Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Politik und Weltgeschehen
ThomasM
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#21 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von ThomasM » Di 31. Jan 2017, 11:07

Ziska hat geschrieben: Wie würdest du handeln, wenn Gottes Gesetz genau das Gegenteil von dir erwartet, wie ein Gesetz von Menschen?
Tut es nicht
Röm. 13,1
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
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#22 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von Novas » Di 31. Jan 2017, 11:53

lovetrail hat geschrieben:Jesus sagte, sein Reich sei nicht von dieser Welt. Diese Welt wird untergehen, sie ist nicht verbesserbar, so wie auch der alte Adam nicht verbesserbar ist

Der christliche Glaube und das Engagement für den Nächsten und die Schöpfung gehören schon immer zusammen. Glaube (Vita contemplativa) ist zuerst etwas Innerliches, aber das findet seinen Ausdruck in einer erkennbaren Lebensweise (Vita activa). Die ganze menschliche Existenz besteht in diesen drei „Grundtätigkeiten“: „Arbeiten, Herstellen und Handeln“ (nach den altgriechischen Begriffen ponos, poiesis und prāxis).
Aristoteles sah in der Vita Contemplativa zwar die höchste Erfüllung des Menschen (für ihn die Liebe zur Weisheit/philosophia, Streben nach Wahrheit) doch er sah auch den Menschen eben so wesenhaft als politisch („zoon politikon“), was für ihn an die Idee der antik-griechischen Polis gebunden war. Ob man das nun will oder nicht, aber es gibt immer eine politische Dimension im menschlichen Leben.

Wenn Jesus sagt: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh. 18, 36) darf das nicht als Ausrede benutzt werden, um die Verantwortung von sich zu weisen. Bei dem Streben nach der Utopie/Ou Topos, der "suche nach dem Ort, den es geben müsste", geht es auch nicht darum eine abstrakte Perfektion zu erreichen. Es geht um die Zielrichtung; und ein Verständnis dafür, welche Orte es eben nicht geben soll. Ein konkretes Beispiel: rund hundert Jahre nach Goethes Tod wurde das Konzentrationslager Buchenwald am Rand von Weimar, ein Symbol der Humanität und heute UNESCO-Weltkulturerbe, errichtet (übrigens ganz in der Nähe von Goethes und Schillers ehemaligen Wohnhäusern). Das ist eine real gewordene Dystopie. Das genaue Gegebild von allem, was diese beiden verkörpert haben.

Eine Dystopie (zu griechisch dys- = schlecht und tópos = Platz, Stelle; englisch dystopia), auch Antiutopie genannt, ist ein Gegenbild zur positiven Utopie, der Eutopie, und ist in der Literaturwissenschaft eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit negativem Ausgang.[1] Sie entwirft ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt, und stellt somit einen Gegenentwurf zu Thomas Morus’ Utopia dar. Häufig wollen die Autoren dystopischer Geschichten mit Hilfe eines pessimistischen Zukunftsbildes auf bedenkliche Entwicklungen der Gegenwart aufmerksam machen und vor deren Folgen warnen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dystopie

Das ist einer der Orte, den es nicht geben dürfte, aber gegeben hat. Buchenwald und Auschwitz, das sind Beispiele dafür, wie gut eine Politik ohne Bergpredigt "funktioniert". Nicht besonders reizend. Warum dann nicht mal den umgekehrten Weg gehen und es MIT der Bergpredigt versuchen? Ein Beispiel dafür, dass das funktionieren kann: die friedliche Revolution 1989. Christian Führer nannte sie ein „Wunder biblischen Ausmaßes“.

Christian Führer hat die Friedliche Revolution gern als „Wunder biblischen Ausmaßes“ bezeichnet. Aber nicht nur im Herbst 1989, sondern sein ganzes Leben lang hat er aus seiner unbefangenen Jesusfrömmigkeit heraus den Mut zur Veränderung und zugleich diese unwiderstehliche Verbindlichkeit aufgebracht. Für ihn gehörten Altar und Straße zusammen. Das hat er nicht nur in seinen Gottesdiensten und Friedensgebeten gepredigt, sondern auch gelebt. Das war zweifellos auch ein Teil der großen Kraft, die hinter der Friedlichen Revolution stand.
Christian Führer hat nie einen Zweifel daran gelassen, woher er seine Kraft und seinen Glauben nimmt: Aus der Botschaft des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Die Bergpredigt war für ihn keine individualistische Anleitung zum gottgefälligem Leben, sondern Angebot und Verheißung für eine gerechte und friedliche Welt, in der die Waffen schweigen und die feindlichen Lager aufeinander zugehen können. Der Ruf „Keine Gewalt“ war für ihn die kürzeste und prägnanteste Zusammenfassung der biblischen Bergpredigt.

http://stiftung-fr.de/Nachruf-auf-Pfarr ... 177.0.html


Die Welt ist also sehr wohl verbesserbar. Eben so wie sie verschlechterbar ist. Da ist unser Handeln gefordert, die Kehrseite der vita contemplativa ist die vita activa. Beides bildet eine Einheit, wie das Jesus mit dem höchsten Gebot formuliert. Scheinheiligkeit/Pseudo- Spiritualität besteht gerade darin, dass man so tut, als könnte man das Eine vom Anderen trennen.

1. Johannes 4, 16b-21 Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt[...]Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. 21 Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

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lovetrail
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#23 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von lovetrail » Di 31. Jan 2017, 12:58

Novalis, und bist du jetzt eigentlich schon aufgenommen worden bei den Freimaurern? ;-)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

Ziska_Deleted

#24 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von Ziska_Deleted » Di 31. Jan 2017, 13:04

ThomasM hat geschrieben:
Ziska hat geschrieben: Wie würdest du handeln, wenn Gottes Gesetz genau das Gegenteil von dir erwartet, wie ein Gesetz von Menschen?
Tut es nicht
Röm. 13,1
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen.

Ach so.... So bringst du also alles " unter einen Hut".... Zum einen handelst du auf Befehl der Regierung.... zum anderen wird der allmächtige Gott wohl damit einverstanden sein...
Schließlich werden ja die Waffen von der Geistlichkeit gesegnet, mit denen anderen Menschen das Leben genommen wird.


Wenn du das damit leben kannst... hmmmm.... ich stelle mir aber folgende Fragen:

Warum sagte Jesus: "Zählt Cäsars Dinge Cäsar zurück. Gottes Dinge aber Gott!"

Warum sagten dann aber Petrus und andere treue Anbeter Gottes, als ihnen von der Regierung befohlen wurde, mit dem Predigen aufzuhören: "Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen!" ?

Warum verstanden die ersten wahren Christen, was Jesus gemeint hatte?
Sie gingen lieber ins Gefängnis und in den Tod, anstatt sich in die Politik einzumischen und Im Krieg zur Waffe zu greifen.

Nun ja... Wir beide sind für unsere Handlungen vor Gott verantwortlich.

ThomasM
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#25 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von ThomasM » Di 31. Jan 2017, 13:26

Ziska hat geschrieben: Warum verstanden die ersten wahren Christen, was Jesus gemeint hatte?
Sie gingen lieber ins Gefängnis und in den Tod, anstatt sich in die Politik einzumischen und Im Krieg zur Waffe zu greifen.
Warum verstehst du nicht, was Christus und was Paulus gemeint haben?
Glaubst du wirklich, sie hätten gemeint, dass man seinen Gehorsam dem Staat gegenüber ablösen soll durch einen Kadavergehorsam seiner geistlichen Gruppe gegenüber, so wie du das tust?
Du hast anscheinend keine Probleme damit, die Wahrheit zu verdrehen, nur weil es dir von deiner Führung so angeordnet wurde.

Deine Beispiele sind wirklich schlecht.
Die ersten Christen haben sich sehr wohl in die Politik eingemischt, warum wohl haben die Apostel gemahnt, so zu leben, dass das Umfeld keinen Anstoß nimmt oder das Wohl der Stadt zu suchen, in der man lebt.
Genauso wie Jesus ermahnt hat, Steuern zu zahlen, als Beispiel dafür, wie man innerhalb eines Staates leben soll, eben die Gesetze des Landes zu erfüllen.

Die Grenze haben die Apostel - und auch Jesus - gezogen, als es um die Anbetung Gottes ging, übrigens solltest du mal Daniel oder Ester lesen, die vor ähnlichen Entscheidungen standen.
Die Verehrung des Kaisers als Gottheit war eine Überschreitung der Grenze und Schweigen, wo das Evangelium verkündet werden musste, war auch eine solche Grenze.
Aber du lebst in einer modernen westlichen Demokratie, da kann von beidem keine Rede sein, noch nicht einmal Stoiber lässt sich als Gottheit verehren und die Freiheit zur Verkündigung habt ihr.
Aber nirgendwo in der Bibel wirst du finden, dass der Beruf des Soldaten angefochten wird oder das Gewaltmonopol des Staates durch Polizei.
Und es ist eine persönliche Gewissensentscheidung jedes Einzelnen, ob er den Beruf Soldat oder Polizist ausüben will, eine Entscheidung, die dir als Frau ja sowieso niemals abverlangt wurde, also wieso beklagst du dich?

Aber deine durch die ZJ induzierte Zwangsisolation, die dazu führt, dass ihr euch weder an weltlichen, noch an ökumenischen Projekten zur Hilfe von Menschen in Not beteiligt, ist gegen alles, was die Bibel und auch die Apostel wollten.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Halman
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#26 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von Halman » Di 31. Jan 2017, 13:53

ThomasM hat geschrieben:
Ziska hat geschrieben: Wie würdest du handeln, wenn Gottes Gesetz genau das Gegenteil von dir erwartet, wie ein Gesetz von Menschen?
Tut es nicht
Röm. 13,1
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen.
Irrtum, lieber Thomas. Die Logik von Rechtssystemen schließt IMMER die Möglichkeit von logischen Konflikten ein. Das gilt für unser Grundgesetzt und analog auch für die Bibel.
Der Grundsatz, der staatlichen Obrigkeit zu gehorchen kann sehr wohl im Widerspruch zu anderen göttlichen und/oder jesuanischen Geboten stehen. Dies war z.B. im Dritten Reich der Fall.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

JackSparrow
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#27 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von JackSparrow » Di 31. Jan 2017, 13:54

ThomasM hat geschrieben:Tut es nicht
Gut zu wissen.

§ 4
(1) Ein Jude kann nicht Reichsbürger sein. Ihm steht ein Stimmrecht in politischen Angelegenheiten nicht zu; er kann ein öffentliches Amt nicht bekleiden.



Novalis hat geschrieben:Warum dann nicht mal den umgekehrten Weg gehen und es MIT der Bergpredigt versuchen?
Das wäre super. Dann könnte man endlich alles haben was man will, und niemand müsste mehr arbeiten gehen.

"Wenn dir jemand dein Untergewand nehmen will, dann lass ihm auch deinen Mantel."

Ein Beispiel dafür, dass das funktionieren kann: die friedliche Revolution 1989. Christian Führer nannte sie ein „Wunder biblischen Ausmaßes“.
Vielleicht hat der Herr Führer auch nur mangelhafte Geschichtskenntnisse. Wegen der Perestroika traute man sich einfach keine Panzer mehr zu schicken. Was bei der friedlichen Revolution 1968 ja noch super geklappt hatte.

Novas
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#28 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von Novas » Di 31. Jan 2017, 14:15

JackSparrow hat geschrieben:
Ein Beispiel dafür, dass das funktionieren kann: die friedliche Revolution 1989. Christian Führer nannte sie ein „Wunder biblischen Ausmaßes“.
Vielleicht hat der Herr Führer auch nur mangelhafte Geschichtskenntnisse. Wegen der Perestroika traute man sich einfach keine Panzer mehr zu schicken. Was bei der friedlichen Revolution 1968 ja noch super geklappt hatte.

Ein gutes Beispiel dafür, dass manche Menschen ein Wunder biblischen Ausmaßes auch dann noch bestreiten und wegerklären, wenn es in ihrer eigenen Zeit/Gegenwart stattfindet :P

JackSparrow
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#29 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von JackSparrow » Di 31. Jan 2017, 22:21

Wenn man es erklären kann, ist es kein Wunder.

Lena
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#30 Re: Kann man mit der Bergpredigt regieren?

Beitrag von Lena » Mi 1. Feb 2017, 14:13

Man kann mit der Bergpredigt regieren. Man kann alles. Aber weisst Du was?! Nur jene die in das Reich des lieben Sohnes hinübergewechselt haben, werden auch dieses Gebet, beten wollen. Keine Welt, keine Politik, keine Regierung bringt es fertig das der Mensch freiwillig das gute tun will.

Novalis hat geschrieben: Wofür beten wir dann das Vaterunser? „Wie im Himmel, so auf Erden...“ ~.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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