Novalis hat geschrieben:Mit solch einer unnötig polemischen Antwort bestätigst Du nur die Aussage meines Beitrags: die Dogmenprediger des Materialismus und Atheismus greifen im vorauseilenden Gehorsam jeden an, der eine andere Sicht der Dinge auch nur in Erwägung zieht.
Nett, dass du durch Verwenden von Polemik dich gegen Polemik aussprichst. Aber halt, ich vergaß: Gläubige dürfen polemisch sein, Atheisten natürlich nicht. Die können ja froh sein, nicht weiter verfolgt und getötet zu werden - Gleichberechtigung wäre da zu viel des Guten, gell?
Wie war noch gleich der Wahlspruch der Aufklärung? „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
Dass gerade dieser Wahlspruch als Gegenthese zu deiner Weltanschauung dient, spricht Bände. Da wird dann ohnehin jedes Argumentieren schwierig. Du musst offenbar erst im Kollektiv nachfragen, wie du reagierern sollst, da eigenständiges Denken eben nicht in dein Weltbild passt. Oder habe ich das jetzt falsch interpretiert?
Dieses religiöse und spirituelle Erleben spiegelt sich nachweislich im menschlichen Gehirn wieder.
Ja, diesmal kein Widerspruch
Wie kommt es eigentlich, dass die Evolution soetwas hervor bringt? Was sagt uns das über die Natur der Realität? Es gibt offenbar eine biologische Basis für die Glaubensfähigkeit des Menschen, offenbar bringt das evolutionäre Vorteile mit sich.
Ja, auch da gebe ich dir recht (bezüglich deines letzten Satzes auf jeden Fall). Die genaue Basis dafür ist hochinteressant. Es gibt Versuche, den Ort zu lokalisieren (ich meine, mich zu erinnen, dass man die Schläfenlappen herunterfahren muss, damit man in transzendete, meditationsartige Verfassung auch von außen gesteuert eintaucht.
Wie auch immer, was die langfristigen (ultimaten) Vorteile angeht, kann man nur Vermutungen anstellen. Es dürfte mit der Intelligenz einhergehen. Man sieht es ja auch hier im Forum immer wieder als Argument: Wenn Menschen in der Lage sind, maschinen zu konstruieren, wer hat dann den Menschen konstruiert? Das Erkennen von eigenen Fähigkeiten erlaubt auch Gedankengänge über Fähigektien anderer Wesen. Dann fragt man sich, wer den Blitzschlag erzeugt und kommt zur Erkenntnis, dass dieses Wesen mächtiger als der Mensch sein muss, da der Mensch das nicht erzeugen kann (bzw. damals nicht konnte). Das alles wäre noch nicht vorteilhaft oder schädlich. Beziehungsweise schädlich durchaus, da der Mensch zurecht (er ist innerartlich aggressiv) Angst vor einem mächtigeren Wesen hat und dieses gütig stimmen will - z. B. durch Opferungen, Man opfert etwas sehr wertvolles, also irgendwann auch Menschen. Und das wäre ulitmat schädlich.
Also muss der Vorteil größer als der Nachteil sein.
Ich vermute, dass es das Abpuffern von Endlosschleifen ist. Intelligente Wesen fragen sich möglicherweise, was der Sinn des Lebens sei. Wer Spiritualität besitzt, kann die Frage durch Floskeln und Verweis auf "die Götter werden es wissen" wegdrücken. Wer das nicht kann, droht depressiv zu werden.
Folglich: Spiritualität ist eine Hilfskrücke, mit unserer Intelligenz bei Problemfragen umgehen zu können. Ist nur eine These. Mich würde aber nicht wundern, wenn Orcas ebenfalls religiös wären. Anhaltspunkte dafür gibt es, aber es fällt schwer, dies neutral zu betrachten. (Closs, der allen Tieren Geitslosigkeit vorwirft, wird davon nichts wissen, da er lieber über Tiere urteilt, ohne zu viel über sie zu wissen, aber er könnte sich da einlesen - will er aber sicher nicht, denn das würde sein Weltbild gefährden)
Manche Atheisten behaupten, dass es sich dabei um „Fehlfunktionen“ des Gehirns handelt, aber das ist bereits eine ideologische Wertung, denn genau so kann gesagt werden, dass das Gehirn reale Wahrnehmungen verarbeitet.
Welche Atheisten? Manche Gläubige sagen... wäre ebenfalls eine Nullaussage (und du würdest Polemik vorwerfen). Fehlfunktion ist zudem biologisch betrachtet vermutlich wirklich ein unpassender Ausdruck, zumal Wissenschaft nicht wertet (im Idealfall).
Um ein berühmtes Beispiel zu nehmen: sichtbar wird dieses ideologische Werten beispielsweise darin, dass dem Heiligen Paulus (Friede sei mit Ihm

) häufig unterstellt wird, er habe unter Epilepsie gelitten, um auf diese Weise seine Konversionserfahrung (das „Damaskus-Erlebnis“, Apg 9,3-9) zu erklären.
Warum unterstellt? Vielleicht war er es ja, wäre das dann so negativ? Er hatte sicher auch mal 'nen Schnupfen.
Die Möglichkeit, dass es sich um eine authentische Gotteserfahrung handelt, wird von vornherein ausgeschlossen, weil dafür kein Platz im materialistischen Weltbild ist.
Nein, es ist nur sehr ermüdend, unter jeden Fachartikel zu schreiben "oder es ist ganz anders: Gott persönlich gaukelt uns vor, dass...".
Wäre zwar witzig, wenn beispielsweise Rutherford in seiner Publikation zum Aufbau von Atomen als Nachsatz geschrieben hätte: "Ich möchte aber explizit erwähnen, dass alle meine Ergebnisse nicht auf eine Unterscheidung von Atomkernen und Atomhüllen schließen lassen, da mystische Wesen die Bilder auf die Fotoplatten gezaubert haben könnten."
Das ist übrigens gar nicht so lächerlich gemeint, sindern einer der Punkte, warum Beweisführung in der Naturwissenschaft nicht geht. Es wäre ja möglich. Wenn Gott existiert, hätte er die Macht dazu. Jetzt das als Gegenargument zu bringen (dass man eben nicht das direkte Eingreifen Gottes als Argument durchdenkt), ist doch ein bisserl grotesk. Du kannst daraus nicht schließen, dass die Autoren wissenschaftlicher Studien alle Atheisten sind. Auch nicht, was Forschung über Paulus angeht. Ist schon ein bisserl anmaßend, findest du nicht? Du bist ideologisch in deinem Atheistenhass gefangen. That's it.
Hier sollte klar und deutlich der fachliche Unterschied zwischen der neurowissenschaftlichen und der theologischen Ebene unterschieden werden, denn durch neurologische Untersuchungen kann die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden.
Kann und will sie auch nicht (warum kommt das immer und immer wieder?)
Wenn mal wieder jemand behauptet, dass Gott oder die menschliche Seele reduzierbar sei auf neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn, dann werden fachliche Grenzen überschritten.
Sorry, aber das ist pure Polemik. Zumindest was Gott angeht. Gibt es Gott nicht, ist er nicht auf Neuronen reduziert - er existiert dann nicht. Gibt es ihn, dann ist er sicher nicht in einem Menschen als Folge der Neuronen. Die Aussage ist daher unsinnig, dass sich Gott auf neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn reduzieren lasse. Wer soll das so gesagt haben? Oder verwechselst du Gott mit einem Gottesbild? Letzteres käme in der Tat aus dem Gehirn, da wir damit denken und uns damit Dinge bildlich vorstellen. Warum wäre das dann Grenzüberschreitung?
Was wir aber wissen: das Gehirn und die menschlichen Emotionen werden durch regelmäßige spirituelle Praxis sehr positiv beeinflusst.
Ja - es werden aber auch Abgründe eröffnet, Menschen können verängstigt werden, können Empathiefähigkeit verlieren und zu Verbrechern werden. Das blendest du aber natürlich(?) aus.
Wichtige Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden können:
Auf welchen neurobiologischen Grundlagen basieren religiös motivierte Verhaltensweisen wie Altruismus, aber auch Fundamentalismus und Fanatismus?
Der Fragende hat wohl wenig Ahnung von Biologie, denn Altruismus beobachtet man bei sehr vielen Tieren, insbesondere bei Tieren, die in Verbänden leben. Die Frage suggeriert, dass das durch Religion motiviert sei. Dann müssten sehr viele Tiere religiös sein. Ist das so?
Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden?
Ersteres ist einfach - pathologisch wird es, wenn es Leid erzeugt. IS-Kämpfer würde ich dazu zählen - oder Menschen, die sich zwanghaft selbst geißeln, weil sie sich religiös dazu gezwungen sehen... Wahnvorstellungen ist schwieriger, denn die Frage beinhaltet auch, was Wahn bedeutet.
Religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von vornherein als pathologisch oder als Wahnzustände zu bezeichnen, wie Dawkins mit „The God Delusion“, ist eine sehr undifferenzierte Ausdrucksweise.
Es ist auch kein wissenschaftliches Buch. Ich finde aber, dass es Gläubigen durchaus gut tut, wenn man sie hart unf kritisch hinterfragt. Und wenn du als Gläubiger dich selbst ernsthaft(!) fragen würdest, warum dein Glaube kein Wahn ist, dann hat Dawkins etwas erreicht. Aber ich weiß, Gläubige sind oft extrem empfindlich, wenn ihr System kritisiert wird, obwohl sie selbst mit Freuden hart austeilen. (Disclaimer - nicht alle Gläubige)