Das ist leicht einlösbar - das Problem: Logik ist IMMER Folge der Setzung, auf die sie angesetzt wird. - Und um dieses Problem zu minimieren, gibt es Hermeneutik. - Und da kaum einer weiß, was Hermeneutik eigentlich ist, wird sie von Materialisten verachtet.Tyrion hat geschrieben:Aber auch Geisteswissenschaften basieren auf Logik und sollten auch, wenn möglich, Empirie mit einbeziehen.

Und wie. - Das ist nicht die Frage.Tyrion hat geschrieben: wenn historisch klar ist, dass Josua nicht alle Völker der Umgebung ausgerottet hat und die "Landnahme" historisch langsamer und vor allem friedlicher erfolgte, dann mag das christlichen Dogmatikern, die lieber den in der Bibel beschriebenen Massenmord als real ansehen (und lobpreisen wollen), ein Dorn im Auge sein. Dieses Überprüfen der historischen Hintergünde der Bibel (als ein Beispiel) ist dennoch legitim.
Das Problem sind die Interpretationen - und da sollten sich kritisch-rationale Wissenschaften tunlichst raushalten, sobald sie in die Nähe geistiger Fragestellungen kommen. - Konkret: Wenn man biblische "Geschichten" bewertet, bewertet man sie primär GEISTIG im Sinne von: "Für welchen geistigen Inhalt steht diese Geschichte?"
Erst als nächstes kommt die Frage "Ist diese Geschichte eigentlich historischer Natur?" - Und da kann die Antwort ja oder nein sein - UND ist meistens irrelevant. - Allerdings wird es dann kompliziert, denn:
1) Es gibt christliche Denominationen, die meinen, alles aus der Bibel habe historisch zu sein.
2) Es gibt aus anderer Sicht Bereiche, deren Historizität wichtig ist, und andere, deren Historizität NICHT wichtig ist.
3) Mein Eindruck: Ich kenne keine als historisch zu postulierenden Stelle, die falsifizierbar wäre.
Das heißt:
1) Die materialistische Fraktion trifft auf ein uneinheitliches Bild.
2) Weiterhin kann sie die Sachen, die historisch wirklich wichtigen Dinge nicht falsifizieren, weil sie nicht falsifizierbar sind (bspw. "Auferstehung")
Du scheinst mir wirklich ganz schön verantwortlungslos formatiert worden zu sein - wahrscheinlich liegt es an der Zeit Deines Aufwachsens. - Mit anderen Worten: Rein sachlich sind Deine Eindrücke oder Befürchtungen falsch - da wurdest Du miss-aufgeklärt.Tyrion hat geschrieben:Und was passiert: es wird weiter gehetzt und polemisiert, Satan hier, Satan dort, böser Materialismus hier, dumme Menschenrechte dort...
Auch da können welche dabei sein, wobei die großen Rom-Kritiker oft ver-säkularisierte Christen sind, die Christentum wie ein Gesellschaftsspiel verstehen. - Da müsste man im Einzelfall gucken.Tyrion hat geschrieben:Sind das nicht die Christen, die gegen die großen Kirchen aufmucken?
Nee - ich habe schon die Christen in fundamentaler (nicht "fundamentalistischer") Tradition gemeint. - Wobei ich etwas zurückrudere, weil es von dieser Sorte viele gibt, die einfach demütig schweigen und versuchen, im Alltag einfach christlich zu leben.
Ich stimmt Dir voll zu - aber warum können sie Zulauf bekommen? Das war meine Frage.Tyrion hat geschrieben:Die genannten verfolgen Politik, Macht. Dahinter steckt kein Weltbild, dahinter steckt eher eine Ideologie, also eine (Ersatz)Religion.
Nein - ich meine die Re-Installierung der Aufklärung.Tyrion hat geschrieben:Wenn du damit den Rückschritt in die Zeit des Denkverbots und des Absolutismus meinst, dann: nein danke
Natürlich sind solche Phänomene multi-kausal zu sehen. Es geht nicht um schwarz-weiß.Tyrion hat geschrieben:Woher dieses Schwarz-weiß-Sehen?
Genau das tun aber die Verfechter des PHILOSOPHISCHEN kritischen Rationalismus (nicht des wissenschatlich-methodischen kritischen Rationalismus - bitte nicht verwechseln).Tyrion hat geschrieben:Einfach: Indem keine Seite einen Absolutheitsanspruch vermittelt.
Komisch - das ist exakt mein Vorwurf an einige Vertreter unserer "säkulare Fraktion". - Dann machen wir beide es einfach mal besser und zeigen, wie es richtig ist - einverstanden?Tyrion hat geschrieben:Dieses "Ich habe Recht und du bist ein Trottel, wenn du meiner Wahrheit nicht folgst" tötet jeden ernsten Austausch.
Nein, tue ich definitiv nicht. - Du wertest es aus Deinem Weltbild möglicherweise so, aber das kann ich nur schwer beeinflussen.Tyrion hat geschrieben:Das fällt mir vor allem gegenüber Nichtmenschen auf - du wertest Tiere ab
Auf der Basis einer von mir GENANNTEN Voraussetzung gibt es ein Urteil, das Mensch und Tier kategorial unterscheidet, aber nicht abwertet.Tyrion hat geschrieben:Dein Urteil steht von vornherein fest.
Ich werfe der Wissenschaft buchstäblich NICHTS vor - Wissenschaft ist komplett unschuldig. - Ich werfe nur Menschen etwas vor, die keine klare Trennlinie zwischen Wissenschaft und Weltanschauung machen.Tyrion hat geschrieben:"Deine Seite" wirft der Wissenschaft genre Dinge vor, die gar nicht zutreffen
Persönliche Erkenntnis ist IMMER subjektiv. - Darüber hinaus kann man Erkenntnis vermitteln, die auf Basis einer spezifischen Setzung intersubjektiv nachvollziehbar sind - das geht auch in der Theologie.Tyrion hat geschrieben:Dass Christen aber subjektiv sind, sollte auch dir klar sein
Ja - das tue ich dann, wenn der Materialismus sich selbst-immunisierend in einer absolutistische Haltung des "Wir haben die einzige 'reale" Weltanschauung" gefällt. - Dann nämlich kopiert sie das, was sie der Kirche im Mittelalter vorwirft.Tyrion hat geschrieben:Und weil z. B. Materialist meist als Schimpfwort bebraucht wird, um andere anzugreifen und ihnen Defizite vorzuwerfen.
Hier sprichst Du ein anderes Problem an: Unter "frei" versteht man heute das, was im Wort "Meinungs-Gesellschaft" steckt - das ist zu wenig. - Wenn ich "frei" äußere, dass der Mond größer ist als die Sonne, verliere ich möglicherweise meinen Physik-Lehrstuhl auch, weil ich einfach nicht mehr tragbar bin.Tyrion hat geschrieben:Das vermute ich jetzt. Wenn aber ein Theologe zu frei denkt, dann wird er doch abgestraft
Oder kurz: Freiheit bedingt qualitative Meinungs-Verantwortung - und das ist leider außer Mode geraten, auch in der Theologie.
Weil es das Wort "die Materiellen" oder "die NAturellen" nicht gibt.Tyrion hat geschrieben:Und warum wirfst du den Ismus vor?
Wenn man über "echte" theologische/philosophische Fragen spricht, muss man geistige Fragen stellen können - also die geistige Dimension verstanden haben. - Genau das wird seitens der "säkularen Fraktion" oft genug verweigert bzw. nicht angeboten.Tyrion hat geschrieben:Du musst nur offen für einen Austausch auf Augtenhöhe sein. Ich lese aus deinen Zeilen, dass du diesen zwar wünschst, aber nicht in der Lage bist, anzubieten