. - Die historisch-kritischen Wissenschaften tun das natürlich nicht - und übrigens: Sie untersuchen auch nicht die eigenen Setzungen/"Dogmen", sondern arbeiten auf deren Basis.

Münek hat geschrieben:Deine irrige Behauptung war, SETZUNGEN SEIEN UNVERMEIDLICH.
In den Wissenschaften ist das nach wie vor so - nachweisbar.

Münek hat geschrieben:Für die RKK existiert diese Alternative nicht.
Für die HKM gilt methodisch die andere Alternative nicht. - Und jetzt?

Münek hat geschrieben:Darum erklärt sie ja ihre Dogmen zu absoluten Wahrheiten und damit selbstverständlich zu Realitäten.
Das ist richtig - aber immer unter dem Vorbehalt des Glaubensentscheids: "Wenn unsere hiermit erkenntlich gemachte Setzung 'Es gibt Gott/Jesus ist göttlich' richtig ist, DANN ist folgendes .... eine Realität".

Dieses "Wenn-dann" spart sich bspw. Bultmann, wenn er quasi als Faktum propagiert, dass es keine Wunder geben kann, aber gleichzeitig meint, seine Disziplin sei universal ergebnisoffen.

Er hat also beides: Setzungsfreien wissenschaftlich-universalen ERgebnisoffenheits-Anspruch UND gleichzeitig dogmatischen Anspruch. - Die Theologie dagegen behauptet gar nicht erst fälschlich, keine Setzungen zu haben und besteht nur auf ERgebnisoffenheits-Anspruch INNERHALB ihres Setzungs-Korridors. - Also de facto dasselbe wie bei der HKM, nur dass diese nicht erkennt bzw. nicht wahrhaben will.

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