Descartes und die menschliche Seele

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#211 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 9. Okt 2016, 17:36

Pluto hat geschrieben:Fakt ist, Neugeborene sind Atheisten
Für mich ist etwas ganz anderes entscheidend: Kinder sind transzendent angelegt.

sven23 hat geschrieben:Transzendenz und Religion sind eine Frage der Sozialisation. Dazu kann man auf das Experiment mit israelischen Schülern verweisen
Es ist schmerzhaft laienhaft, wenn man normale gruppen-dynamische Dinge für diese Frage verwendet.

Richtig ist, dass die Bilder- und Begriffs-Welt von Transzendenz je nach Kultur unterschiedlich besetzt ist - DAbei handelt sich wirklich um Sozialisation.

Pluto
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#212 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » So 9. Okt 2016, 17:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Fakt ist, Neugeborene sind Atheisten
Für mich ist etwas ganz anderes entscheidend: Kinder sind transzendent angelegt.
Ja. So funzt nunmal das Gehirn. Die meisten Leute wollen an etwas glauben, was ihnen Sicherheit gibt. Sonst hätte das Leben ja keinen Sinn.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Transzendenz und Religion sind eine Frage der Sozialisation. Dazu kann man auf das Experiment mit israelischen Schülern verweisen
Es ist schmerzhaft laienhaft, wenn man normale gruppen-dynamische Dinge für diese Frage verwendet.
Warum?
Ich halte es für eine berechtigte Frage, eine professionelle Studie daraus zu machen.
Und... sie belegt doch, dass du dich irrst.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#213 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 9. Okt 2016, 18:18

Pluto hat geschrieben:Die meisten Leute wollen an etwas glauben, was ihnen Sicherheit gibt. Sonst hätte das Leben ja keinen Sinn.
Machen das Känguruhs auch?

Pluto hat geschrieben:Ich halte es für eine berechtigte Frage, eine professionelle Studie daraus zu machen.
Aber die Studie beweist doch etwas ganz anderes - nämlich dass der Mensch unter gruppen-dynamischen Zwängen beeinflussbar ist. - Dazu gibt es unendlich viele Studien, die auch der Theologie bekannt sind - für die hier von Kubitza dargestellt Interpretation taugt sie nicht, weil dieser Mechanismus IMMER funktioniert.

Pluto
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#214 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » So 9. Okt 2016, 21:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die meisten Leute wollen an etwas glauben, was ihnen Sicherheit gibt. Sonst hätte das Leben ja keinen Sinn.
Machen das Känguruhs auch?
Känguruhs...
Ich verstehe die Frage nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#215 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » So 9. Okt 2016, 22:31

Pluto hat geschrieben:Ich verstehe die Frage nicht.
Welchen Grund sollte das "Tier Mensch" haben, Sinnfragen zu stellen - es würde doch reichen, wenn es raffinierter fasziniert auf Tier-Weise - eben wie ein Kanguruh, nur besser.

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sven23
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#216 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von sven23 » Mo 10. Okt 2016, 06:16

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Transzendenz und Religion sind eine Frage der Sozialisation. Dazu kann man auf das Experiment mit israelischen Schülern verweisen
Es ist schmerzhaft laienhaft, wenn man normale gruppen-dynamische Dinge für diese Frage verwendet..
Warum sollen Religionen nicht gruppendynamischen Zwängen unterliegen? Und wie das Experiment zeigt, können dabei ähnlich bedenkliche Ergebnisse zustande kommen wie in der säkularen Welt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#217 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Mo 10. Okt 2016, 08:20

sven23 hat geschrieben:Warum sollen Religionen nicht gruppendynamischen Zwängen unterliegen?
Tun sie doch auch:
closs hat geschrieben:Richtig ist, dass die Bilder- und Begriffs-Welt von Transzendenz je nach Kultur unterschiedlich besetzt ist - DAbei handelt sich wirklich um Sozialisation.

Diese gruppen-dynamischen Prozesse formen spezifisch "Ausdrucksweisen für etwas" spezifisch - nach Zeit, Kultur, etc. - Ein Jude anders als ein Moslem. - Aber die Grundlage dessen, weshalb geformt wird ("Gott"), ist nicht sozialisiert, sondern im Menschen immanent angelegt.

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#218 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von Pluto » Mo 10. Okt 2016, 09:09

closs hat geschrieben:Welchen Grund sollte das "Tier Mensch" haben, Sinnfragen zu stellen - es würde doch reichen, wenn es raffinierter fasziniert auf Tier-Weise - eben wie ein Kanguruh, nur besser.
Genau so ist es doch. Kängurus haben nun mal nicht einen so ausgeprägten Neocortex wie der Mensch, deshalb sinnen sie wahrscheinlich nicht nach dem Sinn des Lebens, so wie wir Menschen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#219 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von SilverBullet » Mo 10. Okt 2016, 09:45

closs hat geschrieben:Welchen Grund sollte das "Tier Mensch" haben, Sinnfragen zu stellen - es würde doch reichen, wenn es raffinierter fasziniert auf Tier-Weise - eben wie ein Kanguruh, nur besser.
Das Gehirn baut Zusammenhänge für den aktiven Körper auf.
Wenn man also nach dem Hintergrund einer Wahrnehmungsfunktion fragt, sollte man auf den Körper und seine Umwelt schauen.

Die Fähigkeit zum Aufstellen der Frage nach „dem Grund“ bzw. nach „dem Sinn“ geht meiner Ansicht nach auf das menschliche Gruppenverhalten zurück.

Menschen sind als Individuum eher schwach, entwickeln aber ein gigantische Stärke, wenn sie sich koordinieren.
(Die Gruppentendenz ist so stark, dass wir eine aussergewöhnliche Sprachfähigkeit aufbauen und nach 4-6 Jahren sogar die Überzeugung entwickeln, eine „innere Flüsterstimme hören“ zu können)

Damit ein Lebewesen sich mit anderen Lebewesen koordinieren kann, benötigt es Mechanismen, das Verhalten der anderen derart in die eigene Verhaltensweise einzubauen, dass sich eine Gesamtfunktionalität ergibt (ansonsten wäre schnell Schluss mit der Abstimmung).

Wenn der Reaktionsumfang der Lebewesen nicht allzu gross ist, gelingt dies mit relativ wenigen Zusammenhängen (-> Schwarmtiere).
Je mehr Fähigkeiten das einzelne Individuum mitbringt, desto umfangreicher muss auch die Fähigkeit zur Abstimmung sein:
„man muss sich vor einer Gemeinschaftsaktion abstimmen und auch beim Durchführen des Plans, muss das Verhalten des Anderen gedeutet werden können“.

Das ist sozusagen „die Geburtsstunde“ des Begriffs „Absicht“.
Sobald der Zusammenhang der „Absicht/Neigung“ bzw. des „Strebens auf ein Ziel hin“ aufgebaut wird, ist der nächste Schritt, nämlich das Fragen nach „dem Hintergrund“ eine reine Weiterentwicklung.

„Warum“, „Grund“ und „Sinn“ sind Gruppenzusammenhänge des aktiven Körpers.
Menschen sind Gruppentiere.

Tiere, die keine derartigen Gruppen bilden bzw. keine umfangreichen individuellen Fähigkeiten entwickelt haben, bauen den Zusammenhang von „Absicht“ und „Hintergrund“ nicht auf.

FAZIT:
Wenn man philosophisch/religiös das Gruppenumfeld „verlässt“ und das „Leben“ bzw. die „ganze Welt“ in die „Warum“-Frage mit einbezieht, dann verhält man sich vollkommen tierisch-provinziell, ja geradezu anthropozentrisch – was letztlich als Folge „der Ahnungslosigkeit gegenüber sich selbst“ angesehen werden kann.

Die Frage, „wie etwas funktioniert“ bzw. „welche Zusammenhänge man herausfinden kann“, ist viel neutraler und kann weitaus umfangreicher eingesetzt werden.

closs
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#220 Re: Descartes und die menschliche Seele

Beitrag von closs » Mo 10. Okt 2016, 12:43

Pluto hat geschrieben:Kängurus haben nun mal nicht einen so ausgeprägten Neocortex wie der Mensch, deshalb sinnen sie wahrscheinlich nicht nach dem Sinn des Lebens, so wie wir Menschen.
Klar - aber welchen Sinn macht es, dass ein Tier nach dem Sinn des Lebens fragt?

SilverBullet hat geschrieben:Tiere, die keine derartigen Gruppen bilden bzw. keine umfangreichen individuellen Fähigkeiten entwickelt haben, bauen den Zusammenhang von „Absicht“ und „Hintergrund“ nicht auf.
Auch hier die Frage: Welchen Sinn hat es, nach Hintergründen zu fragen? - Es wäre doch tierisch einfacher, wenn ein entwickeltes Tier ganz einfach besser programmiert wäre und sinnfrei erfolgreich überlebt.

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