Es bezieht sich doch nicht nur auf die heutige Zeit. Wer außer dem Christentum hat denn in den letzten 2000 Jahren einen dreifach gefalteten Gott erfunden?closs hat geschrieben:Wenn eine Epoche dementsprechend eingestielt ist, wird es einfach nicht verstanden. - Hat es "der Mann auf der Straße" vor 500 Jahren verstanden? Sicherlich theologisch genauso wenig - ABER: Damals hat man kein para-aufgeklärter Alternativen gehabt, die sich als Alternative aufgeschwungen haben. - Im Grunde wird heute etwas auf Halbzeug-Niveau verständnismäßig ersetzt, statt gar nicht zu ersetzen - mal ehrlich: Was ist besser?sven23 hat geschrieben:Tja, sag das mal den Milliarden, die es "geistig" nicht verstehen.
Du tust gerade so, als habe es nicht innerhalb des Christentums einen erbitterten Streit um die Trinität gegeben. "Geistig" läßt sie sich genau so gut be- wie widerlegen, weil "Geistiges" immer für Willkür und Beliebigkeit steht.closs hat geschrieben:Kubitza steht für dieses Halbzeug. - Denn das von ihm unterstellte Motiv ist seine Erfindung - wirkt auf ihn wahrscheinlich "aufgeklärt".sven23 hat geschrieben:Trinität ist eine nachträgliche Erfindung der Kirchenväter, um einen Weg zu finden, alle Legenden irgendwie unter einen Hut zu bekommen.
closs hat geschrieben: Der tatsächliche Grund war, dass man theologische Ausdrucksformen finden wollte, die biblische Wahrheiten greifbar zusammenfassen - und das ist mit der Trinität auch aus meiner Sicht gut geglückt. - Selbstverständlich ist richtig, dass "Trinität" ein theologisch entwickelter Begriff ist und nirgends so in der Bibel steht - wie auch?
Die ethische Rückständigkeit vor allem des Alten Testaments und seines Gottes nehmen sie nicht
wahr, sondern reden im Sinne der Dogmatik von einem liebenden Gott. Dass Jesus in den Evangelien
als Rabbi, Prophet und Lehrer angesprochen wird, überlesen sie, denn für ihre Dogmatik ist er ja
bereits wahrer Gott und Teil einer Trinität, die erst Jahrhunderte später dogmatisiert wurde. Dass er
selbst und seine Anhänger noch Jahrzehnte der festen Überzeugung waren, das Reich Gottes stünde
unmittelbar bevor, wie er es „vorausgesagt“ hatte, ignorieren sie, denn der Gottmensch Jesus kann
sich ja nicht geirrt haben. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ignoranz wird als Glaubensstärke
verkauft, kritisches Nachfragen als Anfechtung.
Kubitza, Der Dogmenwahn
Wobei erst mal festzulegen wäre, was das "Wahre" ist.closs hat geschrieben: Immer dasselbe: Das Wahre wird immer rechts und rechts eingekesselt von Unwahrheit.
Doch, genau das bedeutet es. Der Jude Jesus war noch "alttestamentarisch" sozialisiert oder besser gesagt, in der jüdischen Tradition engestielt, denn ein Alters Testament gab es damals noch nicht, auch kein Neues Testament.closs hat geschrieben:Das stimmt doch auch alles - aber es ist nicht in dem Sinne gemeint, dass ein himmlisches Reich "haptisch" ins Dasein einbricht - so zu denken, wäre alttestamentarisch.sven23 hat geschrieben:So wie es die Forschung gezeigt hat, bestand der größte Paradigmenwechsel darin, dass Jesus die Gottesherrschaft im Gegensatz zum traditionellen Judentum schon als angebrochen ansah. Die endgültige Wende stand unmittelbar bevor. Seine Aufgabe sah er darin, die jüdischen Glaubensgenossen noch rechtzeitig zur Umkehr zu bewegen.
Was die Schreiber gemacht haben, sind allesamt Rückprojektionen ihrer eigenen Theologie in die Zeit Jesus hinein. Der Wanderprediger eignete sich deshalb besonders gut dafür, weil er schon einige Jahrezehnet tot war und sich nicht mehr wehren konnte. Nur ein toter Jesus war für Paulus ein guter Jesus.
"Im Gegensatz zur Tradition sah Jesus aber bereits seine Gegenwart durch die in seiner Wirksamkeit hereinbrechende Gottesherrschaft geprägt (Lk 11,20; vgl. 10,18). Die entscheidende Heilswende vollzieht sich bereits. Die endgültige Vollendung der Königsherrschaft Gottes steht mit Gewissheit unmittelbar bevor (vgl. Mk 1,15f.; Mt 5,3f.par)."
Quelle: bibelwissenschaft