Andreas hat geschrieben:Als gläubiger Christ, war ich schockiert als ich sah, wie der Vertreter Israels im UN-Sicherheitsrat die Bibel als Argument für die Landansprüche des Staates Israels in die Hand nahm und hochhielt. Dass er nicht sofort von allen Anwesenden ausgelacht und ausgebuht wurde, wunderte mich.
Das ist wieder so ein Beispiel dafür, wie die Bibel (hier: Tanach, AT) für weltliche Interessen missbraucht und damit Gott zum Handlanger von politischen Interessen gemacht wird. Die Gründungsmythen, Gründungslegenden und die auf Gott hin rückgedeutete "Geschichtsschreibung" dieser Stammesreligion haben Null Autorität, Null argumentativen Wert im UN-Sicherheitsrat, der keinesfalls eine religiöse Veranstaltung ist.
Ich liebe das AT, seit ich gelernt habe, die äußerst tiefsinnigen, theologischen Geschichten von der auch darin enthaltenen Pseudo-Geschichte zu unterscheiden. Für mich ist die Bibel kein Geschichtsbuch sondern ein theologischer Diskurs auf der Suche nach Gott in dem unterschiedliche Aspekte und Gottesbilder miteinander konkurrieren. Der wertvolle Wahrheitsgehalt liegt in der Dokumentation dieses wertvollen Diskurses über Gott - es ist aber bei weitem nicht immer Gott selbst, der darin zu Wort kommt. Dafür steht das Bild des Elia im Höhleneingang: Man kann das leichte Säuseln Gottes aus den stürmischen, bebenden, feuerspeienden Texten herauslauschen, wenn man seine Ohren dafür geschärft hat. Jeder Einzelne hat mit diesen Texten zu ringen, wie Jakob am Jabbok - solange bis die Texte ihrem Leser den Segen aussprechen. Viele dieser Texte verweigern diesen Segen.

wahrlich, Du bist ein CHRIST. Die Stelle mit dem Propheten Elia gehört zu meinen absoluten Lieblingsstellen. Ein sehr delikates Bild für eine mystische Erfahrung. Mich erinnert sie immer an diese „
geflügelten Worte“ von Nietzsche:
„Die stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen. Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt.“ - damit jeder weiß, wovon wir hier sprechen:
„Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme.......“
Das erste Buch der Könige
Elija am Horeb: 19,1-13a
https://www.die-bibel.de/bibeln/online- ... 01/199999/
lovetrail hat geschrieben:fin hat geschrieben:Heißt das, du stimmst mit der israel. Regierung überein, die meint, die letzte Un-Resolution sei nicht gerechtfertigt gewesen und hätte boykottiert werden müssen? Wie sieht denn deine volle Meinung dazu aus?
Ich hab mich zwar jetzt nicht im Detail mit der letzten UN-Resolution beschäftigt, aber wie gesagt, ich bezweifle die Integrität der jetzigen Nation Israel. Ich halte also die Un-Resolution für gerechtfertigt. Ich verstehe auch nicht ganz, warum manchen Christen meinen, sie müssten auf jeden Fall das politische Israel unterstützen. Aus der Bibel kann ich das nicht ableiten.
Ich auch nicht. Denn das spirituelle Israel und das politische Staatswesen sind zwei paar Schuhe. Meine Solidarität gilt allen Menschen, auch den Palästinensern.
2Lena hat geschrieben:Ich lobe ThomasM, der am alles entscheidenden Punkt mitgedacht hat: "Klar ist, dass mit dem NT der Name Jahwe unwichtiger wird." Es sollte tatsächlich wen geben, der erkannt hat, dass der Übergott persönlich auf die Erde kam, weil alles predigen nichts nutzte ...
Jedenfalls können wir diesen transzendenten Gott im Namen von Jesus Christus ansprechen und auf diese Weise persönlich adressieren: „
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“. Das Neue Testament wird gründlich missverstanden, wenn man nicht begreift, dass es eigentlich um eine geistige Revolution hin zu einem vollkommen neuen Gottesbewusstsein geht:
Der Geist, den Gott euch gegeben hat, ist ja nicht ein Sklavengeist, so dass ihr wie früher in Angst leben müsstet. Es ist der Geist, den ihr als seine Söhne und Töchter habt. Von diesem Geist erfüllt rufen wir zu Gott: „Abba[2]! Vater!“ So macht sein Geist uns im Innersten gewiss, dass wir Kinder Gottes sind. (Römer 8,15+16)
Wo lehrt Hemul diesen Abba-Vater, dessen geliebte Kinder wir sind? Ich warte ja darauf, dass er endlich mal damit anfängt.