Das heißt aber auch, in "geistigen" Dingen herrscht Willkür und Beliebigkeit. Beides kann ja nicht gleichzeitig richtig sein. Deshalb sollte man sich auf die hisorische Jesusforschung verlassen, die die Kompetenz dazu hat.closs hat geschrieben:Korrekt - je nach weltanschaulicher Ausgangslage. Allerdings geht vieles auch grundsätzlich nicht, aber auf anspruchsvoller Ebene geht viel - u.a. die islamischen und jüdischen Auffassungen.sven23 hat geschrieben: Und deshalb können Islam und Judentum auch plausibel und nachvollziehbar innerhalb ihres geistigen Systems begründen, warum Jesus nur ein Endzeitprophet und Wanderprediger war.
Und psychologische oder psychiatrische Grundlagen wären ihrerseits wieder zirkelreferent.closs hat geschrieben:Insofern ja, dass dies eine historische Aussage ist und sich auf historische Grundlagen/Bewertungen bezieht - und bspw. nicht auf psychologische oder psychiatrische Grundlagen.sven23 hat geschrieben:Du könntest genau so gut behaupten, dass der Satz "Hitler war ein Diktator" eine zirkelreferente Aussage sei.

Das ist aber nicht die Definition von Zirkelreferenz, bzw. Zirkelbeweis, die du wieder mal nach eigenem Gutdünken zusammenbastelst.
"Ein Zirkelschluss, Zirkelbeweis, logischer Zirkel, Diallele oder auch Hysteron-Proteron (aus altgriechisch ὕστεÏον Ï€ÏότεÏον [hýsteron próteron], wörtlich etwa „das Spätere [ist] das Frühere“),[1] ist ein Beweisfehler, bei dem die Voraussetzungen das zu Beweisende schon enthalten. Es wird also behauptet, eine Aussage durch Deduktion zu beweisen, indem die Aussage selbst als Voraussetzung verwendet wird. Er wird auch als Circulus vitiosus (aus lateinisch circulus vitiosus, wörtlich fehlerhafter Kreis)[2] oder Teufelskreis [3] bezeichnet und sollte zudem nicht mit dem Pleonasmus, einer Kombination gleichbedeutender Wörter, verwechselt werden.
Beim Zirkelschluss wird eine These in einem Argument durch Schlussfolgerung aus Prämissen abgeleitet, deren Gültigkeit ebenso fragwürdig ist wie die der These, auch wenn sie glaubwürdiger klingen oder den Eindruck erwecken, unabhängig von der Akzeptanz der These gültig zu sein. Dies stellt eine Verletzung des Satzes vom zureichenden Grunde dar. Der Selbstbezug kann auch über mehrere Stufen geschehen, sodass der Zirkelschluss dem unvorsichtigen Betrachter, oder gar dem Urheber selbst, verborgen bleibt."
Quelle: Wikipedia
Es ist also Unsinn, die Aussage, Hitler war ein Diktator, als Zirkelschuss zu bezeichnen. Thaddäus hatte das dir doch schon mehrmals ausführlich erklärt.
Doch, es ist ein Beweisfehler, siehe oben.closs hat geschrieben: "Zirkelreferent" heisst doch nicht "falsch", sondern "in Bezug auf eine vorher gewählte Perspektive".
Warum sollte da überhaupt ein Widerspruch bestehen?closs hat geschrieben: - Insofern ist Hitler historisch-kritisch eine Diktator und aus meiner Sicht auch historisch ein Diktator.
Den Widerspruch konstruierst du doch nur aus ideologischen Gründen.closs hat geschrieben: - Jesus hat möglicherweise historisch-kritisch eine Naherwartung und aus meiner Sicht historisch (= "wirklich") KEINE Naherwartung - diese Differenz entsteht dadurch, dass die HKM den Fall Jesus = "Gottes Sohn"/Gott nicht auf dem Schirm haben kann.
Eben, es ist ein kommen und gehen bei den Göttern.closs hat geschrieben:Materialistische, esoterische, psychologische, spirituelle Wahrnehmung - alles da, richtig. - Aber was setzt sich durch, wenn man dem Wesen dessen, was man untersucht, gerecht werden will? Und diesbezüglich haben unterschiedliche Zeiten unterschiedliche Vorlieben - die übrigens in 100 Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit anders sein werden als heute.sven23 hat geschrieben:An "Wahrnehmungsvielfalt" herrscht mit Sicherheit kein Mangel. Wieso sollte sonst der Esoterikmarkt so boomen?

Die Forschung bewertet doch nicht. Sie stellt ganz nüchtern und sachlich fest, dass Jesus auf Grund der Quellenlage eine Naherwartung hatte. Oder hast du irgendwo gelesen, dass ein Theologe sagte: wie konnte der Depp nur? Nein, es ist eine sachliche Feststellung auf Basis der literarischen Quellen. Und da sie praktisch schon bei Abfassung der Evangelien ein Irrtum war, ist sie nur erklärbar, wenn sie die Autorität des historischen Jesus hat beanspruchen können, mit all den sich daraus ergebenden Problemen der Parusieverzögerung und Fälschungen, die den Schreibern notwendig erschienen, um den Irrtum irgendwie noch umzubiegen.closs hat geschrieben:Doch - von außen, aber nicht von innen bewertend.sven23 hat geschrieben:Das heißt, die Forschung darf das Glaubenskonstrukt gar nicht beschreiben.
Das machen Kanoniker aber nicht. Sie sagen nicht wie closs, das ist ja nur Rezeption, weil dann auch Heilsgeschichte und alles andere "nur" Rezeption sein kann.closs hat geschrieben:Das wiederumg geht: "Nehme ich folgende Rezeptionen aus folgenden Zeiten nach folgenden Bewertungungen zugrunde, dann ...".sven23 hat geschrieben:die Forschung beurteilt literarische Quellen und nach diesen hatte der Protagonist eine Naherwartung
Auch das ist nicht haltbar. Er war sogar in vielen Dingen anders, als in den Quellen beschrieben. Vieles ist legendenhaft und erfunden. Kanoniker und Glaubensogmatiker wollen davon natürlich nichts wissen.closs hat geschrieben: Er ist ja eh nicht anders, als in den Quellen beschrieben -
Hat Strauss doch gemacht. Es brachte aber nicht das von dir gewünschte Ergebnis. Ist aus meiner Sicht auch Unsinn.closs hat geschrieben:Wie oft denn eigentlich noch? - ALLE historischen Möglichkeiten sollen beachtet werden - sowohl "Es gibt Gott" als auch "Es gibt Gott NICHT". - FALLS man ergebnisoffen vorgehen möchte.sven23 hat geschrieben:Also verlangst du doch, dass die Forschung Gott vorrauszusetzen habe.
Das sind unsinnige Kategorien. Die Forschung untersucht Textquellen, Punkt.closs hat geschrieben:Natürlich kann sich die biblische Wissenschaft aufteilen in "Wir-setzen-es-gibt-Gott-Forschung" und "Wir-setzen-es-gibt-NICHT-Gott-Forschung" - dann muss es die HKM aber sagen - die Kanonik tut's ja schon.sven23 hat geschrieben: Das ist aber das Feld der kanonischen Exegese, das die Forschung den Kanonikern nicht streitig machen will.
Eben, über ihre Zeit, also die Zeit der Schreiber. Die Texte sind allesamt Rückprojektionen in die Zeit Jesu. Dass da nicht mehr viel historisches dabei sein kann, ist verständlich.closs hat geschrieben:Möglich - dann hat man eben nur sekundäre Quellen zur Verfügung, die sicherlich viel über ihre Zeit aussagen.sven23 hat geschrieben:Keiner der biblischen Schreiber war dabei, das ist ja das geile.
Ein Gerd Theißen, der voller Lobeshymnen für die Nächsten- und Feindesliebe ist, soll davon nichts verstehen?closs hat geschrieben: Das ist doch gerade das "nahe Gottesreich", dass der Mensch noch heute unmittelbar geistes-real bei Gott/Jesus ist (etwa "Liebe Deinen Nächsten") - aber das sind keine HKM-Fragen - davon versteht sie nichts - und das ist wahrlich kein Vorwurf.

Gehts noch?
Finde dich damit ab, dass du nicht eine historisch Gestalt verehrst, sondern eine weitgehend literarische Kunstfigur, einen Mythos. Manche Gläubige, auch hier im Forum, akzeptieren das sogar.closs hat geschrieben:Jegliche kreative Auseinandersetzung ist eine Neuschöpfung - auch hier wieder: Ist sie jesus-authentisch oder nicht? - Wenn ja, entspricht sie der historischen Realität Jesu. - Egal, wann sie geschrieben wird.sven23 hat geschrieben: Der unbekannte Schreiber hat seine eigene Theologie dem toten Wanderprediger Jesus untergeschoben. Aber beileibe kein Einzelfall in den Evangelien.
Provinziell ist wohl eher der Aberglaube an Geister und Dämonen.closs hat geschrieben:Du machst Du was vor. - In der HKM dürfte bspw. der Satz "Jesus ist Gott" nicht sein. - Deine Selbstimmunisierung geht dahin, dass Du meinst, "Forschung" sei etwas setzungs-loses, das universal ergebnisoffen sei - das ist geistig rührend provinziell gedacht.sven23 hat geschrieben: Bei Kanonikern kann nicht sein, was nicht sein darf. In der Forschung eine indiskutable Position.

Wer sagt denn außer dir, dass die anderen rausfliegen sollen?closs hat geschrieben:Das gilt dann, wenn man "Wissenschaft" rein materialistisch definiert - dann würden auch Sprachwissenschaften und Kunst-Wissenschaften rausfliegen - Musik auch. - Du hast da einen sehr einseitigen Wissenschafts-Begriff.sven23 hat geschrieben:Natürlich werden sie gebraucht, und zwar als Alibi für den Verbleib an den Unis.
closs hat geschrieben:Dann rechne mal die Kosten für atheistische Disziplinen dagegen (Analytische Philosophie, weltanschauungs-orientierte Geschichtswissenschaften, etc.). - Dann sollte man Unis ganz zu machen - uni-versitas = Die Bezeichnung Universität (von lateinisch universitas ‚Gesamtheit‘) charakterisiert begrifflich im Wissenschaftsbereich ganz allgemein eine umfassende Bildungseinrichtung. - An deren Stellen können dann rein utilitaristische Fachzentren entstehen. - Willst Du das?sven23 hat geschrieben: Fast 300 Mio € kostet das den Steuerzahler jährlich.
Das Ärgernis ist doch wie so oft bei der Kirche: sie erhält Geld vom Staat, also dem Steuerzahler, hat aber trotzdem das sagen. Eine wirklich freie und unabhängige Forschung ist so gar nicht gewährleistet.
Ich bleibe dabei: Theologie an Universitäten ist ein Anachronismus.