Hi Halman!
Halman hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Es geschieht tatsächlich etwas Neues. Die Weisheit wird hervorgebracht, kommt zum Einsatz und erschafft Himmel und Erde.
Der Anfang, das Neue, bezieht sich nicht auf die Weisheit sondern auf Himmel und Erde, auf den Beginn der Schöpfung.
Somit stimmst Du mit mir darin überein, dass der Begriff "Anfang" im Sinne von „in initio“ einen zeitlichen Anfang meint, richtig? Fraglich ist nun, woraus sich dieser Anfang bezieht: Auf die [personale] Weisheit oder auf die Schöpfung.
Lesen wir den Vers gem. der katholischen Standartübersetzung:
Zitat aus der
Spr 8:22:
22 Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit;²
Dies lies sich für mich so, dass sich der Anfang auf die
Weisheit bezieht.
Aber Halman, ich wiederhole deinen Satz nocheinmal: "… dass sich der
Anfang auf die
Weisheit bezieht."
Wir sind uns doch eigentlich einig, dass die Weisheit Gottes keinen Anfang hatte!
Wenn man eine Übersetzung verwendet, die die Weisheit Gottes als Geschöpf Gottes darstellt, (der Herr hat mich geschaffen), dann klingt das nach einem zeitlichen Anfang der Weisheit Gottes, ja.
Deshalb halte ich diese Übersetzungen für unlogisch und bevorzuge die logischeren Übersetzungen, nachdenen Gott seine Weisheit "besaß" im Anfang seiner Wege.
Aber ich glaube, wir drehen uns in dieser Frage im Kreis und wiederholen uns.
Halman hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Worum es dir geht ist scheinbar nur, dass dieses "Zum-Einsatz-bringen" gleichzeitig auch der Beginn des "Personseins" der Weisheit sein muss. Warum? Damit Gott nicht von Ewigkeit her mehrpersonal sein möge?
Weil es meinem Textverständnis entspricht.
Schon klar, aber warum entspricht es deinem Textverständnis? Ich sehe gar keinen anderen Grund dafür, der offensichtlichen Logik, dass Gottes Weisheit keinen Anfang hatte, zu widersprechen. Aber dadurch kann Jesus, der diese Weisheit Gottes ist, der Logos, das Wort Gottes, auch keinen Anfang haben und muss ewig Teil des Wesens Gottes sein.
Und dies gilt es scheinbar in deinen Augen auf Biegen und Brechen zu vermeiden.
Halman hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Aber Jesus sagt klar "Ehe Abraham war, bin ich." Und Jesus ist eine Person.
Die Person Jesus Christus sagt "Ich bin die Wahrheit", hatte die Wahrheit einen Anfang?
Jesus ist nicht im philosophisch-abstraktem Sinne die Wahrheit, sondern im theologischem Sinne.
Auch hier widersprichst du einer ganz einfachen Logik. Jesus sagt "ich bin die Wahrheit". Er sagt nicht "ich sage die Wahrheit" sondern "ich bin die Wahrheit". Und er sagt auch an dieser Stelle nicht ich bin der wahre Messias, der wahre Sohn Gottes, der vom Himmel kam, der wahre Retter usw. wie du diese Stelle deutest. Sondern er sagt hier ganz souverän "ich bin die Wahrheit".
Und die Wahrheit ist anfangslos Teil des Wesens Gottes:
"Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge…"
4. Mose 23, 19
"…du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit!"
2. Samuel 7, 28
"Der ganze Inhalt deines Wortes ist Wahrheit"
Psalm 119, Vers 160
"Heilige sie in deiner Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit."
Johannes 17, 17
Jesus, von dem die Bibel sagt, dass er das Wort und die Wahrheit ist, ist folglich ewig Teil des Wesens Gottes.
Halman hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Gott, als Einzelwesen gedacht, würde also nicht nur erst durch die Schöpfung zur Liebe (Gott ist die Liebe) weil Liebe allein nicht möglich ist, sondern er würde auch erst durch die Schöpfung zur Person.
Ein Gott, als Einzelwesen gedacht, wäre nicht von Ewigkeit her das Ganze. Er müsste sich durch die Schöpfung selbst vollenden, die Schöpfung wäre notwendig aus göttlichem Eigeninteresse.
Seltsamerweise sehen dies Juden nicht so. Gott ist logisch nicht fassbar, er durchbricht die menschliche Logik.
Die ewige Vergangenheit Gottes, vor der Schöpfung, vor dem Anfang, vor der Zeugung seines Sohnes, ist für mich ein Mysterium, welches ich nicht begreifen kann. Das muss ich auch nicht.
Auch hier verschließt du dich logischer Überlegungen, weil sie nicht in "dein Bibelverständnis" passen und Jesus zum ewigen Teil des Wesens Gottes erklären. Du hast Recht, dass Gott menschliche Logik durchbricht und dass wir ihn nie in seiner ganzen Dimension erfassen werden.
Aber diejenigen Informationen, die Gott uns gibt, nämlich dass er die Liebe ist und ein personaler Gott, haben logische Konsequenzen, vor denen man sich eigentlich nicht verschließen kann. Außer man hegt ideologische Gründe…
Halman hat geschrieben: Die Formulierung, "gestern, heute und in alle Ewigkeit" setzt keine Ewigkeit voraus, die sich in die Vergangenheit erstreckt, nur eine, die sich in die Zukunft erstreckt.
Und wieder interpretierst du eine Stelle, die eigentlich ziemlich klar Jesus als unveränderlich und ewig bezeichnet, um. Warum? Weil das nach deinem Standpunkt einfach nicht sein darf?
Halman hat geschrieben:Roland hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Christus sitzt zur Rechten Gottes. Daraus entnehme ich, dass Jesus nicht der Gott auf dem Thron selbst sein kann.
Natürlich nicht. Christus ist der Sohn Gottes, da sind wir uns ja einig. Wenn der Sohn Gottes also "zur Rechten Gottes" sitzt, dann sitzt er folglich zur Rechten Gottes des Vaters. So sagen wir es ja auch im apostolischen Glaubensbekenntnis: "Er sitzt zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters". Dieser Platz ist nicht etwa "unterhalb" des Thrones von Gott dem Vater sondern auf einer Ebene mit ihm. Und der rechte Platz ist zudem ein Ehrenplatz!
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Natürlich ist es ein Ehrenplatz, es ist der beste Platz. Dieser ist doch aber nicht gleichrangig mit dem Thron selbst.
Er befindet sich nicht unterhalb des Thrones sondern mit ihm auf einer Ebene. Und das Bild vom Sitzen auf einer Ebene auf dem Ehrenplatz zur Rechten des Vaters, wird ergänzt durch das Bild vom Sitzen Jesu auf demselben Thron, wie der Vater:
"Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und
mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe."
Offb.3,21
"Und ich sah
inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner und sieben Augen hatte; dies sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt über die ganze Erde."
Offb.5,6
Wiederum wird dieses Bild ergänzt durch das Bild von Jesus im Schoß des Vaters:
"Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn,
der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt."
1.Johannes 4, 10
Und dieses Bild wird von Jesus selbst ergänzt, der sagt:
"Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist;"
Johannes 14, 11
Darüber hinaus wird vom wiederkommenden Christus gesagt, dass Er auf dem Thron sitzen wird:
"Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit"
Matthäus 25,31
Gruß Roland