Lieber Roland,
andere haben ja auch versucht, dir mit Argumenten zu begegnen. Ich versuche es ebenfalls erneut, da es eine Form der Höflichkeit darstellt, auch wenn sich die Argumente vielleicht ab und an wiederholen, weil Vorschreiber gleich argumentieren.
Als Disclaimer:
Du kannst gerne an Kreationismus glauben - es ist dein gutes Recht. Genauso darf man daran glauben, dass Blitz und Donner von Thor stammen. Letzteres lehnst du sicher ab, da du Thor als nicht existent annimmst. Glaubst du aber daran, dass Gott persönlich jeden Blitz schleudert und mal mehr, mal weniger gut zielt? Ich glaube nicht.
Ich möchte jetzt versuchen, dich zu einem Rollenspiel einzuladen. Tu bitte mal so, als würdest du glauben, Gott schleudere selbst die Blitze. Jetzt versetze dich in die Lage von Physikern, die, es gut meinend, dir erklären, wie Blitze möglicherweise wirklich zustande kommen (auch da: nut Theorien). Und jetzt würdest du in der Diskussion zeigen, dass du zwar sehr viel über das Thema liest, insbesondere von Autoren, die die Gott-Blitz-These mit Inbrunst vertreten, aber selbst leider keine tiefere Ahnung von Elektrizitätlehre hättest. Du würdest also vieles nicht wirklich kennen und dich primär auf Sekundärliteratur stützen, die zudem eingefärbt ist. Glaubst du, man hätte eine Chance zu dir durchzudringen?
Ja, ich weiß, es ist völllig absurd, weil in der Bibel ja nichts dazu zu finden is (daher: Rollenspiel).
Ich erkenne an einigen Aussagen, dass du die Evolutionstheorie zwar ablehnst (was auch dein gutes Recht ist), aber leider gar nicht verstehst, was du da ablehnst. Ich versuche das in deinen Aussagen zu zeigen (ohne zu tief einzusteigen). Das soll nicht überheblich klingen - umgekehrt ist es doch genau so. Mir wird - wohl auch zu recht - vorgeworfen (nicht negativ gemeint), dass ich das AT zwar lese, aber mangels Studium, Wissen, Verständnis von Originaltexten etc.) nicht wirklich richtig verstehe und zu oberflächlich nach Unstimmigkeiten und Fehlern suche. Ich kann dann Bücher anderer Atheisten lesen und fühle mich bestätigt. Jetzt ist auch das mein gutes Recht - aber ich gebe zu, dass ich hier als Laie an den Text herangehe und nicht Theologie studiert habe. Und wenn beispielsweise 2Lena, die die Originaltexte offenbar versteht, mir zeigt, wo ich anhand der deutschen Übersetzung zusammen mit den Übersetzern selbst irre, erhebe ich mich ja auch nicht über sie und erkläre ihr, dass ihre Argumente völlig falsch seien. Ich kann mir das nicht anmaßen. Du maßt es dir gegenüber den an der ET arbeitenden Biologen an. Teils sogar recht deftig (siehe weiter unten). Ich frage dann z.B. bei 2Lena nach, auch durchaus kritisch. Aber ich sage nicht direkt, dass sie keine Ahnung hat.
Die Tatsache, dass erfahrungsgemäß mit zunehmendem Wissen der Grund für diese scheinbare Fehlkonstruktion irgendwann gefunden wird, hat nichts mit Schönreden zu tun.
Eine Funktion muss nicht der Grund der "Konstruktion" sein. Es kann aus der Not eine Tugend gemacht werden.
Tyrion hat geschrieben: Beispiel Hubble Space Telescope (HST): es hatte einen Konstruktionsfehler - war ziemlich ungünstig, da die Bilder unscharf waren. Und man kann nicht hoch und um bauen. Dumm gelaufen. Man kann aber nachträglich abwandeln. Man hat eine Software entwickelt, die die Bilder scharfrechnen konnte.
Du vergleichst die ungerichtet, geist-, ziel- und planlos verlaufende Evolution mit dem zielgerichteten, intelligenten Handeln von Softwareentwicklern am Hubble-Teleskop.
Das ist bemerkenswert.
Aber solche Umbauten oder Neuentwicklungen durch Evolution entbehren nunmal jeder empirischen Grundlage.
Du kennst die empirischen Grundlagen doch gar nicht. Wie kannst du dir anmaßen, dass es für Umbauten von Organen keine empirische Grundlage gebe? Willst du damit aussagen, dass alle Biologen, die Homologiekriterien anwenden, Volltrottel sind? Oder die, die vorher Homologien aufzeigten und dann Kriterien zur Erkennung solcher aufstellten, ebensolche Trottel sind?
Wie kannst du dir anmaßen, den Wissenschaftlern die empirischen Daten, die Grundlage für ihre Thesen sind, einfach so (und ohne Argument) abzusprechen? Das ist heftig, extrem heftig. Damit entziehst du deiner Argumentation jede Seriösität. Unterm Strich ist der Satz extrem beleidigend. Ich gehe aber davon aus, dass du den Satz gar nicht richtig verstehst und die Tragweite deiner Behauptung gar nicht erfasst.
Evolutionsbefürwortende Anatomen widersprechen der Behauptung, die Wirbelsäule sei eine Fehlkostruktion entschieden!
"Forscher der Universität München widersprechen der Legende von der Fehlkonstruktion der menschlichen Wirbelsäule."
http://www.biosaffair.de/gesund-liegen/ ... evolution/
Nein - wie schon andere erklärten: Fehler können nachträglich ausgeglichen werden. Die Evolution kann gar nicht anders, da sie zufällig agiert - Entwicklung in alle Richtungen, inklusive Bauplanproblemen. Nachträglich kann man sie optimieren, aber der Grundbauplan ist nicht änderbar über zufällige kleine Schritte. Das ist ein Problem der Evolution und die Folgen kann man vorhersagen und beobachten.
Oder viel einfacher:
Auch ich bestreite nicht, dass die Wirbelsäule des Menschen "toll" ist. Cool, was die aushält, bei den Hebelkräften, die sehr hoch sein können. Und wie toll der Feinbau ist, und wie gut sie an den aufrechten Gang angepasst ist?!
Trotzdem könnte ein "Konstrukteur" eine noch bessere Wirbelsäule bauen - eine, bei der keine Hexenschüsse auftreten würden (es sei denn, es gebe grobe Verletzungen, dagegen hilft nichts). Im Detail sind viele Lösungen suboptimal. Warum? Sollen so viele Menschen Rückenschmerzen haben? Es ist unnötig.
Tyrion hat geschrieben: Oder Krebs - welchen Sinn machen Tumore?
Jetzt wird’s theologisch. Gott hat sicher keine Krankheiten erschaffen.
Sicher? Bakterien sind auch Lebensformen. Entstandne die später in einer zweiten Schöpfung - nur ohne Gott? Oder durch einen anderen Gott?
Zudem bezog ich mich bewusst auf Tumore. Weißt du, was Krebs ist? Weißt du, wieso und wann eine Zelle entartet? Ist Krebs die Folge der Erbsünde (glaubst du das wirklich? Dann informiere dich mal über Krebs, ist ein spannendes Thema)
Wenn du dem Designer vorwirfst, dass seine Geschöpfe krank werden, dann musst du bedenken, dass natürlich der Zustand der Welt nicht der urspüngliche ist und wir in einer gefallenen Schöpfung leben. Leid, Schmerz und der Tod kamen mit dem Sündenfall, mit der Abkehr des Menschen von Gott in die Schöpfung hinein.
Gibt es dafür empirische Belege? Oder ist das nur ausgedacht? Und nochmal: sind Bakterien nicht lebendig? Oder nehmen wir Parasiten: Flöhe, Läuse, Bandwürmer, Malariaerreger - alles keine Lebensformen, also nicht in der Schöpfung entstanden? (Ich frage ja nichtmal, wie es sein kann, dass es Parasiten des Menschen gibt, die speziell an den Menschen angepasst sind, aber vor dem Menschen erschaffen wurden, da der Mensch als letztes kam - das wären dann Gegenargumente zum Kreationismus - ich will aber lieber die ET verteidigen, als die Schöpfungslehre zu falsifizieren)
Und dass Evolution stattfindet, wird ja nicht bestritten.
Aha... ist das so?
Lebewesen passen sich an veränderte Lebensbedingungen an, dabei kann es zu den von dir erwähnten "überstark ausgeprägten Strukturen" kommen. Quantitative Veränderungen vorhandener Strukturen, die dann irgendwann für die Lebensbedingungen nicht mehr passend sind.
Immerhin...
Neueste Forschung hat auch hier zu einer anderen Sicht der Dinge geführt. Guckt ihr
hier
Du glaubst wirklich, dass man in eine Kamera den Chip verkehrt herum einbauen kann, vor dem Chip Kabel laufen lässt, den Chip sogar durchbohren muss und dann mit vielen Tricks und Kniffs das entstehende, völlig vermurkste Bild retten kann, diese Kamera aber bessere Bilder liefert, als eine, bei der man den Chip richtig herum einbaut?
Könnte man widerlegen. Die Lichtleitung im Auge sagt nicht, dass das inverse Auge besser als das everse Auge ist. Es zeigt nur, wie die Evolution aus einem Bauplanproblem heraus nachträglich während der Ausprägung des Organs Auge Optimierungswege beschritt.
"Das Gegenteil ist allerdings der Fall: Tatsächlich verbessert der Retinaaufbau das Bild sogar…"
Isoliert betrachtet ist die Aussage Unsinn. Es fehlt "im Vergleich zu...?". Natürlich verbessert der Retinaaufbau das Bild - das ist aber nötig. Er verbessert das Bild im Vergleich zu inversen Augen ohne diese Sonderstrukturen. Ja, auch die Bildnachbearbeitung (Verschaltung der Retina, "Photoshop eingebaut") ist toll. Aber eben nötig, weil der Grundbauplan murks ist.
Solche Rückbildungen sind kein gutes Beispiel für den postulierten Komplexitätszuwachs den die Evolution vollbracht haben soll. Dass komplexe Organe ausfallen, ihre Funktion verlieren können, wird nirgends bestritten.
Daran erkennt man wieder, dass du die Grundlagen der ET nicht verstehst. Leider (macht aber nichts).
Polyvalente Urformen haben die Welt erobert und sich an die verschiedenen Gegebenheiten mikroevolutiv angepasst. Der Höhlenfisch ist ein gutes Beispiel für Anpassung an ein Leben in Dunkelheit.
Was du Mikroevolution nennst, nenne ich Evolution. Und ich kann nachvollziehen, wie sie abläuft (was du Mirkoevolution nennst), du leider nicht wirklich. Musst du auch nicht. So einfach ist der theoretische Hintergund auch nicht und die ET wurde mehrfach verbessert.