Mainstream-Medien vs. YouTube-User

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Halman
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#1 Mainstream-Medien vs. YouTube-User

Beitrag von Halman » Mi 17. Mai 2017, 18:06

:wave: liebe User-Gemeinde,

vor einiger Zeit hatte ich doch meinen Thread über Sophismen und logische Fehlschlüsse mit einem YouTube-Video von "Der Doktorant" eröffnet. Der Doktorant kritisiert u. a. den öffentlich-rechtlichen YouTube-Kanal Jäger & Sammler und da ist es offenbar zu einem regelrechten Konflikt zwischen der öffentlich-rechtlichen Seite und einigen YouTubern gekommen. Im nachfolgend verlinkten Video erzählt Der Doktorant die Geschichte.


Was haltet ihr davon?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#2 Re: Mainstream-Medien vs. YouTube-User

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 19:48

Halman hat geschrieben:Was haltet ihr davon?
Nicht so arg viel. - Da stört schon mal, dass der gute Mann "Dokorant" mit "t" schreibt - das Ding heißt "Doktorand" mit "d". - Viel mehr stört sein wasserfallartiges Gerede. - Insgesamt habe ich den Eindruck, dass hier eine gegenseitge Unterhaltungs-Platform geschaffen wurde.

In Bezug auf den Deinen Bezug auf "Sophismen und logische Fehlschlüsse" wäre zu sagen: Es ist geradezu üblich, den anderen falsch zu verstehen - dazu muss man nur mal eine x-beliebige Talkshow angucken und übrigens auch x-beliebige Medien (Ausnahmen gibt es immer). - Wir könnten dazu ein Rollen-Spiel spielen: Halman sagt, dass er sich Sorgen in Bezug auf die Integrationsfähigkeit von Muslimen macht. - Closs antwortet ihm, dass er aus dem Holocaust nichts gelernt habe. - Die Leute klatschen Closs zu - so einfach ist das heute.

Dasselbe gilt auch beim Zitieren von "wissenschaftlich geprüften Aussagen": Man findet für jede Meinung einen Wissenschafts-Vertreter, den man für die eigene Sache einspannen kann: Dieser Wissenschaftler
a) ist entweder wirklich nah an der Wahrheit,
b) oder selbst ein Opfer seiner eigenen Hermeneutik,
c) oder wird entstellend zitiert, weil der Kontext nicht beachtet wird.

Kommt ständig vor - das Problem: Man kann a), b) und c) als Empfänger nicht unterscheiden - zumindestens auf Anhieb nicht. - Die Lösung aus meiner Sicht wäre, dass sich eine echte Wissenschaftselite (im positivien Sinne des Wortes) herausbildet, die verschiedene Hermeneutiken beleuchtet und am Ende die eigene Privatmeinung zu erkennen gibt. - Solche Leute gibt es, aber viel zu wenige - jedenfalls spielen sie in der öffentlichen Meinungs-Bildung so gut wie keine Rolle.

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Halman
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#3 Re: Mainstream-Medien vs. YouTube-User

Beitrag von Halman » Mi 17. Mai 2017, 22:23

closs hat geschrieben:In Bezug auf den Deinen Bezug auf "Sophismen und logische Fehlschlüsse" wäre zu sagen: Es ist geradezu üblich, den anderen falsch zu verstehen - dazu muss man nur mal eine x-beliebige Talkshow angucken und übrigens auch x-beliebige Medien (Ausnahmen gibt es immer). - Wir könnten dazu ein Rollen-Spiel spielen: Halman sagt, dass er sich Sorgen in Bezug auf die Integrationsfähigkeit von Muslimen macht. - Closs antwortet ihm, dass er aus dem Holocaust nichts gelernt habe. - Die Leute klatschen Closs zu - so einfach ist das heute.
Ja, so funktioniert die Brunnenvergiftung (poisoning the well). Der Dokorant hat meiner Meinung nach recht, wenn er kritisiert, dass genau diese Strategie des argumentum ad hominem gegen ihn angewandt wurde.

closs hat geschrieben:Dasselbe gilt auch beim Zitieren von "wissenschaftlich geprüften Aussagen": Man findet für jede Meinung einen Wissenschafts-Vertreter, den man für die eigene Sache einspannen kann: Dieser Wissenschaftler
a) ist entweder wirklich nah an der Wahrheit,
b) oder selbst ein Opfer seiner eigenen Hermeneutik,
c) oder wird entstellend zitiert, weil der Kontext nicht beachtet wird.
d) oder er vertritt die Interessen seines Geldgebers.

closs hat geschrieben:Kommt ständig vor - das Problem: Man kann a), b) und c) als Empfänger nicht unterscheiden - zumindestens auf Anhieb nicht. - Die Lösung aus meiner Sicht wäre, dass sich eine echte Wissenschaftselite (im positivien Sinne des Wortes) herausbildet, die verschiedene Hermeneutiken beleuchtet und am Ende die eigene Privatmeinung zu erkennen gibt. - Solche Leute gibt es, aber viel zu wenige - jedenfalls spielen sie in der öffentlichen Meinungs-Bildung so gut wie keine Rolle.
Der Dokorant ist nach meinen Informationen Biologe, also ein Naturwissenschaftler.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Münek
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#4 Re: Mainstream-Medien vs. YouTube-User

Beitrag von Münek » Mi 17. Mai 2017, 22:23

closs hat geschrieben:Dasselbe gilt auch beim Zitieren von "wissenschaftlich geprüften Aussagen": Man findet für jede Meinung einen Wissenschafts-Vertreter, den man für die eigene Sache einspannen kann: Dieser Wissenschaftler
a) ist entweder wirklich nah an der Wahrheit,
Man sollte davon ausgehen dürfen, dass er nahe an der Wahrheit ist, wenn ihm aus dem wissenschaftlichen Lager (!) nicht ernsthaft widersprochen wird, d.h. wenn ein Konsens unter den Experten zum Thema/zur Frage besteht.

closs hat geschrieben:b) oder selbst ein Opfer seiner eigenen Hermeneutik,
Sagen wir genauer: Opfer seiner persönlichen Setzung. Kommt eher selten vor, z.B. bei Pseudowissenschaften, die sich gern einen wissenschaftlichen Anstrich geben, obwohl bei genauerem Hinsehen nur blinder Glaube vorliegt.

closs hat geschrieben:c) oder wird entstellend zitiert, weil der Kontext nicht beachtet wird.
Wenn man dies mit Vorsatz macht, wäre es in der Tat ein Verstoß gegen das ethische Gebot der "intellektuellen Redlichkeit".

closs
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#5 Re: Mainstream-Medien vs. YouTube-User

Beitrag von closs » Mi 17. Mai 2017, 22:40

Halman hat geschrieben: Der Dokorant hat meiner Meinung nach recht, wenn er kritisiert, dass genau diese Strategie des argumentum ad hominem gegen ihn angewandt wurde.
In diesem Punkt hat er recht - das ist noch eins oben drauf.

Halman hat geschrieben:d) oder er vertritt die Interessen seines Geldgebers.
Das passiert eher unabsichtlich, sondern vielmehr aus dem Missverständnis, eine wissenschaftliche Antwort auf eine hermeneutik-getränkte Art der Fragestellung und deren Definitionen als "wahr" misszuverstehen. - Das hat eher etwas mit philosophischer Unbildung vieler Wissenschaftler zu tun.

Halman hat geschrieben:Der Dokorant ist nach meinen Informationen Biologe, also ein Naturwissenschaftler.
Das ist zu wenig, um verschiedene wissenschafts-hermeneutische Ansätze in ihrer Konsequenz zu analysieren.

Münek hat geschrieben: wenn ein Konsens unter den Experten zum Thema/zur Frage besteht.
Das kommt drauf an, wie eng man die Konsens-Gruppe definiert - s.o.

Münek hat geschrieben:Sagen wir genauer: Opfer seiner persönlichen Setzung. Kommt eher selten vor
INNERHALB der Wissenschaft kommt es eigentlich nie vor - da schauen Wissenschaftler schon drauf. - Das Problem ist der jeweils konkrete wissenschafts-hermeneutische Ansatz VOR der wissenschaftlichen Arbeit mit seinen versteckten "Regelungen".

Münek hat geschrieben:Wenn man dies mit Vorsatz macht, wäre es in der Tat ein Verstoß gegen das ethische Gebot der "intellektuellen Redlichkeit".
Auch hier: Das sind eher selten absichtliche Vorgänge (also kein bewusster Vorsatz), sondern Pro-Domo-Vorgänge: Man sucht etwas, was passt, und zitiert es.

Generell läuft es in der Tat eher auf ein fehlendes "Studium Generale" in Sachen Philosophie hinaus - es scheint, als würden Wissenschaftler oft voll in ihrem Fach aufgehen, ohne die Grundlagen von Wissenschaft verstanden zu haben. - Frage mal 100 Wissenschaftler nach dem Unterschied zwischen "methodischem Kritischen-Rationalismus" und "philosophischem/weltanschaulichen Kritischen Rationalismus" ..... wenn bei 10% eine anspruchsvolle Antwort käme, wäre ich schon happy.

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