ThomasM hat geschrieben:Ich weiß jetzt nicht, was deine Auffassung ist. Aber in der Politikwissenschaft ist das Gewaltmonopol des Staates eine Grundlage, auf der alle modernen Staaten funktionieren. Insofern ist es durchaus ein riesiger Unterschied, ob ich als Einzelner das Recht habe, Gewalt auszuüben oder der Staat.
Ja, damit hast du natürlich recht. Nur ist es ein Unterschied, sich gegen jede(!) Gewalt auszusprechen, aber die Staatsgewalt zu wollen. Ich übertrage dem Staat die Gewalt, damit wir innerhalb des Staates gewaltärmer leben können. Dennoch gebe ich dem Staat Gewalt in die Hand. Die Bergpredigt nimmt aber selbst das weg und verlangt völlige Gewaltlosigkeit. Und wer sich als dem folgend bezeichnet, der müsste auch gegen das Verurteilen von Straftätern sein, denn der Mensch soll gar keine Urteile fällen.
Jetzt ist klar, dass wir ohne Polizei und Richter nicht auskommen. Und wie immer, findet der geneigte Bibelinterpret genug andere Ziate, vornehmlich aus dem AT, wo es dann doch um das Verurteilen und richten geht. Und schon ist Jesus egal, das AT ist für diese Salafisten wichtiger als die Aussagen Jesu.
Doch selbst unabhängig davon ist es für mich bezeichnend, wenn jemand, der für sich Gewaltlosigkeit in Anspruch nimmt, dafür ausspricht, dass der Staat andere Menschen töten soll. Dabei wird bewusst in Kauf genommen, dass auch unschuldige Menschen getötet werden, denn Menschen machen Fehler, die Justiz auch. Und dass ein radikaler Christ die Todesstrafe befürwortet, ehrt ihn für seine Ehrlichkeit. Dass aber keine der hier anwesenden Christen dagegen argumentiert, ist erschreckend, finde ich.
Menschen, die bereit sind, andere Menschen töten zu lassen, sind mir suspekt. Es geht nicht um Notwehr, sondern darum, jemanden, der eingesperrt ist und im Momewnt wehrlos ist, einfach hinzurichten. Wer das will, hat meines Erachtens wenig Respekt vor dem menschlichen Leben und erkennt den Begriff Menschenwürde nicht wirklich an. Ist eben meine Auffassung.
Auch Gewaltlosigkeit ist in diesem Kontext durchaus sehr unterschiedlich zu sehen.
Idealisten träumen von der Gewaltlosigkeit aller, einschließlich des Staates, aber meines Wissens gab es noch niemals auch nur ein praktisches Beispiel, das auch nur ansatzweise funktionierte.
Weshalb ich es eben irgendwie witzig finde, dass die Bibel trotz der ganzen üböen Gewalt, die sie auf vielen Seiten verherrlicht, später dann doch genau das verlangt. Nur funktioniert es eben nicht, ja, es ist eine Utopie.
Nur muss man deshalb gleich das Kind mit dem Bad ausschütten und die Todesstrafe gut finden?
Das Judentum war insofern damals (vor knapp 4000 Jahren) sehr modern, als dass es das Recht zur Ausübung von Gewalt von der Sippe (Blutrache) in die Hände des Königs bzw. Gottes verlegte. Die entsprechende Stelle in der Bibel lautet "Mein ist die Rache, spricht der Herr".
Ja, nur sind wir mittlerweile ein paar Tausend Jahre weiter.
Das Christentum war von Beginn an gewaltlos insofern, als dass der einzelne kein Recht auf Gewalt hatte.
Sehr euphemistisch. Die Spur der Gewalt zieht sich durch die ganze Geschichte des Christentums. Wenn man es im Konjuktiv setzt, gebe ich dir aber recht.
Aber das Recht des Staates, Gewalt auszuüben, war auch im NT immer unbestritten, zumindest solange sich der Staat nicht in die religiösen Grundsätze einmischte. Insofern war auch das Christentum recht modern, als es die Gewaltenteilung zwischen Staat und Religion forderte.
Ging es nicht darum, als Christ auch in einem nichtchirstlichen Staat leben zu können? Wenn der Christ selbst Teil des Staatsapparats ist, geht es nicht mehr, es sei denn, er hätte eine gespaltene Persönlichkeit. Werktags Richter und Teil des Staats, nichzt christlich handelnd, abends oder am Wochenende der gewaltfreie Christ? War es wirklich so gemeint oder war es nur historisch so gemeint, weil die ersten Christen eben im römischen Reich lebten?
Und insofern hast du nicht das Recht, einem einzelnen seine Gewaltlosigkeit abzusprechen, nur weil er findet, dass es gut ist, wenn eine höhere Instanz (Staat bzw. Gott) diese Gewalt ausübt.
Diese Form der Gewalt, die Helmuth vertrtitt, hat der Staat zum Glück nicht, auch nicht in Österreich. Drum sage ich ja, dass es gut ist, dass radikale Christen den Staat nicht beeinflussen, denn dann hätten wir wieder Körperstrafen (Auge um Auge, was die Salafisten trotz oder gegen Jesus immernoch vertreten) bis hin zur Todesstrafe (Steinigung? Ich weiß nicht, wie Helmuth Menschen töten lassen will).
Ich weiß, dass viele normale Christen gegen die Todesstrafe sind. Hier im Forum aber offenbar sehr wenige, da es kaum Gegenrede gibt, wenn es darum geht, dass Menschen getötet werden sollen. Auch von dir kein Wort dazu.
Da sage ich: Na bravo! Und auch deshalb hoffe ich immer mehr, dass der christliche oder besser allgemin reliugiöse Einfluss in die Politik immer mehr zurück geht.