Zumindest ist er auf wissenschaftlicher Ebene längst entschieden.closs hat geschrieben:Wie Du siehst, gibt es hier sehr unterschiedliche Auffassungen, die dazu führen, dass der eine den anderen als "unredlich" und der andere den einen als "Antichrist" bezeichet.sven23 hat geschrieben:Gerade in meinem Verständnis, das sich mit der Forschung deckt.
Aufgeklärter als der jeweils zu sein, beanspruchen beide für sich. - Ein klassischer Kulturkampf.
Trotzdem hat die Kirche aus Mythen und Legenden historische Geschehnisse gemacht. Das ist das Gegenteil von Platons Warnung.closs hat geschrieben:Da hatte er vollkommen recht.sven23 hat geschrieben:Als Freund von Platon solltest du wissen, dass schon er davor warnte, Mythen wörtlich zu nehmen.
Ein Geistleib ist genau so ein Halbzeug. Kein Mensch weiß, was das sein soll.closs hat geschrieben:Es geht ja nicht darum, stoffliche Körper wieder zusammenzusetzen - das wäre ein klassisches Beispiel für geistiges Halbzeug. - Die RK spricht deshalb von "Geistleib", also unfleischlichen Leib.sven23 hat geschrieben: Die Evangelien sind nicht wörtlich zu nehmen, sagt er; wie soll man stoffliche Körper wieder zusammensetzen, deren sämtliche Bestandteile längst in andere Körper eingegangen sind?

Zudem hast du wieder nur die Hälfe zititiert. Der Kirchenvater Origenes sagt nämlich auch noch:
"Er glaubt nicht an das Weiterleben der Einzelseele oder des Ich, er glaubt nicht, dass das Heil in so etwas wie Fortdauer des Ich besteht - das wäre für ihn sogar die Hölle. Er glaubte nicht einmal an die Auferstehung des Leibes. Die Evangelien sind nicht wörtlich zu nehmen,.."
Z. B. ist die Auferstehung ein Mythos, wie in vielen anderen Religionen und Kulten auch. Nur was dort abgelehnt wird, soll hier eine historische Wahrheit sein.closs hat geschrieben:Auch hier: Setzen, 6. - Die Tatsache, dass man Dinge, die man aus eigener Weltanschauung nicht erklären kann, zu Mythen erklärt, sagt doch nichts darüber aus, ob sie stattgefunden haben oder nicht. - Wie war das mit Zirkelschluss?sven23 hat geschrieben:Die biblischen Mythen wurden zu historischen Geschehnissen erlärt und in Dogmen einbetoniert.![]()

Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, hält der Anthropologe Carel van Schaik die Kanonisierung der Bibel für den eigentlichen Sündenfall der Kirche, weil von da an die religiösen Texte zu "Heiligen Schriften" mit absolutem Wahrheitsanspruch galten. Von da an nahm das Verhängnis seinen Lauf.
" Er (Paulus) hat nicht an uns und für uns Heutige geschrieben. Er hat in pharisäischer Tradition und jüdisch - apokalyptischem Denken mit der Wiederkunft des Christus und dem Ende dieser Welt noch zu seinen Lebzeiten gerechnet (1.Thess 4, 15 und 17; 1.Kor 15, 51). Er hat also mit Nachfolgegenerationen überhaupt nichts im Sinn gehabt! Sein Messiasglaube ist Zeichen der Denkweise seiner Zeit und Kultur in Korrelation mit einem damals noch sehr begrenzten und ins Mythologische verweisenden Weltbild. Dass er der Chefideologe der Kirchen wurde, dafür kann er nichts. Möge er in Frieden ruhen.
Zum Ideologen gemacht haben ihn die christlichen Kirchen, die sich nun in der einzigartigen Situation befanden, dass sowohl der Namensgeber der neuen Religion, Jesus Christus, als auch der Verbreiter des jüdischen Zweiges jener Religion, welche man dann später "christlich" nannte, nämlich Paulus, einer anderen, der jüdischen Religion angehörten!
Die Frühkirche allerdings funktionierte die Briefe des Paulus zum „Wort Gottes“ um und zementierte sie im Kanon des Neuen Testamentes als ewige Wahrheiten fest, als Grundlage für den neuen christlichen und als Abgrenzung zum jüdischen Glauben. Seither drehen die Kirchen sich in einem Circulus vitiosus ständig um die eigene Achse und kehren nach mannigfaltigen Flucht- und Ausbruchsversuchen immer wieder zum Wortsinn der Schriften zurück."
Quelle: Glauben&Wissen
Um genau zu sein, hat er Bibel und Kirche kritisiert.closs hat geschrieben:Ich lese, dass es "monströs und lächerlich" wäre, wenn man die Bibel so verstehen würde.sven23 hat geschrieben:Ich höre, dass er die "monströsen und lächerlichen" Gottesbilder der Bibel kritisiert
Sie konnte sich nie durchsetzen, weil die Ethik nur für kurze Zeit ausgelegt war. (Interimsethik) Besitzlosgkeit und planlos durch die Gegend wandern (Wanderradikalismus) ist eine zeitlang ganz schön, kann aber kein Vorbild für irgendeine Gesellschaft oder Staat sein. Deshalb konnte sie sich nie durchsetzen.closs hat geschrieben:Die Botschaft wurde zu jeder Zeit verstanden, hat sich aber nie durchgesetzt - sehr oft auch nicht innerkirchlich durchgesetzt.sven23 hat geschrieben:Gerade sie werden dadurch in Frage gestellt. Man kann sich nicht ständig damit herausreden, alles sei 2000 Jahre lang mißverstanden worden. Die Botschaft selber hat ihre Macken.
closs hat geschrieben: Wer das Buch "Hiob" nicht versteht, versteht auch die NT-Botschaft nicht. Und DIE Aufklärung, die anthropozentrisch geprägt ist, kann es eh nicht, weil sie selbst-erfüllend ist. - Diesen Konflikt zwischen anthropozentrisch und theozentrisch wird es immer "in der Weltzeit" geben, weil dies genau das Kernmotiv des sog. "Sündenfalls" ist.
Um es pointiert zu sagen: Wer das nicht erkennt, kann trotz aller wissenschaftlicher Finesse die Bibel substantiell nicht verstehen.
Verstanden haben die Bibel schon ganz andere geistige Köpfe. Gerade deshalb sehen sie sie kritisch.
Bultmann fordert sogar eine anthropozentrische Exegese.
"...der Mythos will nicht kosmologisch, sondern anthropologisch – besser: existential interpretiert werden."
"Glaube heißt: das Auge ein für allemal vor sich schließen, um nicht am Aspekt unheilbarer Falschheit zu leiden. Man macht bei sich eine Moral, eine Tugend, eine Heiligkeit aus dieser fehlerhaften Optik zu allen Dingen, man knüpft das gute Gewissen an das falsch Sehen, - man fordert, dass keine andre Art Optik mehr Wert haben dürfe, nachdem man die eigne mit den Namen "Gott", "Erlösung", "Ewigkeit" sakrosankt gemacht hat".
(Friedrich Nietzsche, Philosoph)