Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
SilverBullet
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#911 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Mo 7. Nov 2016, 09:42

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:denn... der Körper ist in allen solchen Aussagen unverzichtbar.
NACHDEM man die Res extensae als existent gesetzt hat, ja. - Aber ohne diese Setzung ist der Körper verzichtbar - die menschliche Existenz könnte auch eine rein geistige sein, selbst wenn wir alle hier anderer Meinung sind. Trotzdem ist es nicht nachweisbar.
Prima, es gibt also Fachleute, die behaupten können, dass der Körper verzichtbar sei.

Was wissen diese Leute über das Herstellen von Zusammenhängen?
„Nix oder gar nix?“ :-)

Man kann Existenzzusammenhänge durchaus konsequent und gründlich anzweifeln, aber eine Festlegung, dass man auf bestimmte Existenzzusammenhänge verzichten könne (ohne dass sich an der Funktion etwas ändern würde), ist schon ein „starkes Stück“.

Das ist wie wenn ein Philosoph eine Stange mit komischen Ausbeulungen aus einem geöffneten Motorblock herausnimmt und sie wegwirft, denn es ist ja „denkbar“, dass der Wagen auch ohne läuft – ein Automechaniker kann dazu nur noch den Kopf schütteln :-)

Das Verrückte ist ja, dass sich Religion und Philosophie auf diese Weise die „Metaphysik erschlossen“ haben…

closs hat geschrieben:Das kommt davon, wenn man seine Kernkompetenzen verlässt.
…
Eben weil er seine Kernkompetenzen verlassen hat und übermotiviert gemeint hat, er könne auch die Konsequenzen seines Denkens erklärungsmäßig in den Griff bekommen.
Das Wort „Kernkompetenz“ ist anscheinend sehr leicht verteilbar.

Aus welchem Grund ordnest du diesen Leuten „Kernkompetenz“ zu, wenn du doch exakt im gleichen Satz die Fehler dieser Leute zugeben musst?

Ist es in diesen Kreisen eine Art „Strategie“, dass man selbst beim „Erwischt-Werden“ die eigene Ahnungslosigkeit mit Arroganz vorträgt, damit man die Suggestion aufrechterhalten kann?

Ist das obige „aber ohne diese Setzung ist der Körper verzichtbar“ auch das Ergebnis von Kompetenz, wenn ja von welcher?

Insgesamt scheinst du nicht ganz verstanden haben, worum es geht:
Wenn eine „Ich-Denk-Instanz“ mit Steuer- und Organisationsfähigkeiten die Kontrolle über den Körper hätte, dann würde dies Kontakt auf einer ganz bestimmten Auflösung voraussetzen: Zellaktivität in Form von elektrischen Impulsen und biochemischen Stoffausschüttungen.
Dieses „Ich“-Ding müsste verstehen, welche Auswirkung ein Eingriff in die Zellaktivität hätte, und für welche Daten die einzelnen elektrischen Impulse aktuell stehen.

Selbst wenn man philosophisch die „unsichtbare Supersubstanz“ ausrufen würde, so fällt diese Luftblase bereits in sich zusammen, wenn es nur darum geht, dass dieses „Ich“-Ding keine Ahnung von seinen eigenen „Superkräften“ hat.
Das „Ich-Ding“ kann wissenstechnisch noch nicht einmal „Fünf Meter Feldweg“ überholen, wenn es darum geht, wie und wann es diese Fähigkeiten selbst anwendet.

Das „Ich“-Ding versteht, dass die „schrägen Linien“ nicht schräg sind und kann nichts dagegen tun, dass es mit „der Schräge“ arbeiten muss.

Ztat-closs:
Weil das Bewusstsein weiß, dass es im Dasein mit dem Körper engstens verbunden ist

„Engstens“ über „keine Ahnung“ und durch Aussagen ausserhalb der „Kernkompetenz“.

Es gibt keinen Anlass den Satz so zu formulieren, wie du ihn hier gebracht hast.
- wieso wird „das Bewusstsein“ als handelnde Einheit dargestellt?
- Wieso „weiss das Bewusstsein“ von einer „Verbindung“, obwohl darüber rein gar nichts vorgelegt werden kann?
- Was soll eine „engste Verbindung im Dasein“ sein?

Sorry, die „Fachleute“, denen du oben eine „Kernkompetenz“ andichten möchtest, befinden sich am Ende der Skala von denen, die etwas beitragen könnten.

closs hat geschrieben:wenn sich ein Wurm (?) vor Schmerzen windet, tut er dies nicht im Bewusstsein eines "Ich verstehe die Situation".
Das, was du dabei feststellen kannst, ist maximal die windende Bewegung.

Welche Zusammenhänge in den Zellaktivitäten des Wurmwahrnehmungssystems aufgebaut werden, kann aktuell niemand sagen.

Ich spreche dem Wurm weder ab, Schmerzzusammenhänge, noch Subjektivzusammenhänge aufzubauen.

Ich sage lediglich, dass der Detailumfang, also das Erfassen der Gesamtsituation beim Menschen auf Basis der gigantischen Zelldifferenz, grösser sein muss.

Du gehst davon aus (vermutlich motiviert durch antike Texte), dass es einen harten Übergang zwischen Tier und Mensch gibt (auch die Anhänger von Descartes haben sich wohl durch diese Meinung ausgezeichnet).
Woher willst du die „Kompetenz“ haben, eine derartige Einteilung von Lebewesen machen zu können?

closs hat geschrieben:Weil das Bewusstsein weiß, dass es im Dasein mit dem Körper engstens verbunden ist und die SChmerzen im Körper spürt: "ICH habe Zahnschmerzen", "MEIN Bauch tut weh".
„Schön, du hast Zähne und einen Bauch – dann bist du ja ein Körper“ :-)

Es ist nicht sinnvoll es so darzustellen, dass Schmerzen vorhanden sind, die dann von „einem Bewusstsein“ wahrgenommen werden.
Bei „Ich spüre Schmerzen“ zielt das „Ich“ auf den aktiven Körper als handelnden Ausgangspunkt ab.

„Schmerz“ ist immer ein Belastungsverständnis in Bezug auf den Körper.
Es liegt immer eine Körperauswirkung vor.
- der Zahnschmerzt heisst ja nicht „Zahnschmerz“, weil er irgendwo stattfindet
- der Bauchschmerz heisst ja nicht „Bauchschmerz“, weil er irgendwo stattfindet

Selbst bei umgangssprachlichem „seelischen Schmerz“ liegt Druck auf dem Körper.
Deshalb verwendet man auch dort Körperbegriffe wie „Niedergeschlagenheit“, „Depression“, „nach unten ziehen“, „Schwere“, „Antriebslosigkeit“ usw.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Da passt es doch vortrefflich, dass der Körper auch der einzige Kandidat für den „Ich“-Zusammenhang ist.
Aber doch nur dann, wenn man von der materialistischzen Seite herdenkt.
Ich habe den Eindruck, du verläst gerade deine „Kernkompetenz“, denn wie ich nun schon mehrmals aufgezeigt habe, geht es um eine Bewertungsstrategie von Existenzzusammenhängen.
Dabei spielen keine Weltbilder eine Rolle sondern das Zur-Verfügung-Haben von Zusammenhängen.

Dass du für die „Kernkompetenzaussagen“ derer, die voll daneben liegen (siehe oben) und die die Probleme ihres Ansatzes (siehe oben) nicht lösen können, keine Zusammenhänge anführen kannst, sollte man nicht den, zur Verfügung stehenden Zusammenhängen vorwerfen.

Ich frage nun wirklich oft genug nach irgendwelchen Informationen zu „Geist“(?)…

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#912 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Mo 7. Nov 2016, 10:25

-- Informationsträger --

SilverBullet hat geschrieben: Ich frage nun wirklich oft genug nach irgendwelchen Informationen zu „Geist“(?)…

Du sprichst die Grundproblematik selbst an: Das geistreiche Wesen läßt sich nicht durch Informationen vermitteln oder gar aufschließen.

Bild
[Quelle : Wikimedia commons]

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#913 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Mo 7. Nov 2016, 10:34

fin hat geschrieben:Das geistreiche Wesen läßt sich nicht durch Informationen vermitteln oder gar aufschließen.
Stimmt. Die Entschlüsselung des Geistes ist harte Arbeit.

PS: Würdest du bitte immer eine Quellenangabe unter deine Bilder setzen!
(Ich habe es diesmal erledigt.)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#914 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Mo 7. Nov 2016, 12:02

-- Das geistreiche Wesen --

Pluto hat geschrieben:Stimmt. Die Entschlüsselung des Geistes ist harte Arbeit.
Die Dekodierung von Informationen mag harte Arbeit sein, das Entschlüseln von Programmen (etc.), aber warum sollte die Bekanntschaft mit einem geistreichen Wesen harte Arbeit sein? Ich meine, es geschieht mit Leichtigkeit ...

Pluto hat geschrieben:PS: Würdest du bitte immer eine Quellenangabe unter deine Bilder setzen!
(Ich habe es diesmal erledigt.)

Ja, Danke - habe es nun einprogrammiert und an Hal weitergeleitet
Auf ihn ist Verlaß! :D
Zuletzt geändert von fin am Mo 7. Nov 2016, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.

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#915 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Mo 7. Nov 2016, 12:12

-- Das geistreiche Wesen --

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#916 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Mo 7. Nov 2016, 12:43

SilverBullet hat geschrieben:Was wissen diese Leute über das Herstellen von Zusammenhängen?„Nix oder gar nix?“
Du kannst bereits mit dieser Frage abbrechen. - Denn Du setzt schon wieder a priori, dass es Zusammenhänge zwischen Körper und Geist geben MUSS, was nur dann nötig ist, wenn man setzt, dass die Res extensae unverzichtbar sind. - Das sind sie aber zu Ende gedacht NICHT.

Wenn es ein Leben nach dem Tod des Körpers gibt: Was machst Du dann mit Deinen Zusammenhängen?

Richtig ist, dass es Deine Zusammenhänge gibt, wenn man die Res extensae setzt - und DANN sind wir uns auch einig: Der Geist steht in engstem Kontext mit dem Körper, wenn das Geistige im materiellen Feld stattfindet. - Da kannst Du ewig referieren und wirst ewig von mir Recht bekommen - aber erst dann und in dieser Reihenfolge.

SilverBullet hat geschrieben:Aus welchem Grund ordnest du diesen Leuten „Kernkompetenz“ zu, wenn du doch exakt im gleichen Satz die Fehler dieser Leute zugeben musst?
Weil diese Fehler außerhalb ihrer Kernkompetenz stattfinden :lol: - das war doch gerade der Gag.

SilverBullet hat geschrieben:Wenn eine „Ich-Denk-Instanz“ mit Steuer- und Organisationsfähigkeiten die Kontrolle über den Körper hätte
So muss man es nicht sehen - der Geist kann auch immanent in der Materie sein, solange er im materiellen Kontext wirkt.

Wir sind uns einiger, als Du vielleicht denkst. - Würdest Du erklären können, wie die menschliche Existenz nach dem leiblichen Tod aus Deiner Sicht denkbar ist, wäre der Kittel geflickt.

SilverBullet hat geschrieben:Ich spreche dem Wurm weder ab, Schmerzzusammenhänge, noch Subjektivzusammenhänge aufzubauen.
Das wissen wir letztlich wirklich nicht - hättest Du recht, würde ein Wurm sagen/denken können "Cogito ergo sum" - genau das glaube ich NICHT. - Mit anderen Worten: Ich glaube NICHT, dass der Wurm eine Res cogitans hat.

SilverBullet hat geschrieben:„Schmerz“ ist immer ein Belastungsverständnis in Bezug auf den Körper.
Jaa - aber WER nimmt das wahr? Meinst Du, dass "jemand", der nicht Entität ist, sagen kann: "Ich habe Bauchschmerzen". ---???---

SilverBullet hat geschrieben:Dabei spielen keine Weltbilder eine Rolle sondern das Zur-Verfügung-Haben von Zusammenhängen.
NUR die Weltbilder spielen eine Rolle - und Du hast Dich in das Deinige vernarrt.

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#917 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von fin » Mo 7. Nov 2016, 13:37

-- Geisteswissenschaft --

SilverBullet hat geschrieben: Blöd nur, dass genau diesen „Innenkontakt“ der „Geist“(?) haben soll (steuernd/organisierend), aber davon rein gar nichts mitbekommt – irgendwie ist es schon ein armes Würstchen :-)

Ich möchte jetzt keine Werbung für die Antroposophie machen, aber genau diese Problematik wurde von Rudolf Steiner angesprochen. Er hat in seinen Schriften 'Bildungswege' aufgezeigt, wie der Mensch anfänglich dahin kommen kann, das eigene Bewußtsein (Ich) so auszubilden, daß er diese Einsichten gewinnt, um in der weiteren Entwicklung einmal fähig zu sein, besagte Prozesse vollbewußt zu organieren.

Er hat immer wieder betont, man möge seine Erkenntnisse (Wege) - also die von ihm begründete Antroposophie - als einen wissenschaftlichen Zweig ansehen, eine Wissenschaft, die sich gewissenhaft mit Fragen beschäftigt, die sich geistigen Weltzusammenhängen widmet.

Er hat Anfang des letztesn Jahrhunderts auch eine 'philophische Schrift' veröffentlicht, die das 'Denken' bespricht. Der Titel lautet "Die Philosophie der Freiheit". Dort fändest du auch Hinweise, warum Wahrnehmung (an sich) nicht zu Erkenntnissen führen kann.

Grüße
fin

Pluto
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#918 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Mo 7. Nov 2016, 13:48

closs hat geschrieben:Denn Du setzt schon wieder a priori, dass es Zusammenhänge zwischen Körper und Geist geben MUSS, was nur dann nötig ist, wenn man setzt, dass die Res extensae unverzichtbar sind. - Das sind sie aber zu Ende gedacht NICHT.
Du hast es wohl mit der "Setzung"?
Bloß weil du iin deinem Weltbild immer setzen musst, müssen andere das nicht.
Die Wissenschaft setzt, dass die Welt existiert und untersuchbar ist. Der Rest, wie z.B. die Existenz der res extensa folgt aus der Beobachtung.

closs hat geschrieben:Wenn es ein Leben nach dem Tod des Körpers gibt: Was machst Du dann mit Deinen Zusammenhängen?
Warum sollte es das geben? Ist es nicht vielmehr eine Wunschvorstellung der Spiritualisten?

closs hat geschrieben:Richtig ist, dass es Deine Zusammenhänge gibt, wenn man die Res extensae setzt...
Unsinn. Womit schreibst du diesen Text?

Kapier doch endlich, dass man körperliche Existenz nicht setzen braucht.

closs hat geschrieben: - und DANN sind wir uns auch einig: Der Geist steht in engstem Kontext mit dem Körper, wenn das Geistige im materiellen Feld stattfindet.
Das tut er auch, wenn wir uns uneinig sind. :geek:

closs hat geschrieben:So muss man es nicht sehen - der Geist kann auch immanent in der Materie sein, solange er im materiellen Kontext wirkt.
Es fehlt die Schnittstelle, deshalb entsteht der Geist aus dem Gehirn, weil es gar nicht anders geht.

closs hat geschrieben:Würdest Du erklären können, wie die menschliche Existenz nach dem leiblichen Tod aus Deiner Sicht denkbar ist, wäre der Kittel geflickt.
Lies mal Dantes Inferno.

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Ich spreche dem Wurm weder ab, Schmerzzusammenhänge, noch Subjektivzusammenhänge aufzubauen.
Das wissen wir letztlich wirklich nicht
Doch das wissen sehr wohl aus der Beobachtung des Verhaltens von Würmern.
Würmer sind normalerweise Einzelgänger. Droht aber Gefahr, so gesellen sie sich in einer Gruppe, umnd ergriefen gemeinsam die Flucht. Dies geschieht, obwohl sie nicht denken können — eines der Automatismen die durch Evolution entstanden ist.
closs hat geschrieben:Ich glaube NICHT, dass der Wurm eine Res cogitans hat.
Das glaube ich auch nicht, aber selbst einer hirnlosen Amoebe ist die Intentionalität der Lebenserhaltung (unterm Mikroskop) anzusehen.

closs hat geschrieben:Meinst Du, dass "jemand", der nicht Entität ist, sagen kann: "Ich habe Bauchschmerzen". ---???---
Warum meinst du, muss man sprechen können, um Schmerzen zu empfinden? Es gibt andere Möglichkeiten, sich auszudrücken: Gesichstausdruck, Körpersprache, usw.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#919 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Mo 7. Nov 2016, 14:41

Pluto hat geschrieben:Bloß weil du iin deinem Weltbild immer setzen musst, müssen andere das nicht.
Aber sie tun es doch nur deshalb nicht, weil sie die Bedingungen ihrer Grundlagen verdrängen. - Natürlich kann man auf Setzungen verzichten, wenn man den ersten Schritt auslässt.

Pluto hat geschrieben:Die Wissenschaft setzt, dass die Welt existiert und untersuchbar ist. Der Rest, wie z.B. die Existenz der res extensa folgt aus der Beobachtung.
Anders: Weil die Wissenschaft die Res extensa (alias "Welt") setzt, sind die Beobachtungen authentisch, können also zur Grundlage der Wissenschaft verwendet werden. - Du drehst die Kausalität auf den Kopf.

Pluto hat geschrieben:Warum sollte es das geben?
Warum sollte es das NICHT geben?

Pluto hat geschrieben:Kapier doch endlich, dass man körperliche Existenz nicht setzen braucht.
Doch - das "Cogito" ist das einzig Sichere - alles andere geht nur mit Setzung. - Das kommt raus, wenn man wie Augustinus und Descartes radikal zweifelt.

Pluto hat geschrieben: Dies geschieht, obwohl sie nicht denken können — eines der Automatismen die durch Evolution entstanden ist.
Wunderbar - das wäre jetzt meine Version. SilverBullet stellt es nach meinem Verständnis als Bewusstseins-/Cogito-Vorgang hin, was ich bestreite. - Dein Nebensatz "obwohl sie nicht denken können" ist dabei wichtig - sehe ich genauso.

Pluto hat geschrieben:Es fehlt die Schnittstelle, deshalb entsteht der Geist aus dem Gehirn, weil es gar nicht anders geht.
"Wir wissen etwas nicht, also muss es so sein, wie wir es uns aus unserem heutigen Verständnis erklären können" - aus meiner Sicht ein No Got: Realität als Ableger UNSERES Wahrnehmungs-Vermögens.

Pluto hat geschrieben:Das glaube ich auch nicht, aber selbst einer hirnlosen Amoebe ist die Intentionalität der Lebenserhaltung (unterm Mikroskop) anzusehen.
"Intentionalität" wäre spirituell übergeordnet richtig, aber nicht in Bezug auf den Wurm selbst - denn "Intentionalität" geht nur, wenn ein "Cogito" da ist, das denken kann "Ich beabsichtige etwas bewusst". - Würmer beabsichtigen nichts bewusst.

Pluto hat geschrieben:Warum meinst du, muss man sprechen können, um Schmerzen zu empfinden? Es gibt andere Möglichkeiten, sich auszudrücken: Gesichstausdruck, Körpersprache, usw.
Natürlich - dann ersetze durch "Ich denke/empfinde, dass ich Bauchweh habe" - auch dann kriegst Du das "ICH" nicht weg.

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#920 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von JackSparrow » Mo 7. Nov 2016, 14:47

closs hat geschrieben:Beides - das ist doch der Gag. Der einzige Fall, bei dem Subjekt und Objekt identisch sind.
Der Gag ist, dass jeder Mensch, selbst wenn man das Gleichgewichts- und das Jacobson-Organ mitzählen will, maximal sieben Sinnesorgane besitzt, durch die er irgendwas wahrgenommen haben könnte. Was darüber hinausgeht, gehört ins Reich der Fantasie.

Genau deshalb kommt doch Descartes zum Schluss, dass "ICH" bei allem erdenklichen Zweifel sicher ist.
Die Materie, der aus Descartes bestand, existiert noch immer. Denken kann er heute nicht mehr. Es gilt also:

"non iam cogitat tamen es" => er denkt nicht mehr, trotzdem ist er

Weil man seine Beobachtungen/Messungen als "echt" setzt, kann man Naturwissenschaft betreiben.
Wer die eigene Ehefrau nicht für echt hält, ist ein Fall für die geschlossene Psychiatrie.

Hier denkt Descartes einen Schritt tiefer - nicht nur pragmatisch, wie es Popper vorschlägt, sondern grundsätzlich.
Und irrte sich. Aus der Existenz eines Denkvorgangs lässt sich grundsätzlich nicht die Existenz eines ICHs folgern. Oder die Existenz von Geistern oder Einhörnern.
Zuletzt geändert von JackSparrow am Mo 7. Nov 2016, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.

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