Wie geht es Gott?

Rund um Bibel und Glaube
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Andreas
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#181 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Do 2. Feb 2017, 13:50

Pluto hat geschrieben:Heut sind selbst die Hügel des NT in der Kirche kaum noch wahrnehmbar.
Das wünscht du dir. So versuchst du das immer darzustellen, indem du Inhalte und Institutionen rhetorisch durcheinander wirfst. Das entspricht deiner Ideologie.

Ich rede von Entwicklung und Wachstum. Das ist das Gegenteil. Wenn ich als Kind mal einen halben Meter hoch war und jetzt über 1,80 Meter groß bin, kann die Wahrheit nicht sein, dass ich einen halben Meter und 1,80 Meter groß bin. Die Wahrheit ist die Entwicklung, das Wachstum. Aber manche meinen, dass die Bibel nur eine Wahrheit beinhalten kann, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Bild des Kindes und dem Bild des Erwachsenen geben dürfe. Eine Entwicklung ist immer mit Widersprüchen des Neuen zum Alten verbunden. Das ist nicht schlimm sondern gut so, weil das Wichtige die Entwicklung ist und nicht die Widersprüche die sich damit ergeben. Denkt um und glaubt an die frohe Botschaft als die Bessere Botschaft. Diese Botschaft wird von immer mehr Menschen gehört und nicht von immer wenigeren. Wie viele Juden und wie viele Christen gibt es denn?

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Andreas
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#182 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Do 2. Feb 2017, 13:54

Novalis hat geschrieben:Dennoch wertschätze ich die ganze Bibel und dazu gehört auch das Alte Testament.
Ich liebe das AT. Ich liebe Kinder und Erwachsene, so wie ich mich als Kind liebe, das ich mal war und mich als Erwachsener auch.
Novalis hat geschrieben:Marcion wies das gesamte Alte Testament zurück.
Mach ich nicht im geringsten.
Novalis hat geschrieben:ohne AT gibt es auch kein Neues Testament - und niemand würde verstehen, was das Neue Testament sagt, wenn es nicht den Kontrast zum AT geben würde. Das ist der Grund, weshalb sich Marcion irrte.
Ganz deiner Meinung. Wenn es mich als Kind nicht gegeben hätte, wäre ich als Erwachsener auch nicht da. Das Leben ist schön. Die Bibel ist schön. Jubilate!

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Andreas
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#183 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Do 2. Feb 2017, 14:01

Novalis hat geschrieben:Die Wahrheit ist eben, dass der spirituelle Weg in die Einsamkeit führt. Das ist auch notwendig, damit Individuation stattfinden kann. Wenn es gut läuft, findet man ein paar Weggefährten. Manchmal ist es aber auch am Besten allein zu sein. Bei mir ist es so, dass ich eher in diese Richtung tendiere. Manchmal ruft Gott einen Menschen in die Wüste der vollkommenen Einsamkeit.
Die Liebe sucht auch die Gemeinschaft. Beides hat seine Berechtigung - es gibt das Einatmen und das Ausatmen, den gesunden Wechsel von Nähe und Distanz, von Stille und Geselligkeit, von Hören und sprechen, von Zuhören und Zuspruch. Deswegen sind mir gesunde und konstruktive Dialoge so wichtig.

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lovetrail
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#184 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Do 2. Feb 2017, 14:12

Andreas hat geschrieben: Es ist ein Kampf um unterschiedliche Hermeneutiken. Gerade das, wäre doch in der Schrift deutlich erkennbar. Jesus und in der Nachfolge das ganze NT ist doch ein Umdenken zu einem anderen, erneuerten Gottesbild. Das ist so offensichtlich wie nur was. Sonst hätte man ja beim AT und Jude bleiben können und Jesus wäre nicht notwendig gewesen. Ich fasse es nicht. Das ist so klar wie Kloßbrühe, dass das auch schon in den Jahrhunderten davor innerhalb des AT so war und auch innerhalb des NT so ist und innerhalb des Christentumes in 2000 Jahren so weiterging.

Wie man das nicht sehen kann oder dass man das nicht sehen will, werde ich nie verstehen. Das ist doch gut so. Selbst innerhalb eines Menschenleben wächst der Glaube oder denkst du heute noch so, wie als Kind oder Jugendlicher? Ich hoffe nicht.
Ja, das ist für mich auch klar. (war das jetzt überhaupt Thema?)

Welchem Christ ist das eigentlich nicht klar? Verstehe nicht ganz, warum das eine Aussenseiter-Position sein sollte. In Jesus wurde auch Gott enthüllt.
Das Gottesbild im AT ist durchwachsen, weil Gott eben nur teilweise enthüllt war.

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#185 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Do 2. Feb 2017, 14:13

Andreas hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Die Wahrheit ist eben, dass der spirituelle Weg in die Einsamkeit führt. Das ist auch notwendig, damit Individuation stattfinden kann. Wenn es gut läuft, findet man ein paar Weggefährten. Manchmal ist es aber auch am Besten allein zu sein. Bei mir ist es so, dass ich eher in diese Richtung tendiere. Manchmal ruft Gott einen Menschen in die Wüste der vollkommenen Einsamkeit.
Die Liebe sucht auch die Gemeinschaft. Beides hat seine Berechtigung - es gibt das Einatmen und das Ausatmen, den gesunden Wechsel von Nähe und Distanz, von Stille und Geselligkeit, von Hören und sprechen, von Zuhören und Zuspruch. Deswegen sind mir gesunde und konstruktive Dialoge so wichtig.

Mit Sicherheit. Gemeinschaft habe ich ja. Mein "soziales Netzwerk" ist schon durch das Internet global; und ich nutze dieses Medium mit großer Freude. Nur binde ich mich nicht exklusiv an eine bestimmte Gruppe. Meine Gemeinde, das sind alle Wesen mit denen ich unmittelbar kommuniziere. Virtuell und analog ;)


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Hemul
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#186 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Hemul » Do 2. Feb 2017, 14:25

Pluto hat geschrieben:Das stimmt, Andreas!
Der Philosoph Daniel Dennett (ein Atheist) verglich mal den Gott des AT mit einem massiven, kantigen Berg in den Alpen. Das NT verglich er mit den sanften Hügeln des Jura.
Es gibt kein AT u. NT . Es gibt wohl einen unabänderlichen Vorsatz Gottes der lange ein Geheimnis war-aber Paulus
(und auch uns) in Epheser 1:9+10 u. 3:8-11 wie folgt enthüllt wurde:
9 Er hat uns ja das Geheimnis seines Willens zu erkennen gegeben nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgenommen hat in ihm 10 für die Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten; alles zusammenzufassen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist - in ihm.
und:
8 Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen 9 und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her in Gott, der alle Dinge geschaffen hat, verborgen war; 10 damit jetzt den Gewalten und Mächten in der Himmelswelt durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes zu erkennen gegeben werde, 11 nach dem ewigen Vorsatz den er verwirklicht hat in Christus Jesus, unserem Herrn.
:chapeau:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#187 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Novas » Do 2. Feb 2017, 14:26

lovetrail hat geschrieben:Welchem Christ ist das eigentlich nicht klar? Verstehe nicht ganz, warum das eine Aussenseiter-Position sein sollte. In Jesus wurde auch Gott enthüllt.
Das Gottesbild im AT ist durchwachsen, weil Gott eben nur teilweise enthüllt war.

LG

Das sehe ich auch so. Für mich besteht der theologische Wert des AT im Wesentlichen darin, dass die Menschen auf Jesus vorbereitet wurden. Walter Brueggeman schrieb, die gesamte hebräische Bibel sei von einem Credo der fünf Eigenschaftswörter geprägt: Gott wird als "barmherzig, mitfühlend, vergebungsbereit, in Liebe beständig und treu" beschrieben. Doch viele Menschen können das bis heute nicht glauben. Ohne die Erfahrung im eigenen Inneren bleiben das nur fromme Worte.
Ohne die Erfahrung im eigenen Inneren, nennen wir es das Herz, erschöpft sich Religion in Äußerlichkeiten, Moral und Gesetz. Bis der Mensch schließlich zum Sklave des Gesetzes geworden ist.
Zuletzt geändert von Novas am Do 2. Feb 2017, 14:29, insgesamt 1-mal geändert.

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#188 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Do 2. Feb 2017, 14:28

lovetrail hat geschrieben:Das Gottesbild im AT ist durchwachsen, weil Gott eben nur teilweise enthüllt war.
Im AT gibt es eben spirituell kindliche Gottesbilder, die nicht mit dem erwachseneren Gottesbild des Christentums vereinbar sind. Gott hat sich natürlich nicht geändert - ich rede von den Gottesbildern. Die teilweise so grausam dargestellten Gottesbilder des AT sind teilweise nicht vereinbar mit der frohen Botschaft Jesu des liebenden Vaters. Vieles ist aber trotzdem von bleibendem Wert!

Ich glaube nicht mehr, dass die Kinder vom Storch gebracht werden. Welchen Sinn macht es, wenn ich Storch und genetische Fortpflanzung als eine Wahrheit darzustellen versuchen würde?
1.Kor 13,11 hat geschrieben:Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
Die Religion hat sich entwickelt, ist gewachsen, erwachsener geworden. Diese biblischen Geschichten (Stories) zeichnen auch die Geschichte (History) der religiösen Entwicklung nach. Das beschreibt die Bibel - und das ist grandios und einzigartig. Gut so!

Was für einen Sinn macht es, die alten "Jugendsünden" als immer noch geltende Wahrheit rechtfertigen zu wollen? Wieso kann man sich diese "Jugendsünden" nicht freundlichen Herzens ansehen, wie man über alte Fotoalben gebeugt über seine eigene Kindheit lächelt? Das hat mit ignorieren und verurteilen nichts zu tun.

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#189 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von lovetrail » Do 2. Feb 2017, 14:31

Andreas, da bin ich ganz bei dir, da rennst du nicht nur bei mir offene Türen ein. Aber wohin möchtest du nun das Gespräch lenken?
Woran leidest du nun genau? Wer vertritt denn Alttestamentarische Gesetze oder einen rachsüchtigen Gott?

LG
Zuletzt geändert von lovetrail am Do 2. Feb 2017, 15:31, insgesamt 1-mal geändert.
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#190 Re: Wie geht es Gott?

Beitrag von Andreas » Do 2. Feb 2017, 15:21

Wenn ich mir die Zeiträume dieser Entwicklungen anschaue, wird mir klar, dass das AT für seine Entwicklung viele Jahrhunderte brauchte. Das NT wurde innerhalb von 50 Jahren geschrieben und das in einer Zeit gewaltiger Umbrüche in allen Bereichen: politischen, gesellschaftlichen, spirituellen (Jesus). Als Paulus schrieb standen Jerusalem und der Tempel noch, als die Evangelien geschrieben wurden schon nicht mehr. Während das NT geschrieben wurde, trennte sich das Judentum vom Christentum, gab es Judenverfolgungen und Christenverfolgungen.

Wie sollte in dieser Zeit des Umdenkens eine einheitliche, voll ausgereifte Theologie entstehen können? Paulus war Pharisäer, der noch versuchte die Juden mit ins Boot zu holen. Als die anderen schrieben, war die Trennung schon vollzogen oder vollzog sich gerade. Viele Menschen waren an der Entstehung des NT beteiligt und nicht alle haben synchron "umgedacht". Die einen sind noch mehr als die anderen im AT verwurzelt. Wir sprachen hier ja auch darüber ob nun Werkgerechtigkeit oder Glaubensgerechtigkeit heilsentscheidend ist oder ob Jesus der Messias der Juden ist, oder nicht. Da gab es eben je nach Zeitpunkt und Situation unterschiedliche Auffassungen und die gibt es bis heute. Weil sich beides in der Bibel finden lässt, haben sich eben auch unterschiedliche Glaubensgemeinschaften gebildet, die ihre Sichtweise alle mit der Bibel begründen.

Wenn die Bibel als "Gottes Wort" und "die Wahrheit" betrachtet wird, die ja jeder mit den entsprechenden Bibelzitaten auch "belegen" kann, kommen wir nie auf einen Nenner. Was uns trennt und was uns zu diesen sinnlosen verbissenen Streitereien bringt - welche unsere Neo-Atheisten so gerne befeuern - ist nach meiner Auffassung in erster Linie ein Hermeneutisches Problem - eben diese zu hinterfragende hermeneutische Vorbedingung des absoluten Wahrheitsanspruches der Heiligen Schrift und wie sich das mit der Inspiration verhält. Wohl gemerkt: Heilige Schrift! Denn sie ist mir heilig. Inspiration! Denn auch die ist mir heilig. Die Frage ist nur wie man das zu verstehen hat, wenn es solche Auswirkungen in der Wirkungsgeschichte der Bibel zeitigt. Da stimmt was nicht. Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer.

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