Münek hat geschrieben:Die biologische Aussage der immerwährenden körperlichen Jungfrauschaft Marias steht im Zentrum des Dogmas.
Ja - aber nicht aus biologischen, sondern aus geistigen Gründen. Gäbe es keine geistigen Gründe, würde sich die RKK nicht dafür interessieren.
Münek hat geschrieben: Der anwesende Dominikaner hat daraufhin Ratzingers Aussage als FALSCH bezeichnet, auf die sie sich nicht berufen dürfe.
So wie sie verstanden worden war, war sie wahrscheinlich auch falsch. - Die Frage ist doch, ob sich Ratzinger danach INHALTLICH revidiert hat, oder ob er nur die Formulierung geändert hat, weil er gemerkt hat, dass es zu Fehlinterpretationen kommt, die man durch eine andere Formulierung vermeiden kann.
sven23 hat geschrieben:Die HKM tut dies ohne Zweifel, Kanonik nicht, deshalb ist sie in der historischen Jesusforschung unbrauchbar.
Im Sinne von Antons Definition von "Wissen" kann das hinkommen - das heißt aber dann, dass "Wissenschaft" an sich nur EIN methodisches Konstrukt ist. - Nach dieser Definition von "WIssenschaft" ist diese kein Bench-Marker, also keine verbindliche Orientierungs-Größe zur Erkenntnis-Gewinnung. Dann kann man sogar sagen, dass Wissenschaft in der Theologie nichts zu suchen hat.
Wir müssen uns entscheiden:
1) Wissenschaft ist das für alle Fragestellungen anzustrebende universale Mittel der Wahl - dann funktioniert dieser/Dein Wissenschaftsbegriff nur, wenn er universal und nicht nur methodisch ergebnisoffen ist - man müsste dann also auch historisch mögliche Fälle untersuchen können wie "Wie würde man interpretieren, wenn Jesus 'Gottes Sohn'/Gott wäre?".
2) Wissenschaft ist Mittel der Wahl bei naturalistischen Fragestellungen und sonst nichts - dann kann die HKM keine eigene Instanz innerhalb der Theologie sein.
Beides gleichzeitig geht nicht.
sven23 hat geschrieben:Aber doch nicht in der historischen Jesuforschung.
Prinzipiell richtig - nur: Was bleibt da noch übrig? - Unter "historischer Jesusforschung" verstehe ich, ob er unter seiner Soutane eine Unterhose trug bzw. was die Quellen-Ersteller geglaubt haben - aber nicht, ob er eine Naherwartung hatte. Aus folgendem Grund: Es kann doch nicht sein, dass man methodische Jesüsser gegenüberstellt "MEIN historisch-kritischer Jesus - MEIN kanonischer Jesus", der jeweils der wirklich-historische Jesus gewesen sein kann.
sven23 hat geschrieben:die Forschung untersucht die Entstehung diese Kultes und beschreibt die nachträgliche Vergottes des Wanderpredigers
Unter religions-wissenschaftlichen Aspekten kann man das tun - aber das hat nichts mit "Theologie" zu tun.
sven23 hat geschrieben:Dann müssten Kanoniker eingestehen, dass es in den Evangelien keine authentischen Jesusworte gibt, sondern nur Rezeption der Schreiber.
Das schließt sich doch nicht aus - es ist herauszufinden, welche der tradierten Jesus-Worte authentisch sind oder nicht. - Nur ist auch hier die Antwort abhängig von der Methodik, die man anlegt: Die HKM macht es "mechanistisch" (ist nicht abwertend gemeint), die Kanonik macht es spirituell.
sven23 hat geschrieben: Alle Jesusworte sollen angeblich authentisch sein, weil ja vom Heiligen Geist inspiriert.
Hier sehe ich auch ein Problem, das sich die Kirchen selber eingebrockt haben. - Allerdings gibt es hier noch eine ganz andere Sache:
Wie sind überlieferte Jesus-Worte zu unterpretieren, wenn man geistig-inspiriert interpretiert? Dann kommt nämlich bei DENSELBEN Worten in er Regel etwas anderes raus. - Konkret: Ich habe erst hier im Forum gelernt, wenn man rein "mechanistisch" und nicht "geistig-inspiriert" Aussprüche Jesu inspiriert. - Da kommen nicht selten - das ist jetzt meine persönliche Wertung - Kalauer heraus, auf die man als geistig Interpretierender nie kommen würde.
Wäre diese Diskussion nicht so ideologisch aufgeladen, wäre die redliche Lösung schnell gefunden:
Falls Jesus nur Mensch ist, ist die HKM die beste Methode, um seine historischer Wirklichkeit authentisch zu treffen - Falls Jesus auch "Gottes Sohn"/Gott war, ist die Kanonik die beste Methode, um seine historischer Wirklichkeit authentisch zu treffen. - Für neutrale Methodiker läge diese Lösung auf der Hand, weil sie einfach logisch ist.
sven23 hat geschrieben: Der Glaube an Gott beweist nicht Gott, sondern lediglich den Glauben an ihn.
Absolut richtig - genauso wie der Nicht-Glaube an Gott nicht die Nicht-Existenz Gottes beweist. Beides sind Setzungen, auf denen unterschiedliche Methodik folgerichtig das Mittel der Wahl ist.