Es handelt sich dabei schlicht um eine anachronistische biblische Denkweise.Tyrion hat geschrieben:Das Abwerten von "Mitgeschöpfen" (ums christlich auszudrücken) und dabei Aufwerten des Menschen ist intellektuelle Disziplin?

Es handelt sich dabei schlicht um eine anachronistische biblische Denkweise.Tyrion hat geschrieben:Das Abwerten von "Mitgeschöpfen" (ums christlich auszudrücken) und dabei Aufwerten des Menschen ist intellektuelle Disziplin?
closs hat geschrieben:Diese Definition bedingt es aber sachlich - es sei denn, man würde Tieren Transzendenzfähigkeit (also die Fähigkeit, nach "Gott" zu fragen) zugestehen. - Das können wir in der Tat nicht ausschließen - hältst Du es für möglich?Tyrion hat geschrieben:Und das nenne ich anmaßend bzw. chauvinistisch - nicht die Definitonen an sich.
ERstaunlich.Tyrion hat geschrieben:Ich habe das schon als Kind gelernt.
Nein - es ist notwendige Folge einer Definition. - Nur ist in der Tat nicht falsifizierbar, ob diese Definition korrekt ist. - Ich meine allerdings, dass einiges dafür spricht. - Rein sachlich.Tyrion hat geschrieben:Das Abwerten von "Mitgeschöpfen" (ums christlich auszudrücken) und dabei Aufwerten des Menschen ist intellektuelle Disziplin?![]()
WENN man bspw. definiert hätte, dass Frauen und Schwarze keine Menschen sind, ja - aber wer täte das?
Welcher semantischer Wandel? — Verstehe ich nicht.closs hat geschrieben:Aber in den letzten Jahrzehnten. - Wie gesagt: Kein Protest - ist zwar doof, aber irgendwie auf die Reihe zu kriegen. - Problematisch ist, wenn dieser semantische Wandel nicht akzeptiert wird.Pluto hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass sich in den letzten Jahren an der Definition von Bewusstsein irgendetwas verändert hätte.
Wie gesagt (s.o), ich kann keinen semantischen Shift erkennen. Bloß weil du dadurch den Tieren Bewusstsein absprechen willst, ist das kein Argument.closs hat geschrieben:Wer hat etwas davon, wenn zwei vollkommen unterschiedliche Bedeutungen von "Bewusstsein" unterwegs sind und man sie NICHT Polysem nennt?Pluto hat geschrieben:Doch der Begriff des Bewusstseins wird nicht deshalb zu Polysem, weil du die gängige Interpretation nicht anerkennen willst.
Nicht nur die Wissenschaft... Auch die Philosophie betrachtet die Trennung in, bzw Verschmelzung von, res cogitans/extensa als Unsinn. Die Einzigen die daran festhalten, sind die Kirchentreuen und die Fundamentalisten.closs hat geschrieben:Die heutige Wissenschaft geht an diese Begriffe vom gesetzten materiellen Status heran.
Ja. Er hat mit seinen Aussagen über Tiere als Maschinen wirklich Blödsinn verzapft.closs hat geschrieben:DANN sind die Aussagen von Descartes wirklich blödsinnig.
Das ist eben der Lauf der Geschichte.closs hat geschrieben:Aber diese heutige Herangehensweise steigt an einem Punkt ein, an dem eh alles schon erledigt ist - Descartes' Gedanken finden VOR diesem Punkt statt.
Hä!? Zirkelschlüssig?closs hat geschrieben:Das heisst auch: Die NATUR-Wissenschaft ist überhaupt nicht der Ansprechpartner, wenn es um die Überprüfung von Descartes' Aussagen geht. - Die heutige Stellungnahme ist in hohem Maße zirkelschlüssig: "Gehen wir von dem als existent aus, was Descartes in Frage stellt - dann stellen wir fest, dass Descartes' Zweifel falsifiziert sind".
Mag sein, dass du es so siehst.closs hat geschrieben:Da steht es doch, wie ich vermutet habe:"René Descartes (1595–1650) hat dem Menschen Selbstbewusstsein zugeordnet und die Tiere zu Maschinen erklärt (Abb. 1). Mit dieser pragmatischen Vorstellung hat er die Methodik der Physiologie umrissen.[5] Durch seine Unterscheidung zwischen res extensa und res cogitans ..." -
Descartes ordnet das reflektions-fähige "Cogito", das im anderen Kontext als "Res cogitans" auftaucht, als exklusiv menschlich ein - alles andere (also ein Wesen ohne "res cogitans") nennt er "Maschine" - später findet dieser Gedanke in Abänderung bei Hume unter dem Begriff "Clock Work Universe" seine Fortsetzung.
Descartes hat sich mE nicht verirrt. Nur war er aus Bequemlichkeit bedacht, der Kirche Lippenbekenntnisse entgegen zu bringen.closs hat geschrieben:Natürlich täuscht sich Descartes, wenn man "Maschine" in unserem Verständnis anwendet - er hat halt versucht, einen Unterschied zwischen Res-cogitans-Wesen und Nicht-res-cogitans-Wesen zu beschreiben - und hat gerne mal ins Klo gelangt, wenn er sich in die Naturwissenschaft verirrt hat.
Genau!closs hat geschrieben:Aber der entscheidende Gedanken ist hier klar und auch heute noch gültig - nämlich:
Ist ein Wesen selbst-reflexions-fähig/zweifel-fähig/kontemplations-fähig/transzendenz-fähig (= Res cogitans) oder nicht.
Ja. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolge der letzten 200 Jahre geben dieser materialistischen Sicht 100% Recht.closs hat geschrieben:Dieses "Nicht" nannte Descartes "Maschine" (man könnte auch sagen: "Res-extensa-Maschine") - und würde übrigens die heutige materialistische Definition ebenso nennen.
Wir sind nun mal Tiere mit einem überwältigenden mechanistischen Anteil. Das eigentliche Wunder der Lebewesen ist eigentlich, dass Maschinen wie wir höheren Tiere in der Lage sind, Empfindungen und Erlebnisse zu haben. Wie der Neurowissenschaftler Wolf Singer sagt, wir sind eben mehr als die Summe der Einzelteile.closs hat geschrieben:Und da schließt ein bißchen der Kreis zu Heidegger, wenn dieser sagt: "Wissenschaft denkt nicht" (agiert also wie eine Maschine und nicht als Res-cogitans-Wesen).
Vergiss das lieber mit dem Polysem. Das kann man von vielen Worten behaupten, doch wenn man sich nicht an sprachliche Konventionen hält, ist, wie Tyrion sagt, kein Dialog mehr möglich.closs hat geschrieben:Ist ein Hund selbst-reflexions-fähig/zweifel-fähig/kontemplations-fähig/transzendenz-fähig (= Res cogitans) oder nicht. - Wenn JA, hat er nach christlichem Verständnis ein Bewusstsein, ansonsten nicht - wobei wir wieder beim BEgriff "Polysem" wären.
Das ist ok. - WENN es so wäre, wie Du sagst, hätten Tiere wirklich Bewusstsein im spirituellen Sinn des Wortes. - Ich selber glaube es NICHT, aber wissen kann man es halt nicht. - Das Entscheidende: Man kann es schwer oder nicht aus naturwissenschaftlichen Daten ableiten, weil das "Handwerkszeug Neuronen" nichts darüber aussagt. - Allenfalls könnte man aus Verhaltensweisen Rückschlüsse ziehen: Man betet ein Vaterunser und der Hund kniet sich".Tyrion hat geschrieben:Wobei ich mit Transzendenz nicht die Frage nach "Gott" meine, sondern allgemein Fragen wie "was kommt nach dem Tod" und "sich des Todes bewusst zu sein".
Keine. - Wenn Du Ahnung hast: Wie unterscheidet man Verhalten des Objekts von Interpretation des Subjekts? - Gerade bei spirituellen Dingen könnte das schwierig sein.Tyrion hat geschrieben: Wie viel Ahnung hast du von Ethologie? I
Gut - unter DIESER Setzung wäre alle Schlussfolgerungen dementsprechend. Das ist die Macht der Logik. - Übrigens: Du weisst, dass bis in die 60er(?) Jahre die Verletzung von Prositutierten als "Sachbeschädigung" geahndet wurde?Tyrion hat geschrieben:Schwarze wurden nicht von allen als echte Menschen anerkannt. Australische Ureinwohner wurden sogar als Wild gejagt - das waren keine Menschen für die Briten (später schon).
Das ist kaum zu unterscheiden, denn das Gehirn nimmt die Außenwelt sehr gut wahr.closs hat geschrieben:Wie unterscheidet man Verhalten des Objekts von Interpretation des Subjekts?
Ja. Die australischen Gesetze wurden erst Ende der 1940-er Jahre geändert. Zuvor galt es nicht als Mord, einen "Abo" zu töten — sie waren ja bloß Maschinen ohne Reflexionsfähigkeit.Tyrion hat geschrieben:Schwarze wurden nicht von allen als echte Menschen anerkannt. Australische Ureinwohner wurden sogar als Wild gejagt - das waren keine Menschen für die Briten (später schon).
Ebenfalls ein Beispiel für das christliche Verständnis von Mangel an Reflexionsfähigkeit?closs hat geschrieben:Übrigens: Du weisst, dass bis in die 60er(?) Jahre die Verletzung von Prostituierten als "Sachbeschädigung" geahndet wurde?
Dass "Bewusstsein" als mechanistische Folge und als Produkt der Materie verstanden wird und keine kategorial geistigen Unterschiede mehr gemacht werden.Pluto hat geschrieben:Welcher semantischer Wandel? — Verstehe ich nicht.
Vermutlich, weil Du in der Zeit aufgewachsen bist, als dieser Umbruch bereits im wesentlichen abgeschlossen war.Pluto hat geschrieben:Wie gesagt (s.o), ich kann keinen semantischen Shift erkennen.
Umgekehrt: Die Beurteilung von Tier-Bewusstsein ist logische Folge der Definition von "Bewusstsein".Pluto hat geschrieben: Bloß weil du dadurch den Tieren Bewusstsein absprechen willst, ist das kein Argument.
Das ist die materialistische Philosophie des 20. Jh., die sich als Magd der Wissenschaft versteht - auch hier eine Umkehrung der Begriffe.Pluto hat geschrieben:Nicht nur die Wissenschaft... Auch die Philosophie betrachtet die Trennung in, bzw Verschmelzung von, res cogitans/extensa als Unsinn.
Du bezeichnest also geistigen/philosophischen Rückschritt lapidar als "Lauf der Geschichte"? - Und das war's dann?Pluto hat geschrieben:Das ist eben der Lauf der Geschichte.
Die Naturwissenschaft ist hier gar nicht der Ansprechpartner, sondern die Philosophie. - Da diese aber im wesentlichen zu "Ancilla Scientiae" geworden ist, ist sie an dieser Stelle verstummt. - Die Setzung ist keine aktive Setzung, sondern eine Setzung durch Unterlassung ("Wir schlussfolgern nur aus dem, was wir materialistisch verstehen").Pluto hat geschrieben:Mir ist nicht bekannt, dass die Naturwissenschaft hier irgendetwas setzt.
Nein - es ist eine universale ontologische Feststellung - das hat nichts mit Christentum zu tun und würde von einem buddhistischen Ontologen genauso verstanden werden wie von einem kommunistischen Ontologen.Pluto hat geschrieben:die Trennung in res cogitas/extensa ist reine Fiktion aus dem damaligen Wunschdenken der Kirche heraus.
Richtig - das war die "Aufklärung" im besten Sinne des Wortes. Aber man hat damals nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, indem man - wie heute - den Materialismus zur Ersatz-Religion gemacht hat.Pluto hat geschrieben:"Clockwork Universe" war eine Revolution gegen die damalige Übermacht der Kirche. Descartes war einer der ersten die erkannten, dass kein Gott notwendig war, um das Universum am Laufen zu halten.
Glaube ich nicht - mir scheint eher, dass er jedesmal, wenn er seine glänzende Philosophie Richtung Naturwissenschaft verlassen hat, ausgerutscht ist. - Er hätte bei seinen Leisten bleiben sollen.Pluto hat geschrieben:Descartes hat sich mE nicht verirrt. Nur war er aus Bequemlichkeit bedacht, der Kirche Lippenbekenntnisse entgegen zu bringen.
Das war in der Tat christlich beeinflusst - andererseits: Ich glaube tatsächlich nicht, dass ein Hund nach "Gott" fragen kann. - Ein Computer auch nicht (außer papageienhaft). - Neuronal ist dies sicherlich NICHT ermittelbar, weil Werkzeug nicht gleich Inhalt ist.Pluto hat geschrieben:Aber der große Fehler war, diese Reflexionsfähigkeit nur dem Menschen zuzuordnen.
Alter Denkfehler: Die Wissenschaft als Disziplin der Untersuchung des Materiellen KANN nur so urteilen, weil für sie die "Res Cogitans" methodisch gar nicht vorgesehen ist. - Ein Fisch kennt nur das Wasser.Pluto hat geschrieben:Ja. Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfolge der letzten 200 Jahre geben dieser materialistischen Sicht 100% Recht.
Andere würden sagen: Wir teilen mit Tieren einen überwältigenden mechanistischen Anteil.Pluto hat geschrieben:Wir sind nun mal Tiere mit einem überwältigenden mechanistischen Anteil.
Da ist er auf der richtigen Spur. - Jetzt muss er nur noch sagen, welche Kraft aus der Addition von Einzelteilen ein "Mehr" macht.Pluto hat geschrieben:Wolf Singer sagt, wir sind eben mehr als die Summe der Einzelteile.
Das geht - wir können versuchsweise mal "x" sagen, wenn von der von "Bewusstsein" im geistig-spirituellen Sinne die Rede ist. - Aber da es viele Worte gibt, die im 20. Jh. "ent-geistet" wurden, wird das Alphabet schnell ausgehen.Pluto hat geschrieben:Vergiss das lieber mit dem Polysem. Das kann man von vielen Worten behaupten, doch wenn man sich nicht an sprachliche Konventionen hält, ist, wie Tyrion sagt, kein Dialog mehr möglich.
Das würde auch zu weit führen. Es reicht, wenn man vom "Cogito" ausgeht. - Kann ein Hund (in seiner Sprache) denken oder fühlen: "Ich zweifle, muss aber nicht an mir zweifeln, weil das Zweifelnde nicht im ZWeifel steht" ---???--- Hat der Hund also ein "Cogito, ego sum"?Pluto hat geschrieben:Ich sehe die Reflexionsfähigkeit als weitaus mehr als bloß ein christliches Verständnis von Gott oder dem Heiligen Geist.
Nee - ein Beispiel für Menschenverachtung im Namen einer christlich beeinflussten Gesellschaft des 19./20. Jh. (vorher war es definitiv nicht so - lies mal über Kulturgeschichte/Alltagsgeschichte von Mittelalter, Spätmittelalter und Absolutismus: Da war es anders).Pluto hat geschrieben:IEbenfalls ein Beispiel für das christliche Verständnis von Mangel an Reflexionsfähigkeit?
Pluto hat geschrieben:Wenn ich erst anfange über Tintenfische aus dem Nähkästchen zu plaudern, dann gnade euch Gott!fin hat geschrieben:-- Nächstenliebe --
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"Unglaublich!!! Wie hast du das geschafft das der so zutraulig ist? Da musst du ja echt oft zu ihm runtergetaucht sein. Echt geil das er genau wusste das da ein Fisch drinne ist und wie er an ihn rankommt ^^"
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"Er wurde über eine Woche lang von uns gezähmt und mit Fisch gefüttert. Er war allgemein sehr neugierig und hat so ziemlich alles angenommen was man ihm mitgebracht hat."
fin hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Wenn ich erst anfange über Tintenfische aus dem Nähkästchen zu plaudern, dann gnade euch Gott!fin hat geschrieben:-- Nächstenliebe --
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"Unglaublich!!! Wie hast du das geschafft das der so zutraulig ist? Da musst du ja echt oft zu ihm runtergetaucht sein. Echt geil das er genau wusste das da ein Fisch drinne ist und wie er an ihn rankommt ^^"
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"Er wurde über eine Woche lang von uns gezähmt und mit Fisch gefüttert. Er war allgemein sehr neugierig und hat so ziemlich alles angenommen was man ihm mitgebracht hat."
closs hat geschrieben:Dass "Bewusstsein" als mechanistische Folge und als Produkt der Materie verstanden wird und keine kategorial geistigen Unterschiede mehr gemacht werdenPluto hat geschrieben:Welcher semantischer Wandel? — Verstehe ich nicht.
Aus Wahrnehmungs-Sicht ist das ja auch so - die Frage wäre nur: Gibt es dahinter eine ontologische Größe namens "der Stein"/"der Mond"/"der Baum"? - Gäbe es ein "Sein" zur "Wahrnehmung" oder wäre "das Sein" nichts anderes als "die Wahrnehmung"?Novalis hat geschrieben:Wenn Du beispielsweise die Philosophie des Vedanta betrachtest, gibt es diese (typisch westlichen) Probleme so nicht, weil die gesamte materielle Welt als eine Erscheinungsform des Bewusstseins beschrieben wird.