Kennst du eine Wissenschaft, die auf Dogmen und Glaubensentscheide angewiesen ist und deren Anliegen es ist, diese vorrausgesetzen Dogmen in sich ewig wiederholenden und selbst bestätigenden Zirkelschlüssen zu "beweisen"?closs hat geschrieben:Sie hat andere Setzungen als etwa die HKM - das ist richtig. - Und DAS soll ausmachen, ob etwas Wissenschaft ist oder nicht?sven23 hat geschrieben:die Theologie ist die einzige, die auf Dogmen und Glaubensentscheide angewiesen ist.

Bleibt eigentlich nur b übrig. Warum sollte sich ein Gott in tausenden verschiedenen Masken zeigen?closs hat geschrieben:Das muss man differenzierter sehen:sven23 hat geschrieben:In diesem Fall ist die subjektive Wahrnehmung identisch mit der "Offenbarung".
a) Eine Offenbarung wird wahrnehmungs-mäßig gar nicht wahrgenommen ("Sein wird vom Seienden nicht thematisiert", würde Heidegger sagen)
b) Eine Offenbarung existiert gar nicht, sondern man bildet sie sich ein (auch das gibt es oft genug).
c) Eine Offenbarung wird wahrgenommen und authentisch verstanden.
d) Eine Offenbarung wird wahrgenommen und NICHT authentisch verstanden.
Deshalb hat er ja auch differenziert zwischen "natürlicher-/Vernunftreligion und Offenbarungsreligionen.closs hat geschrieben:Jetzt diskreditiere Kant nicht - er war schon etwas differenzierter, als er heute gerne pro domo dargestellt wird.sven23 hat geschrieben:Kant hat es auch nicht verstanden. Für ihn waren Dogmen Ausdruck von Wahnvorstellungen.
Was wiederum zur Folge hätte, dass eine "Selbstoffenbarung" Gottes überhaupt keinen Sinn machen würde. Da hat Gott wohl nicht konsequent zu Ende gedacht. (oder war es closs?)closs hat geschrieben:Gar nicht weit weg: Gott hätte dann dem Menschen einen Verstand mitgegeben, der ihm ermöglicht, aufgeklärt (!) zu verstehen, dass er Gott aus dem Dasein heraus in dessen Wesen nicht erkennen kann.sven23 hat geschrieben:Also hätte Gott den Menschen einen Verstand mitgegeben, der es unmöglich macht, Gott zu verstehen/erkennen.

Er merkte wohl, dass Glaube und Vernunft Gegensätze sind.closs hat geschrieben: Aufklärung sollte die Erkenntnis der Grenzen anthropozentrischen Verstehens beinhalten - insofern ist Hiob aufgeklärter als diejenigen, die sich im heutigen Sinne dieses Wortes aufgeklärt nennen. - Kant übrigens hat es erkannt - in später Zeit, als er erwähnte, dass er die Vernuft an ihr Ende getrieben habe, um Platz für den Glauben zu haben.
"Theologie" ist der professionalisierte und institutionalisierte Missbrauch der Vernunft im Dienste des Glaubens."
(Hans Albert, dt. Philosoph und Soziologe)
"Ärgert dich dein Auge, so reiss es aus, ärgert dich deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch."
(Heinrich Heine, dt. Dichter, 1797-1856)
"Wenn die Vernunft ein Geschenk des Himmels ist und wenn man vom Glauben das gleiche sagen kann, so hat uns der Himmel zwei unvereinbare, einander widersprechende Geschenke gemacht."
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller u. Philosoph, 1713-1784)
Natürlich zu Recht, und zwar mindestens bis zur Aufklärung und Säkularisierung. Es war kein Wandel aus Einsicht, sondern durch Druck von aussen herbei geführt. Der "kirchliche Afterdienst" hat aber bis heute Bestand.closs hat geschrieben: Kants Ausfälle gegen Kirche und Religion sind deskriptiver Natur - und da zu Recht (er lebt im 18.Jh.).