Der Evolutionsirrtum - III

Evolution vs. Schöpfung Debatte, Alter der Erde
Geologie, Plattentektonik, Archäologie, Anthropologie
Novas
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#271 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Novas » Sa 11. Feb 2017, 23:16

ThomasM hat geschrieben:
Flavius hat geschrieben: Ich möchte nicht in einer nur materialistisch-naturwissenschaftl. denkenden Welt leben, wo Schönheit, Kunst und Geist nicht zählen ),
Aber offensichtlich möchtest du in einer Welt leben, wo das Parteibuch, das Glaubensbekenntnis und die von oben verordnete Weltsicht die einzigen Kriterien sind, die man bei der Beurteilung von Vorgängen haben darf.
Du müsstest eigentlich begeisterter Trump Anhänger sein.

Es ist doch eher so, dass heute ständig und auf allen verfügbaren Kanälen die Ideologie des Materialismus und Atheismus von oben herab verkündigt wird. Besonders auffällig wird das, wenn über das Menschenbild gesprochen wird, denn der Materialismus reduziert den Menschen von vornherein auf seine körperlich-leibhaftige, biologische Natur. Die Wissenschaft betrachtet nur das "empirische Ich" (Kant, Kritik der reinen Vernunft) aber niemals das, was wir sein transzendentales Ich nennen können.
Aus diesem Grund sind für mich Wissenschaft und Religion die beiden Augen am Leib der Menschheit. Der Mensch kann zwar auch als Einäugiger leben, aber damit ist die Reichweite seines Sehvermögens schon deutlich reduziert. Die Religion verortet das menschliche Leben in einer höheren, metaphysischen Ordnung des Seins und gibt ihm eine Richtung und Sinndeutung für das Leben, die Wissenschaft alleine niemals zu geben vermag.
Zuletzt geändert von Novas am Sa 11. Feb 2017, 23:53, insgesamt 1-mal geändert.

JackSparrow
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#272 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von JackSparrow » Sa 11. Feb 2017, 23:49

Novalis hat geschrieben:Es ist doch eher so, dass heute ständig und auf allen verfügbaren Kanälen die Ideologie des Materialismus und Atheismus von oben herab verkündigt wird
Im Mittelalter mag ja euer euer Liebes-Geschwurbel und euer Unsterblichkeits-Quatsch noch paar jungfräuliche katholische Bauernmädchen hinterm Ofen hervorgelockt haben, aber nach erfolgreicher Mondlandung und nach 80 Jahren kapitalistischer Marktwirtschaft glauben die Leute eben nicht mehr automatisch alles, was ihnen erzählt wird.

Sollten deine religiösen Weisheiten irgendwelche echten Menschheitsprobleme lösen können, dann gründe eine Partei und lass dich wählen. Da trennt dann sich die Spreu vom Weizen, und nicht etwa beim Aufsagen billiger Esoterik-Sprüche.

Die Wissenschaft betrachtet nur das "empirische Ich" (Kant, Kritik der reinen Vernunft) aber niemals das, was wir sein transzendentales Ich nennen können.
Wenn du mir sagst, mit welcher Methode ich dein transzendentales Ich betrachten soll, fang ich gern sofort damit an. Aber erklärs mir bitte ganz langsam und ausführlich.

Novas
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#273 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Novas » So 12. Feb 2017, 00:45

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Es ist doch eher so, dass heute ständig und auf allen verfügbaren Kanälen die Ideologie des Materialismus und Atheismus von oben herab verkündigt wird
Im Mittelalter mag ja euer Liebes-Geschwurbel und euer Unsterblichkeits-Quatsch noch paar jungfräuliche katholische Bauernmädchen hinterm Ofen hervorgelockt haben

Mit solch einer unnötig polemischen Antwort bestätigst Du nur die Aussage meines Beitrags: die Dogmenprediger des Materialismus und Atheismus greifen im vorauseilenden Gehorsam jeden an, der eine andere Sicht der Dinge auch nur in Erwägung zieht. Wie war noch gleich der Wahlspruch der Aufklärung? „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ - der Mensch soll also selbstständig nach Wahrheit und einer für ihn sinnvollen und vertretbaren Weltanschauung streben. ich habe eben eher ein spirituelles Lebensverständnis und daraus entspringende Werte, damit wirst Du leben müssen. Die Beleidigungen kannst Du dir sparen, denn die prallen ohnehin vollkommen wirkungslos an mir ab :)

JackSparrow hat geschrieben:
Die Wissenschaft betrachtet nur das "empirische Ich" (Kant, Kritik der reinen Vernunft) aber niemals das, was wir sein transzendentales Ich nennen können.
Wenn du mir sagst, mit welcher Methode ich dein transzendentales Ich betrachten soll, fang ich gern sofort damit an. Aber erklärs mir bitte ganz langsam und ausführlich.

Mit dem transzendentalen Ich ist der Geist und die Seele des Menschen gemeint, welche über die vergängliche, nur materiell-leibliche Seite des Menschseins hinaus reicht. Während die Wissenschaft nur die biologische Natur des Menschen im Blick hat - die wir tatsächlich nachweisbar mit den anderen Säugetieren gemein haben - sprechen wir im religiösen Kontext auch vom spirituellen Wesen des Menschen. Alles, was die Wissenschaft zu sagen vermag, betrifft das empirischen Ich, niemals das transzendente Ich des Menschen. Dieses kann auf spirituellem Wege erforscht werden, beispielsweise durch die Methode der Meditation.

Die üblichen Einwände gegen die kontemplativen Wissenschaften sind nicht sehr überzeugend. Der häufigste Einwand ist der, daß mystische Zustände privater oder innerer Natur, also «rein subjektiv» und daher nicht öffentlich verifizierbar oder falsifizierbar seien. Das ist ganz einfach falsch; oder wenn es zutrifft, dann gilt es für alle nichtempirischen Wissenschaften, von der Mathematik über Literatur- und Sprachwissenschaft bis hin zur Psychoanalyse und Geschichtswissenschaft. Niemand hat «da draußen in der sinnlich wahrnehmbaren Welt» je die Quadratwurzel aus minus eins gesehen.
Ken Wilber, Eros, Kosmos, Logos

Alle Religionen sagen uns, dass Gebet und Meditation grundlegend für die spirituelle Entwicklung des Menschen sind. Da gibt es natürlich auch gewisse Unterschiede, denn für Christen ist die sehr persönliche Zwiesprache mit Gott, wie sie ihr zeitloses Vorbild in Jesus findet, absolut zentral, was wohl für viele Buddhisten eher befremdlich ist (allerdings gibt es auch buddhistische Gebete oder Mantras). Wesentlich ist aber: beide gebrauchen unterschiedliche Formen der Meditation. Im Christentum gibt es die heilige Tradition des immerwährenden Herzensgebetes, durch welches wir unser transzendentes Ich erfahren und erkennen können:

Das Gebet im Herzen tragen
Herz bezeichnet in einem spirituellen Verständnis nicht nur den physischen Ort, sondern mit dem Herzen ist in erster Linie die Gesamtheit der menschlichen Person gemeint. Das Herz ist das zentrale Organ des menschlichen Seins, des innersten Menschen. Es ist das innerste und eigentliche Selbst. Es ist die Mitte des Bewusstseins und des Unbewusstseins, des Körpers, der Seele und des Geistes - die absolute Mitte. Das Herz ist die verborgene Geburtshöhle des neuen Menschen. Dieser neue Mensch wird nicht irgendwann in einem fernen Paradies geboren, er wird gekreuzigt und stirbt im gegenwärtigen Augenblick, richtet sich auf und aufersteht im Hier und Jetzt. Das Reich Gottes ist ein gegenwärtiges Reich.

Bei der wiederholten Anrufung des heiligen Namens versucht der Mensch in das Jetzt - in die Geburtsstätte hineinzutreten und diese Neuwerdung zu vollziehen. Der Weg und das Ziel, um Gott zu erinnern ist das Gebet des Herzens, welches in mir, in meiner Mitte, unaufhörlich in der Beziehung zu Gott steht. Das immerwährende Herzensgebet ist die unablässige innere Lebensausrichtung auf die Einheit - die göttliche Gegenwart. Diese Form des Betens ist dabei weit mehr als nur Gebet. Sie ist Lebenszustand, Lebensinhalt, Lebensgestaltung, Lebensschule und Lebensweg in einem. Die Wüstenväter benannten die Erfahrung dieser Stufe des Gebetes: «das Gebet des Geistes im Herzen».

Das Gebet ist der Weg der Wiederherstellung der Einheit, die Überwindung des Leidens, die Verbindung mit der allumfassenden Schöpfung, die Erneuerung der ursprünglichen Ganzheit, ein Werden zu dem, was ich schon tief in mir bin. Die Vereinigung meines menschlichen Herzens mit dem göttlichen Herzen. Immerwährende Erinnerung an das Höchste und Heilige in mir.
http://www.stephanhachtmann.de/html/herzensgebet.html


Dieses religiöse und spirituelle Erleben spiegelt sich nachweislich im menschlichen Gehirn wieder. Wie kommt es eigentlich, dass die Evolution soetwas hervor bringt? Was sagt uns das über die Natur der Realität? Es gibt offenbar eine biologische Basis für die Glaubensfähigkeit des Menschen, offenbar bringt das evolutionäre Vorteile mit sich. Manche Atheisten behaupten, dass es sich dabei um „Fehlfunktionen“ des Gehirns handelt, aber das ist bereits eine ideologische Wertung, denn genau so kann gesagt werden, dass das Gehirn reale Wahrnehmungen verarbeitet. Um ein berühmtes Beispiel zu nehmen: sichtbar wird dieses ideologische Werten beispielsweise darin, dass dem Heiligen Paulus (Friede sei mit Ihm :engel: :angel: ) häufig unterstellt wird, er habe unter Epilepsie gelitten, um auf diese Weise seine Konversionserfahrung (das „Damaskus-Erlebnis“, Apg 9,3-9) zu erklären. Die Möglichkeit, dass es sich um eine authentische Gotteserfahrung handelt, wird von vornherein ausgeschlossen, weil dafür kein Platz im materialistischen Weltbild ist.

Hier sollte klar und deutlich der fachliche Unterschied zwischen der neurowissenschaftlichen und der theologischen Ebene unterschieden werden, denn durch neurologische Untersuchungen kann die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden. Wenn mal wieder jemand behauptet, dass Gott oder die menschliche Seele reduzierbar sei auf neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn, dann werden fachliche Grenzen überschritten. Was wir aber wissen: das Gehirn und die menschlichen Emotionen werden durch regelmäßige spirituelle Praxis sehr positiv beeinflusst. Wichtige Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden können:

Das neue Wissensgebiet befasst sich mit Fragen von theologischer Reichweite, die grundlegende Werte berühren (Ott 2011): Welche Gehirnvorgänge bringen Menschen dazu, an die Existenz und Macht übernatürlicher Wesen zu glauben? Auf welchen neurobiologischen Grundlagen basieren religiös motivierte Verhaltensweisen wie Altruismus, aber auch Fundamentalismus und Fanatismus? Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden? Es ist wünschenswert, wenn in der weiteren Forschung neuropsychologische und theologische Einsichten angemessen verbunden und gemeinsame Antworten gesucht werden.
http://www.ezw-berlin.de/html/3_3057.php

Religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von vornherein als pathologisch oder als Wahnzustände zu bezeichnen, wie Dawkins mit „The God Delusion“, ist eine sehr undifferenzierte Ausdrucksweise. Das mag auf religiösen Fanatismus zutreffen, der eine schädliche Pervertierung von Religion darstellt, eigentlich nur ein extremes und kümmerliches Zerrbild ihrer wahren Bedeutung, aber deshalb ist nicht gleich Religion insgesamt pathologisch. Ich vergleiche das gerne mit diesem Bild: nur weil es einzelne Fußballfans mit pathologischen Verhaltensmustern gibt, die den Sport als Ausrede benutzen, um gewalttätig zu handeln (Hooligans), sind nicht gleich alle Fußballfans pathologisch und Fußball nicht die Ursache des Übels. Religion kann auf einem sehr niedrigen und einem sehr hohen Niveau betrieben werden. Sie kann sowohl Probleme kreieren, als auch Lösungen inspirieren und hervor bringen, die ohne sie nicht existierten.
Ganz grundlos hat sie sich nicht in der Evolution der Menschheit bewährt. Wenn sie sich solange bewährt, dann spricht das für ihre Sinnhaftigkeit.... :wave:

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#274 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Flavius » So 12. Feb 2017, 17:37

Novalis : „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ -
Gefällt mir !

Auch die Feststellung in deinem Beitrag, dass nämlich die Evolution das "Gottes-Gen" doch längst hätte weg rationalisieren müssen!, wenn es nicht "zu etwas nütze", dem Leben förderlich, von Bedeutung oder "unabdingbar notwendig" wäre.

Es gibt durchaus -gar nicht mal so selten -: auch den verbohrten, dabei oft missionarisch bis "pathologischen" Anti-Gottes-Wahn.
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

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#275 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Pluto » So 12. Feb 2017, 18:01

Flavius hat geschrieben:Auch die Feststellung in deinem Beitrag, dass nämlich die Evolution das "Gottes-Gen" doch längst hätte weg rationalisieren müssen!, wenn es nicht "zu etwas nütze", dem Leben förderlich, von Bedeutung oder "unabdingbar notwendig" wäre.
Wovon redest du eigentlich?

Es gibt meines Wissens kein "Gottes-Gen".
Wo soll es das denn geben, außer in der Phantasie des Michael Blume?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#276 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Tyrion » So 12. Feb 2017, 23:50

Novalis hat geschrieben:Mit solch einer unnötig polemischen Antwort bestätigst Du nur die Aussage meines Beitrags: die Dogmenprediger des Materialismus und Atheismus greifen im vorauseilenden Gehorsam jeden an, der eine andere Sicht der Dinge auch nur in Erwägung zieht.

Nett, dass du durch Verwenden von Polemik dich gegen Polemik aussprichst. Aber halt, ich vergaß: Gläubige dürfen polemisch sein, Atheisten natürlich nicht. Die können ja froh sein, nicht weiter verfolgt und getötet zu werden - Gleichberechtigung wäre da zu viel des Guten, gell? 8-)

Wie war noch gleich der Wahlspruch der Aufklärung? „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Dass gerade dieser Wahlspruch als Gegenthese zu deiner Weltanschauung dient, spricht Bände. Da wird dann ohnehin jedes Argumentieren schwierig. Du musst offenbar erst im Kollektiv nachfragen, wie du reagierern sollst, da eigenständiges Denken eben nicht in dein Weltbild passt. Oder habe ich das jetzt falsch interpretiert?

Dieses religiöse und spirituelle Erleben spiegelt sich nachweislich im menschlichen Gehirn wieder.

Ja, diesmal kein Widerspruch :thumbup:

Wie kommt es eigentlich, dass die Evolution soetwas hervor bringt? Was sagt uns das über die Natur der Realität? Es gibt offenbar eine biologische Basis für die Glaubensfähigkeit des Menschen, offenbar bringt das evolutionäre Vorteile mit sich.

Ja, auch da gebe ich dir recht (bezüglich deines letzten Satzes auf jeden Fall). Die genaue Basis dafür ist hochinteressant. Es gibt Versuche, den Ort zu lokalisieren (ich meine, mich zu erinnen, dass man die Schläfenlappen herunterfahren muss, damit man in transzendete, meditationsartige Verfassung auch von außen gesteuert eintaucht.
Wie auch immer, was die langfristigen (ultimaten) Vorteile angeht, kann man nur Vermutungen anstellen. Es dürfte mit der Intelligenz einhergehen. Man sieht es ja auch hier im Forum immer wieder als Argument: Wenn Menschen in der Lage sind, maschinen zu konstruieren, wer hat dann den Menschen konstruiert? Das Erkennen von eigenen Fähigkeiten erlaubt auch Gedankengänge über Fähigektien anderer Wesen. Dann fragt man sich, wer den Blitzschlag erzeugt und kommt zur Erkenntnis, dass dieses Wesen mächtiger als der Mensch sein muss, da der Mensch das nicht erzeugen kann (bzw. damals nicht konnte). Das alles wäre noch nicht vorteilhaft oder schädlich. Beziehungsweise schädlich durchaus, da der Mensch zurecht (er ist innerartlich aggressiv) Angst vor einem mächtigeren Wesen hat und dieses gütig stimmen will - z. B. durch Opferungen, Man opfert etwas sehr wertvolles, also irgendwann auch Menschen. Und das wäre ulitmat schädlich.
Also muss der Vorteil größer als der Nachteil sein.
Ich vermute, dass es das Abpuffern von Endlosschleifen ist. Intelligente Wesen fragen sich möglicherweise, was der Sinn des Lebens sei. Wer Spiritualität besitzt, kann die Frage durch Floskeln und Verweis auf "die Götter werden es wissen" wegdrücken. Wer das nicht kann, droht depressiv zu werden.
Folglich: Spiritualität ist eine Hilfskrücke, mit unserer Intelligenz bei Problemfragen umgehen zu können. Ist nur eine These. Mich würde aber nicht wundern, wenn Orcas ebenfalls religiös wären. Anhaltspunkte dafür gibt es, aber es fällt schwer, dies neutral zu betrachten. (Closs, der allen Tieren Geitslosigkeit vorwirft, wird davon nichts wissen, da er lieber über Tiere urteilt, ohne zu viel über sie zu wissen, aber er könnte sich da einlesen - will er aber sicher nicht, denn das würde sein Weltbild gefährden)

Manche Atheisten behaupten, dass es sich dabei um „Fehlfunktionen“ des Gehirns handelt, aber das ist bereits eine ideologische Wertung, denn genau so kann gesagt werden, dass das Gehirn reale Wahrnehmungen verarbeitet.

Welche Atheisten? Manche Gläubige sagen... wäre ebenfalls eine Nullaussage (und du würdest Polemik vorwerfen). Fehlfunktion ist zudem biologisch betrachtet vermutlich wirklich ein unpassender Ausdruck, zumal Wissenschaft nicht wertet (im Idealfall).

Um ein berühmtes Beispiel zu nehmen: sichtbar wird dieses ideologische Werten beispielsweise darin, dass dem Heiligen Paulus (Friede sei mit Ihm :engel: :angel: ) häufig unterstellt wird, er habe unter Epilepsie gelitten, um auf diese Weise seine Konversionserfahrung (das „Damaskus-Erlebnis“, Apg 9,3-9) zu erklären.

Warum unterstellt? Vielleicht war er es ja, wäre das dann so negativ? Er hatte sicher auch mal 'nen Schnupfen.

Die Möglichkeit, dass es sich um eine authentische Gotteserfahrung handelt, wird von vornherein ausgeschlossen, weil dafür kein Platz im materialistischen Weltbild ist.

Nein, es ist nur sehr ermüdend, unter jeden Fachartikel zu schreiben "oder es ist ganz anders: Gott persönlich gaukelt uns vor, dass...".
Wäre zwar witzig, wenn beispielsweise Rutherford in seiner Publikation zum Aufbau von Atomen als Nachsatz geschrieben hätte: "Ich möchte aber explizit erwähnen, dass alle meine Ergebnisse nicht auf eine Unterscheidung von Atomkernen und Atomhüllen schließen lassen, da mystische Wesen die Bilder auf die Fotoplatten gezaubert haben könnten."

Das ist übrigens gar nicht so lächerlich gemeint, sindern einer der Punkte, warum Beweisführung in der Naturwissenschaft nicht geht. Es wäre ja möglich. Wenn Gott existiert, hätte er die Macht dazu. Jetzt das als Gegenargument zu bringen (dass man eben nicht das direkte Eingreifen Gottes als Argument durchdenkt), ist doch ein bisserl grotesk. Du kannst daraus nicht schließen, dass die Autoren wissenschaftlicher Studien alle Atheisten sind. Auch nicht, was Forschung über Paulus angeht. Ist schon ein bisserl anmaßend, findest du nicht? Du bist ideologisch in deinem Atheistenhass gefangen. That's it.

Hier sollte klar und deutlich der fachliche Unterschied zwischen der neurowissenschaftlichen und der theologischen Ebene unterschieden werden, denn durch neurologische Untersuchungen kann die Existenz Gottes weder bewiesen noch widerlegt werden.

Kann und will sie auch nicht (warum kommt das immer und immer wieder?)

Wenn mal wieder jemand behauptet, dass Gott oder die menschliche Seele reduzierbar sei auf neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn, dann werden fachliche Grenzen überschritten.

Sorry, aber das ist pure Polemik. Zumindest was Gott angeht. Gibt es Gott nicht, ist er nicht auf Neuronen reduziert - er existiert dann nicht. Gibt es ihn, dann ist er sicher nicht in einem Menschen als Folge der Neuronen. Die Aussage ist daher unsinnig, dass sich Gott auf neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn reduzieren lasse. Wer soll das so gesagt haben? Oder verwechselst du Gott mit einem Gottesbild? Letzteres käme in der Tat aus dem Gehirn, da wir damit denken und uns damit Dinge bildlich vorstellen. Warum wäre das dann Grenzüberschreitung?

Was wir aber wissen: das Gehirn und die menschlichen Emotionen werden durch regelmäßige spirituelle Praxis sehr positiv beeinflusst.

Ja - es werden aber auch Abgründe eröffnet, Menschen können verängstigt werden, können Empathiefähigkeit verlieren und zu Verbrechern werden. Das blendest du aber natürlich(?) aus.

Wichtige Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden können:

Auf welchen neurobiologischen Grundlagen basieren religiös motivierte Verhaltensweisen wie Altruismus, aber auch Fundamentalismus und Fanatismus?

Der Fragende hat wohl wenig Ahnung von Biologie, denn Altruismus beobachtet man bei sehr vielen Tieren, insbesondere bei Tieren, die in Verbänden leben. Die Frage suggeriert, dass das durch Religion motiviert sei. Dann müssten sehr viele Tiere religiös sein. Ist das so?

Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden?

Ersteres ist einfach - pathologisch wird es, wenn es Leid erzeugt. IS-Kämpfer würde ich dazu zählen - oder Menschen, die sich zwanghaft selbst geißeln, weil sie sich religiös dazu gezwungen sehen... Wahnvorstellungen ist schwieriger, denn die Frage beinhaltet auch, was Wahn bedeutet.

Religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von vornherein als pathologisch oder als Wahnzustände zu bezeichnen, wie Dawkins mit „The God Delusion“, ist eine sehr undifferenzierte Ausdrucksweise.

Es ist auch kein wissenschaftliches Buch. Ich finde aber, dass es Gläubigen durchaus gut tut, wenn man sie hart unf kritisch hinterfragt. Und wenn du als Gläubiger dich selbst ernsthaft(!) fragen würdest, warum dein Glaube kein Wahn ist, dann hat Dawkins etwas erreicht. Aber ich weiß, Gläubige sind oft extrem empfindlich, wenn ihr System kritisiert wird, obwohl sie selbst mit Freuden hart austeilen. (Disclaimer - nicht alle Gläubige)
Zuletzt geändert von Tyrion am So 12. Feb 2017, 23:51, insgesamt 1-mal geändert.

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#277 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Tyrion » So 12. Feb 2017, 23:50

Novalis hat geschrieben: Das mag auf religiösen Fanatismus zutreffen, der eine schädliche Pervertierung von Religion darstellt, eigentlich nur ein extremes und kümmerliches Zerrbild ihrer wahren Bedeutung, aber deshalb ist nicht gleich Religion insgesamt pathologisch.

Gleich werde ich vom Blitz getroffen. Das würde ja heißen, dass du zugibst, dass Glaube pathologisch sein kann - zum Beispiel im Fanatismus. Warum schlägst du dann um dich, wenn beispielsweise ich das Gleiche sage, wenn ich Verbrechen im Namen von Religionen verurteile und/oder anprangere? Ach ja, ich bin ja Atheist, ich darf das nicht. Wie kann ich das immer wieder vergessen, ich Schelm :engel:

Ganz grundlos hat sie sich nicht in der Evolution der Menschheit bewährt. Wenn sie sich solange bewährt, dann spricht das für ihre Sinnhaftigkeit.... :wave:

Nein, tut sie nicht. Die Gattung Homo ist erst ca. 4 Millionen Jahre alt und Homo sapiens vielleicht 200.000 Jahre alt. Das ist ein Wimpernschlag. Homo sapiens kann auch wieder aussterben. Dann hätte sich das Modell nicht bewährt. Man darf den Tag nicht vor dem Abend loben. Meist führt hohe Komplexizität zum Aussterben. Arten mit einfachen Bauplänen, die Umweltveränderungen mitmachen können, wie beispielsweise Bakterien, sind die Gewinner der Evolution. Was sich zu sehr spazialisiert, wird aussterben. War immer so, wird auch so bleiben.

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#278 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Novas » Mo 13. Feb 2017, 00:21

Tyrion hat geschrieben:Nein, tut sie nicht. Die Gattung Homo ist erst ca. 4 Millionen Jahre alt und Homo sapiens vielleicht 200.000 Jahre alt. Das ist ein Wimpernschlag. Homo sapiens kann auch wieder aussterben. Dann hätte sich das Modell nicht bewährt. Man darf den Tag nicht vor dem Abend loben. Meist führt hohe Komplexizität zum Aussterben. Arten mit einfachen Bauplänen, die Umweltveränderungen mitmachen können, wie beispielsweise Bakterien, sind die Gewinner der Evolution. Was sich zu sehr spazialisiert, wird aussterben. War immer so, wird auch so bleiben.

Wen wundert es, dass menschliche Wesen solch ein nihilistisches und gnadenloses Weltbild nicht besonders hilfreich und glaubwürdig finden?Menschen sehnen sich nach einer tieferen Sinndeutung.
Zuletzt geändert von Novas am Mo 13. Feb 2017, 00:36, insgesamt 2-mal geändert.

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#279 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Tyrion » Mo 13. Feb 2017, 00:27

Novalis hat geschrieben:Wen wundert es, dass menschliche Wesen solch ein nihilistisches und gnadenloses Weltbild nicht besonders hilfreich und glaubwürdig finden?

Es mag nicht hilfreich sein, entspricht aber eben den Beobachtungen. Man findet mehr fossile Taxa (Arten, Gattungen usw.) als rezente. Von der ´Gattung homo ist im Moment auch nur noch eine einzige Art übrige, der Rest ausgestorben.

Mag traurig sein, aber es ist halt so. Die Natur ist grausam - da hilft kein Wegsehen und kein Nichtwahrhabenwollen.

Novas
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#280 Re: Der Evolutionsirrtum - III

Beitrag von Novas » Mo 13. Feb 2017, 00:30

Tyrion hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wen wundert es, dass menschliche Wesen solch ein nihilistisches und gnadenloses Weltbild nicht besonders hilfreich und glaubwürdig finden?

Es mag nicht hilfreich sein, entspricht aber eben den Beobachtungen. Man findet mehr fossile Taxa (Arten, Gattungen usw.) als rezente. Von der ´Gattung homo ist im Moment auch nur noch eine einzige Art übrige, der Rest ausgestorben.

Mag traurig sein, aber es ist halt so. Die Natur ist grausam - da hilft kein Wegsehen und kein Nichtwahrhabenwollen.


Ja, in der Natur gibt es Grausamkeit. Doch wer sagt, dass ich mein Denken und meine Moral darauf reduzieren muss? Das werde ich niemals tun. In meinem Weltbild spielen auch Begriffe wie Gnade, Liebe und Barmherzigkeit eine zentrale Rolle. Mir fällt auf, dass Du zwar sehr gut darin bist die Probleme zu identifizieren, aber welche Lösungen hast Du anzubieten? Wie kann der Mensch hoffnunsvoll, freudvoll und angstfrei leben?
Zuletzt geändert von Novas am Mo 13. Feb 2017, 00:38, insgesamt 1-mal geändert.

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