Münek hat geschrieben:Wenn es diese Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen gab und gibt, wieso weisen dann die exegetischen Verfasser von Jesusbüchern nicht auf diese kontroversen Auffassungen hin?
Nach dem, was ich höre: Weil es längst ausdiskutiert ist. - Man greift von der HKM Sachergebnisse ab, lässt ihnen interpretativ ihre methodischen Sandkasten - und gut ist.
Münek hat geschrieben: Ich würde Deine Behauptungen gerne selbst schwarz auf weiß überprüfen.
Ich müsste selber suchen - und werde diesen Aufwand nicht betreiben, werde Dich aber unterrichten, wenn ich wieder mal über was stolpere.
Wir haben hier folgendes Problem:
Wenn von "HKM-Exegese" (wik: "zentrale Aussagen, Inhalte und Strukturmerkmale eines Textes sollen für den Leser verdeutlicht und zugänglich gemacht werden") die Rede ist, wird das in der Theologie als praktische, philologische Leistung verstanden - quasi als Vorstufe der Hermeneutik, in der erst im größeren Kontext ausgelegt wird. - Mit anderen Worten: Die HKM-Exegese wird in der Theologie weitgehend gar nicht über deren rein praktisch-technische Funktion hinaus wahrgenommen - zumindest scheint dies die Praxis in der Theologie zu sein (was ich übrigens gut nachvollziehen kann).
Ich habe wirklich und immer mehr den Eindruck, dass unsere hiesige Diskussion innerhalb der Theologie so was von gegessen ist - und eigentlich ein klassisches Dissidenten-Thema ist, das eigentlich nur in einem Kritiker-Kreis aktuell ist. - Katholische, evangelische und orthodoxe Theologen von Dorf-Pfarrer bis Uni-Dozent (mehr Überblick habe ich leider nicht) kennen alle dieses Thema, beachten es aber nicht, weil es darauf längst Antworten gibt. - Mehr kann ich Dir achselzuckend im Moment nicht sagen.
Münek hat geschrieben: Für diesen Dogmatiker ist das "Reich Gottes" nicht der kurz bevorstehende universale Anbruch der Gottesherrschaft auf Erden, sondern "Jesus in Person".
Das ist auch die Grundhaltung in evangelischen und orthodoxen Kreisen - Ratzinger steht da überhaupt nicht allein. - Das ist gleichsam die Kernaussage des Wortes "Erlösung".
Münek hat geschrieben:"Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks, bis an den Tag, an dem ich aufs neue davon trinken werde "im Reich Gottes".
Kann es sein, dass er diese Worte kurz vor dem Kreuzgang sagt? - Wenn ja, dann ist das "Reich Gottes" mit dem Kreuz da - logisch wird er vorher nichts mehr trinken.
Münek hat geschrieben:Huch

- er selbst IST das "Reich Gottes", trinkt aber später Wein IM "Reich Gottes"? In sich selbst?
So kommst Du diesem Thema nicht näher - das sind Wortspielereien.
sven23 hat geschrieben:Deine Fragestellung war, ob Wissenschaft etwas untersuchen kann, was "methodisch nicht vorgesehen" ist. Und die Antwort war: ja, es gab solche Versuche der sog. Parawissenschaft. Dabei kam aber nichts raus
OK - sorum geht auch. - Ja - kritisch-rationale Wissenschaft kann nichts untersuchen, was methodisch nicht vorgesehen ist - und Parawissenschaft ist nun wirklich keine kritisch-rationale Wissenschaft.
Und jetzt? - Damit sagst Du doch, dass der historische Fall, dass Jesus göttlich ist/war, von der HKM gar nicht aufnehmbar sein kann - nicht wahr? - Die HKM MUSS hoffen, dass Jesus nur ein Mensch war, damit ihr System nicht wackelt.
Das ist übrigens überhaupt keine Kritik an der HKM: Sie soll tun, was sie KANN (was wertvoll genug ist) - aber eben nicht MEHR.
sven23 hat geschrieben:Wo sind die Beweise? Ich meine jetzt nicht die gängigen Zirkelbeweise.
In MEINEM weiten Verständnis von "ZIrkel-Beweis" SIND es Zirkelbeweise, weil es gar nicht anders geht. - Genauso wie die HKM Jesus NIE Gott sein kann - aufgrund ihrer anderen Grund-Setzungen.
sven23 hat geschrieben: deshalb ist deine Behauptung, jeder mathematische Beweis würde auf einem Beweisfehler beruhen, Unsinn.
Nicht auf einen "Beweisfehler", sondern auf einer "Zirkelereferenz" - nimm das Wort "Zirkelreferenz" halt mal wörtlich: Der Beweis ist nur in Referenz auf dessen Voraussetzung und deren Spielräume möglich.
Es ist zu wenig, "Zirkelreferenz" auf handwerklich Stockfehler zu reduzieren ("Beweisfehler") - es steckt viel mehr dahinter.
sven23 hat geschrieben:Man hat oft den Eindruck, sie wollen gar nicht verstanden werden, wenn sie mit Verschwurbelungsrethorik geweihte Nebelkerzen verstreuen, um die Widersprüche ihrer Argumentationen hinter einer Nebelwand verschwinden zu lassen. Dafür gibts unendlich viele Beispiele.
Das gibt es AUCH. - Was natürlich umgekehrt als Steilvorlage genutzt wird, selber nichts verstehen zu müssen.
sven23 hat geschrieben:Du hast doch oben selber behauptet, dass Kanoniker Gott beweisen.
"Beweisen" - ja. - "Beweis" ist Folge einer Setzung und sagt erst mal gar nichts darüber aus, ob es ontologisch der Fall ist. - Ich kann auch beweisen, dass Du 4 Ohren hast, wenn ich setze, dass jeder Mensch 4 Ohren hat und Dich danach frage, ob Du Mensch bist - sagst Du "ja", kann ich mein q.e.d. machen. - Beweise sind wie Statistiken - je nach Ansatz kommt Unterschiedliches raus.
sven23 hat geschrieben:Doch, genau diesen meint die historische Jesusforschung
Da überhebt sie sich aber schnell - denn: Wenn Jesus göttlich ist/war, ist er eine Singularität. Da gelten an sich bewährte HKM-Regeln nicht mehr.